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130 Hektar nach Waldbrand gerodet

Beelitzer Mondlandschaft

Vor genau einem Jahr brannte nahe Beelitz der Wald. Das Feuer konnte erst wenige Hundert Meter vor den ersten Gebäuden gestoppt werden. Mittlerweile sind zum Schutz der Bevölkerung rund 130 Hektar der Brandfläche gerodet worden. Von Philipp Rother

Rauch waberte durch die Straßen, Brandgeruch lag in der Luft – bei den Einwohnerinnen und Einwohnern der Stadt Beelitz (Potsdam-Mittelmark) wurden Anfang Juni sofort Erinnerungen an den Waldbrand vor einem Jahr wach. Erschrocken teilten sie ihre Ängste im Internet: "Sieht wieder aus wie damals, als es bei uns so doll gebrannt hat", schrieb eine Userin bei Facebook.

Der Bürgermeister der Stadt, Bernhard Knuth (parteilos), ließ daraufhin eine Mitteilung auf der Webseite der Stadt veröffentlichen: Der Wind bringe den Rauch des Waldbrandes in Jüterbog (Teltow-Fläming) nach Beelitz, hieß es darin: "Wir möchten Sie bitten, in solchen Fällen zukünftig Ruhe zu bewahren."

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"Die Bilder der Feuerwand vor Beelitz sind noch sehr präsent", sagte der Bürgermeister der Stadt im Gespräch mit rbb|24: "Solche Momente vergisst man einfach nicht."

Insgesamt brannten im Beelitzer Stadtwald vor genau einem Jahr rund 200 Hektar. In einem abgelegenen Gebiet erlosch das Feuer erst wenige Hundert Meter vor den ersten Gebäuden. Die Waldbrand-Spezialisten von @fire hatten dort erstmals in Deutschland überhaupt ein sogenanntes Vorfeuer gelegt. Dem "Forsthaus" näherte sich das Feuer bis auf rund 100 Meter. Einzelne Straßenzüge mussten auch evakuiert werden. Mehr als 1.000 Einsatzkräfte waren im Einsatz.

Mittlerweile sind 130 Hektar der Brandfläche gerodet worden. Das entspricht circa 182 Fußballfelder. In Richtung der ersten Siedlungen wurde der Wald ausgelichtet. Das solle helfen, künftige Feuer möglichst klein zu halten, so Knuth.

Bevölkerungsschutz steht im Fokus

Die Verantwortlichen der Stadt Beelitz haben sich bewusst für die Rodung der Fläche entschieden. Dabei half auch der Blick nach Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark). Auf dortigen Forschungsflächen brannte es auf nicht gerodeten Flächen ein zweites Mal. Auch bei dem jüngsten Waldbrand auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz in Jüterbog brannte Totholz, das aufgrund der im Boden vermuteten Munition nach einem ersten Feuer nicht gerodet werden konnte.

Der "Bevölkerungsschutz" stehe im Fokus, teilte der Beelitzer Stadtförster Martin Schmitt rbb|24 mit: "Stehendes Totholz ist trocken und anfällig - und damit perfektes Brennholz." Die Ortrandlagen hätten oberste Priorität. Daher habe der Wald gerodet werden müssen. So hatten es die Beelitzer auch schon im Ortsteil Fichtenwalde nach dem Brand im Juli 2018 gehandhabt. Der Wald sei kein "ökologischer Spielplatz", ergänzte der Forstwirt.

Stämme am Wegesrand gestapelt

Die Waldbrandfläche in Beelitz ähnelt nach der Rodung einer Mondlandschaft. Vereinzelt stehen noch verkohlte Hochstubben. Sie sind wichtig für Vögel und Insekten. Zudem dienen sie den Waldmaschinen als Wegemarkierung. Zwischen den Hochstubben liegt Totholz: Rund zehn Prozent sei auf der Fläche belassen worden, erklärte der Stadtförster. Totholz habe liegend eine andere Funktion als stehend: Am Boden ziehe es Feuchtigkeit und erziele so eine feuerabweisende Wirkung.

Entlang der Waldwege liegen unzählige, fein säuberlich gestapelte Stämme. Das Holz ist noch nutzbar. In deutschen Sägewerken dürfen die angekokelten Stämme aufgrund des Rußes aber nicht verarbeitet werden. Daher werden sie nun exportiert.

Quelle: rbb

Streifen aus Roteiche in Planung

Im Frühjahr wurden auf der gerodeten Fläche bereits erste neue Bäume gepflanzt, eine weitere Aussaat folgt im Herbst. Es seien Streifen aus Roteiche in Planung, so der Stadtförster: "Diese Baumart hat große Blätter, die viel Schatten spenden. Das hemmt die Grasentwicklung darunter - ein Waldbrand hat dann weniger Nahrung." Darüber hinaus siedeln sich laut Schmitt erste Pionierbaumarten wie Birke, Pappel und Robinie an. Für Flora und Fauna sei es nach dem Brand und der Rodung ein Neustart.

"Wir hoffen, dass sich die Flächen ähnlich schnell erholen, wie die Brandflächen in Fichtenwalde", konkretisierte Bürgermeister Knuth. Dort wuchsen die neuen Bäume zur Überraschung aller innerhalb von vier Jahren bis zu fünf Meter hoch.

Blick zurück

Am 19. Juni 2022 war der Waldbrand nahe der Beelitzer Stadtgrenze in den Mittagsstunden ausgebrochen: Der sogenannte "Stadtalarm" wurde um 13:19 Uhr ausgelöst. Die Thermometer zeigten an jenem Tag mehr als 35 Grad Celsius. Das Feuer sprang von Baumwipfel zu Baumwipfel. Als der Wind drehte, breitete sich der Brand plötzlich in Richtung Beelitzer Kernstadt aus.

Knuth selbst war bei einem Event der Landesgartenschau als ihn die Information erreichte. Kurz danach seien die Rauchwolken vom Festgelände aus schon zu sehen gewesen. "Wir haben dann in kürzester Zeit entschieden, die Veranstaltung abzubrechen und die Landesgartenschau zu schließen, um den Einsatzkräften ein möglichst ungehindertes Arbeiten zu ermöglichen", erinnert sich der Bürgermeister.

Seitdem ist viel passiert: "Wir haben massiv in den Ausbau und die Ausstattung der Wehr in der Kernstadt und den Ortsteilen investiert", sagte Knuth. Zudem seien viele zusätzliche Löschbrunnen angelegt worden. Es sei auch "ein Managementplan zur Waldbrandprävention" erarbeitet worden. "Das Konzept enthält ein ganzes Bündel an Maßnahmen. So sollen Schutzstreifen vor Ortslagen verhindern, dass Waldbrände direkt auf Wohnbebauung übergreifen können", konkretisiert Knuth: "Eine Möglichkeit, diese Streifen langfristig zu erhalten, ist die Waldweide." Der gesamte Plan soll noch im Juni vorgestellt werden.

Beitrag von Philipp Rother

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