"Willkommen-in-Arbeit" - Vermittlungsbüros für Geflüchtete in Berlin droht die Schließung
Laut Bundeskabinett sollen Flüchtlinge und Asylbewerber schneller arbeiten dürfen. Bei der Jobsuche stehen sie aber oft etwa vor sprachlichen Hürden. Unterstützenden Büros in Berlin droht nun das Aus. Von Iris Völlnagel und Kirsten Buchmann
Sawsan Diab lässt sich in dem "Willkommen-in-Arbeit"-Büro in Berlin-Spandau beraten. "Ich suche eine Arbeit, könnten Sie helfen, einen Lebenslauf und eine Bewerbung zu machen?" Job-Coach Mehr Afsoon Faqiryar, die ihr am Schreibtisch gegenübersitzt, hilft sehr gern. Sie stellt Diab Fragen nach ihren Vorkenntnissen.
In Syrien war die 53-Jährige unter anderem Sekretärin in einer Zahnarztpraxis. Inzwischen lebt sie seit sieben Jahren in Deutschland und hat in Sprachkursen Deutsch gelernt. Eine komplette Jobsuche schafft sie allerdings noch nicht allein. Das Spandauer "Willkommen-in-Arbeit"-Büro unterstützt sie daher, wie rund 2.000 andere Ratsuchende allein schon in diesem Jahr, sagt Leyla Barghi, Koordinatorin des Spandauer Büros. "Wir helfen den Menschen, dass sie sich hier in Deutschland gut integrieren können." Arbeit gehöre mit dazu.
Beratungs-Nachfrage steigt
Das "Willkommen-in-Arbeit"-Büro in Spandau hat vier Mitarbeiter, dazu kommen insgesamt 16 Berater ins Haus. Seit 2016 bietet das Büro seine Unterstützung an, kostenfrei, unter anderem auf Arabisch und Farsi. Leyla Barghi fürchtet allerdings, dass damit bald Schluss sein könnte. Denn im Senatsentwurf für den Landeshaushalt der beiden kommenden Jahre sind keine Gelder mehr für die Büros vorgesehen.
Die Nachfrage nach Beratung jedoch steige, sagt Barghi. Sie sei deshalb der Meinung, "dass gut funktionierende, etablierte Projekte gefördert werden sollten." Sie wünsche sich, dass Geld zur Verfügung gestellt werde, damit ihr Projekt weiterlaufen könne, für das Büro in Spandau rund 240.000, für das in Lichtenberg 470.000 Euro im Jahr.
Befristetes Modellprojekt
Integrationssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) begründet die Streichung der Gelder damit, dass das Land Berlin die Schuldenbremse einhalten müsse. Die "Willkommen-in-Arbeit"-Büros in Spandau und Lichtenberg seien als befristete Modellprojekte gefördert worden. Nun müsse sich ihre Senatsverwaltung auf ihre Kernaufgaben konzentrieren, sagt Kiziltepe: "Das bedeutet aber nicht, dass wir qualitativ an den Inhalten dieser Projekte kürzen. Es gibt andere Programme, die wir fördern, die Beratung in Bildung und Beruf, die allen Bezirken zur Verfügung stehen."
Das heißt, Geflüchtete sollen eine dieser anderen Beratungsstellen aufsuchen. Reem Kayali aus Syrien hat es allerdings gerade durch die Unterstützung des "Willkommen-in-Arbeit"-Büros in Spandau geschafft, eine Stelle zu finden. Seit September arbeitet sie als Küchenhilfe in einer Schule. "Ich habe hier im Büro Hilfe gefunden, weil sie sehr nett sind und immer mit Lebenslauf und Bewerbung helfen."
Sawsan Diab, ebenfalls aus Syrien, ist noch nicht so weit wie sie und weiter auf Arbeitssuche. Beide wünschen sich, dass die "Willkommen-in Arbeit"-Büros offenbleiben, um eingewanderte Jobsuchende zu unterstützen.
Sendung: rbb24 Abendschau, 2.11.2023, 19.30 Uhr