"Für die nächsten Stunden und Tage" - Brandenburg schließt Ausgangsbeschränkungen zunächst aus

Fr 20.03.20 | 19:22 Uhr
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Brandenburg, Potsdam: Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident von Brandenburg, gibt ein Statement zur aktuellen Lage. (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Video: Brandenburg Aktuell | 20.03.2020 | Auszug Pressekonferenz mit Dietmar Woidke | Bild: dpa/Soeren Stache

Brandenburgs Ministerpräsident Woidke zeigt sich mit dem bisherigen Erfolg der Corona-Maßnahmen zufrieden. Ausgangssperren schließt er vorerst aus. Zudem plant Gesundheitsministerin Nonnemacher fast doppelt soviele Beatmungsplätze.

Was Sie jetzt wissen müssen

Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat sich in einer Pressekonferenz am Freitag zufrieden mit der Wirkung der bisherigen Corona-Maßnahmen gezeigt. Ausgangsbeschränkungen, wie sie am Freitag einige Bundesländer verhängt hatten, könne er für diese Bundesländer zwar nachvollziehen, sagte Woidke, er schloss sie aber für Brandenburg zunächst aus: "für die nächsten Stunden und Tage zumindest". Man werde aber am Wochenende die Situation genau beobachten. Für Sonntag ist eine Besprechung der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geplant.

In Brandenburg müsse man wegen der Dauer der Inkubationszeit nun weiter abwarten, wie die erfolgreich die bisherigen Schritte waren. "Wir müssen auch leider damit rechnen, dass die Dynamik in den nächsten Tagen weiter zunimmt." Er habe für Brandenburg aber einen "sehr guten Eindruck", sagte Woidke. "Mich freut besonders, dass nicht nur die restriktiven Maßnahmen gut umgesetzt worden sind", so der Ministerpräsident, "sondern dass sich auch das Verhalten der Menschen im Land verändert hat."

"Nicht in zwei oder drei Wochen vorbei"

Es brauche bei jedem Brandenburger und bei jeder Brandenburgerin Verständnis für die derzeitige Situation: "Die Maßnahmen, die wir verhängen, wirken nur, wenn jeder einzelne verstanden hat, dass wir in einer sehr, sehr ernsten Situation sind und jeder einzelne nicht nur Verantwortung für sich, sondern auch für seine Familienmitglieder und Nachbarn übernimmt." Er appellierte inbesondere an junge Menschen, sich solidarisch zu verhalten und nicht die Gefahr unterschätzen, der auch Jüngere momentan ausgesetzt sind.

Man müsse sich zudem auf eine längere Zeit einstellen, sagte Woidke: "Es wird nicht in zwei oder drei Wochen vorbei sein."

232 bestätigte Corona-Infektionen in Brandenburg

Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen in Brandenburg hat sich am Freitag auf 232 erhöht (Stand: 8 Uhr). 28 bestätigte Fälle seien im Vergleich zum Vortag hinzugekommen, teilte das Gesundheitsministerium in Potsdam mit. Neu gemeldet wurden demnach zehn Coronavirus-Infektionen in Potsdam, in der Landeshauptstadt verdoppelte sich damit die Zahl auf 20. Acht Infektionen kamen in Barnim dazu, sechs in Oberhavel. Jeweils zwei neue Infizierte verzeichneten Cottbus und Brandenburg/Havel.

Brandenburg verspricht fast doppelt so viele Beatmungsplätze

Um mehr Coronafälle mit schwerem Krankheitsverlauf therapieren zu können, will Brandenburg die Zahl der Beatmungsplätze auf 1.097 erhöhen. Derzeit verfüge das Land über 620, Anfang 2019 seien es 502 gewesen, sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Freitag in Potsdam.

"Es sind noch wenige Patienten in Brandenburg, die der stationären Behandlung bedürfen", berichtete sie über den aktuellen Stand. "Wir haben auch erst ganz vereinzelt Beatmungsfälle, aber wir wissen, es wird jetzt drastisch zunehmen." Bund und Länder hatten sich auf eine Verdoppelung der Kapazitäten geeinigt.

