Fußball-Bundesliga - Union Berlin will "eklige Aufgabe" in Darmstadt bewältigen

Do 24.08.23 | 16:58 Uhr | Von Marc Schwitzky
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Christopher Trimmel und Robin Gosens könnten die neue Flügelzange von Union Berlin bilden. (Foto: picture alliance/dpa | Britta Pedersen)
Bild: picture alliance/dpa | Britta Pedersen

Fußball-Bundesligist Union Berlin ist mit dem 4:1-Auftaktsieg über Mainz 05 herausragend in die Saison gestartet. Beim SV Darmstadt 98 könnten sich die Eisernen trotz Frühform und großen Qualitätsunterschieden schwertun. Von Marc Schwitzky

Fünf Fakten zum Spiel

  • Union Berlin hat seit dem Bundesliga-Aufstieg jedes erste Auswärtsspiel Unentschieden gespielt
  • Von sechs Aufeinandertreffen mit Darmstadt 98 haben die Eisernen nur eins gewinnen können
  • In den sechs Begegnungen konnte nie die Auswärtsmannschaft gewinnen
  • Kapitän Christopher Trimmel verpasste in jenen sechs Duellen keine einzige Minute
  • Darmstadt teilte sich vergangene Saison den Titel als ligaweit heimstärkste Mannschaft

Der Gegner-Check

So läuft es sportlich beim SV Darmstadt 98

Hertha BSC ist derzeit nicht der einzige Profi-Verein in Deutschland, der sich schwertut, Tore zu schießen. Die Blau-Weißen haben immerhin schon im Pokal getroffen – selbst das war dem SV Darmstadt bislang nicht vergönnt. Was in der Vorbereitung schon erste Zweifel säte, mündete in zwei torlosen Partien – die 0:3-Pokalblamage bei Regionalligist FC Homburg und die 0:1-Auftaktniederlage in der Liga gegen Eintracht Frankfurt.

"Meines Erachtens ging die fehlende Torgefahr bereits Ende der letzten Saison los", bemerkt Mike Mättner. Er begleitet die "Lilien" seit jeher als Fan und seit sieben Jahren zudem mit dem Podcast "Hoch und weit", den er mit vier anderen Anhängern gründete. "Wir haben zwar nie viele Tore geschossen, warum es nun aber gar nicht mehr klappen will, ist mir etwas schleierhaft." Grundsätzlich würde sich Darmstadt, so Mättner, damit schwertun, ein Spiel zu gestalten und Ballbesitz produktiv zu nutzen. Vielmehr würden die Hessen selbst versuchen, defensiv sicher zu stehen und über Umschaltaktionen wie auch lange Bälle gefährlich zu werden. "Klassischer Zweitligafußball", witzelt Mättner.

Beim ersten Ligaspiel nach dem Aufstieg, der Niederlage in Frankfurt, hätte Darmstadt als Außenseiter mit seiner favorisierten Spielweise beinahe gepunktet. "Ich hatte mir vor dem Spiel nicht viel ausgerechnet, im Nachhinein muss man sich fast ärgern, nichts geholt zu haben", so Mättner zum engen Spiel.

Das bewegt die Fans

Die zwei Pflichtspielniederlagen zu Beginn trüben die Stimmung bei den "Lilien" dennoch kaum, zu euphorisch ist man so kurz nach dem ersten Bundesliga-Aufstieg seit sieben Jahren. Wichtig sei nur, wie sich die Mannschaft präsentiere. "Wenn du das Gefühl hast, dass da eine Mannschaft auf dem Platz ist, die alles gibt, dann reicht das den Fans." Man wisse, dass man aus finanziellen Gründen kaum mithalten könne. "Wenn es nicht reicht, reicht es nicht – so what?"

Dennoch glaubt Mättner, dass die Vereinsführung den Klassenerhalt gerne realisieren will - "jedoch ohne ein großes Risiko durch Spielerkäufe oder eine frühe Trainerentlassung einzugehen."

Aus Fan-Sicht sei es doch nochmal etwas anderes, erklärt er. "Wenn man ehrlich ist: Die Bundesliga ist nicht so attraktiv, ich finde die 2. Liga deutlich attraktiver. Die erste Liga bietet andere finanzielle Möglichkeiten für den Verein, aber ob alle Lilien-Fans bei einem direkten Wiederabstieg so traurig wären, bin ich mir gar nicht mal so sicher." Die Bundesliga sei nicht Mättners Welt, auch wenn das womöglich nur für ihn gelte.

Auf diesen Spieler muss Union achten

"Wir funktionieren tatsächlich über das Kollektiv", erklärt Mättner. Zwar gäbe es ein paar Spieler, die individuell etwas herausstechen, aber "unser Spiel hängt nicht an einem Spieler."

Und doch haben die "Lilien" zwei Abgänge im laufenden Transfersommer besonders hart getroffen: Phillip Titz, Torgarant der letzten Saison, und Patric Pfeiffer, Abwehrkante und wichtiger Aufbauspieler, haben den Verein jeweils in Richtung Augsburg verlassen. Ersetzt wurden jene Leistungsträger durch Christoph Klarer und Rückkehrer Luca Pfeiffer. Mittelstürmer Pfeiffer könnte Unions Abwehr durch seine Kopfballstärke weh tun.

