Interview | Schwulenberatung Berlin - Grabstätte für queere Menschen: "Sie wollen unter Menschen liegen, die waren wie sie"

Mi 22.01.25 | 06:20 Uhr
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Archivbild: Eingangstor, "Alter St.-Matthaeus-Kirchhof", Großgoerschenstraße, Berlin. (Quelle: dpa/Behring)
dpa/Behring
Video: rbb|24 | 21.01.2025 | Karolin Krämer | Bild: rbb24 | Bild: dpa/Behring

In Berlin-Schöneberg soll ein Friedhof für queere Menschen entstehen. Betreiben möchte ihn die Schwulenberatung Berlins. Ihr Geschäftsführer Marcel de Groot erklärt im Interview die Motivation für das Projekt.

rbb|24: Herr de Groot, Sie planen eine Ruhestätte auf dem Gelände des alten St.-Matthäus-Kirchhofs in Berlin-Schöneberg für queere Menschen. Wie groß wird die Fläche sein und viele Menschen werden dort beerdigt werden können?

Marcel de Groot: Die Fläche wird 30 Quadratmeter groß sein. Es werden ungefähr 100 Menschen dort beerdigt werden können. Größtenteils werden das Urnen-Bestattungen sein und nur zum Teil Sarg-Bestattungen. Außerdem gibt es eine Mauer von fast zehn Metern, wo wir dann sowohl Plaketten reinmachen können von Menschen, die etwas über sich erzählen wollen. Wir können aber auch Tafeln anbringen, auf die wir die Namen von Menschen schreiben, die hier nicht beerdigt sind, aber denen hier gedacht werden kann.

Gibt es in Berlin bereits eine vergleichbare Grabstätte?

Es gibt eine Grabstätte für an Aids verstorbene Menschen. Es gibt in Berlin auch eine Grabstätte für lesbische Frauen. Also es gibt schon mehrere. Oft sind sie in privater Initiative entstanden. Wir hoffen, dass wir die Grabstätte über Jahrzehnte pflegen können. Darum wollen wir das machen.

Mit welchen Kosten rechnen Sie?

Wir müssen die Mauer an der Grabstätte wieder herrichten. Dafür rechnen wir mit Kosten in Höhe von 80.000 bis 85.000 Euro. Dann wollen wir die Mauer gestalten lassen, und die Künstler, die das machen, müssen davon ja auch leben. Also rechnen wir dafür mit ungefähr 20.000 Euro.

Die Grabstätte ist erstmal für 40 Jahre gepachtet. Das sind nochmal 40.000 Euro. Wir planen mit 20.000 Euro für die Grabpflege am Anfang, für eine Bank und für die Plaketten, wo wir Namen eingravieren wollen. Alles in allem also rund 160.000 Euro.

Wer soll die Grabpflege übernehmen?

Unsere Idee ist, dass wir das selbst machen. Wir haben viele Menschen in unserer Community, die etwas machen wollen. Es gibt auch viele, die sagen: Ich bin fit und kann für meine verstorbenen Freunde oder Freundinnen die Grabpflege übernehmen. Wir als Schwulenberatung wollen das ein bisschen im Blick behalten, dass es dann auch wirklich gemacht wird.

Für Menschen ist das eine Hoffnung, dass sie dann unter Menschen liegen, die genauso waren wie sie, die die gleichen Probleme im Leben hatten wie sie. Das ist ein Zusammengehörigkeitsgefühl, bei dem ich merke, dass es für viele wichtig ist. Die wollen nicht anonym in Bayern oder in Sachsen liegen. Sie sagen: 'Nee, dann lieber hier. Das ist zwar nicht meine biologische Familie, aber das ist meine Wahl-Familie. Das sind die Leute, die mir lieb waren.' Und das ist für viele ein Trost.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Karolin Krämer für rbb|24

26 Kommentare

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  1. 26.

    Ich bin hier ganz Ihrer Ansicht. Am Ende sind wir alle gleich, unsere Angehörigen und Freunde trauern…gleich. Müssen wir auch im Tod noch unterscheiden? Traurig genug, dass dies mittlerweile im normalen Alltag eine Rolle spielt (nicht meine Einstellung).. Bin voller Hoffnung, dass wir alle wieder zu mehr Toleranz dem Anderen gegenüber finden.

  2. 25.

