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Der Absacker

Die sind schuld! Oder doch nicht?

Die Corona-Fallzahlen in Berlin und Brandenburg steigen wieder deutlich an und für viele ist klar, wer die Schuld trägt. Lisa Schwesig bringt derweil ein ganz anderer Corona-Infizierter auf die Palme.

Die Corona-Infektionszahlen in Berlin und Brandenburg steigen wieder und für unsere Leserinnen und Leser stehen die Schuldigen dafür fest: Es sind die Feierwütigen in Berlins Mitte, die ihre eigenes Wohl über das der Gemeinschaft stellen. Zumindest lese ich das wieder vermehrt in den Kommentaren auf der Webseite und in Social Media. Der Hass auf sie wird spürbar größer. Ob es daran liegt, dass man jemandem die Dramatisierung der Lage zu Lasten legen möchte, oder ob die Quelle wirklich dort entspringt, kann ich noch nicht beurteilen.

Ich richte meine Ablehnung derweil übrigens gegen eine Einzelperson: US-Präsident Donald Trump - und das hat weder mit seinen persönlichen Ansichten noch mit seiner Politik zu tun. Aber die Show, die der 74-Jährige Republikaner nach seiner Corona-Infektion und dem anschließenden Aufenthalt im Militärkrankenhaus ablieferte [tagesschau.de], hat mich zutiefst schockiert. Statt der Vorbildsfunktion nachzukommen, die ein Politiker und mindestens ein US-Präsident hat, fuhr Trump in einem gepanzerten Fahrzeug umher und winkte seiner Anhängerschaft. Er postete Fotos vom Schreibtisch aus dem Krankenhaus, die Journalisten bereits durchanalysiert haben und ließ sich schnellstmöglich wieder entlassen.

Allein die Tatsache, dass er seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter derartig in Gefahr bringt, empfinde ich als grob fahrlässig. Weitere Infektionsfälle im Weißen Haus folgten bereits. Zudem bin ich gespannt, inwiefern sich Trumps Erkrankung auf den Wahlkampf und die anstehende US-Wahl in knapp vier Wochen auswirken wird.

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"Jetzt ist Schluss damit, nachts Party zu machen"

1. Was vom Tag bleibt

Es ist der Tag nach den erneuten Verschärfungen der Corona-Maßnahmen in Berlin und Brandenburg, die am Dienstag bekannt wurden. Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) sagte im rbb in Hinblick auf die steigenden Fallzahlen: "Die Zeit der Geselligkeit ist vorbei. Die Lage in Berlin ist ernst." Wie ernst sie ist, zeigt ein Blick auf die Fallzahlen, die wir täglich für Sie updaten.

Mit am härtesten trifft es übrigens die Gastronomie. In Berlin gilt ab dem Wochenende wieder die Sperrstunde. Das heißt, um 23 Uhr müssen Kneipen und Restaurants ihre Gäste rauskomplimentieren. Als "Todesstoß für Bars" bezeichnete der Co-Gründer der Szenekneipen-Initiative "Bars of Berlin", Roberto Manteufel, die Senats-Vorgabe. Alkohol darf dann übrigens auch in Spätis und an Tankstellen nicht mehr verkauft werden. Zur verschäften Lage kommt das Beherbungsverbot, dass einige Bundesländer für Reisende aus Risikogebieten - zu denen auch Teile Berlins gehören - eingeführt haben.

Mein Kollege Haluka Maier-Borst schrieb im Dienstags-Absacker über die Wurzeln des Formats und dass es eigentlich um alles andere als Corona gehen sollte. Das war heute sonst berichtenswert:

Nobelpreis für Chemie: Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna wurden für die Erforschung der Crispr/Cas9-Genscheren ausgezeichnet. Was genau und wie revolituinär das ist, haben die ZDF-Kollegen hier sehr verständlich erklärt [zdf.de]. Charpentier forscht übrigens am Berliner Max Planck Institut und galt schon länger als Favoritin für die höchste wissenschaftliche Auszeichnung.

"Liebig 34": Meine Haare brauchen eigentlich dringend einen neuen Schnitt, mein bevorzugter Friseur ist allerdings gerade in die Nähe die Liebigstraße gezogen. Falls Sie nicht wissen, warum ich dieses Gebiet gerade eher meide, lesen Sie hier weiter.

2. Abschalten

Vor Charpentier und Dounda gab es übrigens erst fünf weitere weibliche Forscherinnen, die den Chemie-Nobelpreis seit seiner Einführung 1901 gewannen. Die erste war natülich Marie Curie. Falls Sie noch etwas über diese besondere Frau, die übrigens auch die erste Hochschulprofessorin überhaupt war, lernen wollen, habe ich diesen Beitrag für Sie ausgewählt:

Wer bin ich

Als Ur-Berlinerin ist Lisa Schwesig nie wirklich aus dieser Stadt herausgekommen, eigentlich nicht einmal aus ihrem Kiez. Zwar lebt sie nicht mehr im Prenzlauer Berg, wo sie aufgewachsen ist, fühlt sich aber im Berliner Norden zu Hause. Sie hat kürzlich ihr Einjähriges beim rbb gefeiert und wenn sie nicht Ihre Nachrichten auf Facebook beantwortet, produziert sie Nachrichten auf unserer Website.

3. Und, wie geht's?

Ich hatte eingangs bereits kurz über die Ursprünge des Absackers geschrieben. Demnächst stehen nämlich einige kleine Veränderungen an. Darauf bezugnehmend hat uns Marcel eine E-Mail geschrieben, die ich hier erwähnen möchte:

"Liebes Absacker-Team des RBB,

ich verfolge den Absacker nun schon geraume Zeit, eigentlich seit der Entstehung dieses Formats. Den Absacker jeden Tag zu verfolgen gibt mir das Gefühl am Leben der Stadt teilzunehmen, auch wenn ich gerade nicht in Berlin, sondern im Auslandssemester in Dänemark bin. Ich habe kaum Verbesserungsvorschläge für den Absacker, ich finde ihn in der bisherigen Form sehr gut.

In diesem Sinne:
Vielen Dank für dieses gelungene Format und behalten Sie die gute Arbeit bei."

Ich zitiere das hier weniger aus Gründen des Eigenlobs, sondern weil wir von Ihnen wissen möchten, was Sie sich in Zukunft vom Absacker wünschen, erhoffen oder gerne lesen möchten? Schreiben Sie uns an absacker@rbb-online.de.

4. Ein weites Feld

Falls es in den vorhergehenden Abschnitten nicht deutlich wurde: Ich bin sehr beeindruckt von der Leistung von Charpentier, Doudna und all ihren Kolleginnen. Dass die Arbeit von Frauen in eben solcher Weise gewürdigt wird, ist für mich ein wichtiger Beitrag in der Entwicklung zu einer gleichberechtigten Gesellschaft. Denn so sehr wir uns das auch einbilden mögen, Frauen stehen noch lange nicht auf einer Stufe mit Männern.

Die Gründe dafür sind vielfältig und sicher auch struktureller Natur, würden aber diesen Absacker defintiv sprengen. Meiner Meinung nach liegt es auch ein wenig daran, dass Frauen sich untereinander die Butter vom Brot nehmen. In diesem Sinne möchte ich noch einmal auf Trump zurückkommen und meine Empfehlung für eine Journalistenkollegin aussprechen, die auf ihrem Blog und via Instagram aus den USA berichtet und beispielsweise auch über Trumps Bilder aus dem Krankenhaus aufklärt: Elizabeth Koblitz.

Women support Women,

Lisa Schwesig

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