Ostdeutsches Wirtschaftsforum - Lindner skizziert Pläne für Wirtschaftsreformen

Di 04.06.24 | 18:04 Uhr
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Christian Lindner am Tag 2 OWF in Bad Saarow. (Quelle: Ostdeutsches Wirtschaftsforum/Christian Marquardt)
Audio: Antenne Brandenburg | 04.06.2024 | Bundesfinanzminister Christian Lindner | Bild: Ostdeutsches Wirtschaftsforum/Christian Marquardt

Am letzten Tag des Ostdeutschen Wirtschaftsforums in Bad Saarow (Oder-Spree) haben Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) über Möglichkeiten der wirtschaftlichen Standortstärkung und Fachkräftegewinnung gesprochen.

Dabei hat Lindner die Bestandteile eines geplanten Maßnahmenkatalog vorgelegt, der vorsieht, die bereits bestehenden zusätzlichen Abschreibungsmöglichkeiten für die Wirtschaft bis mindestens 2028 zu verlängern. Bislang endet die Frist Ende 2024. Außerdem brauche es steuerliche Entlastungen bei der Körperschaftsteuer oder durch die Abschaffung des Solidaritätszuschlags für alle. "Der Soli ist in Wahrheit zu einer Sondersteuer geworden auf unternehmerisches Risiko, Investitionsbereitschaft und höchste Qualifikation", bemängelte Lindner.

Auf dem Arbeitsmarkt müsse das Fachkräfteeinwanderungsgesetz nachgeschärft werden. Ziel müsse es sein, mehr Zeitarbeiter zu rekrutieren, sagte Lindner. Zu begrüßen wären auch finanzielle Anreize, damit Rentner freiwillig länger arbeiteten. Lindners Vorschlag: "Die Arbeitgeberanteile für Arbeitslosen- und Rentenversicherung werden an die Beschäftigten ausgezahlt, wenn sie über die Eintrittsgrenze in das Rentenalter hinaus sind."

Auch Heil will Anreize für Ältere

Finanzielle Arbeitsanreize für ältere Menschen zu schaffen, forderte auch Bundesarbeitsminister Heil. Weitere Maßnahme zur Fachkräftesicherung sieht auch er in der Anwerbung qualifizierter Arbeiter aus dem Ausland und dem Zuwachs an jungen Auszubildenden.

"Ich bin dafür, dass wir an allen Schulformen, meinetwegen ab der 5. oder 6. Klasse in Deutschland, übrigens auch an Gymnasien, das Thema Berufsorientierung, und zwar sehr praktisch macht. Dieses Land braucht eben nicht nur Master- und Bachelor. Wir brauchen auch Meisterinnen und Gesellinnen", sagte Heil. Bundesweit seien Heil zufolge 1,6 Millionen junge Menschen ohne berufliche Erstausbildung.

Die Ampel-Partner SPD, Grüne und FDP wollen sich bis Anfang Juli auf einen Haushaltsentwurf für 2025 verständigen, was intern als schwierig gilt, weil die Vorstellungen noch weit auseinander liegen. Parallel soll ein Paket präsentiert werden, um den im internationalen Vergleich zurückgefallenen Standort wieder nach vorne zu bringen. "Stillstand ist undenkbar", so Lindner. Die Ampel werde sich auf beides einigen.

Der Finanzminister deutete an, bei der Landesverteidigung und der inneren Sicherheit werde nicht gespart. "Wir können nicht sparen bei der Verbesserung unserer Infrastruktur und der Beschleunigung der Digitalisierung." Hier lägen die Investitionen auch auf Rekordniveau. Konsolidierung müsse es bei den Sozialausgaben geben, dem größten Posten im Bundeshaushalt. Dies hat die SPD allerdings bereits abgelehnt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 04.06.2024, 13:00 Uhr

16 Kommentare

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  1. 16.

