Ermittlungen wegen Totschlags - Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) ermittelt nach Tod eines Babys gegen Vater

Do 14.07.22 | 17:10 Uhr
Symbolbild: Ein Wagen der Kriminaltechnik der Polizei steht vor einem Mehrfamilienhaus. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Audio: Antenne Brandenburg | 14.07.2022 | Dorett Kirmse | Bild: dpa/Paul Zinken

Ein heute 25-Jähriger steht im Verdacht, im vergangenen Jahr seine zweieinhalb Monate alte Tochter so heftig geschüttelt zu haben, dass diese an ihren Verletzungen starb. Er sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft.

Nach dem gewaltsamen Tod eines zweieinhalb Monate alten Babys hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) Ermittlungen wegen Totschlags gegen den heute 25-jährigen Vater des Kindes eingeleitet. Er steht im Verdacht, seine Tochter so stark geschüttelt und geschlagen zu haben, dass das Baby kurz darauf starb. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft auf Anfrage dem rbb. Der Vater sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft.

Vorfall bereits vor einem Jahr

Nach rbb-Recherchen hatte sich der Vorfall bereites im Juli 2021 ereignet. Der damals 24-Jährige soll zu diesem Zeitpunkt allein mit seiner Tochter in der Wohnung gewesen sein. Das Kind soll dann geschrien und sich nicht beruhigen lassen haben. Wenige Stunden später war es tot.

Die Staatsanwaltschaft gehe davon aus, dass der Vater das Kind so heftig geschüttelt habe, dass es an den dadurch entstandenen Verletzungen verstarb, erklärt Sprecherin Ricarda Böhme. "Die Rechtsmedizin hat uns ein Schütteltrauma und auch einen Schädelbruch bestätigt. Also der Vater muss auf das Kind derart heftig stumpf eingewirkt und diese Verletzungen herbeigeführt haben", sagt Böhme. Was genau an diesem Abend passiert war, werde derzeit noch ermittelt.

Kinderarzt: Häufigste unnatürliche Todesart bei Säuglingen

Das sogenannte "Zu-Tode-Schütteln" sei die häufigste unnatürliche Todesart bei Säuglingen, erklärt der Kinderarzt Wolfram Horn aus Frankfurt (Oder) im Gespräch mit dem rbb. Auch er habe in seinen 40 Jahren Berufserfahrung als Arzt derartige Fälle in seiner Praxis behandelt. Die Verletzungen, die dabei entstanden, seien enorm, berichtet er: "Das Gehirn wird im Kopf ähnlich wie bei Boxern hin und her geschleudert", so Horn.

Dadurch komme es zu Mikro- oder auch größeren Blutungen im Kopf, weil kleinste Gefäße durch das unnatürliche hin und her schleudern abreißen würden, so der Kinderarzt weiter. Diese Blutungen könnten in das Gehirn selbst oder in die Hirnhäute gelangen. Laut des Mediziners Horn seien es vor allem Väter, die zu solchen Kurzschlussreaktionen neigen.

Ob es sich bei dem getöteten Baby in Frankfurt auch um so eine "Kurzschlussreaktion" des Vaters gehandelt hatte, müsse derzeit noch geklärt werden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Der Vater bestreite bislang die Tat. Die Untersuchungen dauern jedoch noch an.

Ermittlungen dauern noch an

"Wir sind in derartigen Fällen von den rechtsmedizinischen Einschätzungen abhängig", sagt Böhme zu der Ermittlungsdauer. So habe die Staatsanwaltschaft auf ein sogenanntes Sektionsgutachten warten müssen, dass der Behörde erst im Januar dieses Jahres zugegangen sei. Zudem habe die Staatsanwaltschaft im Anschluss noch ergänzende Stellungnahmen der Kinderschutzambulanz eingeholt, berichtet Sprecherin Böhm.

Das lange Warten auf die verschiedenen Einschätzungen habe dazu geführt, dass auch der im Verdacht stehende Vater erst im März 2022 festgenommen wurde. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.

Ebenfalls Teil der andauernden Ermittlungen ist, welche Rolle die heute 22-jährige Mutter bei der Tat eingenommen hatte, wie es von der Staatsanwaltschaft heißt. Sie sei nach eigenen Angaben am fraglichen Abend nicht in der Wohnung gewesen, sondern bei einer Freundin.

Sendung: Antenne Brandenburg, Antenne am Nachmittag, 14.07.2022, 15:10 Uhr

Mit Material von Dorett Kirmse

Nächster Artikel