Olympiagelände - Alles Wichtige zur Bogen-WM in Berlin

Mo 31.07.23 | 06:25 Uhr
  3
Bogenschützen vor dem Olympiastadion bei einem Weltcup im Jahr 2017 (Bild: Imago Images/Camera 4)
Audio: rbb24 Inforadio | 31.07.2023 | Dennis Wiese | Bild: Imago Images/Camera 4

Vom 31. Juli bis 6. August 2023 kommen die besten Recurve- und Compound-Schützen zur Bogen-Weltmeisterschaft in Berlin zusammen. Wie die Wettbewerbe ablaufen, wer für Deutschland dabei ist und wo es Tickets gibt.

Es scheint alles angerichtet: Eine Art langer roter Teppich liegt auf grünem Rasen – an einem Ende steht ein kniehohes blaues Podest, am anderen mehrere Zielscheiben. Links und rechts geben teils Banden, teils im Wind wehende Fahnen die Flugbahn vor. Jede einzelne von ihnen ist bedruckt mit einem Bären, der einen Bogen spannt, dazu die Worte "World Archery Champions Berlin 2023".

Was eindeutig wie die Kulisse der diesjährigen Bogen-Weltmeisterschaft in Berlin aussieht, wurde in der Realität in einem Park in Südkorea aufgebaut. Dort wollte der koreanische Bogenverband seine Athleten so penibel auf die Titelkämpfe vorbereiten, dass er kurzerhand das am Berliner Olympiastadion gelegene Maifeld nachgebaut hat – den eigentlichen Austragungsort der WM.

Wann und wo findet die Bogen-Weltmeisterschaft statt?

Die Bogen-WM findet für eine Woche vom 31. Juli bis 6. August im Berliner Olympiapark statt. An den ersten vier Tagen bietet das Maifeld die Wettkampffläche. Zwischen Glockenturm und Marathontor werden Training, Qualifikation und K.o.-Runden ausgetragen. Diesen Heimvorteil nutzten die deutschen Recurve- und Compound-Teams in der Vorbereitung für sich und verlagerten ihr Training für mehrere Tage aufs Maifeld.

Für die Finaldurchgänge ziehen die Sportlerinnen und Sportler direkt vors Stadion auf den Olympischen Platz um. Dort bietet ein Stadion für rund 1.500 Zuschauer Kulisse und Rahmen für die Entscheidungen um die Medaillen.

Wie laufen die Disziplinen ab?

Die Recurve- und Compound-Wettbewerbe unterscheiden sich neben den verschiedenen Bögen in der Distanz und Größe des Ziels. Während mit dem Recurve-Bogen aus 70 Metern auf eine Scheibe mit 122 Zentimeter Durchmesser geschossen wird, ist das Ziel in den Compound-Wettbewerben lediglich 50 Meter entfernt und 80 Zentimeter im Durchmesser. So wird bei den Olympischen Spielen zwar mit dem Recurve-, nicht aber mit dem Compound-Bogen geschossen.

Der Franzose Nicolas Girard beim Schuss mit einem Compound-Bogen (Bild: IMAGO/PanoramiC)
Der Franzose Nicolas Girard beim Schuss mit einem Compound-Bogen | | Bild: IMAGO/PanoramiC

Der Ablauf der Wettbewerbe, mit einer Unterteilung in zwei Abschnitte, ist gleich. Im ersten Teil schießen die Teilnehmenden jeweils 72 Pfeile in der Qualifikation. Maximal können 720 Ringe so erreicht werden. Aus den Ergebnissen wird eine Reihenfolge für die anschließende K.o.-Phase erstellt.

In der K.o.-Phase tritt die Person mit dem besten Ergebnis gegen die mit dem schlechtesten an. Wer gewinnt, kommt jeweils eine Runde weiter. Am Ende treten die Verlierer der Halbfinals um Bronze gegeneinander an und die Sieger der Halbfinals ziehen ins Finale ein. Recurve und Compound unterscheiden sich in der K.o.-Phase auch in der Zählart. Während die Schützen beim Recurve versuchen, zuerst sechs Satzpunkte zu erzielen, werden beim Compound die Ergebnisse der einzelnen Runden addiert.

Das Abschneiden in der Qualifikation dient auch als Grundlage für die Setzung der Teams mit jeweils drei Schützen und des Mixed-Wettbewerbs (eine Frau und ein Mann). Auch dort geht es im K.o.-Modus weiter.

Das Programm

31. Juli: Offizielles Training
01. August: Qualifikationen
02. August: Team- und Mixed-Eliminationen
03. August: Einzel-Eliminationen
04. August: Team- und Mixed-Finals
05. August: Einzel-Finals Compound
06. August: Einzel-Finals Recurve

Wer tritt für Deutschland an?

