Nach ersten Rücktritten - Berliner FDP-Vize Czaja kritisiert "D-Day-Papier" - und verteidigt Lindner

Sa 30.11.24 | 12:42 Uhr
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Sebastian Czaja, Spitzenkandidat der FDP Berlin, spricht während einer Pressekonferenz zum Ergebnis der Berliner Wiederholungswahl (Bild: dpa/Sebastian Gollnow)
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Audio: rbb24 Inforadio | 30.11.2024 | Kerstin Reinsch | Bild: dpa/Sebastian Gollnow

Der Berliner FDP-Landesvize Sebastian Czaja hat das umstrittene "D-Day"-Papier zum Ausstieg aus der Ampel als indiskutabel bezeichnet. Das Papier sei in der Wortwahl und in der Frage, wie es geschrieben sei und wie der Prozess gelaufen sei, "schlecht und indiskutabel", sagte Czaja, der auch Mitglied im FDP-Bundesvorstand ist, im rbb24 Inforadio.

Dass man sich mit Szenarien auseinandersetze, wie und in welcher Form man eine Koalition beende, wenn man in relevanten politischen Fragen nicht mehr beieinander stehe, müsse man allerdings allen Koalitionspartnern zugestehen. Als Bundesvorstandsmitglied habe er "zu keiner Zeit" von dem Papier Kenntnis gehabt, sagte Czaja.

Czaja stellt sich hinter Lindner

Berlins FDP-Vize Sebastian Czaja stellte sich in der Debatte dennoch hinter den Bundesvorsitzenden Christian Lindner. Czaja sagte, er halte weitere personelle Konsequenzen für unnötig. Auch er selbst - als Mitglied des Bundesvorstands - habe nichts von dem Dokument gewusst.

In dem Papier, dass die Partei am Donnerstag nach vorherigen Enthüllungen auch selbst veröffentlicht hat, hat die FDP den Bruch der Ampel-Koalition detailliert vorbereitet. Der Generalsekretär der FDP-Bundestagsfraktion Bijan Djir-Sarai und FDP-Bundesgeschäftsführer Carsten Reymann sind deshalb zurückgetreten. Lindner dagegen lehnt einen Rücktritt ab.

Erste Rücktritte wegen "D-Day-Papier"

Den Rücktritt des Generalsekretärs der FDP-Bundestagsfraktion [tagesschau.de] hatte Brandenburgs FDP-Chef Zyon Braun am Freitag als folgerichtig bezeichnet. "Der Rücktritt von Bijan Djir-Sarai ist konsequent und zeigt die Übernahme der politischen Verantwortung", sagte Braun der Deutschen Presse-Agentur. "Ich war überrascht von der Existenz des Papiers, das mir nicht bekannt war. Ich bin auch überrascht über die Transparenzoffensive, die die Partei gestartet hat."

FDP-Bundesgeschäftsführer Carsten Reymann, der laut mehreren Medien federführend an der Ausarbeitung des "D-Day-Papiers" beteiligt gewesen sein soll, war im Zuge der Debatte ebenfalls zurückgetreten. Die FDP teilte am Freitag in Berlin mit, Reymann wolle mit seinem Rücktritt eine personelle Neuaufstellung der Partei vor der Bundestagswahl ermöglichen.

Die FDP hatte das Arbeitspapier zum Ampel-Ausstieg auf ihrer Webseite publik gemacht. Besonders ein Diagramm der "D-Day-Ablaufpyramide" mit mehreren Stufen führte zu öffentlicher Empörung. Mit dem "D-Day" wird üblicherweise die Landung der Alliierten in der Normandie im Zweiten Weltkrieg in Verbindung gebracht.

Sendung: rbb24 Inforadio, 30.11.2024, 12:00 Uhr

50 Kommentare

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  1. 50.

