Kreistagsbeschluss - "Mobiler Landarzt" soll Ärztemangel im Havelland abmildern

Di 10.12.24 | 16:29 Uhr
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Das Schild der Havelland Kliniken GmbH. (Quelle: dpa/Robert Schlesinger)
Video: rbb24 | 10.12.2024 | Dilek Üşük, Roger Lewandowski (CDU) | Bild: dpa-Zentralbild

Im Havelland startet im kommenden Jahr ein vom Kreis bezuschusstes Pilotprojekt mit festen Sprechzeiten bei Ärzten vor Ort, Hausbesuchen von der Gemeindeschwester und Telemedizin.

Der Kreistag Havelland hat am Montagabend fraktionsübergreifend und einstimmig das Projekt "Mobiler Landarzt" beschlossen. Das Pilotprojekt soll im kommenden Jahr starten und den Ärztemangel in ländlicheren Regionen ausgleichen.

In den Ämtern Rhinow, Friesack und Nennhausen soll es dabei im Wechsel an festen Wochentagen Sprechzeiten einer hausärztlich besetzten Praxis geben. Dafür sollen über die Havelland Kliniken angestellte Ärzte zur Verfügung stehen, die von Gemeindeschwestern und telemedizinischer Technik unterstützt werden, sagte Havellands Landrat Roger Lewandowski (CDU) dem rbb. Praxisräume sollen durch die am Pilotprojekt beteiligten Kommunen zur Verfügung gestellt werden.

Patienten sollen ihre Termine online, telefonisch oder direkt vor Ort buchen können. Ab wann genau das möglich sein wird, ist noch nicht bekannt. Das Pilotprojekt "Der mobile Landarzt“ soll aber bereits im ersten Quartal 2025 starten und ist für einen Zeitraum von mindestens drei bis fünf Jahren vorgesehen.

Gemeindeschwestern als "zentrale Säule"

Für die kommenden drei Jahre haben die Kreistagsabgeordneten 150.000 Euro für das Projekt mit einem entsprechenden Antrag bewilligt. Das Geld ist dazu gedacht, die entsprechende Technik anzuschaffen. Eingebracht hatten den Antrag die Fraktionen CDU/Bauern, SPD, Grüne/B'90/Die Partei, Die Linke/Piraten sowie FDP/FW, die AfD hatte am Montagabend zugestimmt.

Laut dem Antrag ist der Einsatz von qualifizierten Gemeindeschwestern, sogenannten nichtärztlichen Praxisassistenzen, "eine zentrale Säule des Vorhabens". Sie sollen die Ärzte unterstützen und entlasten, indem sie etwa bei Hausbesuchen eigenständig bestimmte Aufgaben übernehmen.

Durch den Einsatz von Telemedizin sollen Patienten nach einem Erstkontakt über Videosprechstunden betreut werden können.

Hausärzte dringend gesucht

Der entsprechende Bedarf an ambulanter hausärztlicher Versorgung ist im westlichen Havelland nach Angaben der Havelland Kliniken besonders hoch, da es vergleichweise wenig Arztpraxen bei einem höheren Altersdurchschnitt der Bevölkerung gebe als in anderen Brandenburger Regionen.

In ganz Brandenburg sind laut Kassenärztlicher Vereinigung Brandenburg (KVBB) aktuell 300 Hausarztpraxen nicht besetzt und es werden in den nächsten Jahren noch mehr: Altersbedingt werden bis zu 600 Kassensitze unbesetzt sein, so die KVBB.

Im Havelland versucht man deshalb auch mit Stipendien und Zuschüssen neue Ärzte anzuwerben. Um gegen den Mangel vorzugehen, zahlt der Landkreis Havelland Ärzten, die eine neue Praxis gründen bis zu 20.000 Euro. Außerdem gibt es Stipendien, für die sich Ärzte bewerben können, wenn sie eine Weiterbildung zum Facharzt machen wollen. Für bis zu 30 Monate zahlt der Landkreis bis zu 1.000 Euro im Monat.

