Schwedt (Uckermark) - Minister erwartet längere Treuhandverwaltung der PCK-Mehrheitseigner
Ende September läuft die Treuhandverwaltung über die Mehrheitseigner der PCK-Raffinerie in Schwedt aus, die große Teile Nordostdeutschlands mit Treibstoff versorgt. Nun ist eine Verlängerung um sechs Monate im Gespräch.
Der Bund wird die Treuhandverwaltung über die Mehrheitseigner der Ölraffinerie PCK in Schwedt (Uckermark) nach Einschätzung der Brandenburger Landesregierung voraussichtlich nochmal verlängern. "Ich gehe sehr fest davon aus, dass die Treuhandverwaltung weitere sechs Monate verlängert werden wird", sagte Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. "Ich halte das auch für richtig."
Treuhand läuft im September aus
Die Raffinerie in Schwedt versorgt große Teile des Nordostens Deutschlands mit Treibstoff. Sie gehört mehrheitlich zwei Töchtern des russischen Staatskonzerns Rosneft. Das Bundeswirtschaftsministerium äußerte sich nicht konkret zur Frage der Verlängerung. "Die Treuhand läuft noch bis Mitte September", sagte eine Sprecherin. "Über alles andere, das schließt auch eventuelle Eigentumsfragen ein, kann ich nicht spekulieren."
Bis Ende vergangenen Jahres verarbeitete PCK vor allem Rohöl aus Russland. Die Bundesregierung beschloss im Zuge der Sanktionen wegen des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine einen Verzicht auf russisches Öl. Als Alternative kommt Öl über Danzig und Rostock sowie aus Kasachstan. Die Versorgung liege bei mehr als 80 Prozent und sei stabil, sagte Steinbach. "Das war immer auch meine Zielgröße."
Der Bund verhängte im September 2022 eine Treuhandverwaltung über Rosneft Deutschland und RN Refining Marketing, die Mehrheitseigner von PCK. Dies begründete er mit einer drohenden Gefahr für die Versorgungssicherheit in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine. Die Bundesregierung hatte beklagt, dass die Mehrheitseigner kein Interesse an einer Abkehr von russischem Öl hatten. Den Status verlängerte der Bund im März um ein halbes Jahr, was am 10. September ausläuft.
Höhere Anteile für andere Unternehmen?
Mit der Treuhandverwaltung hat die Bundesnetzagentur im Auftrag der Bundesregierung praktisch das Sagen bei den Rosneft-Töchtern und in der Raffinerie. Rosneft hatte gegen die Treuhandverwaltung geklagt, das Bundesverwaltungsgericht bestätigte sie. Die Bundesregierung hat seit einer Entscheidung des Bundestags im April mehr Rechte bei Unternehmen in Treuhandverwaltung. Im Kern geht es darum, dass Anteile von Unternehmen unter Treuhandverwaltung leichter veräußert werden können - das zielt auf PCK.
Brandenburgs Wirtschaftsminister erwartet auch eine baldige Weichenstellung für den Verkauf von PCK-Anteilen des Öl- und Gasanbieters Shell. "Ich gehe davon aus, dass in den nächsten Wochen bei Shell eine Entscheidung fällt für den Verkauf", sagte Steinbach. "Dies muss abgewartet werden, bevor die Entscheidung über eine weitere neue Eigentümerstruktur hinsichtlich der Anteile von Rosneft getroffen werden kann." Er warnte: "Operative Hektik ist fehl am Platz." Shell Deutschland hält 37,5 Prozent an der PCK-Raffinerie.
Der Minister hält mit Blick auf eine mögliche Änderung der Eigentümerstruktur zwei Voraussetzungen für wichtig: "Wir brauchen eine Balance zwischen der Expertise, eine Raffinerie klassisch weiter zu betreiben, und auf der anderen Seite eine Expertise für die Transformation in Richtung neue Technologien", sagte Steinbach.
Sendung: Antenne Brandenburg, 31.08.2023, 07:30 Uhr