Teamcheck | Füchse Berlin - Ein Däne lässt die Füchse träumen

Sa 03.09.22 | 09:06 Uhr
Füchse-Spieler Mathias Gidsel (Foto: imago images / Zink)
Audio: Inforadio | 02.09.2022 | Tabea Kunze | Bild: (Foto: imago images / Zink)

Mit bemerkenswerten Transfers wollen die Füchse Berlin an die Spitze der Handball-Bundesliga. Vor allem ein junger Däne beflügelt die Hoffnungen, dass das in der kommenden Saison gelingen könnte.

So lief die vergangene Saison

Der dritte Platz in der Handball-Bundesliga bedeutete das beste Abschneiden seit 2018. Lange hatten die Füchse auf ein noch besseres Ergebnis und die damit verbundene Qualifikation für die Champions League gehofft, doch am SC Magdeburg wie auch am THW Kiel war letztlich kein Vorbeikommen.

Mit ein bisschen Wut im Bauch schauen die Füchse auf das unglückliche Aus im DHB-Pokal gegen Lemgo zurück. Im Vorfeld der Achtelfinalpartie beklagten die Füchse etliche Corona-Fälle und baten erfolglos um eine Verlegung des Spiels, das Lemgo nach Verlängerung knapp für sich entscheiden konnte. Auf europäischer Ebene war für das Team von Trainer Jaron Siewert nicht viel zu holen. "Da haben wir es relativ leichtfertig aus der Hand gegeben", sagt Geschäftsführer Bob Hanning mit Blick auf das Achtelfinal-Aus gegen den französischen Teilnehmer HBC Nantes.

Wer kam? Wer ging?

Es ist vor allem ein Name, der das Umfeld der Füchse elektrisiert: Mathias Gidsel. Mit der Verpflichtung des 23-jährigen Dänen ist den Füchsen ein bemerkenswerter Coup gelungen. Bereits vor einem Jahr, nach den Olympischen Spielen in Tokio, verpflichteten sie den damals begehrtesten Rückraumspieler Europas für die nun beginnende Saison.

Trotz seiner Jugend hat Gidsel auf dem Handballparkett bereits viel erlebt. Mit der dänischen Auswahl wurde er Weltmeister, Olympia-Zweiter und Bronzemedaillen-Gewinner bei der Europameisterschaft 2022 und bei allen drei Turnieren in das jeweilige All-Star-Team gewählt. Entsprechend anspruchsvoll zeigt sich Gidsel in der neuen Heimat und sagt: "Ich bin nicht nach Berlin gekommen, um hier Dritter, Vierter oder Fünfter zu werden."

Mit dem schwedischen Kreisläufer Max Darj (zuvor Bergischer HC) und dem russischen Nationaltorwart Viktor Kireev (ZSKA Moskau) holten die Füchse weitere hochklassige Verstärkung in die Hauptstadt. Die daraus erwachsenen Ansprüche sind hoch. Der "Kicker" spricht sogar vom "spannendsten Kader der Liga". Vor diesem Hintergrund dürften die Abgänge von Marian Michalczik (Hannover-Burgdorf), Johan Koch (Luzern) und vor allem Viran Morros (Winterthur) zu verschmerzen sein.

Der Trainer

... ist zunächst Bob Hanning, der den erkrankten Cheftrainer Jaron Siewert zu Saisonbeginn vertreten wird. Im vergangenen Februar war er schon einmal als Coach eingesprungen, als Siewert mit einer Corona-Infektion ausfiel. Wann der eigentliche Übungsleiter wieder übernehmen wird, steht noch nicht fest. Die Abwesenheit des Trainers ist laut Stefan Kretzschmar kein Problem, "das wird in der Mannschaft gar nicht thematisiert", so der Sportvorstand.

Dass Hanning und Kretzschmar große Stücke auf den jungen Coach halten, ist kein Geheimnis. Erst kürzlich verlängerten die Füchse Siewerts Vertrag um ein weiteres Jahr bis 2024 und begründeten diesen Schritt auf der eigenen Homepage: "Jaron ist der Inbegriff der Identifikation mit unserem Verein. Die Vertragsverlängerung ist daraus resultierend nur die logische Konsequenz einhergehend mit der Entwicklung unserer Mannschaft".

Die Erwartungen

Stefan Kretzschmar antwortet auf die Frage nach dem Saisonziel gewohnt direkt: "Man will immer besser sein als im letzten Jahr. Das ist natürlich auch unser Ziel." Dazu müsse die Mannschaft laut Kretzschmar am Optimum spielen, weitgehend von Verletzungen verschont bleiben und die Neuzugänge schnellstmöglich integrieren. In der Erwartung, dass all das gelingt, sieht der ehemalige Nationalspieler die Füchse gewappnet für den Titelkampf. Er ist sich aber auch bewusst, dass der aktuelle Titelträger SC Magdeburg und Rekordmeister THW Kiel ein Wörtchen mitreden werden.

Weniger optimistisch gibt sich Bob Hanning. Der Interimstrainer hadert etwas mit der Vorbereitung. Über diese meint der 54-Jährige unmissverständlich: "Das, was wir bisher gezeigt haben, wird auf gar keinen Fall reichen." Ganz konkret stört ihn, dass manche Abläufe "nicht voll eingespielt" seien. "Das bedarf Zeit und Wettbewerb. Aber davon hatten wir zu wenig, das muss man selbstkritisch sagen. Lieber auch mal ein Spiel verlieren, aber dann einfach auch deutlicher wissen, wo man was tun muss", so Hanning.

Wo die Füchse nun tatsächlich stehen, wird sich gegen Frisch Auf Göppingen (Sonntag, 16:05 Uhr) zeigen. Ein Ausrutscher zum Saisonauftakt ist für Hanning keine Option: "So ein Spiel darfst du nicht verlieren, wenn du große Ziele erreichen willst".

Sendung: Inforadio, 02.09.2022, 11:15 Uhr

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