Die Grünen-Politikerin traf sich am Freitag mit den Spitzen der Gesundheits- und Ärztevertreter des Landes. Materialengpässe müssten in den nächsten Tagen dringend behoben werden, forderte etwa Detlef Troppens, Vorsitzender der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg. Die Mitarbeiter in den Kliniken müssten sich selbst schützen können. "Das ist eine Krise ungeahnten Ausmaßes", sagte er. "Wir haben uns vor 14 Tagen alles Mögliche ausgemalt, aber dass es derartig schnell kommt - ich denke, das ist jetzt doch auch für Fachleute teilweise überraschend."

Umstellung von Regel- auf Coronaversorgung

Die Krankenhäuser stellten derzeit ihren gesamten Betrieb um, berichtete Troppens. Regelversorgung werde zum Teil nach hinten geschoben. "Wir haben auch viele Diskussionen mit Patienten diesbezüglich", sagte er und betonte: "Wir schaffen freie Kapazitäten, um diesem Ansturm gerecht zu werden." Außerdem appellierte er: "Bitte überfordern Sie die medizinische Versorgung nicht als Bevölkerung. Nicht jeder kann getestet werden." Die Möglichkeiten seien sehr beschränkt.

FAQ zum Umgang mit dem Coronavirus

  • Ich fürchte, infiziert zu sein. Was tun?

  • Wie kann ich mich schützen?

  • Ist das Virus meldepflichtig?

  • Was ist das Coronavirus?

  • Woher kommt das Virus?

  • Wie geschieht die Krankheitsübertragung?

  • Wie ansteckend ist das Virus?

  • Wer ist besonders gefährdet?

  • Wie funktioniert der Test?

  • Was sind die Symptome?

  • Welche Behandlung gibt es für Infizierte?

  • Gibt es Immunität gegen das Virus?

40 Kommentare

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  1. 40.

    Ich freue mich über Jeden der es schafft bei Besonnenheit u Vernunft zu bleiben, Respekt Herr Woidke! Ich bitte den Großteil der Komentatoren*innen einmal inne zu halten und auch anderen Meinungen eine Chance zu geben. Sehen Sie sich die Argumente genau an, welche der wenigen wirklich gesicherten Erkenntnisse rechtfertigen es, eine ganze Gesellschaft samt Wirtschaft derart lahm zu legen? Mit welchen Kosten? Wer wird die wohl tragen? Wie überaus vernünftig hört sich dagegen die Erhöhung der Beatmungsplätze an. Zumal wir wissen, dass wir einen Virus nicht wirklich aufhalten können. Sehen sich sich die Zahlen der alljährlichen Grippetoten, Toten wegen Krankenhauskeimen an. Was wurde wirklich! durch die eingeleiteten Maßnahmen bei Vogelgrippe und Co abgewendet? Wer provitiert aber davon? Die Schäden aus der Privatisierung der Krankenhäuser, der jahrelange Personalnotstand... dafür sollte das Geld ausgegeben werden, das nun die Krise verschlingen wird...

  2. 39.

    Sehr geehrter Herr Woidke,
    Sie gefährden mit Ihrer Entscheidung die Gesundheit von tausenden Brandenburgern.
    Ich hoffe Sie könne dies verantworten!!!
    Hier muss endlich die Bundesregierung entscheiden, da unser Minister dies nicht kann!
    Kai Thiele

  3. 38.

    Hallo, es geht nicht darum, den Virus zu stoppen! Das kann sowieso keiner. Es geht darum, die Ausbreitungsgeschwindigkeit zu verlangsamen, damit das Gesundheitssystem (Krankenhäuser etc.)auch unter Höchstbelastung noch einigermaßen funktioniert.

  4. 37.

