Für Lehrer, Schüler und Eltern - Schulpläne der Koalition: Teils vielversprechend, aber unkonkret

Sa 30.11.24 | 12:37 Uhr
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Symbolbild: Schulkinder werden in einem Klassenraum einer Grundschule unterrichtet am 30.04.2020.(Quelle: picture alliance/dpa-Zentralbild/Patrick Pleul)
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Audio: Antenne Brandenburg | 28.11.2024 | Felicitas Montag | Bild: picture alliance/dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Der neue Koalitionsvertrag von SPD und BSW in Brandenburg ist für den Landesschülerrat teils überraschend, für den Landeselternat ergeben sich positive Punkte - und der Pädagogenverband gibt sich abwartend.

Die Pläne der angehenden Regierungskoalition in Brandenburg für den Schulbereich kommen bei relevanten Akteuren durchwachsen an: Interessenvertreter von Pädagogen, Schülern und Eltern bewerten große Teile des entworfenen Koalitionsvertrags im Themenbereich Schulpolitik zwischen SPD und BSW positiv, bemängeln jedoch Schwächen bei einigen Themen.

Kritisch gesehen werden vor allem die häufig offen gehaltenen oder vagen Formulierungen der Vorhaben, deren praktische Umsetzung noch nicht abschätzbar sei.

Landeselternrat fehlt Lösung für Lehrkräftemangel

Der Landeselternrat begrüßt:

  • den Fokus auf soziale Kompetenzen "vor dem Hintergrund des Anstiegs von Gewaltstraftaten an Schulen und steigenden psychischen Erkrankungen von Schülerinnen und Schülern", wie es in einer am Freitag veröffentlichten Pressemitteilung hieß.
  • die vorgesehene Stärkung der Demokratie
  • die Ausweitung der Schulbudgets
  • eine weitere Errichtung von den stark nachgefragten Gesamtschulen
  • die Unterstützung von Schulen mit vielen Schülerinnen und Schülern mit besonderem Förderbedarf
  • sowie die angekündigten Investitionen in die Bildungsinfrastruktur

Kritisch bewertet wird dagegen:

  • die fehlende Verankerung eines kostenfreien Schulessens
  • Schulsozialarbeiter und multiprofessionelle Teams müssten weiterhin in allen Schulen flächendeckend zur Verfügung stehen. "Zudem ist eine Strategie Inklusion flächendeckend gut umzusetzen leider ebenso wenig zu erkennen, wie ein Weg, mit dem die neue Regierung dem Mangel an Lehrkräften nachhaltig begegnen wird", so der Landeselternbeirat

Mitwirkung für Landeschülerrat bedeutend

Stefan Tarnow, Sprecher des Landesschülerrats Brandenburg, sagte dem rbb, dass der Koalitionsvertrag im Bildungsbereich sehr offen gehalten wurde. Von daher sehe er auch wenig Probleme, etwas umzusetzen.

Tarnow äußerte sich erstaunt darüber, "dass sich die künftige Landesregierung dazu entschieden hat, im ersten Absatz zum Thema Bildung den Aspekt Mitwirkung aufzunehmen." Dies habe für den Landesschülerrat als Mitwirkungsgremium eine große Bedeutung, so Tarnow.

Gleichzeitig bemängelte Tarnow, dass die Begrifflichkeit "Lehrkräftemangel" keinen Eingang in den Koalitionsentwurf gefunden habe. "Bildung braucht Unterricht, Bildung braucht guten Unterricht. Und wenn wir keine Lehrkräfte haben, gibt es keinen Unterricht." Der Einsatz von Seiten- und Quereinsteigern dürfe nicht langfristig eine Lösung sein. "Wir brauchen langfristig geschultes Personal, das im Lehramtsstudiengang oder in einer anderen Form das Lehramtsstudium absolviert."

Ihm fehle Außerdem eine Entlastung von Lehrern und Schülern bei den Lehrplänen.

Zum viel diskutierten Thema Handy-Verbot an Schulen sei für den Landesschülerrat wichtig, "dass die Schulen da immer noch eine gewisse Souveränität haben," sagte Tarnow. Am Ende komme es sowieso immer auf die Kulanz der Lehrkräfte an. "Das ist nicht der Unterricht der Landesregierung. Das ist immer noch der Unterricht der Lehrkräfte", so Tarnow.

Pädagogenverband vermeidet eine Bewertung des Koalitionsentwurfs

Auch für Hartmut Stäker vom Brandenburgischen Pädagogenverband sind die Pläne im Koalitionsvertrag "ziemlich unkonkret". Man müsse erst einmal abwarten, wie die Pläne umgesetzt werden, sagte er dem rbb: "Dann fange ich an mit Meckern oder mit Loben."

