Silvio Heinevetter verlässt die Füchse - Der leise Abschied eines lauten Torhüters

Di 28.04.20 | 16:58 Uhr
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Füchse-Torhüter Silvio Heinevetter regt sich auf (Quelle: imago images / Nordphoto)
Bild: imago images / Nordphoto

Emotional und extrovertiert - so kennen die Füchse ihren Torwart Silvio Heinevetter. Nach elf Jahren in Berlin wechselt er im Sommer nach Melsungen. Und so fällt sein Abschied wegen der Corona-Pandemie vorerst ganz leise aus.

Silvio Heinevetter polarisiert. Mit kleinen Sticheleien oder offensivem Jubel in Richtung seiner Gegenspieler. Mit ehrlichen und direkten Aussagen in Interviews, in denen er selten ein Blatt vor den Mund nimmt. Und nicht zuletzt sorgte er auch privat mit seiner Beziehung zu Schauspielerin Simone Thomalla für Aufsehen.

Doch ausgerechnet seinen Abschied aus der Hauptstadt nach elf Jahren bei den Füchsen Berlin fällt vorerst leise aus. Denn der 1,94 Meter große Torwart wechselt im Sommer zu Ligakonkurrent MT Melsungen. Und weil wegen der Corona-Pandemie die Handball-Saison abgebrochen wurde, stand Heinevetter bei der knappen Niederlage gegen Flensburg am 8. März zum letzten Mal im Tor der Füchse.

Silvio Heinevetter bejubelt 2009 einen Sieg mit den Füchsen (Quelle: imago images/pmk)
Silvio Heinevetter wechselte 2009 zu den Füchsen nach Berlin. | Bild: imago images/pmk

"Elf Jahre sind schon etwas Spezielles"

"Ich glaube, dass das natürlich weh tut - gar keine Frage. Vor allem nach so langer Zeit", erzählt Heinevetter, der zumindest in diesem Sommer auf ein Abschiedsspiel und den Applaus der Fans verzichten muss.

2009 kam der gebürtige Thüringer vom SC Magdeburg in die Hauptstadt. Dass Berlin so lange seine Heimat werden sollte, damit hätte auch er nicht gerechnet. "Gerade im Sport so lange zu planen, ist sehr vermessen", sagt er. "Da guckt man wirklich auf die nächsten Monate, mit Weitblick vielleicht auf die nächsten ein, zwei - vielleicht drei Jahre, aber mehr auch nicht. Da sind elf Jahre gerade heutzutage schon etwas Spezielles."

Drux: "Heine hat sehr viel für den Verein getan"

Außergewöhnlich sei auch Heinevetter selbst, findet Teamkollege Paul Drux. "Torhüter haben immer etwas Spezielles. Aber die sind ja positiv verrückt", sagt er. Als Lebenskünstler bezeichnete sich der Nationaltorhüter einmal selbst. "Das beschreibt eigentlich all das, was Heine so ist", stimmt Drux, der bei seinen ersten Trainingseinheiten von Heinevetter ein bisschen an die Hand genommen wurde, zu.

Doch in dem extrovertierten Typen mit dem Stirnband steckt auch und vor allem eines: ein Teamplayer. "Heine hat sehr sehr viel für den Verein getan. Auch in den letzten Jahren war er immer jemand, der für das Team gedacht hat und gesagt hat: 'Kommt Jungs, lasst uns mal was zusammen machen', erzählt Drux.

Silvio Heinevetter, Petr Stochl und der EHF-Pokal 2018. Quelle: imago/Christian Schroedter
Silvio Heinevetter, Torhüterkollege Stochl und das Team der Füchse bejubeln den Gewinn des EHF-Cups 2018. | Bild: imago/Christian Schroedter

Fünf Titel mit den Füchsen

Und so entwickelte sich der Nationalspieler in seiner Zeit in Berlin zu einem der - äußerst erfolgreichen - Gesichter des Vereins. 2014 wurde er DHB-Pokalsieger, gewann jeweils zwei Mal die Vereinsweltmeisterschaft (2015 und 2016) und den EHF-Pokal (2015 und 2018) mit den Füchsen. "Wir haben ja auch einiges zusammen gewinnen dürfen. Daher ist es natürlich traurig für ihn, dass es gar kein richtiges Ende gegeben hat, wie man sich das eigentlich wünschen würde", findet Teamkollege Paul Drux.

"Es wäre schlimmer gewesen, hätte ich meine Karriere beendet. Von daher bleibt ja danach dann auch noch irgendwann Zeit", sagt Heinevetter. Bei einem Heimspiel seines neuen Vereins in Berlin etwa. Eine lange Rede wird es wohl nicht geben. "Ich war noch nie der Mann der großen Worte. Eigentlich immer kurz und knackig - vielleicht noch einen kleinen Witz mit eingebaut oder ein, zwei kleine Spitzen." So wie Heinevetter nunmal ist.

Sendung: Inforadio, 29.04.2020, 15:15 Uhr

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1 Kommentar

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  1. 1.

    An sich schade, eine ehrliche Haut.

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