Ernte-Bilanz 2023 - Obstbauern in Berlin-Brandenburg ernten 30 Prozent weniger Äpfel und Birnen

Mo 16.10.23 | 17:00 Uhr
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Symbolbild:EIne Person hält einen Eimer mit Äpfeln in den Händen.(Quelle:dpa/S.Willnow)
Audio: Antenne Brandenburg | 16.10.2023 | Elke Bader | Bild: dpa/S.Willnow

In diesem Jahr gibt es weniger Obst aus der Region: Besonders Äpfel und Birnen haben die Bauern deutlich weniger geerntet als im vergangenen Jahr. Dass in Supermärkten oft ausländische Äpfel liegen, hat aber auch einen anderen Grund.

Noch ist die Obsternte etwa bei Pflaumen, Äpfeln und Birnen im vollen Gang. Dennoch steht bereits fest, dass die meisten Obstbauern in Berlin und Brandenburg deutlich weniger Ertrag als im vergangenen Jahr verzeichnen. Das berichten unter anderem Erzeuger aus der Region Frankfurt (Oder).

Im Vergleich zu 2022 sei der Ertrag bei einigen Obstsorten bis zu 30 Prozent geringer, bilanziert Thomas Bröcker, Apfelbauer im Ortsteil Markendorf und stellvertretender Präsident des Gartenbauverbands Berlin-Brandenburg. "Im Wesentlichen weniger ist es beim Apfel und bei den Birnen. Wir hatten ein bisschen Frost, aber nicht wie sonst die Jahre." Das gelte für den ganzen Verbandsbereich Berlin-Brandenburg, so Bröcker. Besser sehe es dagegen bei Kirschen und Pflaumen aus.

Schwankender Ertrag im Zwei-Jahres-Rhythmus

Bei Äpfeln und Birnen macht Bröcker die hohen Erträge aus 2022 für die aktuelle Flaute verantwortlich. Dafür sorge die sogenannte Alternanz, also die Schwankung des Fruchtertrages im zweijährlichen Rhythmus.

Davon berichtet auch Obstbäuerin Katja Brecht, die unter anderem in einem Einkaufszentrum und einem Stand im Frankfurter Ortsteil Markendorf verkauft. "Das Obst alterniert. Ein Jahr trägt es wie verrückt und im nächsten Jahr ist es halt weniger. Ich merke das am Absatz, dass die Leute doch viel kaufen, weil es in den Gärten nicht vorhanden ist."

Das hängt mit den unterschiedlichen Witterungsbedingungen zusammen, erklärt die Obstbäuerin aus Hohenwalde. So sei es im März verhältnismäßig kalt gewesen. "Die Bestäubung war sehr schwierig, weil die Bienen nicht aus ihren Löchern kamen", so Brecht. Zudem brachte das Frühjahr einige sehr nasse Wochen, gefolgt von Trockenheit, die allerdings nicht das Ausmaß der vergangenen Jahre erreicht habe. "Wir hatten ein gutes Wechselspiel aus Feuchtigkeit und Sonne."

Dafür habe das wenige Obst in diesem Jahr eine bessere Qualität, sagt Brecht. "Jetzt haben wir zwar weniger am Baum, können aber fast alles, was da ist, verwenden. Und das Industrie-Obst, was zum Beispiel in die Mostereien geht, ist dann halt auch weniger, aber qualitativ sehr gut." Das könne sich dann allerdings auf die Preise auswirken und sie nach oben treiben. Um die heimischen Obstbauern zu unterstützen, zahlten manche Kunden bereitwillig etwas mehr. Das sei besonders beim jüngeren Klientel der Fall, beobachtet Brecht.

Nur wenige deutsche Äpfel in den Supermärkten

Kunden, die regionale Äpfel im Supermarkt suchen, haben es dabei nicht leicht. So finden sich in den Regalen meistens nur wenige Sorten aus Deutschland. Das hat eine Stichprobe des rbb Verbrauchermagazins Super.Markt bei Edeka, Rewe und Aldi in der vergangenen Woche ergeben. Denn die großen Händler machen strenge Vorgaben, auf die sich kleinere Betriebe oft nicht einlassen können und wollen. Dazu gehört auch Carsten Hübner, Landwirt aus dem traditionsreichen Obstanbaugebiet Werder (Havel): "Wir verkaufen schon seit Jahren auf Wochenmärkten, hauptsächlich, weil es sich für uns finanziell mehr lohnt."

