Der Absacker - Hauptsache irgendwas tun – ist das der Berliner Weg?

Mi 30.09.20 | 19:43 Uhr | Von Haluka Maier-Borst
Haluka Maier-Borst
Bild: rbb|24/Mitya

Dass im Zuge der steigenden Neuinfektionen wieder mehr Regeln verschärft werden, macht Sinn. Trotzdem ärgert sich Haluka Maier-Borst darüber, dass einzelne Maßnahmen eher nach meinungsstarkem Aktionismus riechen.

Es gibt Dinge, die sollte man morgens nicht machen, weil sie einen den Rest des Tages unangenehm begleiten. Klar, das Restbier vom gestrigen Abend austrinken. Songs wie "Macarena" oder "Last Christmas" hören. (Sorry für den Ohrwurm, den Sie jetzt haben.) Und genauso dumm war meine Idee, mir heute beim Frühstück die Debatte zwischen Trump und Biden anzuhören. Denn ganz losgelassen hat das Gebrüll mich auch Stunden später nicht.

Zum Glück sind wir in unseren Längengraden weit von einer derart polarisierten Stimmung entfernt. Und dennoch mache ich mir ein wenig Sorgen, dass gerade schlichte Behauptungen auch die Berliner Politik bestimmen.

1. Was vom Tag bleibt

Gestern war der Abend geprägt von den neuen Regeln zum Eindämmen der Corona-Pandemie. Entsprechend gehörte heute der Tag den Reaktionen darauf. Besonders in die Diskussion geriet Berlins eigener Vorstoß, wonach ab Samstag auch in Büroräumen Masken getragen werden sollen.

Die Regel ist wie folgt: Bewegt man sich vom Platz weg und nähert sich potenziell anderen Menschen, etwa auf dem Weg zur Toilette oder zum Ausgang, muss man eine Maske tragen - am Arbeitsplatz hingegen nicht.

Sowohl aus der Opposition als auch von der an der Koalition beteiligten Linken gab es für diese Regel Kritik. Verständlicherweise. Denn bislang deuten die Daten vor allem darauf hin, dass Leute sich im Privaten anstecken. Wozu müssen also an Arbeitsplätzen die Maßnahmen verschärft werden? Man fühlt sich ein wenig an die vergangene Woche erinnert, als es hieß, dass Außenbereiche von Clubs die neuen Infektionsherde seien. Beweise dafür gab es freilich wenige.

Damit wir uns richtig verstehen; dass weniger Leute in geschlossenen Räumen zusammen sein dürfen und Listen zur Kontaktnachverfolgung geführt werden, macht Sinn – so wie die meisten anderen neuen Regeln und insbesondere bei Rekordwerten in Berlin. Und natürlich kann man auch die Maske im Büro als Vorsichtsmaßnahme sehen. Ein paar Minuten auf dem Weg zum Klo mit einem Stück Stoff vor der Nase – was ist schon dabei. Aber wenn man gemeinsam durch die Krise kommen will, wären klare Begründungen für Maßnahmen wichtig. Um eben alle mitzunehmen.

2. Abschalten.

Die Deutsche Einheit, das klingt erstmal nicht nach einem Thema zum Abschalten. Aber man kann tatsächlich das Ganze etwas lockerer angehen. Entweder im Podcast der Kollegen Melanie Manthey und Nico Schmolke [radioeins.de].

Oder bei der schnieken Spielerei der "Berliner Morgenpost", die dazu anregt Deutschland im hier und jetzt zu teilen [morgenpost.de] – wenn auch nicht unbedingt entlang der früheren Grenze. Zum Beispiel in ein Deutschland der Malocher mit hohem Arbeitspensum und einer Republik der Faulenzer mit wenig Arbeitszeit. Oder in zwei Teilrepubliken mit mehr oder weniger Mitbürgerinnen mit Nachnamen "Merkel".

3. Und, wie geht's?

Aufgeregt hat so einige die Ankündigung des VBB die Preise für gewisse Tickets anzuheben. Neben aller Polemik in den Kommentaren, die ich hier lieber nicht wiedergebe, hat der User "Seb" eine berechtigte Frage gestellt und will sogar Tickets für umme:

Ist das nicht die völlig falsche Richtung? Der ÖPNV muss viel attraktiver werden. Ja sogar kostenlos. Sicher. Komfortabel. Zuverlässig. Finanzieren kann man das wunderbar aus den Einnahmen eines vernünftigen CO2 Preises. Eine Preiserhöhung, egal in welcher Höhe, gibt da das völlig falsche Signal.

Was denken Sie? Macht es Sinn den ÖPNV kostenlos zu machen, um dem Klima zu helfen und weniger lärmendem Verkehr auf den Straßen zu haben? Oder ist das ein absurdes Luftschloss, von dem nur Ahnungslose träumen? Schreiben Sie uns an: absacker@rbb-online.de

4. Ein weites Feld...

Vielleicht etwas zum Nachdenken zum Schluss. Heute hatte ich in der Mittagspause ein digitales Diskussionpanel gemeinsam mit Journalistinnen, die in Mexiko über die Pandemie berichten. Es ging um mangelnde Schutzmaßnahmen. Es ging um überforderte Mediziner. Und es ging um Journalisten, die versuchen die Situation zu dokumentieren und dabei viel riskieren. Weil manche von ihnen sich anstecken. Weil Politiker sie offen anfeinden. Oder weil auch in diesen Zeiten der Drogenkrieg tobt und Journalistenleben ausgelöscht werden.

Ganz ehrlich, ich fand mich recht fehl am Platz, als ich neben solchen Kolleginnen über meine recht sichere Arbeit geredet habe. Entsprechend hoffe ich, dass wir bei aller Diskussion darüber wie wir durch die Pandemie kommen, nicht vergessen, wie es woanders auf der Welt zugeht.

Verzeihen Sie bitte das Stimmungstief am Ende

Haluka Maier-Borst

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