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Audio: Antenne Brandenburg | 15.02.2023 | Ronald Schleif | Quelle: dpa/S.Stache

Schärfere Töne, mehr Mitbestimmung

Kandidat Jan Redmann will neues Wir-Gefühl für Brandenburger CDU

Jan Redmann ist einziger Kandidat für die Wahl des Landesvorsitzenden der CDU in Brandenburg. Bei einer Online-Vorstellung grenzt er seine Partei mit scharfen Worten gegen die AfD ab und stellt das Ölembargo gegen Russland in Frage. Von Nico Hecht

Für Jan Redmann sind es wichtige Tage. Momentan ist er fast ununterbrochen im Land unterwegs, um sich und sein Programm in seiner Partei bekannter zu machen. Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag will im März den Sprung an die Landesspitze schaffen.

Erstmals wird die Partei dann mit einem Mitgliederentscheid ihren neuen Vorsitzenden bestimmen. Zwar gibt es nach dem Rückzug des jetzigen Parteichefs Michael Stübgen keinen Gegenkandidaten. Doch nach zuletzt enttäuschenden Ergebnissen bei den Landtags- und Bundestagswahlen braucht Redmann ein möglichst starkes Ergebnis zum Einstand, um in der Partei für Aufbruchstimmung zu sorgen.

Am Dienstagabend nun die große Bühne: Adenauer-Haus Berlin, zusammen mit einer Moderatorin stellt er sich live per Online-Schalte den Fragen der Brandenburger Parteimitglieder. Zuallererst baut er die eigene Rampe: Er sehe Brandenburg nach einigen sehr erfolgreichen Jahren vor einem Scheideweg. Es gehe jetzt darum, die richtigen Weichen zu stellen, um den Anschluss zu schaffen an andere Metropolregionen in Europa. "Also nicht nur Anschluss zum westdeutschen Durchschnitt, sondern zu Regionen wie Greater London, Ile-de-France oder Lombardei", sagt Redmann.

Kandidat für Brandenburger Landesvorsitz

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Am 25. März will die Brandenburger CDU auf einem Landesparteitag abstimmen, wer sie führen soll. Für Michael Stübgens Nachfolge gibt es nur einen Kandidaten: Jan Redmann. Am Mittwochabend hat der sich der CDU-Basis in Kleinmachnow vorgestellt. Von Lisa Steger

Erneuerbare Energien allein werden auf absehbare Zeit nicht reichen

Die Frage danach, wie er diese Vision in Brandenburg schaffen will, lässt nicht lange auf sich warten. Ein entscheidendes Thema dabei sei die Wirtschafts- und Energiepolitik, antwortet Redmann. Die Energiewende sei zwar notwendig. Aber das Land werde noch länger einen hohen Energiebedarf haben.

Ihm fehlten dabei die schlüssigen Konzepte anderer Parteien, wie das in Brandenburg künftig allein mit erneuerbaren Energieträgern gesichert werden soll: "Es reicht ja nicht, allein Ausstiegsdebatten zu führen, aus Atomkraft oder Braunkohle. Man muss ja auch darüber nachdenken, wie kann das ersetzt werden." Wichtig dabei, so Redmann, sei Wasserstoff.

Kritik an Ölembargo

Auf Nachfrage eines Parteimitgliedes nach der Ölraffinerie in Schwedt kritisiert Redmann die Bundesregierung: Diese hätte angekündigt, aus dem Ölgeschäft mit Russland aussteigen zu wollen, wenn die Versorgung von PCK über Danzig und Kasachstan gesichert sei und Polen sich dem Embargo anschließt. Das alles aber stünde bis heute aus. Deshalb sollte man überlegen, ob das Embargo Deutschland nicht mehr schade als Russland.

Eine Haltung, mit der sich der Brandenburger Fraktionschef schon in den vergangenen Monaten vom Tenor der Bundespartei abzusetzen und zu punkten versucht. Polen nehme bisher weiter russisches Öl ab, weil es Vertragsstrafen vermeiden will. "Eine Überlegung, die wir auch in Deutschland ernsthaft anstellen sollten", sagt Redmann.

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Scharfe Worte gegen AfD

Ein Parteimitglied aus Bernau will genauer wissen, was Redmann mit der CDU gegen hohen Zustimmungswerte für die AfD in Brandenburg machen will. Redmann erklärt daraufhin, die AfD sei im Land völlig unterwandert vom als rechtsextrem eingestuften und offiziell aufgelösten sogenannten Flügel. Die Erfolge der Partei hingen an Frustrationen in der Bevölkerung, weil bestimmte zwingende Probleme, vor allem von den linken Parteien, verschwiegen werden.

Hier wolle er Dinge zukünftig klar ansprechen und Lösungen erarbeiten, sagt Redmann. Ein Vorbild dabei offenbar: Die Äußerungen vom Bundesvorsitzendem Friedrich Merz nach den Silvesterkrawallen in Berlin, die in der Partei als ein wichtiger Faktor für die erfolgreiche Berlinwahl gewertet werden. In dieses Horn will Redmann zukünftig auch stoßen. Seine Partei werde sich mit Landräten und Bürgermeistern treffen, die im Moment kaum mehr wüssten, wie sie die vielen Geflüchteten versorgen sollen.

Mehr Austausch mit Parteibasis

Auf die Frage, wie er künftig die Parteibasis mitnehmen will, gibt sich Redmann geläutert. Immer wieder gab es nach den Wahlniederlagen heftige Kritik in genau diesem Punkt. Redmanns Rezept: Mehr zuhören.

Er wolle ein neues Wir-Gefühl in der CDU in Brandenburg entfachen. Dafür aber brauche es dringend mehr Austausch zwischen Parteispitze und -basis, so seine Erkenntnis. Er wolle mindestens zwei Mal im Jahr eine Konferenz mit den Kreisvorsitzenden etablieren. So könne er auch direkt erfahren, was vor Ort besonders bewegt.

Nach nur knapp 45 Minuten scheinen in der Online-Runde schon alle Fragen der Parteimitglieder beantwortet. Redmann kündigt an, sich weiter in allen Ortsverbänden vorzustellen, zu denen er eingeladen wird.

Sendung: Antenne Brandenburg, 15.02.2023, 5 Uhr

Beitrag von Nico Hecht

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