    Von den letzten Reformen merkt die arbeitende Bevölkerung gar nichts - Mehr Lohn mehr Steuer usw., bin jetzt bei 41 % Abzügen. Herzlichen Dank, und dafür dass ich jeden Tag um 3:30 aufstehe wo Profiteure der Reformen auspennen....
    Und der Mietspiegel 5/2024 wird auch wieder mindestens 75,- mehr Nettokaltmiete verschlingen.
    Es ist einfach vorbei - diese Typen ernst zu nehmen.

  2. 15.

    Sie drücken bewusst Falsches aus. Der Sinn der Steuerprogression ist es, dass starke Schultern mehr Last tragen. Diese ist durch die kalte Progression ungerecht geworden. Herr Lindner will die mittelständischen Unternehmen entlasten, er will dem Bundesgerichtshof zuvorkommen und die ungerechte Solidaritätssteuer für hohe Einkommen wieder abschaffen. Er will nicht die Steuerprogression abschaffen... und dem Sinn der dahinter steckt.

  3. 14.

    Herr Lindner möchte ja sogar die Steuern für die oberen 5% ausdrücklich SENKEN.

  4. 13.

    "lohnen nach über 40 Jahren noch weiter zu arbeiten"
    Hm, dass ist zu wenig. 45 Jahre ist gültig... Warum diejenigen belohnen, die weniger als 45 Jahre einzahlen und sich überlegen, wie man Zeit, ohne das solidarische Einzahlen, verbringt? Einzahlen ist solidarisch. Das Nichteinzahlen ist unsolidarisch.

  5. 12.

    Jaja der Christian... Träumer... Ideen die nie umgesetzt werden (können). Unternehmerfreund.... Nicht jeder will oder kann im Rentenalter noch... Und dann muss es sich tatsächlich lohnen nach über 40 Jahren noch weiter zu arbeiten. Arbeit muss sich lohnen von der Ausbildung bis zum Rentenalter und attraktiv sein/bleiben.
    Schüler machen Praktika, vielleicht einfach mehr/länger/öfter, aber Pflichtfach wer soll das leisten und dann wird was gemacht? Damit lockt man heutzutage die Jugend nicht in Berufe

  6. 11.

    Hatte früher (in einem Land vor unserer Zeitlinie) auch solch einen Unterricht. Was soll ich sagen, hat nicht weh getan. Hat auch nix mit Kinderarbeit zu tun. Was hab ich gelernt? Wie man arbeitet, früh aufsteht und Ideen für eine Berufswahl entwickelt. Habe tatsächlich einen Beruf erlernt.
    Was nützt es mir hochstudiert im kalten zu sitzen wenn keiner da ist der meine Heizung repariert. Nur Die Ausbildungsmöglichkeiten müssen Zeitgerecht sein, dann klappt es

  7. 10.

    Praktischen Unterricht als verpflichtendes Schulfach fände ich super. Hatte ich auch mal in einem Land vor unserer Zeit. Hat gar nicht weh getan. Auch ein Fächer um die Jugend auf das reale Leben vorzubereiten wären gut.
    Aber wenn der Bund jetzt schon anfängt sein Silberbesteck(Telekomaktie) zu verkaufen wird mir Angst und Bange. Bleibt überhaupt noch etwas übrig, um die Jugend zu fördern? Man muss Berufe wieder so attraktiv machen dass sie Bock machen. Studieren kann jeder, arbeiten nicht. :-)

  8. 9.

    "Wir brauchen auch Meisterinnen und Gesellinnen", sagte Heil. Bundesweit seien Heil zufolge 1,6 Millionen junge Menschen ohne berufliche Erstausbildung."

    Der Jugend von heute liegt die Welt zu Füßen, sie müssen sich nur das Passende raussuchen. Lehrstellenmangel und hunderte Bewerbungen schreiben (auf der Schreibmaschine!) kennt die Gen-Z doch nur noch auf diesem Internet oder von Opas Erzählungen.

