Gersbeck, Präsidiumsnachwahl, Abwahlantrag - Was auf der Mitgliederversammlung von Hertha BSC wichtig wird

Fr 13.10.23 | 13:48 Uhr | Von Marc Schwitzky
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Die Mitgliederversammlung von Hertha BSC findet am kommenden Sonntag statt.
Bild: IMAGO / Matthias Koch

Hertha BSC lädt am Sonntag zur Mitgliederversammlung ein. Die Themen sind zahlreich wie umstritten: Der begnadigte Marius Gersbeck stellt sich den Mitgliedern, es werden Plätze im Präsidium nachgewählt und ein Abwahlantrag ausgefochten.

Tagesfüllende Mitgliederversammlungen haben bei Hertha BSC seit jeher eine lange Tradition. Und so ist auch am kommenden Sonntag davon auszugehen, dass hunderte Mitglieder viele Stunden in Halle 21 der Messe Berlin verbringen werden. Die Tagesordnung für die um 11 Uhr beginnende Versammlung ist prall gefüllt, sie enthält gleich mehrere sehr bedeutsame Themen für Gegenwart und Zukunft des Vereins.

Nachwahl von gleich mehreren Präsidiumssitzen

Der rein strukturell wichtigste Tagesordnungspunkt ist die Nachwahl des Präsidiums. Nach den Rücktritten von Ingmar Pering und Tim Kauermann, mittlerweile Leiter Sanierung der Hertha KGaA, besteht das Vereinsgremium aktuell aus nur fünf Mitgliedern. Neben Präsident Kay Bernstein und Vize Fabian Drescher derzeit aus Anne Jüngermann, Peer Mock-Stümer und Hans-Joachim Bläsing. Laut Vereinssatzung muss das Präsidium allerdings aus sieben bis neun Personen bestehen.

Für die zwei bis vier neuen Plätze haben sich 21 Personen beworben, die allesamt vom Aufsichtsrat zur Wahl zugelassen wurden. Die Kandidierenden wurden vom Verein sowohl mit einem Online-Steckbrief als auch mit einer Infoveranstaltung am 5. Oktober vorab vorgestellt. Auf der Mitgliederversammlung selbst haben die Anwärterinnen und Anwärter zudem jeweils drei Minuten Zeit, um sich sowie ihre Motivation und Ziele vorzustellen. Es braucht die einfache Mehrheit von über 50 Prozent der Stimmen, um in das Präsidium gewählt zu werden. Jedes Mitglied kann bis zu vier Stimmen abgeben.

Die Causa Gersbeck

"Ich bin kein schlechter Mensch und vor allem bin ich nicht der unreflektierte Prügel-Torwart, der sich nicht um sein Umfeld und seine Mitmenschen sorgt. Ich bin ein Familienvater, Ehemann, Freund und stolzer Arbeitnehmer meines Vereins, mit dem ich aufgewachsen bin. Deshalb möchte ich gerne auf der Mitgliederversammlung einige Worte an euch persönlich richten." Mit diesen Worten kündigte Marius Gersbeck an, sich am kommenden Sonntag den Vereinsmitgliedern zu stellen.

Der Torhüter ist nach seinem gewalttätigen Angriff während des Trainingslagers vom Salzburger Gericht nicht verurteilt worden. Nach der vom Gericht vorgeschlagenen Diversion und einer außergerichtlichen Einigung mit dem Opfer wurde Gersbeck Anfang Oktober von Hertha BSC unter Auflagen begnadigt. Hierzu werden sich sowohl Gersbeck als auch die Vereinsgremien, die sich für eine Begnadigung entschieden, vor den Mitgliedern verantworten müssen.

Präsident Bernstein wird nach Unfall fehlen

Die Entscheidung, Gersbeck eine zweite Chance zu geben, wurde auch bei den Fans kontrovers diskutiert – der Verein hat viel Kritik erhalten, die am Sonntag auch noch einmal persönlich geäußert werden dürfte. Darüber hinaus wird sich der Verein für die umstrittene Entscheidung, Wettanbieter- und Casinobetreiber Crazybuzzer zum Hauptsponsor gemacht zu haben. Der Sponsoringvertrag hat eine moralische Debatte und viel Kritik an Präsident Kay Bernstein ausgelöst. Bernstein hatte sich im Zuge seiner Wahlkampagne im vergangenen Jahr sehr deutlich gegen Wettanbieter als Sponsoringpartner ausgesprochen.