Die Nutzung und das Erlernen von Software mit Künstlicher Intelligenz hänge stark davon ab, welche Hardware man in den Schulen zur Verfügung habe, sagte Stäker. Dies hänge auch damit zusammen, ob private Geräte im Unterricht genutzt werden könnten oder nicht.

Bei der Gewinnung von zukünftigen Lehrkräften betont Stäker die Wichtigkeit von Praxisorientierung der Studiengänge und fordert Anreize für die Universitäten, "wenn sie möglichst schnell die Leute zum Abschluss bringen und nicht über Zusatz-Semester." Für Seiteneinsteiger sei hingegen entscheidend, dass diese weiterhin anfänglich befristet blieben und im "ersten Monat eine sogenannte Grundausbildung kriegen". Weiterhin plädiert Stäker dafür, dass Seiteneinsteiger die Möglichkeit erhielten, auch "irgendwann einmal ein vollständiges Lehramt zu erwerben."

Die Umsetzung der Pläne der künftigen Regierungskoalition wird wohl stark von der Person des künftigen Bildungsministers abhängen. Wer dieses Amt übernehmen wird, ist noch unbekannt. Die SPD hat das Vorschlagsrecht für das Ressort. Am 11. Dezember ist eine Landtagssitzung geplant, auf der der Dietmar Woidke als SPD-Ministerpräsident gewählt und vereidigt werden könnte. Anschließend würde er seine Ministerinnen und Minister ernennen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 28.11.2024, 15:00 Uhr

10 Kommentare

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  1. 10.

    @ Icke dette, kieke mal, ich finde Ihren Kommentar zu Jessica Johns Beitrag unpassend. Den Zusammenhang zwischen pädagogischer Ausbildung, Lehrplan, Grundschule, Lesen, Schreiben, Rechnen... haben Sie, so mein Eindruck, nicht verstanden. Wenn hier einer in Dogmen und Klischees denkt, dann Sie. Wenn die Studenten Formulierungshilfen von der Uni erhalten, stellt dies ein Armutszeugnis dar, macht das Problem sichtbar und trifft den Nagel auf den Kopf. Den Kommentar von Elke Rothbauer halte ich zutreffender und zielführender.

  2. 9.

    Das Grundlegende muss sitzen. Ganz wichtig ist es aber auch, unseren Schülern das Lernen zu lehren. Wie kann ich mir neues Wissen erschließen und wie kann ich überprüfen, ob Aussagen stimmen. Wie erschließe ich mir einen Text usw.
    Neben dem undlegenden Wissen, stehen die Ressourcen der Schüler. Wo liegen die Stärken, Naturwissenschaften, Sprachen, künstlerische Fähigkeiten, Sport....
    Dadurch stärken wir die Persönlichkeit der Kinder.
    Nicht zuletzt ist die Betreuung des Lernens nach dem Unterricht sehr wichtig und hilfreich. Gespräche mit Trainern und AG Leitern geben ebenfalls ein Bild zu unseren Kindern.
    Die enge Verbindung zu den Eltern braucht es eh.
    Junge Pädagogen im Schulalltag zu unterstützen ist immer ein guter Weg. Wir können auch von Ihnen lernen.
    Das sind meine Erfahrungen als Lehrerin, Erzieherin und Mutti.



  3. 8.

    Man merkt, dass sie wohl nie an einer Universität waren. Bei Arbeiten dort gibt es immer wieder mal Formulierungsvorgaben und das ist ganz normal.
    Ideologisch ist übrigens so ziemlich alles (ruhig mal das Wort in seiner Bedeutung nachschlagen). Was sie meinen ist dogmatisch und das ist gendergerechte Sprache nicht. Dogmatisch ist darin irgendeinen Gegner zu deklarieren, weil man diese Sprachnutzung nicht will und sie im Endeffekt zu verbieten wie in Bayern geschehen.
    Uni ist übrigens nach Abitur. Wenn also die Abiturienten nicht rechnen können ist das Gendern an den Unis Schuld?

    Es bleibt wie es ist. Die, die sich am Gendern abarbeiten, haben keine richtigen Themen die sie ernsthaft vertreten können ohne sich irgendwas aus der Nase zu ziehen.

  4. 7.

    Ich finde die Ansätze im Koalitionsvertrag zum Thema Bildung gut. Lehrpläne entschlacken, Schwerpunkte setzen auf Lesen, Schreiben, Rechnen in der Grundschule sind die Basis. Heimatkunde erachte ich auch für sinnvoll. Ein Bezug zu Herkunft und Heimat stärkt die regionale Identität, gibt Sicherheit, weckt Neugier auf andere Kulturen und Menschen. Gemeinsames, längeres Lernen und feste Klassenstrukturen halte ich für den besseren Ansatz, als das Selektieren der Kinder und Jugendlichen. Viel Potential, um den Kindern in der Grundschule beim Lernen zu helfen, sehe ich im Hort. Voraussetzung ist, dass dort die Erzieher die Kinder nicht nur beaufsichtigen, sondern auch pädagogisches Verständnis vorhanden ist. Lehrer und Hortner müssen bei dem Hausaufgaben an einem Strang ziehen und auf „Qualität“ setzen.

