Pro und Contra - Ist Urs Fischer noch der Richtige für Union Berlin?

Mo 13.11.23 | 16:36 Uhr | Von Lars Becker & Guido Ringel
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Union-Trainer Urs Fischer (imago images/Contrast)
Audio: rbb24 Inforadio | 13.11.2023 | Lars Becker | Bild: imago images/Contrast

Kann der 1. FC Union mit Urs Fischer noch zurück in die Erfolgsspur finden? Unsere rbb24-Inforadio-Sportreporter sind geteilter Meinung. Ein Pro und Contra zum Festhalten am Trainer von Lars Becker und Guido Ringel.

Lars Becker: "Es ist noch nicht vorbei"

Die Situation ist bedrohlich: neun Bundesliga-Partien in Folge verloren, in Leverkusen zuletzt schlicht überfordert und abgestürzt ans Tabellenende. Ein herber Rückschlag nach dem Punktgewinn in Neapel. Und doch ist es richtig, weiter an Urs Fischer festzuhalten. Der 1. FC Union beweist damit Rückgrat und Solidarität und widersetzt sich den sogenannten Mechanismen der Branche. Nicht aus Dankbarkeit für die verblüffenden Erfolge der letzten Jahre, sondern aus Überzeugung, wie Präsident Dirk Zingler bereits vor dem letzten Heimspiel im Stadionheft geschrieben hat.

Urs Fischer ist Realist. Die unverminderten Sprechchöre der Fans tun gut, aber die Unterstützung der Vereinsverantwortlichen bedeutet natürlich keine Jobgarantie. Das Vertrauen in ihn ist nicht unbegrenzt und kann es auch gar nicht sein. Die Situation muss immer wieder neu beurteilt werden und am Ende müssen Ergebnisse und Punkte her – bereits im nächsten Heimspiel gegen Augsburg. So lange Fischer die Überzeugung besitzt, den Trend brechen und die Wende schaffen zu können, wird er kämpfen. Nur eines darf nicht passieren: Fischer darf die Mannschaft und die Kabine nicht verlieren. Das scheint – siehe kollektive Erleichterung und Freude in Neapel – auch nicht der Fall zu sein.

Dass im Krisenfall ungute Stimmungen aufkommen und einzelne Spieler Kritik und Unzufriedenheit äußern - geschenkt. Sollten aber auch Führungsspieler auf Abstand gehen, dann wäre es vorbei. Dann würde der Realist Fischer aller Wahrscheinlichkeit nach auch selbst hinwerfen. Jetzt hat er in der Länderspielpause zwei Wochen Zeit, um mit der Mannschaft zu arbeiten, Basics zu trainieren und Gespräche zu führen – alles unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Wagenburg Union, gemeinsam aus der Krise. Es ist noch nicht vorbei.

Guido Ringel: "Urs Fischer hat ausgespielt"

Nibelungentreue – ein großer Wert. Und dieser stünde manchem Verein gut zu Gesicht, aber nicht mehr dem 1. FC Union Berlin. Urs Fischer hat ausgespielt, so weh das auch tut. Seine Verdienste um den Verein sind natürlich unangetastet. Der Schweizer wird zurecht von den Fans verehrt, aber er hat auch den aktuellen Schlamassel zu verantworten – zumindest teilweise, denn er hat seinen Anteil am aktuellen Kader und der ist die Ursache für den Absturz.

Die geholten großen Namen haben das Gleichgewicht zerstört und den Teamgeist verdrängt. Es greift das uralte Phänomen: kein Zusammenhalt, kein Erfolg. Und da man wie immer nicht kurzfristig die halbe Mannschaft austauschen kann, oder einen Mannschaftsgeist einfach anordnen, bleibt in höchster Not nur der bekannte Reflex. Der Trainer muss getauscht werden, um allem wieder Leben einzuhauchen. Es ist ein schmerzhafter Einschnitt, der im Grunde nicht zum Stil und Selbstverständnis der Eisernen passt, aber jetzt auch ein Muss, weil sich sonst nichts mehr bewegt, wie der furchtbare Auftritt in Leverkusen bewiesen hat. Fischer selbst sprach anschließend von zwei Schritten rückwärts.

