Landgericht Frankfurt (Oder) - Ungebremst in Streifenwagen gefahren: Mann wegen versuchten Mordes vor Gericht

Di 17.10.23 | 18:19 Uhr
Archivbild: Ein leerer Verhandlungssaal am Landgericht Frankfurt (Oder), aufgenommen am 13.09.2023. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 17.10.2023 | Dorett Kirmse | Bild: dpa/Patrick Pleul

Zwei Bundespolizisten stellen sich dem Fahrer eines gestohlenen Autos auf der A12 in den Weg. Der Fahrer stoppt nicht und fährt ungebremst in den Streifenwagen. Jetzt muss sich der 50 Jahre alte Mann wegen versuchten Mordes verantworten.

Dass der Job als Polizist Gefahren birgt und unter Umständen auch lebensgefährlich sein kann, war den zwei Beamten durchaus bewusst, als sie im vergangenen Jahr ein gestohlenes Auto auf der Autobahn 12 bei Frankfurt (Oder) stoppen wollten. Dass der Fahrer aber ohne zu bremsen auf sie zuhält und rammt, damit hätten sie nicht gerechnet.

Seit Dienstag muss sich der 50 Jahre alte Fahrer des gestohlenen Autos wegen versuchten Mordes vor dem Frankfurter Landgericht verantworten.

Bundespolizisten wollten Flucht verhindern

Es war kurz vor Ende der Nachtschicht der beiden Bundespolizisten, die am 8. November 2022 am deutsch-polnischen Grenzübergang an der A12 Dienst hatten. Über Funk kommt die Information von Kollegen, dass sich ein Autofahrer in einem mutmaßlich gestohlenen Fahrzeug einer Kontrolle am Parkplatz Kersdorfer Schleuse (Oder-Spree) entzogen haben soll und in Richtung der polnischen Grenze geflüchtet sei.

Die beiden Bundespolizisten zögerten keine Minute, sprangen in ihr Einsatzfahrzeug, um ihre Kollegen bei der Verfolgungsjagd zu unterstützen. Sie stellten sich mit eingeschaltetem Blaulicht quer auf die Autobahn. Nur wenig später tauchten auch schon die Scheinwerfer des verdächtigen Autos auf, berichtet einer der beiden Bundespolizisten am Dienstag im Zeugenstand.

Ungebremst kracht der 50-Jährige in den Streifenwagen

Und dann sei es zu dem Crash gekommen: Ungebremst und mit mehr als 100 Stundenkilometern soll der 50 Jahre alte polnische Angeklagte in das Polizeiauto gefahren sein. Die Polizisten wurden dabei lebensgefährlich verletzt. Per Rettungshubschrauber wurden beide in Kliniken gebracht.

Einer ist für immer ein Pflegefall. "Mein Mandant wird sein Leben lang keinen Tag mehr Dienst als Beamter verrichten können", erklärte sein Anwalt Markus Michalczyk. Der zweite Polizist zog sich zahlreiche Knochenbrüche und Blutungen in der Lunge zu. In den kommenden Tagen will er wieder in den Polizeidienst zurückkehren, erklärte er vor Gericht.

Amtsgericht verweist Fall eine Instanz höher

Der Fall wurde bereits im vergangenen Jahr vor dem Frankfurter Amtsgericht verhandelt. Damals lautete die Anklage auf gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr und gefährliche Körperverletzung. Jedoch bewertete das Amtsgericht die Sachlage anders und verwies alles an das dann zuständige Frankfurter Landgericht.

Hier muss sich der 50-Jährige nun wegen versuchten Mordes verantworten. "Anhand des Kudamm-Raser-Falls hat der Bundesgerichtshof seine Rechtsprechung zu Tötungsdelikten im Zusammenhang mit Kfz-Rennen neu definiert", erklärt Michalczyk. Wenn man sich dann die Bewertung des Bundesgerichtshofs zur Vorsatzsituation des sogenannten Kudamm-Rasers anschaue, müsse man hier dem Angeklagten wohl eine vorsätzliche Tötungsabsicht unterstellen, so der Anwalt weiter.

In sechs Verhandlungstagen will das Gericht nun klären, ob der 50-Jährige wegen zweifachen versuchten Mordes zu verurteilen ist. In diesem Fall könnte ihm eine lebenslange Freiheitsstrafe drohen, erklärte Gerichtssprecherin Kathleen Labitzke.

Das Verfahren am Frankfurter Landgericht wird am 8. November fortgesetzt. Ein Urteil soll es Ende November geben.

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.10.2023, 16:40 Uhr

Nächster Artikel