Extremsport - Berliner will in 40 Tagen über den Atlantik rudern

Sa 14.10.23 | 13:45 Uhr
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Christan Kinzel rudert auf dem Wannsee (Bild: rbb)
Video: rbb24 | 11.10.2023 | Jonas Schützeberg | Bild: rbb

Im März lernte der Berliner Christian Kinzel das Rudern. Ein paar Monate und unzählige Stunden auf dem Wasser später will er sich einer großen Herausforderung stellen. Mit elf anderen Ruderern in einem Boot soll es in 40 Tagen über den Atlantik gehen. Von Lynn Kraemer

Die Sonne blinzelt durch die Wolken, als Christian Kinzel sein Boot ins Wasser lässt. Der Wannsee gibt sich einladend und ruhig. Und Kinzel rudert los. So wie eigentlich jeden Tag. Er steckt mitten in der Vorbereitung für sein großes Abenteuer. In nicht mal zwei Monaten wird er den so vertrauten Wannsee gegen den Atlantik eintauschen.

Vier Hausfrauen aus Yorkshire als Inspiration

Alles begann mit einer simplen, aber ungewöhnlichen Suchanfrage: "Wie kann ich mit Winterklamotten auf dem Wannsee oder der Spree mit dem SUP fahren?" Mehr wollte Christian Kinzel, der schon immer gerne auf dem Wasser war, gar nicht herausfinden. Bei der Suche nach einer Antwort stieß er aber auf etwas Anderes: "Da kam ein Videovorschlag über vier Hausfrauen aus Yorkshire, die mit einem Ruderboot über den Atlantik gerudert sind." Für den 53-Jährigen habe es beim Schauen Klick gemacht: "Das ist genau das, was ich schaffen will."

Vom Startpunkt auf Teneriffa wird ihn die 4.000 Kilometer lange Reise bis nach Antigua in der Karibik führen. 40 Tage auf offener See. Zu zwölft werden sie Tag und Nacht in Schichten rudern: drei Stunden am Riemen und drei Stunden Pause. Das Boot des Organisators, die "Roxy", ist fast 12 Meter lang und 1,74 Meter breit. An Bug und Heck gibt es jeweils eine Schlafkabine. Eine Osmoseanlage sorgt für Trinkwasser und die Verpflegung wird mit Astronautennahrung gedeckt. Im August konnte sich Kinzel mit dem Boot vertraut machen. Als Test ging es in drei Tagen von Nordirland nach Schottland. "Die Kabine sieht auf Bildern groß aus, aber sie ist verdammt eng", sagt Christian Kinzel.

Christian Kinzel trainiert im Strömungsbecken (Bild: rbb)Christian Kinzel trainiert im Strömungsbecken

Respekt und Vorfreude begleiten die Vorbereitung

Die Bedingungen, die ihn erwarten, kann Kinzel in Berlin nicht nachstellen. Aber er sammelt Kilometer. So viele, dass er im Berliner Ruder-Club schon den Spitznamen "Kilometer-Chris" bekommen hat. "Ich gehe auch bewusst bei Regen und stürmischen Wetter raus, um das Wellenspiel auch für mich zu erleben und zu fühlen", sagt Kinzel, der seit rund 16 Jahren in Berlin lebt. Auch für die Nachtfahrten hat er eine Lösung gefunden: Das Strömungsbecken. Das bietet ihm neben der Loslösung von Tag und Nacht noch einen weiteren Vorteil: "Hier habe ich die Möglichkeit, auch tatsächlich für mich alleine zu rudern. Die Schwierigkeit im Riemenrudern ist natürlich, dass ich nicht alleine aufs Wasser kann. Dann würde ich mich permanent im Kreis drehen."

In Vorbereitung auf die Überfahrt hat er sich mit vielen Menschen ausgetauscht, Erfahrungsberichte gelesen und sich auch auf Mentaltraining konzentriert. Dazu gehören Meditation und Tai Chi. "Ich habe tatsächlich auch Angst, weil ich bestimmte Situationen nicht unter Kontrolle habe", sagt Kinzel. Da wären El Nino und die Atlantikerwärmung, deren Auswirkungen er noch nicht einschätzen könne, aber auch mögliche Begegnungen mit Meeresbewohnern wie Haien oder Wale, Container, Mikroplastik und Stürme: "Davor habe ich Respekt, aber ich freue mich auch darauf."