    ......das ist auch das einzige, was mich daran stört, aber die FDP und vor allem Christian Lindner hat sehr daran gearbeitet, dass sie jetzt vielleicht nicht im nächsten Bundestag vertreten ist. Dann ist das eben so. Vielleicht hätten manche eher darüber nachdenken sollen, was ein solches Verhalten eventuell für Konsequenzen nach sich zieht. Oder hofft die FDP noch irgendwie auf Hilfe aus der CDU? Es wird jedenfalls sehr spannend werden.

  2. 49.

    Um so weniger demokratische Parteien es in die Parlamente schaffen um so leichteres "Spiel" für die Demokratiefeinde, gelle?

  3. 48.

    Meiner Meinung nach, sollte es natürlich heißen, sorry. Da habe ich wohl ein Wort vergessen ;-)

  4. 47.

    Ob belogen oder nicht…
    Viel gravierender ist, dass sie über 3 Jahre ein unehrliche Klientelpolitik betrieben haben und den Schlamassel noch vertieft haben.

  5. 46.

    Dass die FDP für das Parteienspektrum benötigt wird, habe ich irgendwann auch mal gedacht, aber so, wie sich vor allem Christian Lindner die letzte Zeit verhalten hat, sollte er lieber zurücktreten und einen anderen den Wahlkampf machen lassen. Mit ihm wird das für die FDP Meinung nach sehr schwierig werden und das vollkommen zu Recht, wie ich finde.

  6. 45.

    Jaja, Lindner und die FDP haben uns alle, die Öffentlichkeit über Wochen belogen - das ist der Fakt!

  7. 44.

    Keiner braucht die FDP, außer vielleicht diejenigen an die sich doie FDP meistbietend verkauft.

    Porsche, Ryanair, Mövenpick...

    Dieser Lobbyistenverein ist überflüssig wie kein Zweiter.

  8. 43.

    „ Die Anreize fehlen im Moment. Es geht abwärts...“

    Da gebe ich Ihnen sogar recht. Und Lindner hat daran einen riesengroßen Anteil. Denn das Setzen von Anreizen hat er blockiert. Die Schuldenbremse war ihm wichtiger. Ich nenne sowas kurzsichtige Politik.

    Interessant, dass Sie als Verfechter neoliberaler Politik die internationale Kritik an der Schuldenbremse ausblenden und vorgeben, diese nicht zu kennen. OECD und IWF, um nur 2 Beispiele zu nennen. Beide Institute gelten doch auch für Sie als wirtschaftsliberal und zum Sparkurs neigend, oder? Jedenfalls rufen genau diese zu kreditfinanzierten öffentlichen Investitionen auf,

  9. 42.

    Glaubwürdig oder nicht, die FDP wird benötigt und deshalb auch wieder in den Bundestag einziehen.

  10. 41.

    Ihre Sicht, nun ja, Deutschland nimmt inzwischen ca. 1Billion Euro jährlich ein, und soll nicht in der Lage sein die dringendste Ausgaben für die Infrastruktur aufzubringen?
    Fakt hierzulande ist ist: um so mehr Geld eingenommen wurde, um so mehr Geld wurde verplemmpert, und um so weniger Blieb für die Infrastruktur, samt Bildung übrig.
    Ein Kassenstuz tut Not, erst dann kann man schauen!!!
    Wegen eigener Verschwendungssucht den Nachkommen haufen Schulden hinterlassen zu wollen, das ist gelinde gesagt "nicht die feine englische Art"

  11. 40.

    Ach wissen Sie, das wage ich zu bezweifeln. Hans-Dietrich Genscher hat auch eine Koalition mit der SPD beendet und da wird es im Vorfeld ebenfalls Planspiele gegeben haben. Alles andere wäre einem Spitzenpolitiker nicht würdig.

  12. 39.

    „International wurde Deutschland wegen der Finanzpolitik gerügt“
    Das werden doch nicht etwa französische, italienische oder griechische Finanzpolitiker gewesen sein? Nein, Spaß beiseite, die wirklichen Finanz- Experten sind?.. Die Banken. Und da wird Deutschland mit den niedrigsten Zinsen belohnt. Und das ist es... was adelt.
    Die Investitionen, nebst Schulden, sind erlaubt. Man kann nur das Geld ausgeben, was auch verbaut werden kann. Siehe Deutsche Bahn.... Und, die private Wirtschaft braucht ein Umfeld, damit investiert werden kann. In viel viel größerem Maße als der Staat das je könnte. Die Anreize fehlen im Moment. Es geht abwärts...

