Haushalt, Wahlalter, Polizeigesetz - Abgeordnetenhaus beschließt im Sondermodus wichtige Vorhaben

Fr 15.12.23 | 10:45 Uhr
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Symbolbild: Sitzung im Berliner Abgeordnetenhaus. (Quelle: dpa/Jutrczenka)
Audio: rbb24 Inforadio | 13.12.2023 | Sebastian Schöbel | Bild: dpa/Jutrczenka

Kurz vor Jahresende hatten die Berliner Abgeordneten ein stolzes Programm vor sich. Bei der Marathonsitzung wurde einen zahlreiche Vorhaben beschlossen. Am Tag darauf erneuert der Regierende Bürgermeister seine Kritik an der Schuldenbremse.

Das Berliner Abgeordnetenhaus hat am Donnerstag zahlreiche wichtige Vorhaben beschlossen. Neben der Verabschiedung des Doppelhaushalts 2024/2025 betrifft das eine Verfassungsänderung zur Senkung des Wahlalters auf 16. Zudem standen bei der letzten Plenarsitzung des Jahres diverse Gesetze und der rbb-Staatsvertrag zur Abstimmung.

Rekord-Haushalt

Der Doppelhaushalt hat ein Volumen von 39,3 Milliarden Euro für 2024 und von 40,5 Milliarden Euro für 2025. So hohe Ausgaben gab es noch nie. Ein großer Posten sind Zuweisungen an die Bezirke (jeweils rund elf Milliarden Euro), besonders viel Geld fließt auch für Personal und Investitionen. Da die Schuldenbremse gilt, wird der Etat nicht über neue Kredite finanziert. Vielmehr werden bestimmte Rücklagen aufgebraucht - die in Zukunft dann nicht mehr zur Verfügung stehen.

Wahlalter und Polizeigesetz

Neben der Verabschiedung des Doppelhaushaltes wurde auch beschlossen, das Wahlalter bei Abstimmungen auf Landesebene auf 16 Jahre zu senken.

Außerdem verabschiedeten die Abgeordneten ein novelliertes Polizeigesetz, das der Polizei mehr Möglichkeiten etwa beim Einsatz von Kameras oder Elektroschockpistolen (Tasern) einräumt.

rbb-Staatsvertrag

Nach dem Brandenburger Landtag hat auch das Berliner Abgeordnetenhaus dem neuen rbb-Staatsvertrag für den rbb zugestimmt. CDU und SPD votierten dafür, Linke und Grüne enthielten sich, die AfD stimmte dagegen.

Mit dem Staatsvertrag der beiden Länder sollen unter anderem die Aufsichtsgremien des rbb gestärkt und für Entscheidungsträger Sorgfaltspflichten und Haftungsregeln eingeführt werden. Das Gehalt der Intendantin soll gedeckelt werden. Zugleich werden neue Vorgaben für das rbb-Programm definiert.

Bauordnung

Mit der novellierten Bauordnung verbinden CDU und SPD vor allem das Ziel, den Bau dringend benötigter Wohnungen zu vereinfachen. Sie umfasst etwa weniger strenge Regeln für Gebäude in Holzbauweise, für Dachausbauten oder die Aufstockung bestehender Gebäude.

Allerdings kommen auch neue Vorgaben hinzu: So wird zur Pflicht, Dächer mit einer maximalen Neigung von zehn Grad, deren Fläche insgesamt größer als 100 Quadratmeter ist, zu begrünen. Dabei sollen aber Ausnahmen möglich sein. Umweltverbände bemängeln, Belange des Natur-, Klima- und Artenschutzes seien zu wenig berücksichtigt.

Anderer Sitzungsablauf wegen Krankmeldungen

Die letzte Plenarsitzung des Jahres im Berliner Abgeordnetenhaus verlief nach einem anderen Verfahren als üblich. Darauf hatten sich die Fraktionen verständigt.

Grund war unter anderem die geplante Verfassungsänderung, mit der das Wahlalter auf 16 Jahre abgesenkt werden sollte. Für die braucht es eine Zweidrittelmehrheit. Weil es zuletzt aber viele Krankmeldungen in den Fraktionen gab, war nicht sicher, ob genug Abgeordnete im Plenum sitzen würden.

Also verständigten sich die Fraktionen darauf, alle Abstimmungen über neue Gesetze oder Gesetzesänderungen gebündelt am Ende der Plenarsitzung durchzuführen. Normalerweise finden sie direkt nach der jeweiligen zweiten Lesung im Laufe des Tages statt.

