Der Absacker - Ganz Berlin ist eine Wolke

Mo 26.10.20 | 18:20 Uhr | Von Lisa Schwesig
Lisa Schwesig (Quelle: rbb)
Bild: rbb|24

Da feiern 500 Menschen in Berlin eine Party und gleich gibt es Geschrei. Halloween fällt auch aus und eigentlich haben wir nichts mehr zu Lachen in der Pandemie. Lisa Schwesig versucht es mit Witz auf Berlinerisch. Ein böses Pflaster muss sie aber trotzdem abreißen.

Hinweis: Wenn Sie den Absacker im Original auf Berlinerisch lesen wollen, dann klicken Sie hier. Einige Witze zünden auf Hochdeutsch sicherlich weniger.

Was habe ich mich gefreut, dass Sie so über meinen Absacker auf Berlinerisch vor einigen Monaten lachen konnten. Der Dialekt stirbt aus, heutzutage reden alle Hochdeutsch. Aber die Freude währt nicht lange und hoffentlich bleibt Ihnen nicht gleich der Mund offen stehen: Wir vom Absacker verabschieden uns. Es tut mir leid, dass ich dieses Pflaster abreißen muss. Sein Sie stark, wir sind es auch. Wieso, warum, weshalb, lesen Sie am Ende.

Genug der Vorrede, ich wollte Sie noch einmal etwas zum Lachen bringen und nehme Sie mit auf das Berliner Nachrichtenboot die Spree hinab. Das ist mein Abschiedsgeschenk.

1. Was war los?

Los geht es aber mit schlechten Nachrichten: SPD-Politiker Oppermann Thomas ist gestorben [tagesschau.de]. Er war ein geschätzter Mann und auch Bundestagsvizepräsident, nun ist er im Alter von 66 Jahren von uns gegangen. Aus Pietätsgründen spare ich mir den Hinweis auf einem altbekannten Hit von Udo Jürgens. Berlins Regierender Bürgermeister, Michael Müller (SPD) sagte: "In allen seinen parlamentarischen Funktionen war er ein nahbarer und verantwortungsbewusster Politiker". Punkt.

In Berlin-Mitte haben 500 Menschen eine Party in der Alten Münze gegenüber von Roten Rathaus veranstaltet und dort gab es wohl mehr als eine harmlose Brause. Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) sagte: "Da haben einige den letzten Schuss nicht gehört." Das haben sie offenbar nicht. Denn die Abstands- und Hygieneregeln wurden laut Polizei nicht eingehalten. Laut Veranstalter aber schon, demnach handelte es sich auch nicht um eine "Fetischparty".

Wir haben damals in der Kita noch Erntedank gefeiert, heute heißt das Halloween. Stattfinden kann es aber wegen des Corona-Virus in diesem Jahr trotzdem nicht richtig. Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hat darum gebeten, dass Kinder nicht um die Häuser ziehen sollen - wegen der Ansteckungsgefahr. Es wird also keinen Grusel, keine Süßigkeiten und keine Klingelstreiche geben.

Das ist neu: Wenn Sie in den zehn Berliner Corona-Hotspot auf dem Fahrrad unterwegs sind, brauchen Sie keine Maske tragen. Das hat die Polizei dem rbb gesagt. Dahingehend gab es nämlich Verwirrung mit der neuen Verordnung, die nun geklärt zu sein scheinen. Wenn Sie aber zu Fuß durch die Straßen gehen und sich fragen, wo sie eine Maske tragen müssen, hilft Ihnen das vielleicht weiter:

2. Abjeschaltet

Im ersten Absacker der Sonderausgabe auf Berlinerisch habe ich die Klassiker unter den Gedichten nicht erwähnt. Nun ist Platz dafür, also "man tau":

"Mit mir und mich verwechslich nich, dit kommt bei mich nich vor,
mein Vater, der steht hinter mich, und sacht mich allet vor."

Das ist wohl eher ein japanischer Haiku, als ein Gedicht, aber das macht nichts. Es gibt ja auch noch das Klopslied:

"Ick sitze da un' esse Klops, uff eemal klopps.
Ick kieke, staune, wundre mir, uff eemal jeht se uff die Tür.
Nanu, denk ick, ick denk nanu, jetz isse uff, erst war se zu,
Ick jehe raus und kieke, und wer steht draußen? Icke!"