Die Märkische Erzeuger- und Vermarktungsorganisation GmbH in Wesendorf bei Altlandsberg (Märkisch-Oderland) dagegen erfüllt die Anforderungen des Handels. Das sei allerdings mit großem Aufwand verbunden. "Bevor die Ernte beginnt, gehen wir per Hand durch und dünnen die Äpfel aus, damit alle eine einheitliche Größe haben und besonders in der Sonne hängen," sagt Geschäftsführer Patrick Ruffert. Zwischen 60 und 90 Millimeter Durchmesser dürften die Äpfel haben, die Farbe müsse stimmen und das Obst keine Druckstellen aufweisen.

Eine halbe Million Bäume erntet der größte brandenburgische Erzeuger in den nächsten Wochen ab. Das entspricht rund 250 Tonnen Äpfel pro Tag. Doch der Handel nimmt nur einen kleinen Teil der Ernte sofort ab. Das meiste wird lange eingelagert, weil die Supermärkte noch voll sind mit ausländischen Äpfeln.

Kundenbedürfnis maßgeblich für Supermärkte

Aldi Nord teilte dazu auf Anfrage mit, dass man sich an den Kundenbedürfnissen orientiere, betonte aber: "Wann immer möglich, beziehen wir unsere Obst- und Gemüseartikel aus heimischer und regionaler Produktion." Von Edeka heißt es, dass die Inhaber der einzelnen Filialen selbst entscheiden, was sie ins Sortiment nehmen. "Die regionale Herkunft ist dabei eines der wichtigsten Kriterien."

Dennoch dominiert in den Regalen der Supermärkte Ware aus fernen Ländern. Offenbar auch weil viele Kunden nicht nach Herkunft kaufen, sondern vor allem nach Geschmack. Wer Äpfel aus der Region will, sucht deshalb besser im Hofladen oder auf dem Wochenmarkt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 16.10.2023, 16:10 Uhr

Mit Material von Elke Bader und Nicole Probst von Super.Markt

19 Kommentare

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  1. 19.

    "...und als Bodentruppen ein paar Hühner"
    Genial. Der "General" wirft sich in Pose und kräht auf'm Mist. Wer hat da bloß von wem gelernt ;-) ?

  2. 18.

    Das hörte ich von vielen Leuten. Birnen gab es nicht, Äpfel nicht so viel wie sonst, aber die Pflaumenbäume sind fast zusammengebrochen und nur 1% madig, tolle Weintrauben. Ich spritze gar nicht, habe zur Schädlingsbekämpfung aus der Luft katzen- und waschbärsichere Nistkästen mit unterschiedlich großen
    Einflugschneisen und als Bodentruppen ein paar Hühner - funktioniert!

  3. 17.

    Ich kaufe auch am liebsten regionales Obst. Wenn Sie aber denken, dass dieses nicht gespritzt ist, sind Sie auf dem Holzweg. Ohne geht es einfach nicht!

  4. 16.

    Die „Pöbler:innen“ wieder :-(
    Die Einkäufer der Handelsketten wollen große Äpfel. Die Kita- u. Schulkinder eher kleine Äpfel.

  5. 15.

    Das ist richtig, aber warum gibt es dann Fahrland und Plötzin nicht mehr.

  6. 14.

    mehr kindergerechte kleinere Äpfel anzubieten"

    Hilfsweise könnte man natürlich auch an den Verpackungen Hinweise anbringen
    "Äpfel dieser Größe sind für Kinder bis x Jahren nicht geeignet"

    Dann hat jeder, liberal und so, die Möglichkeit selbst zu entscheiden.
    Wegen der Chancengleichheit. Es könnte ja sein, das ein Kind von 8 Jahren auch mal Lust hat einen Apfel, der erst ab 12 Jahren zugelassen ist, zu essen.

  7. 13.

    " Wissen Sie, wie viel davon bei Produzenten hängen bleibt? Wenn überhaupt, dann 1,50 €."
    Ach ... das wäre schön. Ganz gut aufbereitet bei:
    https://www.lw-heute.de/-apfel-kosten-damit-verdiene

  8. 12.