Wegner erneuert Kritik an der Schuldenbremse

Unterdessen hat Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) erneut angekündigt, sich für eine Reform der Schuldenbremse einzusetzen. Das alles Entscheidende sei, im Bundesrat eine Mehrheit dafür zu erreichen, sagte er am Freitag im rbb24 Inforadio.

"Die Probleme, die Berlin derzeit hat - im Bereich der Haushaltsaufstellung, im Bereich der Zukunftsinvestitionen - diese Probleme haben ja auch die anderen Bundesländer. Deswegen, glaube ich, müssen wir gemeinsam an einer Schuldenbremse arbeiten, die genau diese Möglichkeiten schafft, dass wir in Zukunftsthemen investieren können, in Infrastruktur, Klimaschutz, Wohnungsbau, vieles mehr." Das sähen andere Bundesländer auch so, sagte Wegner: "Ich bin da auch in Gesprächen, dass es im Bundesrat hier zu möglichen Mehrheiten kommt."

Sendung: rbb24 Inforadio, 15.12.2023, 07:05 Uhr

32 Kommentare

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  1. 32.

    Was Herr Wegner eigentlich in Bezug zur Schuldenbremse sagen will ist, daß wenn die Bundesregierung die Energiewende zur Auflage mach, muss sie auch für die finanziellen Aufwendungen dazu eine Lösung anbieten.
    Die bisherigen Mittel reichen dazu nämlich bei weitem nicht aus.

  2. 31.

    meine Frau auch nicht :-) - Land der Ungläubigen

  3. 29.

    Das könnte sich allerdings auch als Fehlkalkulation herausstellen. Mal ganz abgesehen von der AfD soll es selbst unter Jugendlichen Sympathisanten von CDU und FDP geben. Auch das fänden die Stimmenfänger wohl nicht so prickelnd.

  4. 28.

    Es geht hier nicht um die Interessen von jungen Menschen, sondern um Wählerstimmen. Die Interessen sind nur vorgeschoben. Wenn man wüsste, dass die alle AfD wählen würden. würde kein Schwein für die Absenkung plädieren.

  5. 27.

    "Fragen sie doch mal einen 16 jährigen wer zur Zeit regiert! "

    Man merkt in welchem Umfeld sie sich bewegen.

  6. 26.

    Die falsche "Sheela" vergisst dass bayrische Gesetze des Öfteren gegen das GG verstossen. Bayrische Gerichte sind auch nicht unabhängig, sondern fällen politische Urteile ganz im Sinne der cSU.

    So ist z.B. das Amtsgericht München ist eine Unterabteilung der cSU. Eine echte Gewaltenteilung existiert nicht im Amigoland Bayern.

    "Beate Ehrt war zuletzt im bayerischen Justizministerium als Leiterin der Abteilung Grundsatzangelegenheiten, Europarecht, Öffentliches Recht und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Zuvor war sie unter anderem Pressesprecherin und später Leiterin des Büros der damaligen Justizministerin Beate Merk."

  7. 25.

    Was bringt mehr Geld für Personal und Investitionen, wenn kein Personal eingestellt werden kann oder die Gelder für z.B. Frau Giffeys Strafen für verpatzte Termine drauf gehen. Auch ist die Frage, in was wird Investiert. Der Senat hat in den letzten Jahren nicht nur für jede Menge Quatsch Gelder rausgeworfen, sondern auch stark bewiesen, dass die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut. Es ist auch schön, wenn der Hausbau vereinfacht werden soll, bringt aber nichts, wenn die Infrastruktur für Strom, Wasser, Abwasser, Telefonie fehlen bzw . ihre Kapazitätsgrenzen bereits überschreiten. Das Gleiche gilt für die Versorgung der Menschen - Ärzte, Kitas... Da ist wählen mit 16 echt das unwichtigste.....

  8. 24.

    Da haben sie eine Menge an Infos zusammen getragen.
    Ich habe mir nur ein paar Länder rausgepickt und geschaut wer darf in welchem alter was wählen.
    Die hier oft beschworenen „Untergangsszenarien“ sind dann mal wieder ausgeblieben… in anderen Ländern.
    Und wenn man bedenkt das es 2% sind die jetzt mehr wählen können kann man auch keine Erdrutschsiege bestimmter Parteien erwarten.
    Legt man dann noch zu Grunde das im Schnitt eh nur eine Wahlbeteiligung von 60% herrscht…. Ist es wieder ein Sturm im Wasserglas ohne wirkliche Auswirkungen.
    Aber der Deutsche befürchtet erst mal… tja was auch immer man so befürchtet.

  9. 23.

    Nun halte ich eher ein Wahlalter von 21 Jahren für angemessen. Mit 16 Jahre ist man bezüglich Manipulation in Social Media noch weitgehend naiv. Es fehlen einfach eigene Lebenserfahrungen die einen Widerspruch aufdecken können.

