Ausstellung "Von Odesa nach Berlin" - Gemäldegalerie zeigt gerettete Kunst aus der Ukraine
"Von Odesa nach Berlin" wurden bedeutende Gemälde aus dem Museum für Westliche und Östliche Kunst gebracht, um sie vor Zerstörung zu schützen. Jetzt sind sie in einer gemeinsamen Ausstellung mit Werken aus den Berliner Sammlungen zu sehen. Von Marie Kaiser
Gemälde werden in Luftpolsterfolie eingewickelt und in Holzkisten verpackt. Depots werden leergeräumt. Panzersperren und Sandsäcke rund um das historische Museumsgebäude, ein Palais aus dem 19. Jahrhundert, aufgestellt.
Die Fotos, mit denen die neue Sonderausstellung "Von Odesa nach Berlin" beginnt, dokumentieren die Zeit direkt nach dem 24. Februar 2022, dem Beginn des russischen Angriffskriegs. Im Odesa Museums für Westliche und Östliche Kunst wurden damals die bedeutendsten Gemälde des Odesa Museums so schnell wie möglich in ein geheimes ukrainisches Notlager gebracht, um sie vor Zerstörung zu schützen. Zur Sammlung des Odesa Museums gehören Werke europäischer Maler vom 15. bis 20. Jahrhundert wie Andreas Achenbach, Francesco Granacci, Frans Hals, Bernardo Strozzi und Frits Thaulow.
"Dass die Bilder in Berlin in Sicherheit sind, bewegt mich sehr"
"Unsere Bilder waren in Odesa in Gefahr. Es gibt in der Ukraine keinen sicheren Ort. Dass sie jetzt in Berlin in Sicherheit sind, bewegt mich sehr." Ihor Poronyk, Direktor des Odesa Museums für Westliche und Östliche Kunst, wird sichtbar emotional, als er sich an die Rettung der Bilder erinnert. Poronyk hat den Transport persönlich begleitet, mit dem im September 2023 über 70 Gemälde nach Berlin gebracht wurden. "Als der Lastwagen mit den Bildern und Ihor Poronyk auf den Parkplatz der Spedition fuhr und dann nach all den Mühen endlich diese Werke bei uns in Berlin waren, das war ein großer Moment der Erleichterung.", erinnert sich Dagmar Hirschfelder, die Direktorin der Gemäldegalerie und Kuratorin der Ausstellung im Gespräch mit rbb|24.
60 der geretteten Gemälde aus Odesa sind in der Ausstellung jetzt zu sehen - an der Seite von 25 Bildern aus der Berliner Gemäldegalerie, dem Kupferstichkabinett und der Alten Nationalgalerie. Es ergeben sich Bildpaare und manchmal auch Dreierkonstellationen, die nach kunsthistorischen Gattungen geordnet sind. Es gibt Kapitel zu Marienbildern, niederländischer oder italienischer Historienmalerei, mythologische und biblische Darstellungen oder zur Porträtmalerei und Charakterköpfen.

In Odesa wurde ähnlich gesammelt wie in Berlin
"Der Dialog zwischen den Bildern ist uns sehr wichtig, denn er zeigt, dass die Ukraine ein Teil Europas ist", betont Ihor Poronyk. Und auch Dagmar Hirschfelder von der Gemäldegalerie unterstreicht: "Man sieht an diesen Paarungen das westeuropäische Profil der Sammlung aus Odesa. Es gibt ganz viele Berührungspunkte. In Odesa wurde nach ganz ähnlichen Kriterien gesammelt. Odesa war schon im späten 18. Jahrhundert eine sehr internationale Metropole mit ganz vielen Menschen aus aller Welt und eben auch aus Westeuropa. Und daher gab es auch ein großes Interesse an der westeuropäischen Kunst."
Die gemeinsame Sammlungstradition wird in einem Bildpaar aus dem 18. Jahrhundert von Johann Baptist von Lampi und Anton Graff sichtbar. Auf dem Bild des italienischen Porträtmalers von Lampi aus der Sammlung des Odesa Museums ist die Frau des Künstlers, Anna Maria Franchi zu sehen, die ihren gemeinsamen Sohn Franz Xaver stillt. Eine intime Szene: Die Mutter schaut nachdenklich, vielleicht auch ein bisschen angestrengt und hält den kleinen Sohn liebevoll im Arm. Auch auf dem Gemälde des Schweizer Malers Anton Graff aus der Sammlung der Berliner Gemäldegalerie ist der liebevolle Blick des Malers auf seine Frau und sein Kind zu sehen.
"Was hier so schön deutlich wird, ist ein neues Verständnis der Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Das wandelt sich ja ganz stark im 18. Jahrhundert, also im Zeitalter der Aufklärung, der Empfindsamkeit", erklärt Dagmar Hirschfelder.
Gemälde lassen an Kriegsbilder denken
Wer den Krieg zwischen Russland und der Ukraine im Hinterkopf hat, betrachtet die teilweise sehr gewalttätigen biblischen oder mythologischen Szenen auf den Gemälden in der Ausstellung noch einmal mit anderen Augen. Auf dem Gemälde "Streit der Kutscher" aus dem 19. Jahrhundert vom französischen Maler Jules-Alexis Muenier ist eine Angriffszene auf einer Straße dargestellt. Wie im Weitwinkel mitten in der südfranzösischen Landschaft liegt einer der Männer blutend am Boden.
Auch die Direktorin der Gemäldegalerie Dagmar Hirschfelder musste bei dieser Darstellung unweigerlich an den russischen Angriffskrieg denken: "Das ist eine ganz starke Bildsprache, die natürlich sofort an Bilder von Krieg denken lässt. Dieser Kontrast zwischen dem friedlichen blauen Himmel, und unten liegt der Getötete oder Verletzte, über dem der Angreifer zu thronen scheint."
Mit vielen Grüßen von Berlin nach Odesa
Die Ausstellung "Von Odesa nach Berlin" bemüht sich sichtlich darum, eine Brücke von Berlin in die südukrainische Stadt zu bauen und ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine zu senden. Ein riesiges Foto, auf dem das Foyer des Odesa Museums zu sehen ist, ist auf einen halbtransparenten Raumteiler gedruckt, der sich so ganz zart über die Wandelhalle der Gemäldegalerie legt und beide Orte miteinander verschmelzen lässt. In einer Ecke der Ausstellung liegen Postkarten bereit, auf die Botschaften nach Odesa geschrieben und anschließend in einen Briefkasten geworfen werden können. Mit vielen Grüßen von Berlin nach Odesa.
"Russland greift das Kulturgut der Ukraine ganz bewusst und gezielt an, um eben auch seine kulturelle Identität zu vernichten", betont Dagmar Hirschfelder. "Und gerade in so einer Zeit stellen wir fest, wie sehr sich auch Ukrainerinnen und Ukrainer, die in Berlin leben, mit ihren Kulturgütern identifizieren. Wie viel ihnen eine solche Ausstellung bedeutet."
Sendung: rbb24 Abendschau, 22.01.2025, 19:30 Uhr
Die Ausstellung "Von Odesa nach Berlin. Europäische Malerei des 16. bis 19. Jahrhunderts" ist vom 24. Januar bis - 22. Juni 2025 in der Gemäldegalerie am Kulturforum zu sehen.
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