Brandenburger Wolfsmanagement - Kommt der Wolf immer näher, Herr Lachmann?

Di 26.11.24 | 13:37 Uhr
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Symbolbild: Wolf (Canis lupus), Porträt hinter Maschendraht. (Quelle: dpa/Sommariva)
dpa/Sommariva
Audio: Antenne Brandenburg | 26.11.2024 | Sarah Schiwy | Bild: dpa/Sommariva

In einigen Südbrandenburger Dörfern geht die Angst vor dem Wolf um. Immer näher kommen die Tiere, so scheint es. Der Leiter der Stabsstelle Wolfsmanagement ist davon nicht überrascht - der Wolf ist mittlerweile fast überall.

Daniela Klaue aus Laubst (Spree-Neiße) klingt am Telefon verzweifelt. Dem rbb schildert sie, wie ein Wolf nur 20 Meter von ihrem Haus entfernt ein Reh zerlegt hat. Mittlerweile könne sie nachts das Heulen der Tiere hören. Ein Jäger habe ihr gesagt, dass sich Wölfe immer weiter in die Dörfer wagen würden. In Laubst und Umgebung gehe nun die Angst um, sagt Klaue. Sie befürchte, Menschen könnten zu Schaden kommen.

rbb|24: Herr Lachmann, Sie sind der Leiter der Stabsstelle Wolfsmanagement im Landesamt für Umwelt. Zunächst zu den Fakten, nimmt die Wolfspopulation in der Region tatsächlich weiter zu?

Lars Lachmann: In Südbrandenburg haben wir tatsächlich keine nennenswerte Zunahme der Wölfe mehr, weil dort die geeigneten Habitate mittlerweile eigentlich flächendeckend vom Wolf besetzt sind. In Nordbrandenburg werden noch Lücken in der Verbreitung geschlossen. Dadurch ergibt sich insgesamt für Brandenburg noch eine leichte Zunahme über die Jahre. Die ist aber nicht mehr so stark, wie es früher war, weil eben die meisten Lebensräume inzwischen vom Wolf genutzt werden.

Dennoch gibt es Berichte, etwa aus Laubst oder auch Döbern (Spree-Neiße), dass Wölfe in Südbrandenburg immer näher an Dörfer kämen, sich zum Teil durch Siedlungen bewegten. Sind diese Beobachtungen Einzelfälle oder hat sich das Verhalten des Wolfs wirklich verändert?

Ein Einzelfall sind diese Beobachtungen sicherlich nicht, aber eine Verhaltensänderung ist es wahrscheinlich auch nicht. Wölfe, wenn sie flächendeckend vorkommen, können nicht immer vermeiden, dass sie auch in die Nähe von Menschen kommen, weil bei uns die Landschaft eben sehr vom Menschen geprägt ist. Wölfe können auch nie weit entfernt von Siedlungen sein. Sie leben ja nicht mehr nur auf Truppenübungsplätzen, sondern überall im Wald, wo es Nahrung für sie gibt.

Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Rehen oder anderen Huftieren - ganz selten auch mal aus einem Nutztier, was dann ein Fall für unsere Arbeit ist. Grundsätzlich kommen Wölfe gerade nachts immer wieder in die Nähe des Menschen. Das kann lokal eine neue Erscheinung sein, wenn sich dort vor Ort mal wieder ein neues Rudel angesiedelt hat, was vorher dort noch nicht gelebt hat.

Was kann man denn unternehmen, wenn man beispielsweise ein Grundstück direkt am Waldrand hat? Wie sollte man sich verhalten?

Grundsätzlich muss man dafür sorgen, dass Wölfe keinen besonderen Grund haben, sich menschlichen Siedlungen zu nähern. Also man muss aufpassen, dass dort kein Futter offen rumliegt. Das kann auch Müll sein oder irgendwelche Fleischreste. Das würde den Wolf natürlich magisch anziehen.

