Corona-Pandemie in Berlin - Ausbrüche in sechs Pflegeheimen - Senat verschärft Besuchsregeln

In Berliner Pflegeheimen verzeichnen die Behörden hohe Infektionszahlen. Nach Angaben der Senatsverwaltung sind derzeit sechs Einrichtungen von großen Ausbrüchen betroffen. Nun reagiert der Senat mit neuen Regeln.
Sechs Pflegeheime in Berlin melden große Corona-Ausbrüche unter Senioren und beim Personal. Nach derzeitigem Stand hätten sich allein in diesen Einrichtungen mehr als 400 Heimbewohner und mindestens 143 Mitarbeiter infiziert, teilte die Gesundheitsverwaltung rbb|24 am Dienstag mit. Insgesamt sei das Virus inzwischen bei mehr als 1.000 Pflegekräften in Berlin nachgewiesen worden.
Die meisten Infizierten wurden der Senatsverwaltung demnach aus dem Gesundheits- und Pflegezentrum "Goldenherz" in Berlin-Wedding gemeldet. In der Einrichtung mit 228 Plätzen sollen bereits 104 Bewohner und 45 Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet worden sein. 22 Bewohner des Pflegeheims "Goldenherz" sind bislang an oder mit dem Coronavirus verstorben, sowie ein 48 Jahre alter Mitarbeiter, wie eine Mitarbeiterin der rbb-Abendschau sagte.
Nachdem am 16. November zunächst 15 Corona-Infektionen unter den Senioren festgestellt worden war, dauerte es nach bisherigen Erkenntnissen zehn Tage, bis alle Bewohner getestet waren. Am 26. November zeigten die Testergebnisse laut Heimleiter Matthias Lange bereits einen massiven Ausbruch mit 94 infizierten Bewohnern. Die Heimbewohner wurden daraufhin neu verteilt, drei Wohnbereiche isoliert.
Massive Corona-Ausbrüche in fünf weiteren Häusern
Das Gesundheitsamt Reinickendorf bestätigte dem rbb bereits am Montag, dass das Domicil-Pflegeheim an der Techowpromenade ebenfalls von einem größeren Ausbruch betroffen ist. Dabei habe es bis dato zwölf Tote gegeben. Amtsarzt Patrick Larscheid sagte dem rbb am Montag, es hätten sich 80 Bewohner und 30 Mitarbeiter mit dem Virus infiziert.
Ebenfalls von einem schweren Ausbruch betroffen ist das Domicil-Seniorenpflegeheim in Steglitz-Zehlendorf. Das Haus in der Bergstraße mit 189 Plätzen registrierte nach Angaben der Gesundheitsverwaltung bereits 69 infizierte Bewohner und 17 positiv getestete Mitarbeiter.
Das Senioren- und Therapiezentrum "Haus an der Spree" in Friedrichshain-Kreuzberg meldete 61 Infektionen unter Bewohnern und 25 unter Mitarbeitern. Weitere größere Ausbrüche gab es nach Angaben der Gesundheitsverwaltung im Procurand-Seniorendomizil Wilhelm-Stift am Schlosspark Charlottenburg sowie im Evangelischen Seniorenheim in Tempelhof-Schöneberg.
Besucher müssen negativen Corona-Test vorweisen
Um die massive Ausbreitung des Coronavirus in Pflegeheimen einzudämmen, hat der Senat am Dienstag strengere Regeln beschlossen. Die neuen Auflagen gelten vor allem für Besucher, erklärte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) auf einer Pressekonferenz des Senats. Ab Mittwoch sollen Corona-Tests für alle Mitarbeitende alle zwei Tage verpflichtend sein, so die Senatorin. Wird eine Testung versäumt, darf diese Person demnach nicht für körpernahe Tätigkeiten eingesetzt werden.
Zudem müssen Besucher ein negatives, maximal 24 Stunden altes Testergebnis vorweisen und beim Besuch verpflichtend eine FFP2-Maske tragen. Es dürfe nun auch nur noch täglich eine Person eine Stunde lang zu Besuch kommen. Nur über Weihnachten (vom 24. bis 28. Dezember) werde diese Regel gelockert, dann dürften auch drei Leute pro Tag zu Besuch kommen. "Ohne Test kommt kein Besucher mehr in die Pflegeeinrichtungen mehr rein", sagte Kalayci, auch als Reaktion auf zwei aktuelle Corona-Ausbrüche.
Für den Besuch von Schwerstkranken und Sterbenden gilt diese Regelung laut Gesundheitsverwaltung nicht. Allerdings seien dabei alle erforderlichen Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Besuchende sollen zudem nur durch einen zentralen und kontrollierten Eingang in die Einrichtung gelangen.
Kalayci: Personell schwierig, die Tests durchzuführen
Zu der langen Dauer für die Tests im Pflegezentrum "Goldenherz" sagte Kalayci, es sei personell schwierig, die Tests durchzuführen. "Die Pflegeheimfälle machen uns sehr große Sorgen", sagte Kalayci. "Wir werden in Berlin als erstes in den Pflegeeinrichtungen mit mobilen Teams impfen." Die Impfbereitschaft bei den Bewohnern und Bewohnerinnen sei sehr hoch, so Kalayci.
Wie aktuelle Zahlen zeigen, haben oder hatten vier Prozent aller Über-90-Jährigen in Berlin bereits Corona. Die 7-Tage-Inzidenz in der Altersgruppe liegt aktuell bei 767 pro 100.000 Einwohner. Schon jetzt sind 0,5 Prozent aller Über-90-Jährigen an oder mit Corona gestorben.
Die Impfung sei "elementar, um die hohen Sterberaten bei den Über-90-Jährigen zu begrenzen", sagte Kalayci. Menschen über 80 Jahren und Beschäftigte in der Pflege sollen in Berlin in einem zweiten Schritt geimpft werden - je nachdem, wieviel Impfstoff wann verfügbar ist, sagte Kalayci.
Ein Drittel der Corona-Todesfälle nach Infektionen in Pflegeheimen
Die Gesundheitsverwaltung hatte im November eine Statistik vorgelegt, nach der mehr als ein Drittel der Menschen, die in Berlin in diesem Jahr nach Corona-Infektionen starben, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen waren.
Einen weiteren großen Ausbruch in einer Pflegeeinrichtung hatte es vor etwa vier Wochen in Berlin-Lichtenberg in einem Altenheim des Betreibers Kursana gegeben. Wegen zahlreicher Corona-Fälle wurde die Einrichtung teilweise evakuiert. Nach Untersuchungen des Lichtenberger Amtsarztes soll sich die alte Heimleitung des Kursana-Pflegeheims nicht an Hygieneauflagen gehalten haben. Beschäftigte hatten daraufhin mutmaßlich das Coronavirus in das Pflegeheim eingeschleppt. In der Folge waren mindestens 15 Personen an oder mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Die Heimaufsicht des Landes Berlin hatte die Leitung des Pflegeheims