Union ist Letzter in der Bundesliga und das als Champions-League-Teilnehmer. Was muss denn noch kommen? Und jetzt ist die Länderspielpause da. Zwei Wochen Zeit, in denen sich ein vermeintlich Neuer einfinden und etwas anschieben kann. Der charmante, sympathische, kompetente und erfolgreiche Urs Fischer ist ein Meister seines Fachs, aber nicht mehr der Magier beim 1. FC Union. Es ist Zeit, die Nibelungentreue zu opfern, damit die Erfolge der letzten Jahre nicht zum Strohfeuer mutieren.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.11.2023, 15:15 Uhr

Beitrag von Lars Becker & Guido Ringel

53 Kommentare

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  1. 53.

    Das letzte mal habe ich an Urs gezweifelt, da kannte ich ihn noch gar nicht, 5komma7 Jahre ca. FeU !

  2. 52.

    ...Aufregung. Von Mielke verschaukelt, danach durchs Jebirge, nun Jipfel, wie keen anderer ostverein. worüber beschweren sich champions? keenen teppich?

  3. 51.

    Zitat: "Fußball wird gespielt, um positive Ergebnisse zu erzielen und nicht weil allen „egal“ ist, was passiert, Hauptsache Spaß."

    Bitte lassen Sie sich nicht von irgendwelchen hanebüchenen, hier gestreuten Behauptungen anstecken, die meinen, dass der FCU Anhang nur Spaß haben haben und will und die Ergebnisse des Teams auf dem Platz keine Rolle spielen. Sie sind ja ebenso wie ich schonmal ein gutes Gegenbeispiel dafür, Stefan ;) Der FCU wir sich wieder berappeln und die Klasse halten.

  4. 50.

    Ganz ehrlich? Ich möchte nicht wieder in Liga 2 spielen. Fußball wird gespielt, um positive Ergebnisse zu erzielen und nicht weil allen „egal“ ist, was passiert, Hauptsache Spaß. Spaß habe ich mehr an Siegen anstatt einem qualvollen Abstieg. Spaß habe ich an Platz 15 bis x in Liga 1 (was natürlich jeder für sich entscheiden kann, ich kann nur für mich reden).
    Insofern sollte der Verein nun alles tun, um die Klasse zu halten. Und wenn ein Trainerwechsel dazu gehört, dann können wir Vll. Eines Tages sagen: die haben alles versucht. Wichtig, zumindest aus meiner Sicht, ist der Verein, nicht ein Einzelner. Auch nicht der Trainer.

  5. 49.

    "PSG" ist ja ein tolles Beispiel. Schuldenverein der nichts mit sportlichen Erfolg zu tun hat. International haben sie nix erreicht.

  6. 48.

    Wäre mir neu, wenn in der DDR "Leistung" an zweiter Stelle stand. Widerspricht auch den Ergebnissen bei den olympischen Spielen. Lag die DDR nicht fast immer vor der BR?

  7. 47.

    Ach, sie haben also eine aussagekräftige Analyse zu den mehr als 63.000 Mitgliedern des FCU vorliegen und ziehen daraus die Schlussfolgerung, dass die Fans in großem Maße ostsozialistisch geprägt sind und deshalb Zusammenhalt propagieren und Leistungsbereitschaft eher ablehnen? Sie erkennen hoffentlich selbst, dass Sie absoluten Tinnef geschrieben haben, Herr/Frau "Bunt".

  8. 46.

    Das sehe ich genauso, Torsten. Außerdem fand ich es besser in der Regionalliga, im April bei Schneesturm mit 3500 Fans, ohne Dach übern Kopf im Stadion zu feiern, als erst gar keine Karte fürs Spiel zu bekommen. So viel zum Thema Big City Club. Union sind wir alle, Spieler, Fans und Trainer. Da schmeißt man nicht eben mal so hin. Die Rückrunde wird's zeigen. Und wenn es nicht klappt, fallen wir ja nicht ins Bodenlose. Dann sehen wir vielleicht in der nächsten Saison Rostock und Hertha in der Försterei.

  9. 45.

    Nö, Driver hat den Kern getroffen. Sozialer Zusammenhalt steht bei Union vor Leistung. Insofern eine Ostsozialisation.

  10. 44.

    Nach den Erfahrungen der letzten Jahre zusammen durch dick und dünn mit Union? Dann gehe ich da aber lieber mit Schalke durch. Als Herthaner.

  11. 43.

    Zitat: "Was eine 4-Mio.-Hauptstadt NICHT braucht ist ein Club, der den Ossikult bedient und die Spaltung der Stadt vorantreibt."

