Maßnahmen der Landesregierung - Öffentliches Leben in Brandenburg wird deutlich eingeschränkt

Do 12.03.20 | 20:47 Uhr
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Archivbild: Eine lange Besucherschlange steht vor dem Museum Barberini in Potsdam. (Quelle: dpa/M. Thomas)
Video: Brandenburg Aktuell | 12.03.2020 | I. Alboga | Bild: dpa/M. Thomas

Auch das Land Brandenburg will mit dem Verbot von Großveranstaltungen das Coronavirus eindämmen. Angekündigt wurden am Donnerstag gleich mehrere Maßnahmen, die ab sofort gelten. Die Landeshauptstadt geht sogar noch weiter als die Landesregierung.

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Brandenburg steht vor deutlichen Einschränkungen für das öffentliche Leben und für Rückkehrer aus Risikogebieten, um eine schnelle Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zu verhindern.

Bereits am Mittwochabend hatte die Gesundheitsministerin des Landes, Ursula Nonnemacher (Grüne), im rbb-Fernsehen angekündigt, dass auch in Brandenburg Veranstaltungen ab 1.000 Teilnehmern bis auf Weiteres verboten sind. Am Donnerstag konkretisierte sie in Potsdam diesen Schritt und kündigte zudem weitere Maßnahmen an.

Neben dem Verbot von Großveranstaltungen im Land werden auch kleinere Veranstaltungen scharf reglementiert. Veranstaltungen mit mindestens 100 Teilnehmenden müssen den Kreisbehörden schriftlich angezeigt werden, so Nonnemacher.

Reise-Rückkehrer aus Krisengebieten in Quarantäne

Verschärft wurden auch die Vorgaben für alle Reise-Rückkehrenden: Personen, die sich innerhalb der vergangenen 14 Tage in einem Risikogebiet oder einem besonders stark betroffenen Gebiet aufgehalten haben, dürfen für einen Zeitraum von 14 Tagen beginnend ab der Rückkehr Einrichtungen wie Kitas, Schulen, Hochschulen, Heime, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen nicht betreten.

In Krankenhäusern gelte dies natürlich nicht für behandlungsbedürftige Patienten, betonte die Gesundheitsministerin. Für medizinisches Personal, das sich in Risikogebieten aufgehalten hat, gelten Ausnahmen: Ohne Symptome darf es in medizinischen Einrichtungen zwar arbeiten, muss aber bei Kontakt mit Patienten Schutzausrüstung tragen. Außerdem wird bei ihnen kontinuierlich ein Corona-Test gemacht.

Nonnemacher betonte, es gehe weiter darum, das Infektionsrisiko zu senken und die Ausbreitung so gut es geht einzudämmen oder zumindest zu verlangsamen. Inzwischen sind 30 Menschen in Brandenburg mit dem Virus infiziert.

Schubert: Nikolaisaal und Hans-Otto-Theater sind geschlossen

Inzwischen haben schon mehrere Kommunen in Brandenburg auf die Vorgaben reagiert und zahlreiche Absagen angekündigt. Die Stadtverwaltung von Frankfurt (Oder) hat drei für die kommenden Tage geplante Veranstaltungen untersagt. Dabei geht es um "Wagners Ring ohne Worte" im Rahmen der Musikfesttage. Die Veranstaltung war für  Samstagabend (14. März) im Kleist-Forum geplant. Zudem entfallen das ebenfalls für Samstag geplante Konzert "Bibi & Tina" in der Messehalle 1 sowie der für kommenden Mittwoch geplante "MOZ-Talk mit Musik" im Kleist-Forum.

Die Landeshauptstadt Potsdam geht noch über die von Nonnemacher angekündigten Maßnahmen hinaus. So will Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) nach Informationen der "Potsdamer Neuste Nachrichten" alle Partys und Konzerte ab 100 Personen untersagen. Auch sämtliche Museen und Bibliotheken der Stadt sollen bis nach Ostern geschlossen bleiben. Dass das Museum Barberini vorerst geschlossen bleibt, war schon am Mittwoch bekannt geworden.

Auch das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum sowie das Brandenburgische Landeshauptarchiv sagen alle öffentlichen Veranstaltungen ab und schließen für den Publikumsverkehr.

Schubert sprach am Donnerstagabend im rbb-Fernsehen von "schmerzhaften Entscheidungen", denen auch in Potsdam weitere folgen würden. "Den Nikolaisaal und das Hans-Otto-Theater haben wir per sofort geschlossen, ab Freitag sind Bibliotheken nicht mehr geöffnet. Das sind notwendige Maßnahmen", so Schubert. Sollten Schulen flächendeckend geschlossen werden, müsse man sich um Notdienste kümmern, die Eltern bei der Beaufsichtigung ihrer Kinder helfen, so Schubert.

Museumsschlösser sind geschlossen

Auch das Staatstheater Cottbus hat inzwischen bis auf Weiteres alle Veranstaltungen in allen Spielstätten abgesagt. Das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst an den Standorten Cottbus und Frankfurt (Oder) ist ab sofort für die Öffentlichkeit geschlossen. Gleiches gilt für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg [spsg.de] mit ihren Museumsschlössern in Potsdam, Brandenburg/Havel und Berlin. Abgesagt werden zudem auch alle in diesem Zeitraum geplanten Veranstaltungen. Zugleich ist der Online-Ticket-Verkauf für diesen Zeitraum ausgesetzt. Mit Ausnahme der Pfaueninsel in Berlin bleiben derweil alle Park- und Gartenanlagen der Stiftung weiterhin für Besucher geöffnet.

Die Gedenkstätten der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten in Sachsenhausen, Ravensbrück, Potsdam, Brandenburg an der Havel und im Belower Wald werden ab Samstag geschlossen. Die für Mitte April geplanten Gedenkveranstaltungen anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung der Konzentrationslager werden komplett abgesagt.

Allen weiteren Museen, Theatern und Kultureinrichtungen im Land hat das Kulturministerium inzwischen dringend empfohlen, bis auf Weiteres zu schließen.

Sendung: Brandenburg aktuell, 12.03.2020, 19:30 Uhr

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5 Kommentare

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  1. 5.

    Und Berlin? Schlaft erstmal.?

  2. 4.

    Und das geht jetzt bis ca. mitte April? Verstehe ich das richtig. Ewig kann man das jedenfalls nicht durchziehen. Kann ich mir nicht vorstellen.

  3. 3.

    Vielen Dank für die sachliche Berichterstattung und die Zusammenstellung der wichtigsten Fakten. Weiter so.

  4. 2.

    Geht Brandenburg ersthaft immer noch davon aus kein "Risikogebiet" zu sein? Das Virus ist da, es ist vielleicht nur noch nicht klinisch bestätigt.

  5. 1.

    Und was macht Berlin, lässt kleinere Zusammenkünfte weiter zu.

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