Start im Dezember

Nach überstandenem Burn-out will der Berliner seine Grenzen testen: "Meine Entscheidung diese Challenge zu machen, ist auch mich meinen Ängsten zu stellen." Er habe das Gefühl gehabt, dass es nicht mehr weitergehe und aus dieser Krise immens viele Dinge über sich gelernt. Zum Beispiel, dass vier Hausfrauen aus Yorkshire einen zum Abenteuer des Lebens inspirieren können. Und dass er am 3. Dezember nicht in Winterklamotten mit dem SUP auf dem Wannsee, sondern mit einem Ruderboot auf dem Atlantik unterwegs sein wird.

Sendung: rbb24, 14.10.2023, 18 Uhr

10 Kommentare

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  1. 10.

    Er wird 40 Tage lang nur Wasser und Himmel sehen und wahrscheinlich vor allem die Emotion Angst empfinden. Alles andere wäre nicht normal in der Situation.

  2. 9.

    Von der Sache erinnert mich das an die Talisker Whiskey Row Challenge. Die startet allerdings auf La Gomera. Allerdings gibt es da höchstens 5er Teams. Sie werden begleitet von 2 Seglern. Die Ruderboote sind nicht so schmal, wie man das kennt, sondern haben Schlafkabinen. Außerdem sind Satelliten-Telefone Pflicht. Es findet also eine Überwachung statt. Das wird hier auch nicht anders sein. Insoweit alles Gute bei der Bewältigung der großen Herausforderung. Ich hoffe, es wird mehr über das Abenteuer berichtet.

  3. 8.

    Ich habe großen Respekt vor dem Mann! Den Kommentaren hier nach wird der gemeine Berliner seinem Ruf als Meckerer und Zauderer wahrlich gerecht. Irgendwie schade. Denn was ist der Sinn des Lebens? Ora et labora? Schaffe, schaffe Häusle baue? Echte Abenteuer sucht und erlebt kaum noch jemand - Herr Kinzel wird Dinge sehen und Emotionen empfinden, von denen wir nie auch nur ahnen werden. Und das klingt zumindest für mich sehr sinnvoll. In diesem Sinne: Riemen- und Dollenbruch!

  4. 7.

    Bein Training für diese Überfahrt braucht man keine Meditation sondern einen Typen mit der Trommel und einen mit der Peitsche, sagte schon Professor Ben Hur.

  5. 6.

    Kommt mir wie bei Monthy Python vor. Da wollte ein Athlet, gespielt von Terry Jones, über den Ärmelkanal springen...

  6. 5.

    Viel Spaß dabei. So ein Unfug.
    Ich habe gestern 500 Höhenmeter erwandert.
    Die Fotos für einen Artikel kann ich gerne zur Verfügung stellen.

  7. 4.

    Rentenpunkte eher nicht. Beitrag für die Solidargemeinschaft wäre eher, wenn man durch solche Aktionen die Rente nicht erlebt, was ich aber Keinem wünsche.

  8. 3.

    Kann ich nur voll unterstützen. Auch wenn ich solche Menschen und deren Leistung bewundere, kann es ohne professione Begleitung ( Funkkontakt, SOS, Rettungskräfte in der Nähe) zu einem Himmelfahrtskommando werden. Wer bezahlt eigentlich ggf. die Retungseinsätze. Sind hoffentlich ausreichend versichert. Vom rbb wäre hier eine Warnung angezeigt, um Nachahmer zu warnen.

  9. 2.

    Wenn dies ein Beitrag auch für die Solidargemeinschaft ist, bringt das Rentenpunkte?

  10. 1.

    Ich kann nur dringend von so einem Himmelfahrtskommando abraten. Jeder, der auch nur mal auf der offenen Ostsee in einem Freizeitboot unterwegs war, weiss, wie ausgeliefert man den Kräften der Natur ist. Sich ohne Not in solch ein Todesrisiko zu begeben, sollte auch vom rbb nicht unkritisch als "Abenteuer" gefeiert werden, denn offenbar inspiriert das immer mehr Menschen zu ähnlichen Aktionen.

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