Bernstein wird sich jedoch sowohl zur Causa Gersbeck als auch zum Crazybuzzer-Sponsoring nicht den Nachfragen der Mitglieder stellen können. Herthas Vereinspräsident zog sich am Dienstag bei einem Unfall auf der Geschäftsstelle schwere Frakturen an der Wirbelsäule zu. Derzeit befindet sich Bernstein noch im Krankenhaus, an der Mitgliedersammlung wird er nicht persönlich teilnehmen können. Es ist wohl geplant, dass er zumindest per Videobotschaft Worte an die Mitglieder richten wird. Vizepräsident Fabian Drescher wird ihn vertreten.

Abwahlantrag gegen Aufsichtsratsvorsitzenden Brüggemann

Auch die Abwahlanträge haben auf Herthas Mitgliedersammlung mittlerweile Tradition. Nachdem der Abwahlantrag eines Vereinsmitgliedes gegen das gesamte Präsidium und den gesamten Aufsichtsrat kurzfristig doch noch zurückgezogen wurde, hat ein anderes Mitglied kurz vor Fristende einen neuen Abwahlantrag eingereicht. Das Mitglied fordert eine Abwahl von Klaus Brüggemann, Aufsichtsratsvorsitzender des Vereins. Im Antrag wird Brüggemann vorgeworfen, sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Mitgliederversammlung "häufig image- und damit vereinsschädigend" aufzutreten.

Brüggemann wird von der antragsstellenden Person vordergründig dafür kritisiert, "in Vorbereitung der Präsidiumswahlen die Satzung gebeugt und dies sogar über Bild und kicker kommuniziert" zu haben. Bereits im November 2022 hatte es einen ersten Abwahlantrag gegen Brüggemann gegeben. Damals sprachen sich 51,6 Prozent der anwesenden Mitglieder gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden aus, für eine Abwahl hätte es allerdings eine Dreiviertelmehrheit gebraucht. Brüggemann ist seit der Wahl im Mai 2022 Vorsitzender des Aufsichtsrates.

Neue Erkenntnisse zu Herthas finanzieller Lage

Im März dieses Jahres veröffentlichte Hertha BSC einen Finanzbericht, der tief in die wirtschaftliche Schieflage des Vereins blicken ließ. Die Zahlen zeigten, dass Hertha weiterhin hohe Schulden hat und längst nicht mehr genug Geld, um diese zu bedienen. Der Trend war alarmierend, Hertha macht weiter riesige Verluste. Die letzten Reserven sind aufgebraucht. Ein paar Monate später geriet aufgrund Herthas finanzieller Krise sogar die DFL-Lizenz in Gefahr.

Auf der letzten Mitgliederversammlung sprachen die Verantwortlichen, allen voran Präsident Bernstein und Geschäftsführer Thomas Herrich, von massiven Sparmaßnahmen – allen voran durch eine Umstrukturierung der Geschäftsstelle und Entlassungen von Mitarbeitenden. Am kommenden Sonntag wird es durch den Bericht der Geschäftsführung neue Erkenntnisse darüber geben, inwiefern sich jene Sparmaßnahmen ausgewirkt haben und wo sich der Verein im wirtschaftlichen Konsolidierungsprozess befindet.

Am Sonntag wird es also nicht nur um zurückliegende Entscheidungen der Vereinsverantwortlichen und den gegenwärtigen Zustand der Gremien, sondern auch um die unmittelbare Zukunft der "alten Dame" gehen. Hertha-Mitglieder müssen also wieder viel Sitzfleisch mitbringen - aber sie sind es ja nicht anders gewohnt.

Sendung: rbb24, 13.10.2023, 18 Uhr

Beitrag von Marc Schwitzky

17 Kommentare

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  1. 17.

    Sind die Kommentare von @BCC-Fan wirklich so "simpel strukturiert", wie Sie schreiben?
    Wenn eine Person betrunken eine andere Person krankenhausreif prügelt und nur einer Bestrafung entgeht, weil er Schweigegeld, bezahlt, mach das den brutalen Übergriff vergessend? Sich dann noch wie ein erwischter 15jähriger mit "Ich bin kein schlechter Mensch und vor allem bin ich nicht der unreflektierte Prügel-Torwart, der sich nicht um sein Umfeld und seine Mitmenschen sorgt. Ich bin ein Familienvater, Ehemann, Freund und stolzer Arbeitnehmer meines Vereins, mit dem ich aufgewachsen bin. Deshalb möchte ich gerne auf der Mitgliederversammlung einige Worte an euch persönlich richten." versucht zu entschuldigen, ist nicht nur peinlich, sondern auch unglaubwürdig. Das sehen Hertha-Fans gewöhnlich anders. Bejubeln sie auch den Einstieg von 777 und vom Wettanbieter- und Casinobetreiber Crazybuzzer. Wie sie und ihre Mitstreiter, hat BCC-Fan seine Meinung, mag sie gefallen oder nicht

  2. 16.