    Her Woidke wissen Sie was sie tun ? Sie zwingen Menschen die mit höchstrisikogefährdeten Angehörigen zusammenleben weiter zur Arbeit zu gehen , sich einem erhöhten Ansteckungsrisiko auszusetzen! Rechen Sie nicht mit dem Verständnis der Arbeitgeber dieser Personen! (Existenzangst) Kleine Bemerkung am Rande die, gefährdete Person ist seit 3 Tagen Witwe.
    Durch die 3 Tage Sonderurlaub die mir das Gesetz zugesteht, kann ich sie noch solange schützen. Und dann??? Sie gehen von den Zahlen der heute nachgewiesen Infizierten aus ! Alle bisherigen Maßnahmen haben die Ausbreitung nicht gestoppt oder verlangsamt! Jeder Infizierte kann in der Inkubationszeit (5-14 Tage) unwissentlich viele andere anstecken. Wenn sie die Anzahl dieser Tage nicht auf nahe Null reduzieren, haben Sie keine Chance den Virus zu stoppen!!!!!

  5. 35.

    Die Ausgangssperre wird kommen, ich hatte heute eine Arbeitgeberbescheinigung, die ich bei Polizeikontrolle vorzeigen muss, im Briefkasten. Das machen die doch nicht aus Jux und Dollerei.

  6. 34.

    Sie erleben das Versagen menschlicher Logik und sozialer Verhaltensweisen in Krisenzeiten, nicht das Versagen der Politik! Unser Grundgesetz setzt eben diese sozialen Verahltensweisen voraus, um Freiheit so lange es geht zu ermöglichen. Politik ist nur im wirklichen absoluten Ernstfall dazu da, den Leuten vorzuschreiben, wie sie sich verhalten sollen. Also ich habe in unserem Baumarkt hier heute das erlebt: Eine Truppe Jugendlicher kommt rein, schlendert durch. Ein Mitarbeiter auf Abstand ran an die Truppe mit der Frage, ob sie einen konkreten Wunsch hätten. Nach bissl bla bla und wollen mal nur so mal gucken... wurden die gleich wieder rauskomplimentiert mit dem Hinweis, Abstand zu halten.

  7. 33.

    Hallo, meine Kollegen haben mir gerade mitgeteilt das in unserem Baumarkt die Hölle los ist. Die Kunden moppen sie sogar an mit Sprüchen " wenn du Angst hast, dann geh dir einen Schein holen...." Leute, stoppt den Wahnsinn. Geht und bleibt zu Hause.

  8. 32.

    Ihr könnt noch so viel Kommentare abgeben
    Herrn Woidke ist doch eh die Gesundheit der Bevölkerung egal sonst würde er reagieren aber wahrscheinlich wird abgewartet bis sich die Situation wie in Italien ähnelt

  9. 31.

    Unser Ministerpräsident der S P D.

    ich arbeite in einem Baumarkt. Es ist die Wahnsinn was da nur so bummeln geht. Vater mit drei Kinder fassen alles an, auch der Vater. Ein altes Mütterchen 19.30 an der Gehhilfe braucht unbedingt Tapetenkleber. -gehört ja zur Grundversorgung.
    Oder gestern Freitag 20.40 Uhr Vater Mutter Kind gehen bummeln und kaufen sich ein Eis.

    Oder haben sie keinen Arch in der Hose.

    Große Hochachtung an Herrn Söder und noch mehr als das.

    Herr Ministerpräsident können sie mir garantieren das keiner von den kunden Infiziert ist.

  10. 30.

    Und werden die Versammlungen von Anwohnern oder der Polizei aufgelöst? Oder traut sich keener mehr wat zu sagen, zu den kleenen Hosenscheißern? Die musste mal husch husch ins Körbchen schicken; soll'n ma nen bißchen Kurt Krömer gucken und wat lernen. Weest doch wie dit is, bei der Jugend. Braucht manchmal zwei bis drei Ansagen, aber irjendwann macht dit klick bei den Meisten. ;-)

  11. 29.