Wenn man so etwas vermieden hat und der Wolf trotzdem regelmäßig vorbei kommt, ist es erlaubt, den Wolf zu verscheuchen. Das macht man dann vielleicht auch mit mehreren Leuten, mit lauten Geräuschen, Winken. Da muss man nur aufpassen, dass man den Wolf nicht in die Enge treibt. Der Wolf muss die Möglichkeit zur Flucht haben.

Sollte es ein Wolf sein, der sich in solchen Situationen nicht vertreiben lässt und ganz offensichtlich keine Angst vor Menschen hat, dann würden wir das als auffälliges Verhalten bezeichnen. So etwas wäre dann zu melden, über unsere Wolfs-Hotline [lfu.brandenburg.de|. Dort werden auch Schadensfälle, wenn der Wolf mal ein Schaf reißt, gemeldet. Dann haben wir Auftragnehmer, die dafür sorgen, dass der Wolf fachmännisch vergrämt wird. Das ist aber in den meisten Fällen nicht notwendig.

Das heißt, betroffene Bürger sollen sich unmittelbar an das Landesamt für Umwelt wenden?

Genau, wir betreiben eine Wolfs-Hotline. Die ist hauptsächlich dafür gedacht, dass man dort Schadensfälle, die der Wolf mutmaßlich angerichtet hat, melden kann. Dann untersuchen wir, ob es wirklich der Wolf war und dann gibt es auch Entschädigung in vielen Fällen. Man kann dort aber eben auch auffällige Wölfe melden, die sich nicht wolfsgerecht verhalten. Um die können wir uns dann auch kümmern, das ist auch unsere Aufgabe.

Informieren kann man sich über die Wölfe aber auch bei unseren ehrenamtlichen regionalen Wolfsberatern, die findet man auch auf der Webseite des Landesamtes für Umwelt ¢[lfu.brandenburg.de]. Wer jetzt einfach nur Wölfe gesehen hat oder Spuren von Wölfen entdeckt hat muss nicht bei der Hotline anrufen. Dafür gibt es Monitoring-Meldeformulare, die auch auf unserer Webseite zu finden sind.

Vielen Dank für das Gespräch!

Sendung: Antenne Brandenburg, 26.11.2024, 15:10 Uhr

30 Kommentare

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  1. 30.

    Sie mit Ihrer alten Leier vom ,,.gefährlichem Wolf“. Von Berlin aus kann man diesen Unsinn ja verbreiten, aber wir leben hier und sehen das ganz anders! Die Risse sind in der Anzahl gering und verhältnismäßig. Es wird zum Wiederholten Mal Panik verbreitet, das ist unseriös, auch vom rbb24.

  2. 29.

    Daran sind aber nicht die Wölfe Schuld ,,Wolli''! Sondern die Jäger und Hobbyjäger! Die schießen massenhaft Rehe und sogar Hirsche!

  3. 28.

    Wer private Landwirtschaft in Form eines kleinen Betriebes betreibt für den ist jedes Tier bares Geld und Kosten eines hohen sicheren Weidezaunes kaum finanziell zu stemmen, da die Tiere auch umgekoppelt werden. Jedes Jahr 2- 6 Welpen bringt eine Fähe im Rudel von 5- 10 Tieren über 10 Jahre hinaus...und schon mitgerechnet? Rehwild gibt es bald nicht mehr, aber wir haben ja den Wolf gerettet.

  4. 27.

    Quatsch! Die meine ich nicht, es gibt noch andere Herdenschutzhunde, kleiner! Sie präsentieren natürlich gleich diese türkischen Kraftbeisser. Und Sue verschweigen, daß die Anschaffung der Hunde staatlicherseits gefördert wird!

  5. 26.

    Die einzig tauglichen Herdenschutzhunde sind Kangal. Da sollte sich aber kein Fremder mehr in die Herde begeben, das könnte böse enden.
    Ein Hund kostet mehrere tausender im Jahr, Versicherung, Futter, Tierarzt.
    Die Weidehaltung wird verschwinden. Da führt kein Weg daran vorbei.