    In dem Artikel geht es um eine würdige Grabstelle für quere Menschen. Ein Ort zum erinnern und Abschied nehmen. Jeder definiert dies für sich auf seine Weise. Warum wir nun nach dem Tode nicht zusammen finden können und nun auch auf dem Friedhof die Menschen in Gruppen einteilen, ergibt sich mir nicht. Für mich ist der Friedhof ein Ort der Trauer und der Stille. Ob quer, ob hetero usw. ist mir vollkommen egal. Ein Ort wo wir in Frieden zueinander finden und nicht trennen.

  3. 24.

    Ihre Antwort auf den Volksbeobachter hat mich allerdings auch irritiert, natürlich muss keine Meinung auf Zuruf "unterlassen" werden, aber das arbeiten mit Konjunktiven ist meiner Meinung nach problematisch. Den Vorwurf der Homophobie hat Kommentator Nr. 1 selbst zu verantworten.

  4. 23.

    Ich habe mir nichts vorzuwerfen, denn ich respektiere aller Art von Menschen / Einstellungen / Hautfarben / Orientierung, im Gegensatz zu Ihnen, der offenbar eines Namens wegen in einen Angriffmodus gehen muss. Sind Sie n kleines bisschen Rassist? - um es mit Eddie Murphy´s Worten zu sagen.....
    Es ging um das Deuten können eines Konjunktivs und ging nicht gegen irgendwen auch immer.

  5. 22.

    Es ist unerträglich, wie schon wieder alles genutzt wird um Abzuwerten! Leibe rbb24-Leute, seht genauer hin, da werden Hundefriedhöfe mit diesen hier beschriebeneen Friedhof gleichgesetzt!

  6. 21.

    "m Gegensatz zu queeren Menschen, werden heterosexuelle Menschen nicht ihr Leben lang aufgrund von Vorurteilen diskriminiert." Woher wollen Sie das wissen? Andere Menschen kämpfen einfach nur gegen andere Probleme und Vorurteile. Wer sich nicht mal im Angesicht des Todes mit der Welt versöhnen kann, auch wenn das Leben eine Menge Hürden bereit hielt, ist ziemlich arm dran.

  7. 20.

    Leider geht die gesellschaftliche Tendenz von "Alle Bürger sind gleich" immer mehr in Richtung "Aber ich bin was Besonderes". Für eine tolerante Gesellschaft kann das nicht gut sein. Ich bin Mensch und möchte später einfach nur unter Menschen ruhen. Da sind mir Geschlecht, politische Ansichten, Hautfarbe und sexuelle Orientierung der "Nachbarn" vollkommen egal. Wie heißt es so schön: "Im Tode sind sie alle gleich!"

  8. 19.

    Und durch ,eigenes' abgrenzen, wird ,Hass und Ablehnung' weniger?
    Sehe ich anders.

    P.S. Sie haben vergessen, Trump und Musk zu erwähnen ...

  9. 18.

    >"Ach ja, Hundefriedhöfe und jüdische Friedhöfe und Friedhöfe für Homosexuelle. Gut, dass Sie so klar darstellen konnten, welche Meinung Sie vertreten. Wir haben noch viel zu tun, gegen Hass auf Randgruppen."
    OMG... Sie lesen aus meinem Kommentar [toberg] vom 22.01.2025 um 09:08 Hass gegen Randgruppen heraus? Herrje... also ihr Leben möchte ich auch nicht haben. Ich zitiere mal den ersten Satz meines Kommentares als Haupaussage: "Wäre mir so gesehen auch egal." Und zwar wer was und wie auf einem Friehof zum Liegen kommt...

  10. 17.

    Nur mal so. Mir ist es egal, wo ich begraben werde und bin auch Organspender. Aber ich kann trotzdem den Gedanken gut nachvollziehen. Wie die Weigerung der Organspende, weil man nicht "zerstört" begraben werden möchte, ist es legitim, den Hass und der Ablehnung (die noch heute herrscht) wenigstens im Tod zu entkommen!
    Ja, es wäre schön, wenn es schon zu Lebzeiten wäre, dann würde auch diese Wahl nicht mehr nötig sein! Aber z. B. CDU und AfD sind weiter auf dem Vormarsch.

  11. 16.

    Auch meine Meinung. Diese Grenzen sich ja ab, anstatt ein Miteinander zu wollen. Das verstehe ich auch nicht so recht. Respekt vor Menschen aller, egal wie sie aussehen oder heißen, sollte doch in heutiger Zeit vorhanden sein.

  12. 15.