  9. 8.

    Heil hat Recht: Wir brauchen nicht nur Master und Bachelor. Man muss nicht jeden Mist studieren, um dann klug schwatzen und irgendwas "managen" zu können - es muss auch jemand anpacken und "machen"! Das wiederum muss sich auch lohnen, es muss schon in der Ausbildung zum Leben reichen. Und machbar sein muss es auch, siehe Kommentar von "Kröte".

  10. 7.

    "ab der 5. oder 6. Klasse" Was?, 11 - 13 Jährw sollen sich für einen Beruf orientieren? Was kommt als nächste Kinderarbeit? Und wer jetzt sagt "Wir können nicht sparen bei de Infrastruktur und der Digitalisierung." aber vor wenigen Wochen noch das genaue Gegenteil ins Gesetz schrieb, der sollte zurücktreten.

  11. 6.

    Ach Lottchen, es ist Wahlkampf...

    Lindner und Heil versuchen im Osten ein paar Stichen einzufangen. Also was soll das?
    Der Hubert kümmert sich doch sowieso lieber um diejenigen, die erst gar nicht arbeiten und der Christian "prosperiert" dem hinterher.

    Wenn wir endlich aufhören dem schlechten noch gutes Geld hinterherzuwerfen haben wir etwas gewonnen.

  12. 5.

    Investieren mit weniger Steuereinnahmen ist ein guter Weg. Auch die Jüngeren schonen mit weniger Zinsen für Schulden ist gut. Digitalisierung gegen Fachkräftemangel ist auch gut. Das Renteneintrittsalter würde ich ganz abschaffen. Fleiß und schnelles Vorankommen muss belohnt werden. Nach 45 Jahren reichst dann auch, außer man will noch...
    Was noch fehlt: Wie kann schneller die Ausbildungszeit verkürzt werden.

  13. 4.

    Da diese dann als Brutto dazukommen ist die Steuerabgabe noch höher. Und was das bedeutet habe ich selbst erlebt, 2,5 Jahre zur Rente dazuverdient, 10 Mille ans Finanzamt abgedrückt.

  14. 3.

    Die Ausbildungsplätze bleiben auch unbesetzt, weil z.B. Realschüler zu Beginn der Ausbildung erst 16 Jahre alt sind, keinen Führerschein haben, der ÖPNV insbesondere auf dem Lande nicht funktioniert, das Azubigehalt nicht für eine eigene kleine Wohnung reicht und somit der Ausbildungsplatz nicht pünktlich oder gar nicht erreicht wird. Das ist ein großes Problem für die Schulabgänger auf dem Lande.

  15. 2.

    „ Die Arbeitgeberanteile für Arbeitslosen- und Rentenversicherung werden an die Beschäftigten ausgezahlt, wenn sie über die Eintrittsgrenze in das Rentenalter hinaus sind."
    Schon mal ein guter Ansatz.
    Und nun noch die Steuer… die Progression sorgt dafür das die gezahlte Steuer auf den Arbeitslohn zu niedrig ist denn die Rente zählt auch zu den Einnahmen. So gibt es dann für viele Nachzahlungen… aber diese „verar….“ bekommen alle erst im nächsten Jahr mit.

  16. 1.

    Lindner ist und bleibt der Minister der Reichen und Wohlhabenden. Gekürzt wird überall, was einen sozialen Anstrich hat. Nur die Reichen nicht zur Kasse bitten. Oder, kann mir jemand sagen, womit sich die Reichen an Mehrkosten durch Energiekriese, Ukraine Krieg, Nahost Krieg usw. beteiligen? Warum wird der Höchst Steuersatz nicht erhöht? Wir hatten mal über 50% zu Zeiten von Kohl. Aber nein, solange Lindner Finanzminister ist, brauchen sich die Reichen, keine Sorgen um ihr Vermögen machen.

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