    Hr. Woidke, gerne können wir morgen zusammen in unserem Supermarkt in Schulzendorf einkaufen gehen und anschließend machen wir noch einen entspannten Spaziergang durch unseren Ort.
    Familienausflüge und Nachbarschaftstreffen wohin man schaut...
    Als Landesvater tragen Sie Verantwortung - also handeln Sie. Jetzt und nicht erst wenn es zu spät ist...

  12. 28.

    Sich zu dieser Zeit auch noch auf die Schulter zu klopfen ist völlig inakzeptabel. Es wird der gesamte Speckgürtel um Berlin, insbesondere die S-Bahn-Gemeinden, also die Nähe zu Berlin - nicht ausreichend genug in den Entscheidungen der Landesregierung berücksichtigt. Mich wunderts, dass Herr Laschet noch nicht seinen Amtskollegen im Land Brandenburg gewarnt hat, oder er stößt auf taube Ohren? Ideal wäre, wenn die Bundesregierung demokratisch korrekt dafür sorg, dass alle Bundesländer gleich handeln und die gleichen Wege beschreiten, nur angepasster an die jeweilige Situation vor Ort.

  13. 27.

    Will unsere oberste Etage erst warten bis wir italienische Zustände haben? Ich bin für die Ausgangssperre. Solange bis die Neuinfektionen zurück gehen. Bis jetzt haben sie doch überhaupt keinen Durchblick oder irgendetwas unter Kontrolle.Ich kann über so viel Blauäugigkeit nur mit dem Kopf schütteln.

  14. 26.

    Also hier in Oranienburg hat die Jugend den Schuss nicht gehört!
    Ab 17.00 Uhr sieht man sie dann überall in Gruppen
    z.B. Tankstelle Berlinerstr.

  15. 25.

    Noch haben wir die Chance durch einen beschränkten Ausgang ,die Fallzahlen unten zuhalten. Wenn man aber sieht, wie voll die Baumärkte und Gartenmärkte sind . Da muss man sagen ,die Menschen verstehen es nicht, um was es geht.

  16. 24.

    Leider gibt es auch diese Einzelfälle der Jugendpartys bei uns im Land und dem eingeschlossenen Berlin ja noch viel mehr. Jetzt rächt sich die über eine Nachwende-Generation publizierte Freiheit für alle und... ach du musst ja nicht, wenn du nicht willst... Verantwortung für andere und die Gesellschaft übernehmen. Groß gezogen als kleine Prinzessinnen und Prinzen haben diese Jugendlichen jetzt keine Weitsicht für das große ganze drumherum. Von verantwortungsbewusstem Handeln reden wir mal gar nicht erst. Tja liebe Eltern dieser Prinzessinnen und Prinzen... jetzt wirds stressig! Und meckert jetzt nicht auf die Schule. Die ist nur fürs Lehren der Grundbildung da und schon lange nicht mehr zur Ausbildung einer Kollektivverantwortung mit pädagogischem Ansatz.

  17. 23.

    Also ich weiß nicht wo der Ministerpräsident.
    Aber bei uns hier in Prenzlau werden sogar Corona Partys gefeiert und die Jugendlichen sind noch in Gruppen von 15 und mehr unterwegs.
    Aber es ist ja alles gut laut unserem Ministerpräsidenten.
    Es müsste viel härter durchgegriffen werden.

  18. 22.

    Nach Bayern nun auch das Saarland. Und hier laufen noch immer Gruppen von Kids durch die Straßen als ob normale Osterferien wären. Politiker sollten sich mal in ihren Dienstwagen setzen und durch die Städte fahren aber ohne Presse, Berater etc. um sich ein realistisches Bild vor Ort zu machen.

  19. 21.

    Herr Woidke kann super in der Stadthalle Karneval feiern, lebenswichtige Entscheidungen für die Bevölkerung kann er nicht Treffen. In Italien sind heute 600 Tote zu beklagen, wer da nicht aufwacht hat in einer Führungsposition nichts mehr zu suchen!

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