    Sind wir nicht alles Menschen - egal, welcher Ausrichtung?
    Sollten nicht diese ,Einordnungen' überwunden werden und alle gleich behandelt werden?
    Mal etwas provokant: Warum diese ,Extra-Würste' bzw. die Trennung sogar nach dem Tod?
    Bei Clubs, Partys ect. kann ich sogar eine ,Trennung' nachvollziehen.
    Beim Sauna-Besuch - wie letztens ein rbb-Artikel berichtete - verstehe ich es genauso wenig (Frauen-/Männer-/gemischten Sauna gibt es bereits).

    Verschiedene Religionen haben auch verschiedene Bestattungs-,Rituale' ... vollkommen okay, da der Hintergrund ein anderer ist.

  13. 14.

    Ich hätte mir gerade von Ihnen einen konstruktiven Kommentar im Sinne der Würde der Homosexuellen gewünscht.

    Woran liegt es?

  14. 13.

    Ich finde diese Idee sehr gut. Es gibt zu viele Vorurteile und Möglichkeiten, Menschen schlechtreden zu wollen und abzuwerten, in ihrer Würde zu verletzen, das hört nicht einmal nach dem Tod auf. Menschenverachtung steht dahinter und jeder, der nicht betroffen ist und nicht die Möglichkeit hat, sich mit allen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen, der versucht immer irgendwie und überall sich über gerade diese Grupoe zu erheben und es fängt mit Hässlichkeiten in Worten an und dann versucht man diese eigenen Kommentare durch Selbstbestätigung und Zustimmung aufzuwerten, Hauptsache etwas Unnettes dazu sagen.
    Weltweit werden Homosexuelle nach dem Tod verbrannt, Gräber geschändet, deshalb ist es mir unerklärlich, dass das einige Foristi nicht auf Augenhöhe mit den Betroffenen kommentieren können, ist das fehlende Empathie?

  15. 12.

    Ach ja, Hundefriedhöfe und jüdische Friedhöfe und Friedhöfe für Homosexuelle. Gut, dass Sie so klar darstellen konnten, welche Meinung Sie vertreten.


    Wir haben noch viel zu tun, gegen Hass auf Randgruppen.

  16. 11.

    Liebe Edith, wenn Sie nichts gegen den Friedhof haben, wieso argumentieren Sie gegen eine Minderheit, für die dieser Ort ein Ort der Stille und des Friedens sein soll?
    Kennen Sie geschändete Gräber von Homosexuellen? Einfach mal informieren.
    Der Hass auf Homosexuelle hört nicht einmal im Tod auf.

  17. 10.

    Latente Homophobie macht nicht einmal vor Toten halt. Erschütternd, diesen altbekannten und abgedroschenen Kommentar in diesem Forum lesen zu müssen. Hass hat übrigens viele Gesichter und ehe man derartiges schreibt, sollte man es sich angewöhnen, etwas Nettes, menschlich Wertvolles zu schreiben.

    Liebe, Menschenliebe fängt da an, wo es um Schwächere, andere, zu Schützende geht und wenn man ein Gefühl für Betroffene zulässt, schreibt man auch einen konstruktiven Kommentar.
    Versuchen Sie immer, etwas Wertschätzendes zu schreiben, in jedem Kommentar, es ist ein Allerheilmittel gegen Hass und Entwertung anderer.

  18. 9.

    Heterosexualität und Homosexualität sind keine Geschlechter. Auch ansonsten weißt ihr Kommentar auf Unwissenheit hin.

  19. 8.

    "in Gruppen zusammengerottet"... welch ein Bergriff..... Ich würde eher formulieren: "in Gruppen zusammengefunden"

  20. 7.

    es gibt keinen berechtigten Ansatz. Menschen haben sich schon immer in Gruppen zusammengerottet. Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Wer denkt, dass man sich durch Gruppenbildung vom Rest der Gesellschaft entfernt, hat das System einer funktionierenden Gesellschaft nicht verstanden. Individualismus ist wichtig für eine Gesellschaft, weil nur dann verschiedene Ansichten aufeinandertreffen und dadurch Veränderungen entstehen können.

    und es geht hier nicht darum, ob sich Einzelne mit dem Begriff "queer" identifizieren können oder nicht. Der Begriff wird hier als Sammelbegriff genutzt. Und wer sich perösnlich nicht unter diesem Begriff angehörig fühlt, würde sich wahrscheinlich auch nie auf diesem Friedhof beerdigen lassen. Warum dann also darüber aufregen?

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