Jeweils drei Frauen und Männer dürfen für Deutschland beim Recurve und Compound starten. Das deutsche Recurve-Team setzt sich aus Katharina Bauer (Raubling), Michelle Kroppen (Berlin), Charline Schwarz (Feucht), Florian Unruh (Berlin), Maximilian Weckmüller (Berlin) und Moritz Wieser (Trostberg) zusammen. Beim Compound treten Julia Böhnke (Sigmaringen), Katharina Raab (Wertach), Jennifer Walter (Weil im Schönbuch), Florian Grafmans (Kleinlangheim), Sebastian Kamdorf (Bad Segeberg) und Leon Hollas (Dresden) für Deutschland an.

Florian Unruh ist dabei nicht nur der bekannteste Name im deutschen Team, sondern zusammen mit Michelle Kroppen auch die wohl größte Medaillenhoffnung. Der Wahl-Berliner ließ zwei Silbermedaillen bei der letztjährigen Europameisterschaft zuletzt den Titel bei den European Games 2023 in Krakau folgen. Auch Kroppen bewies bereits bei der EM im vergangene Jahr mit einer Gold- und zwei Silbermedaillen ihr Können.

Florian Unruh und Michelle Kroppen bei EM 2022 (Bild: IMAGO/Oryk Haist)Die Recurve-Bogenschützen Florian Unruh und Michelle Kroppen bei der EM 2022 in München

Wer sind die Favoriten?

Die großen Favoriten auf die WM-Titel sind allerdings weder Florian Unruh noch Michelle Kroppen oder gar das deutsche Team als Ganzes. Während aus Europa insbesondere die Türkei um Mete Gazoz, Olympiasieger von 2021, zu den Top-Nationen zählt, führt im weltweiten Vergleich kein Weg an Südkorea vorbei. Während in Deutschland aktuell nicht einmal ein Dutzend Bogenschützen als Vollprofis gelten, gibt es in Südkorea davon rund 300. Eine Breite, die sich auch in der Spitze auszahlt: Sowohl im Wettkampf der Frauen als auch bei den Team- und Mixed-Wettbewerben gewannen die Südkoreaner in Tokio zuletzt olympisches Gold. Auch bei der WM in Berlin gehen sie als die großen Favoriten an den Start. Nicht zuletzt dank des falschen Maifelds.

Welche Rolle spielen die Olympischen Spiele bei der WM?

Kommenden Sommer werden in Paris die Olympischen Spiele 2024 ausgetragen - ein Sporthighlight, bei dem auch die deutschen Recurve-Schützen dabei sein wollen. Nachdem Florian Unruh den deutschen Männern bereits ein Ticket für Paris gesichert hat, werden bei der WM in Berlin weitere Startplätze vergeben. Sowohl in den Mannschaftswettbewerben als auch im Einzel und im Mixed-Wettkampf sichern die Medaillengewinner ihren Nationen sogenannten Quotenplätze für die Olympischen Spiele.

Wie kann die Weltmeisterschaft verfolgt werden?

Das Training, die Qualifikationen und Eliminationen auf dem Maifeld können kostenfrei besucht werden. Für die Endrunden, die in einem zusätzlich errichteten Stadion auf dem Olympischen Platz ausgetragen werden, können Tickets über Ticketmaster erworben werden [www.wm-bogen.de]. Die Tagestickets kosten regulär 14 Euro und ermäßigt 11 Euro. Wer plant, die Finalrunden an allen drei Tagen zu besuchen, kann ein Kombiticket für 28 Euro (24 Euro ermäßigt) kaufen. Kinder unter sechs Jahren erhalten freien Eintritt ohne Sitzplatzanspruch.

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.07.2023, 17:15 Uhr

3 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 3.

    @Jörg
    Wahrscheinlich wird es nirgends live übertragen.. ist ja kein Fußball… Also eine Randsportart die es, wie viele andere, anscheinend nicht Wert ist, darüber zu berichten.
    Bin schon erstaunt, dass hier eine Notiz kam. Danke rbb!

  2. 2.

    Wo wird denn die Bogen WM übertragen ? Ard, Zdf, Eurosport, Sport1 ?

    Ohne Live-Übertragung existiert der Sport nicht!

  3. 1.

    Schöner Artikel,
    Allerdings ist die Angabe zu den 80 cm Scheiben auf 50m für Compound Schützen etwas verwirrend.
    Die Auflage ist zwar 80 cm, allerdings befinden sich auf dieser 4x 6er Ringe mit 40 cm.
    Somit schießen die Compoundschützen auf 50m, 40 cm. ;)

Nächster Artikel