  5. 6.

    Klingt so, als wäre Remigration top 1 der möglichen Wertschöpfung.

    Bei Indo-Germanen (Z-Wort wurde ne legislatur zuvor gestrichen) wird die Schulpflicht gar nicht mehr durchgesetzt... bravo herr Woidke ! jeder kriegt den Koalitionspartner, den er verdient !

  6. 5.

    Wenn bei vielen Jugendlichen mit abgeschlossenem Abitur weder Sicherheit bei den Grundrechenarten vorhanden ist, noch die Rechtschreibung halbwegs sitzt, stimmt etwas im Bildungssystem nicht. Unsere Kinder sind doch nicht dümmer als ihre Ahnen. Da kann auch KI nicht weiter helfen. Außerdem finde ich es peinlich, beim kleinen 1x1 den Taschenrechner am Handy zu benutzen. Was die Jugendlichen heute gut beherrschen ist Ausreden zu kreieren, um etwas nicht zu können. Im Fach Prokrastination hätten viele eine 1. Damit kommt man aber nicht weit im Leben.
    Wenn ich höre, wie die Dozenten an der Potsdamer UNI bei den angehenden Lehrkräften auf „gendergerechte“ Aussprache achten, fehlt es dort offensichtlich am Problembewusstsein. Sechs setzen, Thema verfehlt! Wer lebensfeindliche Ideologie über Natur und Wissenschaft stellt, hat in der Lehrerausbildung nichts zu suchen.

  7. 4.

    Es gibt Grund zu der Annahme, dass Brandenburg bei den Letzten bleiben wird, ja das der Abstand sich noch so stark messbar vergrößert, dass, ähnlich wie beim Wachstum, die kleinste Verbesserung als Erfolg „gefeiert“ werden kann? Eine Verbesserung wäre dann, überspitzt veranschaulicht, dass man vom Alphabet die richtige Reihenfolge der Buchstaben, dann 4 statt 3, richtig setzen kann...Die SPD ist in Brandenburg der Garant für letzte Bildungsplätze, hinten, ganz weit hinten...

  8. 3.

    "Es gibt genug Lehrkräfte"? Sagen Sie das mal den Kolleginnen und Kollegen an den zum Teil um 15 bis 20 % unterbesetzten Schulen. Da macht der Rest die Arbeit der nicht existierenden Lehrkräfte mit. Und das ganze ist dann noch bezogen auf die Mindeststundenzahl, ohne dringend nötige Teilungsstunden, Förderangebote usw gerechnet. Wenn Sie meinen, die Lehrer jammern nur, machen Sie diese Arbeit mal. Ich kenne Ihren Beruf nicht, würde ihn aber garantiert respektieren. Dasselbe erwarte ich aber auch

  9. 2.

    Die Koalition sollte sich endlich den Missständen annehmen, die in der Lehrkräfteausbildung an den Brandenburger Unis herrschen. Bis zu 90% der akademisch Beschäftigten ist befristet angestellt und verliert nach 6 bzw. 12 Jahren Wissenschaftszeitvertragsgesetz den Job. Die Ausbildung leidet unter diesen unhaltbaren Beschäftigungsbedingungen, wo es kaum Dauerstellen gibt und das Personal ständig wechselt. Kaum erfahrene Ausbilder = schlechte Ausbildung = hohe Studienabbrecherraten und verbesserungsbedürftige Qualität in den Klassenzimmern. Tut endlich was, damit zumindest die Ausbildung auf hohem Niveau funktioniert!

  10. 1.

    .. die Begrifflichkeit "Lehrkräftemangel" keinen Eingang in den Koalitionsentwurf gefunden habe. "Bildung braucht Unterricht, Bildung braucht guten Unterricht. Und wenn wir keine Lehrkräfte haben, gibt es keinen Unterricht. ..."

    Es gibt genug Lehrkräfte ! Die Qualifikation und Weiterbildung unserer Lehrerschaft ist mehr als mangelhaft, das hat die Coronazeit zu Tage geführt. Sie jammern auf sehr hohem Niveau und ich empfinde Lehrerschaft und auch die Eltern als maßlos in ihren Forderungen.
    Ein kostenloses Mittagsessen für alle Kinder, da sage ich Nein. Gutverdiener sollten zahlen und finanzielle Unterstützung leisten, für Kinder aus armen Verhältnissen.

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