    Hallo Albert!
    Eigentlich sind es nur 36 bis 42 Cent die beim Erzeuger bleiben!!!
    Früher gab es Förderungen vom Staat, heute kassiert der schon alleine etwa 50 Prozent! Und das erst, seid dem Wir Grüne Agrarminister haben!
    Ausland ist günstiger, ungesund und schön Klimaschadlich durch Reisewege, aber was wird politisch nicht alles dafür getan ,, das Alles so bleibt " - Weltweit -!!!
    Früher kam das Getreide aus Deutschland, heute wird schon daran gearbeitet aus der Ukraine (EU), da vergeht Einen der Appetit auf Obst, Gemüse und auch das Deutsche Schwein wird umgewandelt in Parma Schinken u.a.!

  9. 11.

    Da können Äpfel aus Werder locker mithalten.

    P.S. Wenn die Supermärkte von den Kunden gedrängt werden, mehr kindergerechte kleinere Äpfel anzubieten, dann können auch größere Stückzahlen aus Werder kommen.

  10. 10.

    CO2 Abdruck ist richtig. Das mit dem nicht spritzen kannste vergessen.

  11. 9.

    Bitte lesen Sie einmal die Angaben dort. Äpfel kommen aus Südtirol, Brandenburg oder West-Deutschland.

  12. 8.

    Unsere Birnenbäume hatten keine einzige Birne. Die Äpfel sind wegen extremem Spanner/Wickler-Befall zu 95% vernichtet worden. Wein ist fast gar nicht geworden, Pflaumen hatten wir recht wenige. Im Boden sind nahezu keine Samen gekeimt und die Tomaten hatten nur ganz kleine Früchte.Dieses Jahr war wirklich schlimm.

  13. 7.

    Weil die Herkunft nicht deklarierungspflichtig ist! Gekauft haben Sie Äpfel aus Polen, Rumänien, Tschechien, Moldawien ganz bestimmt. Wenn Sie es genau wissen wollen, besuchen Sie doch die "Fruit Logistika". Diese Fruchthandelmesse ist meist im Februar und füllt fast alle Hallen auf dem Messegelände. Regelmäßig sind 2/3 der Aussteller Apfel Produzenten/Händler aus Osteuropa die extra für den deutschen Markt produzieren.

  14. 6.

    Können Sie auch nicht, die kommen aus Peru, Südafrika, Neuseeland, Chile und Südtirol. Letztere haben den kürzesten Weg.

  15. 5.

    Ich kaufe Äpfel grundsätzlich nur in unserem Bioladen, einfach aus dem Grund, dass es dort andere Sorten gibt als die ewig gleichen wenigen Supermarktsorten, die oft einfach nach nichts schmecken. Natürlich sind sie wesentlich teurer als im Discounter, aber für den Geschmack zahle ich das gern.

  16. 4.

    Weil dahinter Menschen stehen, die versuchen von ihrem Obst zu leben. Die Preise im Einzelhandel spiegeln bei weitem nicht die Kosten wieder, die ihr regionaler Erzeuger hat. Kein Einsatz von Spritzmitteln bedeutet, dass er einen viel größeren Verlust von Früchten am Baum hat. Generell ist es aberwitzig, ein Kilo Äpfel für 2,50 € zu kaufen. Wissen Sie, wie viel davon bei Produzenten hängen bleibt? Wenn überhaupt, dann 1,50 €.

  17. 3.

    Ich habe weder bei Aldi, noch bei Lidl, noch be Rewe oder Kaufland jemals Äpfel aus Polen, Rumänien oder Tschechien gesehen. Noch nie!

  18. 2.

    Ich kaufe viel lieber Regionalprodukte. Die schmecken viel besser, sind nicht gespritzt, haben nicht so einen hohen CO2 Abdruck! Nur warum sind die so um vieles teurer, dass schreckt ab!

  19. 1.

    Wieso schreiben Sie nichts zu den Preisen? Für unsere gute! regionale Produktion müssen die Obstgärtner kostendeckende Preise nehmen, der Lebensmitteleinzelhandel kauft aber zu gerne bei unserem östlichen Nachbarn ein, dort beträgt der Mindestlohn nur ein Drittel. Und beim Obst macht 30 - 50% der Gestehungskosten die händische Arbeit aus. Darum gehen in ganz Deutschland die Anbauflächen kontinuierlich zurück.

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