Als Zonenkind habe ich den "Traumzauberbaum" von Reinhard Lakomy rauf und runter gehört, aber der "Traumzauberbaum 2" war mir bisher unbekannt. Und dieses Lied hier kannte ich auch noch nicht. Das wird heutzutage wieder in der Kita gesungen. Es steht also nicht ganz so schlimm um das Berlinerische. Die nächste Generation bestellt vielleicht wieder "Schrippe mit Jehacktet".

3. Und, wie geht's?

Armin aus Bremen hat ein paar nette Worte über den Absacker meiner Kollegin Kira Pieper per Mail geschickt. Das hat sie verdient, denn auch ich habe herzlich gelacht. Armin hat uns über die Tagesschau-App gefunden (ja, soweit haben wir es gebracht mit unseren Gedankenströmen direkt aus unseren Köpfen). Armin hat geschrieben:

"Liebe Frau Pieper,
fantastischer Beitrag in der App. Weiter so!! Es gibt so wenig zu lachen im Moment. Ich, 63, männlich, bin aus psychischen Gründen seit drei Monaten in einer Krankschreibung und sehe mir das ganze 'Corona-Treiben' da draußen an und denke 'Wenn ihr wüsstet, was da noch alles kommt!'

Lockdown für alle halte ich für durchaus wahrscheinlich. Meinen persönlichen hab ich sowieso schon: Ich gehe nur noch für nötige Besorgungen unter's Volk und bin froh, wenn ich in der Natur bin. Gleichzeitig erlebe ich die Mitmenschen als rücksichtsvoll (Hier haben immer mehr Menschen konsequent ihre Masken auf und sogar die Nase ist drunter.) und gedankenlos (An der Supermarktkasse Abstand einzuhalten, scheint uns allen unglaublich schwer zu fallen - ja, mir auch.).

Und der Hamster in mir kommt auch wieder durch: Mein Klopapier hätte noch eine Woche gereicht, aber gestern hab ich mich mit einer Packung beim Aldi erwischt. Der THC-Tod des kleinen Nagers in Ihrem Artikel hat mich gegen meine Vernunft und meinen Willen amüsiert - habe ich doch selbst lange eine verhängnisvolle Nähe zu dem Zeug in meinem Leben gehabt.

Schlusswort: Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie die Tagesschau-App auch weiterhin in dem manchmal viel zu tiefen Katastrophenloch mit Humor bereichern könnten. Lieben Gruß aus dem Risikogebiet Bremen."

Die Grüße schicken wir zurück. Und wenn Sie uns auch nochmal Nettigkeiten hinterlassen wollen (denn etwas anderes als Flausch landet eh im Spam-Ordner), dann schreiben Sie uns an absacker@rbb-online.de.

4. Ein weites Feld

Eile mit Weile, heißt es. Und so haben Sie noch eine ganze Woche mit dem Absacker vor sich. Ich verabschiede mich aber an dieser Stelle schon von Ihnen und sage danke. Den Austausch mit Ihnen fand ich immer toll. Ich habe das Lob gerne angenommen, genauso wie die Kritik. Denn die war fast immer sachlich formuliert und angebracht. Zumal der Absacker hier das erste Mal war, dass Sie uns von rbb|24 auch einmal ganz persönlich lesen und sehen konnten.

So eine Kolumne habe auch ich das erste Mal geschrieben und ich bin froh, dass ich mitmachen und auch solche fixen Ideen wie einen Absacker in meiner "Muttersprache" Berlinerisch umsetzen konnte. Ich hätte mir keinen besseren "Chef" als Haluka Maier-Borst wünschen können, der immer die Augen und Ohren für alle Problemchen offen hatte. Nun greifen Sie mit mir zum Herrengedeck und gönnen Sie sich einen Schluck, die Pandemie ist schlimm genug.

Hoch die Tassen und Prosit,

Lisa Schwesig

Der Absacker nimmt Abschied

Reisen ins Ausland, Feiern oder das Wiedersehen mit den Großeltern oder Eltern – darauf haben die meisten zeitweilig oder ganz verzichtet im Jahr 2020. Und auch wir müssen künftig auf etwas verzichten, nämlich diesen Absacker.

Die Corona-Lage verschärft sich und die rbb|24-Redaktion muss angesichts begrenzter Ressourcen priorisieren. Es fällt uns nicht leicht, aber wir werden den Absacker vorerst einstellen. Begleiten Sie uns also durch die letzte Woche. Vielleicht sehen wir uns unter anderen Vorzeichen wieder. Wir würden uns freuen und Sie hoffentlich auch.

Was Sie jetzt wissen müssen

Beitrag von Lisa Schwesig

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