    Du kannst gern gespannt sein. Ich bezweifle aber dass irgendein Herthaner von Unionern wie dir Ratschläge brauchen. Kehrt einfach vor der eigenen Tür! Da habt ihr genug zu tun.
    Des weiteren solltest du dich einfach mal mit den Strukturen bei Hertha BSC beschäftigen bevor du hier dein Halbwissen ausschüttest. Ich wusste nicht dass Mitglieder des Förderkreise OK gleichzeitig Mitglied bei Hertha BSC sein müssten oder zur morgigen MV eingeladen sind.

  3. 15.

    Ach Thommy ... äh, alter Herthaner, was auch egal ist,
    glauben Sie wirklich, dass es einen interessiert, ob und wielange Sie an diesem Verein hängen?
    Ich tue es nicht.
    Nebenbei: ich habe harten Stuhl - falls Sie das interessiert.
    Auch, ob Sie IHREM "Präsi" zur Gott gleichen Spontheilung, nach seinen schwere Frakturen an der Wirbelsäule, beklatschen, ist mir auch Latte.
    Hertha ist schon ein märchenhaften Verein (was ich wörtlich meine, wenn Sie verstehen)

  4. 14.

    "Hallo Herr Neumann"
    Wenn ich auf ihren Post antworte - warum soll ich Sie nicht mit Namen anreden: Ihr BCC-Fan ist doch, wie bekannt, einer ihrer Zweitakounts ... Gruß in die Rankestrasse
    Zur Klarstellung: Ich heiße Paul und schon seit 11 Jahren Mitglied bei HERTHA BSC. Auch Morgen werde ich auf unserer Mitgliederversammlung dabei sein. Wir werden unseren Präsi morgen Beifall senden und sind gespannt, was zur Sponsorvertragslaufzeit und zu den Schulden gesagt wird.
    Herr Gersbeck wird ,hoffe ich, ehrliche Einsicht zeigen

    HA HO HE

  5. 13.

    Lustig, dass gerade unser allseits bekannter Nils einen solchen Kommentar abgibt. Und das, obwohl er unter egal welchem Artikel seinen ungewollten und unqualifizierten Senf zu Hertha abgibt. Herrlich!

  6. 12.

    Am Sonntag auf der Mitgliederversammlung wird es bestimmt interessant werden: Hr. Gersbeck wird wohl seine Sicht des Vorfalls kundtun und hoffentlich sagen, wie und wo er sich sozial einbinden will. Für mich persönlich ist er nur der dritte Torwart bei Hertha. - Sonntag werden bestimmt aucheinige einige aus der Mannschaft dabei sein.
    Interessant wird auch sein: Wer sitzt in Zukunft im Präsidium - Wieviele Mitglieder hat Hertha aktuell und Was machen die finanzen und gibt es nächstes Jahr einen anderen Sponsor ...

    Torsten Neumann / Bcc-Fan: Danke für den Link mit ihren Kommentar

  7. 10.

    Ist ja putzig, wenn ausgerechnet der BCC-Fan was von "simpel strukturiert" anderer Kommentatoren kritzelt.

  8. 9.

    Nun, aus "Thommy" wird der "alter Herthaner" - einzig das Gejammer bleibt gleich.
    Selbst das simpel Strukturierte gleicht, mich "Herr Neumann" zu nennen.
    https://www.rbb24.de/sport/beitrag/2023/10/fussball-testspiel-hertha-bsc-tennis-borussia.html

  9. 8.

    Oh, hier sind ja die üblichen Kommentatoren wieder sehr fleißig. Hilft aber alles nichts, Hertha ist bei seinen Anhängern beliebt wie schon seit mindestens einem Jahrzehnt nicht mehr. Und das völlig zu Recht. In dieser Situation sehe ich wirklich schwarz für den Erfolg der mühsam wirkenden Bemühungen die Alte Dame zu diskreditieren.

  10. 7.