    Anhand Ihrer zahlreichen, unqualifizierten Beiträge hier und in anderen Kommentarspalten zum Thema lässt sich leicht ablesen, wer hier versucht spalterisch zu diffamieren. Sie unterstellen bspw. den FCU Fans, die meinen, den Verein auch bei einem Abstieg weiterhin wie bisher zu supporten eine "leistungsscheue DDR-Mentalität" und erdreisten sich sogar, dem 1. FC Union Berlin zu unterstellen, die Stadt zu spalten. Das ist nur noch lächerlich, Herr/Frau "Driver".

  12. 42.

    Zitat: "Eine 4-Mio.-Hauptstadt braucht einen Spitzenclub, der ganz oben mitmischen kann, wie in England : Arsenal, Tottenham Hotspot, beide London, bzw. Frankreich, Paris Saint-Germain PSG."

    Ja klar, das wäre super. Nur können Sie doch den FCU nicht mit diesen Multimilliarden-Investment-Clubs und überhaupt die Buli mit den völlig anders organisierten Ligen in England, Spanien oder Frankreich vergleichen, Walter. Die Hertha hat es mit den hunderten Windhorst Millionen doch versucht, einen auf BCC zu machen und sich szn. oben einzukaufen. Wo das geendet ist, dürfte bekannt sein.

  13. 41.

    Zitat: "...gestandene Altunioner wie Prömel in die Wüste geschickt..."

    Spieler wie Prömel, Andrich, Friedrich, Ryerson, Awoniyi, Kruse etc. wurden nicht in die Wüste geschickt oder gegen ihren Willen verkauft, sondern sie wollten sich szn. sportlich und nat. auch monetär verbessern. Der FCU hat sich dem nicht in den Weg gestellt und dabei gute Einnahmen akquiriert. So ist nun mal das Fußballgeschäft, Martin. Dass der neuerliche Umbau aktuell nicht funktioniert war doch so nicht vorhersehbar; auch wenn einige nun meinen, es schon immer gewusst zu haben.

  14. 40.

    Zitat: "...sonder pfeift sie auch mal aus und verlässt die AF früher."

    Das Spiel gegen Leverkusen, bei dem die verunsicherte Mannschaft über weite Strecken wirklich Mist gespielt hat, fand nicht in der AF statt, Bernauer. Beim letzten Heimspiel gegen Frankfurt wäre Ihre Forderung völlig unangebracht gewesen, denn das Team hat viel aufgewendet und bspw. dreimal häufiger aufs Tor geschossen als die Hessen, die aus nur vier Torschüssen drei Buden gemacht haben und einfach effizient hoch3 waren. Aber klar ist nun die Mannschaft gefragt und es heißt: A*sch zusammenkneifen und wieder in die Spur kommen.

  15. 39.

    Und Sie meinen Zweitligist Hertha ist der Spitzenclub der alle Kriterien bedienen kann ?

  16. 38.

    Und Sie meinen Zweitligist Hertha ist der Spitzenclub der alle Kriterien bedienen kann ?

  17. 37.

    Allein Deine Antwort zeigt, wie wenig Du die Geschichte von Union und Hertha kennst. Bis kurz nach der Wende gab es eine Fanfreundschaft. zwischen beiden Vereinen, aus dessen Zeit ich stamme, sowie die Regel niemals das eigene Team auspfeifen.
    Und wer nur Siege sehen will halte ich eher für ein "Event"fan.
    Was innerhalb eines Klubs ist, ist das Eine. Aber öffentlich sollte man zusammen durch dick und dünn gehen.
    Eisernes HaHoHe

  18. 35.

    Pardon, aber ich erkenne hier nicht, daß Union die Spaltung der Stadt betreiben würde. Ich sehe hier eher, daß der Neid eines gewissen "Big-City-Clubs" Anlaß für Streit gibt.

  19. 34.

    Ich denke schon. Und außerdem: wo will man denn auf die Schnelle einen anderen Trainer herholen? Union braucht keinen "Bling-Bling-Trainer", sondern genau einen vom Schlage Urs Fischers. Mir fiele da höchstens Lucien Favre ein, der z. Zt. wohl ohne Verein ist. Sonstige Trainer-Schnellschüsse taugen m. E. nichts, siehe Hertha BSC. Man verstehe mich jetzt nicht falsch, aber einen Abstieg (so es denn überhaupt dazu kommt) könnte man einfacher haben. Und wenn die Verträge einiger Spieler-Neuzugänge aus dem Sommer ;-) nicht für die zweite Liga gelten, dann könnte Union in aller Ruhe den sofortigen Wiederaufstieg in Angriff nehmen.

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