  10. 22.

    Wahlalter auf 16 Jahre gesetzt…ha ha ha ! Fragen sie doch mal einen 16 jährigen wer zur Zeit regiert! Das schönste war am Samstag…Weihnachtsmarkt Spandau, bei einen Gespräch ,wurde über unsrer Regierung diskutiert. Ach ja der Scholz hat ja lange Fussball gespielt …spielt der Mehmet noch?.. das war die Meinung eines etwa 20 jährigen, dass war der Lacher na dann viel Spaß.

  11. 20.

    Aber unter "List by country" eine Liste der Staaten / Länder die auch ohne "english for runaways" gut verständlich ist.
    Persönlich gefällt mir ja die Bezeichnung "Lower Saxony" für Niedersachsen :-) und "Thuringia" klingt doch irgendwie schon exotisch.

  12. 19.

    Im handwerklichen ist Corona, Grippe, Erkältungen verherender wie "Arbeit" im Abgeordnetenhaus oder Behörden.
    Homeoffice wurde intensivst gefördert (und praktiziert).
    Aber das kann ich nicht ausüben, wenn ich mir ständig die Nase putzen muss.
    Ich bin dafür, das Handwerker/Servicemitarbeiter gleich bzw. umgehend ein Risikoaufschlag von 500-1000 Prozent veranschlagen, bevor sie vor der Tür stehen.
    Denn, so zeigen es ja diverse Tarifverhandlungen, mehr Geld reduziert Stress (leider noch nicht auf Rezept).

  13. 18.

    Wegen Satzstellung ich stolpere - nicht doch - wegen Krankheitswelle im Sondermodus? Muss doch, weil sich das häuft, Schmachtenhagen fragen.
    Und ob nun Corona oder nicht, jedesmal, selbst bei, aus des, nur vor Wahlen wichtigen, Bürger (/ *#++) Sicht wichtigen Themen, sind die Säle in Land und Bund lehr ;-) (ach so Bio McDonalds, Gassigehen, Babywickeln).
    Aber dann am Abend in den Talkshows ...

  14. 17.

    Das hat sich seit Corona geändert. Nicht nur im Abgeordnetenhaus, sondern auch in normalen Firmen ist es jetzt normal, dass von den Kollegen indirekt erwartet wird, dass sie bei Krankheit im Home-Office arbeiten. Direkt darf es rechtlich nicht gefordert werden. Allerdings müssen rein rechtlich die Arbeitgeber, der Krankenkasse melden das der Kollege im Dienst ist und sie sind bei Arbeitsunfällen dann auch stärker in der Haftung. Deshalb wird die Meldung der Arbeitsaufnahme bei uns in der Firma auch weggelassen und die Kollegen, die dann in die Dienstpläne wegen der Planung schauen sind veratändlicherweise verwirrt.
    Mich stört bei dem Ganzen, dass dann Menschen, deren Auffassungsgabe durch Medikamente und Krankheit eingeschränkt sind und wie bestimmt auch psychologische beweisbar, durch Erkrankung und Medikamente andere Entscheidungen treffen werden, als im gesunden Zustand jetzt relevante Entscheidungen treffen sollen.

  15. 16.

    Zu: "wir sind bei dem Wahlalter ab 16 bei weitem nicht die Vorreiter" in der engl. Wikipedia gibt es dazu einen Artikel mit internationaler Übersicht:
    https://en.wikipedia.org/wiki/Voting_age
    Interessanterweise gibt es zu diesem Artikel keine deutsche Variante zur Verfügung.

  16. 15.

    "vielleicht hilft es mal zur Abwechslung die Erfahrung der anderen Länder in die Überlegung mit einfließen zu lassen" Man findet erstaunlich wenig bei einer Suche auf Deutsch - die Suchemenge ist da meist auf den Tellerrand D bzw. EU beschränkt (man schwimmt also im eigenen Saft bei den Informationen). In englischer Sprache hätte ich das für den Blick auf andere Länder:
    https://blog.batchgeo.com/voting-age-around-the-world/

  17. 14.

    Zu: "wir sind bei dem Wahlalter ab 16 bei weitem nicht die Vorreiter" diese Übersicht über andere Länder:
    http://kraetzae.de/wahlrecht/international/
    Haben Sie da etwas anderes?

  18. 13.

    "vielleicht hilft es mal zur Abwechslung die Erfahrung der anderen Länder in die Überlegung mit einfließen zu lassen." Wie ist denn so die Erfahrung über alle OECD-Länder mit verschiedenen Wahlaltern? Haben Sie da etwas zum Nachlesen mit einem solchen Vergleich?

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