Cottbuser Bahnrad-Trio nach WM-Erfolg - "Die letzte halbe Runde habe ich eigentlich nur noch die Augen zu gemacht"

Fr 04.08.23 | 12:19 Uhr
Das Cottbuser Bahnrad-Trio (von links) Pauline Grabosch, Emma Hinze und Lea Sophie Friedrich präsentieren stolz ihre Goldmedaillen im Teamsprint bei der WM in Glasgow (imago images/Sirotti)
Audio: rbb24 Inforadio | 03.08.2023 | Holger Gerska | Bild: imago images/Sirotti

Gleich am ersten Tag der Bahnrad-WM in Glasgow gab es für das Cottbuser Trio Lea Sophie Friedrich, Pauline Grabosch und Emma Hinze einen großen Erfolg zu feiern. Im Interview berichten sie von anfänglichen Problemen und großer Erleichterung.

rbb: Frau Hinze, Frau Grabosch, Frau Friedrich, herzlichen Glückwunsch zum gelungenen WM-Auftakt in Glasgow. Zum vierten Mal in Folge ging Gold im Teamsprint an Deutschland. Wie war dieser erste Tag für Sie?

Emma Hinze: Dankeschön. Wir hatten viele Emotionen und waren mit der Qualifikation eigentlich nicht ganz so zufrieden. Weder mit der Zeit, noch wie wir gefahren sind. Das war aber wie ein Weckruf für uns und wir wussten, dass wir uns zusammenreißen müssen, was wir auch hinbekommen haben. Dass wir dann unseren eigenen Weltrekord noch einmal unterbieten konnten, war voll cool. Auch zum vierten Mal hintereinander das Regenbogentrikot zu gewinnen, ist schon etwas Besonderes und macht uns sehr stolz.

Lea Sophie Friedrich: Es fällt einem ein richtiger Stein vom Herzen. Wir haben uns sehr gefreut, vor allem weil es so eng war und wir in der Qualifikation nur Zweite geworden sind. Deshalb freuen wir uns umso mehr, dass wir es wieder geschafft haben – vor allem auch wieder mit einem Weltrekord.

Pauline Grabosch: Es ist noch nie so viel Ballast von den Schultern gefallen, wie bei diesem Mal. Wir kennen uns schon eine Weile und fahren zusammen und die Anspannung war höher als sonst. Das hat man gesehen und auch in den Abläufen gemerkt. Die letzte halbe Runde habe ich eigentlich nur noch die Augen zu gemacht und jeden Gott dieser Welt angebetet, dass auf der Anzeigetafel vor Deutschland eine Eins steht.

Man hatte tatsächlich das Gefühl, dass im Ziel viel Druck abgefallen ist. Was bedeutet die Goldmedaille zum Auftakt?

Emma Hinze: Das ist natürlich immer ein guter Anfang. Man kann jetzt mit guter Motivation in die restlichen Rennen gehen. Aber wir haben weiter Druck. Auf der einen Seite machen wir uns den selbst, auf der anderen Seite merkt man auch von außen, dass Leute viel von uns erwarten und uns das auch mitteilen. Das ist zwar schön, aber man muss damit umgehen können. Wenn man einmal gewinnt ist das super, aber wenn man es immer wieder schafft, dann ist das nochmal eine andere Stärke. Die WM geht weiter und man muss immer wieder daran denken. Das ist manchmal ein bisschen schwer, weil wir den Erfolg jetzt eben nicht abends feiern können. Trotzdem bin ich glücklich und erleichtert.

Wenn man einmal gewinnt ist das super, aber wenn man es immer wieder schafft, dann ist das noch mal eine andere Stärke.

Emma Hinze über die konstanten Erfolge

Es ist jetzt 22:51 Uhr und Sie kommen gerade von der Dopingkontrolle. Frühstück gab es morgens um 8 Uhr. Wie hart ist so ein Tag mental, aber auch körperlich?

Emma Hinze: Beides ist sehr hart. Man muss die Spannung aufrechterhalten und sich die ganze Zeit warmhalten. Man wartet, fährt sich warm, dann geht es wieder ins Hotel und dann geht es zurück und man fährt sich wieder warm. Das ist schon sehr kräftezehrend. Aber so ist unser Sport nun mal und man lernt, damit umzugehen. Wir wissen, dass es so ist und während der WM auch jeden Tag so sein wird. Es ist sehr anstrengend, aber wir versuchen, nicht so viel darüber nachzudenken.

Weltrekord, Goldmedaille und das Regenbogentrikot - was ist das Schönste von den dreien?

Lea Sophie Friedrich: Meine einzige Sorge war eigentlich, dass ich das schöne Trikot vielleicht nicht mehr im Schrank haben kann. Daran hatte ich mich schon so gewöhnt (lacht).

Wie wichtig ist dieser Erfolg auch mit Blick auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris?

Emma Hinze: Das ist schwierig zu sagen. Beim letzten Mal hatten wir auch das WM-Trikot und haben dann Silber gewonnen. Es ist einfach noch ein Jahr hin, aber natürlich gibt es einem Selbstbewusstsein und Mut. Es zeigt, dass wir in die richtige Richtung gehen und gut trainieren. Aber das sagt noch nichts darüber aus, wie es im nächsten Jahr laufen wird.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Jonas Schützeberg, rbb Sport.

Sendung: rbb24 Infordaio, 3.8.2023, 22:15 Uhr

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