  6. 25.

    Man liest, daß Sie keinerlei Ahnung von diesen Hunden haben! Was heißt hier scharf. Die sind sogar kinderlieb und jeder Hundebesitzer kann mit ihnen ohne Probleme umgehen! Was Ihnen vorschwebt sind doch Kampfhunde! Die Großstädter wieder ts,ts,ts…!

  7. 24.

    Herdenschutzhunde sind nicht nur teuer, sie sind auch nicht leicht zu halten. Nicht jeder kann mit derartig großen, scharfen und entsprechend gefährlichen Hunden umgehen.

  8. 23.

    Haha, guter Vergleich! Hab auch den Bericht über diese tollen Hunde gesehen. Die halten wirklich die Wölfe fern!

  9. 22.

    Die unverantwortlichen Schafshalter, die bei Herdenschutzhunden sparen wollen, sollten auch keine ,,Entschädigungszahlungen“ erhalten! Sie sind mitverantwortlich. Ich laß meine Wohnungstür auch nicht den ganzen Tag offen stehen!

  10. 21.

    Mein Reden, kontrollierte Bejagung der Wölfe um einerseits die tradierte Menschenscheu zu bewahren und andereseits die Bestandsdichte unter Kontrolle zu bringen.

  11. 20.

    Alle in Deckung gehen...der Wolf kommt...und frisst das Rotkäppchen.

  12. 18.

    Gute Idee, die Sie da aufbringen. Es gibt künftig Wolfsgebiete, mit absolutem Jagdverbot, nicht nur für Wölfe, sondern für alles Wild, ausgenommen invasive Neozooen, und dafür wird außerhalb dieser Wolfsgebiete die Wolfspopulation auf Null reguliert. Beim Rotwild klappt das ganz gut, sollte auch beim Wolf gelingen.

  13. 17.

    Wolf vor der Haustür ist hier Alltag. Abends heult er, wir haben in der Dämmerung immer einen Stock, wenn wir noch einmal hinter das Haus gehen, wir gehen nie allein, zu viel Angst. Hier wird immer irgendwas gerissen, Alltag geworden. Der Wolf, der sich so an den Menschen annähert, ist nicht in der Norm, wir wissen das und er ist auch nicht harmlos, aber was soll es, das Land muss das aushalten, damit die Heroisierung des Wolfes durch Städter bedient wird. Stört uns nicht mehr, wir warten nur darauf, bis einer von uns angegriffen wird und dann will es wahrscheinlich niemand geahnt haben. Blind sind wir geworden, unfähig, Gefahren und Realismus zu vereinen.

  14. 16.

    Werfen Sie doch benannte Dinge in den Ring. Werden wir ja sehen was passiert. Sie haben nichts zu tun, keine Ahnung und arbeiten nicht da wo Sie munter rumkritisieren und maßregeln wollen.

    Langweilig.

  15. 15.

    Eines von vielen Problemen, aber auch dieses muss gelöst werden.

  16. 14.

    Ich mache darauf aufmerksam, dass es mindestens zwei Kommentatoren gibt, die den Nick „Verwaltungsfreund“ nutzen. Ich sehe die Dinge differenzierter und halte eine verträgliche Kompromisslösung zwischen Totalschutz und Ausrottung für sinnvoll, die auch die Interessen der Weidetierhalter berücksichtigt.

  17. 13.

    Jagdverbot im Wolfsgebiet ein, dann hat er genug zu fressen und das Nutzvieh ist ihm egal.

  18. 12.

    Der Wolf als opportunistischer Beutegreifer Frist alles, was er bewältigen kann. Leider will die Wolfslobby uns fortwährend das Bild des menschenscheuen Wolfs präsentieren. Die Menschenscheu ist aber nicht angeboren, sondern tradiert. Wird der Wolf nicht bejagt, verliert er die Scheu. Das ist einfache Verhaltenswissenschaft.

  19. 11.

    Aber wir haben doch sonst nüscht hier in Brandenburg OMG

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