Mit Material von Heike Schüler und Michaela Grimm

Sendung: rbb24, 10.12.2024, 16:00 Uhr

14 Kommentare

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  1. 14.

    " ) aktuell 300 Hausarztpraxen nicht besetzt und es werden in den nächsten Jahren noch mehr "

    welcher , an einer Uni Klinik , gut ausgebildeter Arzt will sich denn als Landarzt niederlassen und nur Überweisungen zum FA in der nächsten größeren Stadt ausstellen ? die herkömmliche Landarztpraxis hat keine Zukunft mehr

  2. 12.

    insgesamt nimmt die Anzahl von Praxen zu, die nur Selbszahler und keine GKV Pat annehmen . Warum ? ständiger Abrechnungsfrust mit der KV , Überlastung, auffällig bei Dermatologen

  3. 11.

    " zahlt der Landkreis Havelland Ärzten, die eine neue Praxis gründen.. bis zu .20.000 Euro.. "

    doch so viel ? mit diesem kleinen Beitrag wird sich kein Arzt , der eine Praxis gründen möchte , animiert fühlen , und falls doch, woher die erforderlichen MFA`s nehmen ? das ist schon in Berlin ein Problem

  4. 10.

    " . Dafür sollen über die Havelland Kliniken angestellte Ärzte zur Verfügung stehen, "

    sollen, immer wieder sollen,, mal abwarten, wieviele angestellte Ärzte dazu bereit sein werden

  5. 8.

    Das zeigt, daß Sie völlig ahnungslos imHinblick auf die DDR sind! Sie wissen auch nichts von den hervorragend ausgestatteten Polikiniken, wo man nach kurzer Wartezeit alle medizinischen Angebote an einem Ort hatte! Und alles war kostenlos, trotz hervorragender Behandlung. Es gab auch keine 2-Klassenmedizin. Jeder wurd egleich versorgt!

  6. 7.

    Wenn Sie uns mal kurz aufschreiben würden, was es zu DDR-Zeiten nicht gab, hätten Sie wohl weniger Schreibarbeit.

  7. 6.

    Die medizinische Versorgung war in der DDR extrem rückständig und hinkte dem internationalen Standart viele Jahre zurück.

    Patienten jammern immer. Aber die medizinische Versorgung ist ausreichend.

    Letztlich will der Bürger dieses System ja.

  8. 5.

    Für Fachärzte und Klinik-Aufenthalt verlasse Ich generell, unseren Landkreis HVL und gehe nach Potsdam oder nach Berlin, LG.
    Hausarzt geht gerade so noch - Fachärzte/Kliniken= Versorgung in HVL miserabel !!!

  9. 4.

    Im Jahr 1990 lebten im Landkreis HVL, 128 000 Menschen, jetzt mehr als 170 000/ Tendenz stark steigend.
    Vor allem Fachärzte oder spezialisierte Kliniken, sind im Landkreis, Mangelware, für immer mehr Menschen und vor allem, für eine immer ältere Bevölkerung.

  10. 3.

    Wir haben über 170 000 Einwohner/innen im Landkreis HVL/ jährlich kommen mindestens 1200 dazu und gerade einmal 2 relativ kleine unbedeutende Krankenhäuser - am Liebsten, möchte man davon noch 1 Krankenhaus dichtmachen und die Einwohner/innen von HVL sollen nach Potsdam, Berlin, oder sonst wohin zum Arzt/Facharzt fahren, LG nach Spandau.
    Rehakliniken, Fachkliniken und Fachärzte, sucht man vergeblich in HVL, aber ist dem Land Brandenburg sowieso egal/ Westbrandenburg und HVL, kennt man dort, in der Brandenburger Politik nicht.

  11. 2.

    In der Ex-DDR gab es früher auch Landambulatoren. Eine damals gute Einrichtung mit Ärzten und Schwestern. Sprechzeiten waren verteilt auf medizinische Anforderungen, Inneres, Hals - Nasen - Ohren. usw.

  12. 1.

    Hat man das Rad wieder neu erfunden dieses hatten wir alles schon mal zu DDR-ZEITEN musste ja alles kaputt gemacht werden.

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