    Hallo Herr Neumann
    ... "brutaler Kopftreter" ... haben Sie exklusiv als ihre Verleumdung !!! - Die Freundin des Opfers (die dabei gewesen ist) sagt hingegen aus: "... der 22-Jährige gegen einen Briefkasten geprallt und bewusstlos zu Boden gegangen sein. Dann soll Gersbeck noch zweimal zu getreten haben – gegen den OBERKÖRPER des Opfers. ...". Aber behaupten Sie ruhig weiter die Kopfverletzungen stammen von Tritten, denn mit der Wahrheit bei ihnen ...
    Auch schön, daß in ihrer Glaskugel schon die Morgen stattfindene Mitgliederversammlung zu sehen ist.
    ... und bevor jetzt kommt, wieviele Mitglieder wegen Gersbeck bei Hertha ausgetreten sind: eine zweistellige Anzahl ist ausgetreten und zur selben Zeit eine dreistellige Zahl neu eingetreten
    HA HO HE

  11. 6.

    Alle Vereine im Profifußball kriegen Geld von Wettanbietern über die eine oder andere Weise, sei es als Trikotsponsor oder sonstiger Sponsor oder andere Partnerschaften oder über Fernsehgelder. Der DFB ist verbandelt, die Fernsehsender werben mit Wettanbietern. Ohne Wettanbieter ist Profifußball momentan nicht mehr möglich und der Markt steigt wahrscheinlich noch weiter.
    Sich hier immer wieder Hertha rauszusuchen und draufzuhauen, ist völliger Quatsch.

  12. 5.

    H1,
    Hier wird von diesem unangenehmen Berliner Zweitligaverein gesprochen, bzw. geschrieben. Anscheinend fällt es schwer sich den eigenen Fehlern zu stellen und Verantwortung dafür zu übernehmen.
    Lieber wird mit den blauweißen Fingerchen auf den daraus erfolgreichen Erstligisten gezeigt.
    Die haben, die machen, die sind, ....
    Kümmert euch um eure Grukentruppe, wo ein brutaler Kopftreter und besoffener Schläger rehabilitiert wird und in Ultra-Kreisen wie ein Held gefeiert wird.
    Darum sollte es gehen, dass ein solcher Unholt nie wieder in irgendein Tor steht.
    Zweite Chance hin oder her.
    Bleibt abzuwarten wann dem die Sicherung wieder durchtrennt.

    HaHaHa

  13. 4.

    Ich weiß, dass sie nur aufs Stänkern aus sind, aber trotzdem mal die Frage: wie genau soll ein solcher Antrag aussehen? Wie soll es weitergehen? Was wäre die Alternative? Das alles muss bedacht werden, wenn man einen ordentlichen Antrag stellt und nicht nur in Internet-Kommentaren stänkern möchte. Eine Aussprache dazu wird es sicherlich geben.
    Die Ultras von Union haben sich auch gegen die Spiele im Olympiastadion ausgesprochen. Gab aus der der MV von Union einen Antrag, dass man sofort zurück in die AF zieht und zukünftig alle Heimspiele dort austrägt? Zumindest letzteres wäre tatsächlich ein Punkt, den man in die Satzung einbauen könnte. Gab es sowas? Oder fehlte da das Rückgrat, so wie du es auf Hertha-Seite attestieren wirst, wenn es keine Anträge gibt? :)

  14. 3.

    Ihr braucht doch die Kohle vom Wettanbietern.
    Ist der Unterschied zu vielen anderen Vereinen.

  15. 2.

    Wird es auch z.B. vom Förderkreis Ostkurve einen Antrag zum Thema " 777 abwickeln und Wettanbieterbrust kündigen" geben?
    In der Kurve jedenfalls werden diese windigen Geldgeber ja regelmäßig an den Pranger gestellt.
    Nun also wäre der Moment Taten sprechen zu lassen.
    Gespannt ich bin. ;)

  16. 1.

    Ich hoffe, dass sich die Vereinsgremien ich nur in der Kausalität des brutalen Schlägern verantworten muss.
    Ich hoffe auch, dass sich die Mitglieder nicht von dem Gewäsch "Ich bin kein schlechter Mensch und vor allem bin ich nicht der unreflektierte Prügel-Torwart, der sich nicht um sein Umfeld und seine Mitmenschen sorgt. Ich bin ein Familienvater, Ehemann, Freund und stolzer Arbeitnehmer meines Vereins, mit dem ich aufgewachsen bin. Deshalb möchte ich gerne auf der Mitgliederversammlung einige Worte an euch persönlich richten." nicht einwickeln lassen und auf die Kündigung des Vertrages bestehen.
    Meine Mutter pflegte zu sagen: wer Dreck anfasst, macht sich dreckig.

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