Die Stimmen der Trainer

Urs Fischer:

"Ihr Start war im Pokal nicht optimal. Aber sie haben eine sehr gute Reaktion beim Auswärtsspiel in Frankfurt gezeigt. Da wäre auch ein Unentschieden möglich gewesen. Sie sind erwartungsvoll, haben ein neues Stadion, eine tolle Atmosphäre. Es ist eine gute Mannschaft, die sehr kompakt, gut organisiert daher kommt und eine Körperlichkeit mitbringt. Sie haben eine gute Mischung, ein gutes Umschaltspiel. Wir dürfen nicht allzu viele Standards zulassen. Es wird eine eklige Aufgabe."

Torsten Lieberknecht:

"Wir brauchen für die ganze Saison einen wahnsinnigen Zusammenhalt. Wenn wir aber anfangen, jede Woche über Ergebnisse zu diskutieren, wird es schwierig. Wir brauchen stattdessen jeden. Nur dann können wir in diesem Jahr wieder überraschen. Wir drehen weiter an Rädchen und wollen gegen Union Berlin wieder Zähne zeigen."

So könnte Union spielen:

Mit Rani Khedira, Lucas Tousart, Andras Schäfer und Janik Haberer stehen vier Spieler weiterhin verletzungsbedingt nicht zur Verfügung. Auch Laurenz Dehl wird in Darmstadt fehlen. Die gute Nachricht: Auch ohne diese Spieler, die bis auf Dehl Startelf-Ansprüche haben werden, hat Union am ersten Spieltag eine glänzende Leistung gezeigt. Ihr Fehlen war beim 4:1-Heimsieg über Mainz 05 kaum zu spüren – ein Lob an die Breite des Kaders.

Jene Breite fällt besonders durch die jüngsten Neuzugänge auf: Robin Gosens und Kevin Volland werden auch gegen Darmstadt Optionen von der Bank sein. "Beide haben in ihren Mannschaften trainiert. Rein körperlich sieht es gut aus. Kevin braucht vielleicht noch ein bisschen. Aber beide sind Kandidaten für den Kader", so Fischer, der mit Sheraldo Becker einen weiteren Edel-Joker in den eigenen Reihen hat.

Unions mögliche Startelf: Rönnow - Trimmel, Doekhi, Knoche, Leite, Roussillon - Kral, Laidouni - Aaronson - Fofana, Behrens

Prognose

Die Begegnung mit dem SV Darmstadt 98 könnte eine kleine Zeitreise für die Köpenicker werden: Die Mittel und Spielweise der "Lilien" erinnern stark an Union im ersten Erstligajahr. Genau das könnte zum Hindernis für die Eisernen werden, denn tiefstehende Gegner, die vor allem über Konter- und Standardsituationen ihr Glück versuchen, liegen der Mannschaft von Trainer Fischer am wenigsten. So könnte sich ein äußerst zähes Spiel zwischen den beiden kampf- und laufstarken Teams entwickeln, in dem Kleinigkeiten entscheiden. Union wird beweisen müssen, sich spielerisch weiterzuentwickeln und tiefe Abwehrreihen knacken zu können.

Redaktionstipp: Union könnte sich etwas schwertun, wird den Auftakterfolg aber mit einem knappen 1:0-Auswärtssieg in Darmstadt vergolden.

Sendung: rbb24, 24.08.2023, 16.15 Uhr

Beitrag von Marc Schwitzky

8 Kommentare

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  1. 8.

    Unioner können wenigstens über Stöckchen springen - Herthaner, die sich im freien Fall befinden, nicht mehr.

  2. 7.

    HAHAHA, Herrlich, wie dünnhäutig Unioner reagieren. Springen sofort übers Stöckchen. Wie kleine Kinder, denen ihr Bauklötzchen weggenommen wird.
    Test bestanden!!!

  3. 6.

    Hä? Das Team verstärkt sich und entwickelt sich weiter. Das ist Arroganz für Dich? Das Ziel sind 40 Punkte und der Nichtabstieg, wie seid dem Aufstieg vor 4 Jahren. Das ist Arroganz für Dich? Und man möchte in der CL schöne Momente erleben. Ist das Arroganz für Dich?
    In welcher Realität lebst Du?
    Eisernes HaHoHe

  4. 5.

    BCC-Fan kann es einfach nicht akzeptieren, dass Union gewinnt und EBEN NICHT arrogant wird.

  5. 4.

    Ich bin zwar KEIN Union-Fan, aber muß neidlos anerkennen: Das Gespann Ruhnert / Fischer passen wie Topf und Deckel ...

    ... und zum Hater: Lieber Trittbrettfahrer - ÜBEN
    Der RICHTIGE BFC-Fan schreibt auch Berlin und ist sonst beim Kommentieren NICHT so gewählt

  6. 3.

    Vorbei, der demütige Weg bodenständiger Unioner.
    Mit dem Erfolg steigt die Arroganz, die sonst nur der Hertha zugeschrieben wurde. Hoffe, sie verlieren zu null.

  7. 2.

    nen zu null sieg isses für mich auch. vielleicht ja bereits mit bonucci auf der bank ?

    Skarke und Heintz zu Schallke (da hätte es vs Braunschweig nen ähnlichen Endstand gegeben, wie die deutsche Nationalmannschaft mit Khedira und Knoche gegen Japan) finde Ruhnert da schlüsig.

  8. 1.

    Mal ne Frage an den Autor. Welcher Verein tut sich denn nicht schwer, gegen tiefstehende Mannschaften? Das wird über jeden Favoriten geschrieben. Und das sie sich spielerisch weiter entwickelt haben, war ja schon zu sehen.
    Klare Sache für mich,3:0 Union. hoffe ich, hi
    EISERN

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