  13. 38.

    Ach ja?
    International wurde Deutschland wegen der Finanzpolitik gerügt. Die Aufweichung der Schuldenbremse in Zeiten wie diese ist unumgänglich. Für staatliche Investitionen unabdingbar.
    Die nötigen Investitionen werden nachfolgenden Generationen überlassen, der Investitionsstau wird immer größer, irgendwann unaufholbar. Lindner hat enorm kurzsichtig gehandelt.
    Und was ist mit Gestzesvorhaben aus dem Koalitionsvertrag, die von FDP blockiert wurden? Mit Vereinbarungen, die gemeinsam getroffen wurden, von denen die FDP tagsdrauf nichts mehr wissen wollte? Ist en masse vorgekommen.

    Nein, die FDP hat sich als unsozial, unzuverlässig und verzichtbar erwiesen.

  14. 37.

    „was sie alles blockiert hat, wie sie Vereinbarungen gebrochen hat“
    Das Gegenteil ist der Fall. Ohne liberales Haushalten wären wir bei überbordenden Schulden und Geldentwertung schon weiter :-(
    Das Verfassungsgericht hätte der staatlichen Gier nach unserem Geld (Zinsen sind auch unser Geld) sowieso ein Ende bereitet. Herr Lindner war da auf der richtigen Seite...übrigens sehr konstruktiv in Bezug der Wichtung der Prioritäten.

  15. 36.

    „was sie alles blockiert hat, wie sie Vereinbarungen gebrochen hat“
    Das Gegenuist der Fall. Phne liberales Haushalten wären wir bei überbordenden Schulden und Geldentwertung schon weiter :-(
    Das Verfassungsgericht hätte der staatlichen Gier nach unserem Geld (Zinsen sind auch unser Geld) sowieso ein Ende bereitet. Herr Lindner war da auf der richtigen Seite...übrigens sehr konstruktiv in Bezug der Wichtung der Prioritäten.

  16. 35.

    „AfD Sprech“?
    Unsinn, es gibt keinen Hinweis darauf. Aber, Sie bieten Hinweise: Auf eine Meinungs- u. Gesinnungsdiktatur... :-(

  17. 34.

    Ich frage mich, wieso es keine oder kaum Medienberichte gibt über Reaktionen zum d day Papier von Merz, CDU/CSU?
    Was wussten sie vorher? Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine so kleine Partei wie die FDP mit solchen „Regierungssturzabsichten“ nicht vorher das Procedere für danach abgklärt hat.
    Man kann wirklich gespannt sein auf die Wahl.

  18. 33.

    Die Aufregung um Scholzens Worte habe ich schon am 6.11. nicht verstanden.
    Nein, er hat nicht nachgetreten. Er hat nur offen benannt, was Sache ist.
    Wer sich darüber echauffiert, hat wohl Lindner nie richtig zugehört. Oder ist so FDP-hörig, dass er dessen Reden undxTun in Ordnung findet.
    Obwohl ich nie FDP gewählt habe, war ich doch immer der Meinung, diese Partei wird benötigt. Aber was sich diese Partei im Rahmen der Ampel erlaubt hat, was sie alles blockiert hat, wie sie Vereinbarungen gebrochen hat, wie sie über ihre Ampelpartner offen gesprochen hat, hat meine Meinung gründlich geändert. Von mir aus kann sie nun inder Versenkung verschwinden.
    Aber der Schwadroneur Lindner peilt ja ein zweistelliges Ergebnis an…

  19. 32.

    "Das ist AfD-Sprech". Was ist denn das für eine Aussage? Ist die AfD verboten? Leute gibt's...Au weia.

  20. 31.

    Ich wünsche der FDP ein grandioses Scheitern an der 5%-Hürde...

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