Starkregen schwemmt Fäkalien ins Wasser - 2,5 Kubikmeter tote Fische aus Berliner Gewässern geholt

Mo 19.06.23 | 16:57 Uhr
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Tote Fische treiben an der Wasseroberfläche. (Quelle: rbb/Ozsvath)
rbb/Ozsvath
Video: rbb|24 | 18.06.2023 | Material: rbb|24, Stefan Oberwalleney | Bild: rbb/Ozsvath

Hunderte tote Fische, die an der Wasseroberfläche treiben: Am Wochenende bot sich Spaziergängern am Berliner Landwehrkanal dieses erschreckende Bild. Am Montag holte die Umweltverwaltung sie aus dem Wasser - auch an anderen Stellen.

Rund 2,5 Kubikmeter tote Fische hat die Berliner Umweltverwaltung am Montag aus verschiedenen Kanälen geholt. Wie Stadtnaturexperte Derk Ehlert der Deutschen Presse-Agentur sagte, war die Behörde auf dem Neuköllner Schifffahrtskanal, dem Teltowkanal und dem Landwehrkanal unterwegs. Am Dienstag ist ein weiterer Einsatz geplant.

Betroffen seien vor allem Barsche, Plötze und Bleie, sagte Ehlert. Nach anderen Starkregenfällen seien aber schon bis zu fünf Kubikmeter tote Fische aus dem Wasser geholt worden.

Starkregen schwemmt Fäkalien in die Gewässer

Der Deutsche Angelfischerverband hatte vom ersten größten Fischsterben in diesem Jahr berichtet und auch Fische am Reichstag gezeigt. Diese seien aber vermutlich aus den Kanälen in die Spree gespült worden, sagte Ehlert.

In Berlin kommt es nach starken Regengüssen wie am Wochenende immer wieder zu Fischsterben. Bei starkem Regen wird vor allem in der Innenstadt ungeklärtes Abwasser in die Gewässer geschwemmt. Die sogenannte Mischkanalisation ist mit den Wassermassen überfordert. Blüten und Blätter kommen hinzu. Für den Abbau des pflanzlichen Materials und der Fäkalien benötigen die Wasserbakterien viel Sauerstoff, der den Fischen fehlt.

Der Kanal ist wie ein flüssiger Komposthaufen

Stefan Natz, Sprecher der Wasserbetriebe

Belüftungsschiff soll für Sauerstoffzufuhr sorgen

Bereits am Sonntag waren hunderte tote Fische im Landwehrkanal entdeckt worden. "Vor allem der Landwehrkanal hat immer wieder Sauerstoffprobleme", erklärt Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe. Durch die vielen Bäume am Ufer gelangten viele Blüten und Blätter in das Wasser. Hinzu komme ein Mangel an Frischwasser. "Der Kanal ist wie ein flüssiger Komposthaufen", so Natz.

Laut Ehlert soll voraussichtlich ab der kommenden Woche wieder ein Belüftungsschiff für eine stärkere Sauerstoffzufuhr sorgen. Dieses ist seit Jahren auf besonders betroffenen Kanälen im Einsatz.

Berlin will Regenwasser besser nutzen

In Berlin gibt es Rückhaltesysteme für Misch-Abwasser mit einer Gesamtkapazität von 300.000 Kubikmetern. Sie können die Regenmengen laut Natz aber nur bedingt auffangen. Die Berliner Wasserbetriebe arbeiten deshalb seit fünf Jahren an einem neuen Regenwassermanagement.

Dazu wurde eine Regenwasseragentur ins Leben gerufen. Ziel ist es, Berlin vor allem durch Beratung von Grundstückseigentümern zu einer Stadt zu machen, die das Wasser besser aufnimmt. An diesem Mittwoch sollen die Ergebnisse der ersten fünf Jahre Arbeit vorgestellt werden.

Sendung: Fritz, 19.06.2023, 16:30 Uhr

10 Kommentare

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  1. 9.

    Diese Fische bekommen eine besonders schöne Tonne auf der Sondermüll-Deponie! :~)

  2. 8.

    "Der letzte Satz. Den musste ich dreimal lesen ..." Lesen Sie ihn doch noch ein 4., 5., 6. Mal.... "...sollen die Ergebnisse der ersten fünf Jahre Arbeit vorgestellt werden."

  3. 7.

    Aber hauptsache "alle heulten" um die Fische aus dem Aquadom. Wann passiert für diese Fische hier mal was? Petition? Klebekids?

  4. 6.

    "Nein, hier im Land geht es immer weiter Richtung Abgrund...."
    Ja, wenn man so manche Kommentare hier liest, könnte was dran sein mit dem Weg zum Abgrund.
    Leseverständnis scheint immer mehr nach unten zu gehen. Dann geht es dem Land sicher nicht besser.
    Direkt neben dem von Ihnen kommentierten Satz ein Link zu einem Artikel der einen Teil der Umsetzung andeutet. Wenn man sich den verlinkten Artikel dann durchliest werden weiter laufende und beendete Projekte deutlich.
    Hier noch etwas weiter unten "An diesem Mittwoch sollen die Ergebnisse der ersten fünf Jahre Arbeit vorgestellt werden."
    Das klingt irgendwie nicht nach 5 Jahre Papier oder PowerPoint.

  5. 5.

    Na dann schauen Sie sich das Gewässer mal näher an. Gerade in den heißen Sommermonaten ist der schlechte Zustand des kKanals problemlos zu erkennen.

  6. 4.

    "Wenn die Verwaltung den Landwehrkanal als "flüssigen Komposthaufen" bezeichnet, der öfter Sauerstoffprobleme hat, ..." wird schon was dran sein, an den Ufern zelten immer irgendwelche Typen, drumrum sieht es aus, wie auf ner Müllhalde....man will nicht wissen, was da alles im Wasser landet. Heute räumt die BSR alles weg, morgen ist es wieder da.

  7. 3.

    "Wenn die Verwaltung den Landwehrkanal als "flüssigen Komposthaufen" bezeichnet, der öfter Sauerstoffprobleme hat, ..." wird schon was dran sein, an den Ufern zelten immer irgendwelche Typen, drumrum sieht es aus, wie auf ner Müllhalde....man will nicht wissen, was da alles im Wasser landet. Heute räumt die BSR alles weg, morgen ist es wieder da.

  8. 2.

    Der letzte Satz. Den musste ich dreimal lesen ... 5 Jahre für ein REGENWASSERMANAGEMENT.
    Auf Papier. Oder als PowerPoint für die Präsiwand.
    In der Zeit wird in anderen Teilen der Welt neben einem REGENWASSERSYSTEM auch ein Flughafen gebaut.
    Nein, hier im Land geht es immer weiter Richtung Abgrund....

  9. 1.

    Wenn die Verwaltung den Landwehrkanal als "flüssigen Komposthaufen" bezeichnet, der öfter Sauerstoffprobleme hat, klingt das fatalistisch und resignativ. Ich hoffe, dass die Stimmung in den Berliner Wasserbetrieben nicht so depressiv ist, wie diese Formulierung es nahelegt...

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