Ortungsgeräte an Fahrrädern - Ausgetrackt

So 24.11.24 | 09:41 Uhr | Von Anna Bordel
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Symbolfoto: Fahrraddiebstahl. (Quelle: dpa/BeckerBredel)
dpa/BeckerBredel
Video: rbb|24 | 26.11.2024 | Hari Sas | Bild: dpa/BeckerBredel

Manche Fahrradbesitzer montieren Tracker an ihre Räder, um sie im Fall eines Diebstahls orten zu können. Manchmal gelingt das, wie Erfahrungsberichte zeigen, aber nicht immer. Schwierig ist es vor allem, wenn das Rad schon zu weit weg ist. Von Anna Bordel

Ziad Wanly war beim Kauf seines Rennrads, Neuwert um die 1.000 Euro, klar, dass Fahrraddiebe es darauf absehen könnten. Um es im Fall des Falles finden zu können, montierte er bald nach dem Kauf ein Tracking-Gerät an sein Rad, wie er berichtet. Ein kleiner runder Chip, der seinen Standort per Bluetooth an eine Ortungs-App sendet.

Vor zwei Monaten, etwa ein gutes Jahr nach dem Kauf, passierte es dann. Er schloss sein Rad in der Nähe des Gesundbrunnen-Centers an und ließ es dort einige Tage stehen, wie der 38-Jährige erzählt. Als er sein Rad abholen wollte, bemerkte er, dass es weg war. Immerhin: sein Tracker sandte ein Signal und zwar ziemlich konstant aus einer Straße in Seelow, einem kleinen Ort in Ost-Brandenburg.

Wanlys Rad bleibt verschwunden

Wanly erstattete Anzeige bei der Polizei und schickte ihr die Adresse des Standorts in Seelow. Die Berliner Polizei habe dort allerdings niemanden hinschicken können, wie Wanly berichtet. An einem Samstag im November machte er sich schließlich selbst auf den Weg nach Seelow begleitet vom rbb. Der Weg mit Bahnen und Bussen dauerte fast zwei Stunden aus Berlin. Einmal angekommen, entdeckten sie eine Lagerhalle aus der das Signal kam. Über einen Nachbar kontaktierte Wanly erst den Besitzer der Lagerhalle und schließlich auch die örtliche Polizei. Gemeinsam suchten sie Wanlys Rad beziehungsweise den Airtag - fanden aber nichts.

So erfolglos ist die Suche nicht immer. "Ortungssysteme führten in der Vergangenheit schon zur Feststellung sowohl der gestohlenen Fahrräder, als auch zur Identifizierung der mutmaßlichen Täterin oder des mutmaßlichen Täters", so eine Polizeisprecherin. Statistisch erfasst werde aber nicht, wie häufig das eine Rolle spiele.

Zur Info

Ortungssysteme fürs Fahrrad gibt es verschiedene. Viele rbb|24-User:innen, die uns ihre Geschichte erzählt haben, hatten einen Tracker, die ihren Standort über Bluetooth versenden an ihrem Rad angebracht. Daneben gibt es noch GPS-Tracker, die ihren Standort über Satelliten übermitteln, wieder andere senden ihn über 2G-Netz. Es gibt Schlösser und Lenker, in denen Tracker integriert sind und manche E-Bikes haben per se Tracker eingebaut.

Finderglück mit Polizei

Geklappt hat es beispielsweise bei Juna Ahmia. Der 23-Jährigen wurde im August am Potsdamer Platz ihr Rad gestohlen. Sie erzählt, dass der Tracker ihr einen Standort in der Nähe des Anhalter Bahnhofs sandte. Mit dem Standort ging sie zur nächsten Polizeiwache und tatsächlich begleiteten sie zwei Beamte. Das Signal lotste sie in einen Hinterhof, in dem eine offene Garage stand, wie Ahmia erzählte. Und tatsächlich fand sie dort ihr Rad und konnte es wieder mitnehmen.

Andere User:innen berichten rbb|24, dass die Polizei erstmal nicht auf die Mitteilung des Standortes mit Ermittlungen reagiert hätte, obwohl sich der Standort in Berlin befindet. Demgegenüber steht die Aussage der Polizei, die besagt: "Vorausgesetzt, dass die/der Geschädigte seine Ortungsdaten der Polizei zur Verfügung stellt, werden alle rechtlich zulässigen und taktisch möglichen Maßnahmen veranlasst, um das Fahrrad aufzufinden".

In diesem Jahr wurden bislang 21.189 Fahrraddiebstähle bei der Polizei angezeigt. Im Vorjahr waren es im verlgleichbaren Zeitraum etwas mehr, nämlich 22.663. Viele diese Räder werden nie gefunden, mit oder ohne Ortungssysteme.

Teilweise senden die Ortungssysteme gar kein Signal, wie einige rbb|24-User:innen berichten, teilweise verliere es sich nach einer Zeit und in manchen Fällen, wie bei Kai F., wird ein Standort gesendet, der weit weg ist. Vor einem Jahr wurde sein Rad aus einer Tiefgarage in Treptow gestohlen, das letzte Signal kam vor einigen Tagen von der Grenze zu Moldau in Rumänien. Sein neues Fahrrad hat er wieder mit einem Tracker versehen.

Beitrag von Anna Bordel

25 Kommentare

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  1. 25.

    Hast du auch das kleingedruckte in den Bedingungen gelesen? Das wäre ja fast zu schön...und 70€ im Jahr, das wird dann beim 'einfachen' Fahrrad schnell teurer.

  2. 24.

    Das klingt überzeugend. Muß ich mal recherchieren, da Sie mir ja keine Werbung geben dürfen. Ach, übrigens habe ich ein Buch von Ihnen!

  3. 23.

    "Und ich denke mir: Das war mal anders. Ganz früher haben wir nachts sogar nicht mal das Haus abgeschlossen, und es war friedlich, nichts ist passiert. "

    Wem wollen sie denn die verklärte Sozialromantik weismachen? Und nein, ich glaube auch nicht an den Weihnachtsmann.

  4. 22.

    Meine Fahrradversicherung kostet 70€ im Jahr und versichert den Neuwert meines Fahrrads, das ich gebraucht gekauft habe. Im Falle eines Diebstahls bekomme ich also mehr Geld von der Versicherung, als ich für das Rad bezahlt habe. Teure Schlösser oder Peilsender bringen m.E. nichts, jedes Schloss ist knackbar und wenn das Rad weg ist, ist es weg. Ich habe aber mein Rad bei der Polizei registrieren lassen, das soll im Fall des Falles eine reibungslose Klärung mit der Versicherung begünstigen.

  5. 21.

    Nur weil es Versicherungen gibt, ist das kein Grund Fahrräder schlecht zu beschützen. Zumal sich Versicherungen nicht gerade darum reißen, dir zu helfen und du erstmal kein Bike besitzt und irgendwo mit Fragezeichen rumstehst. Zukünftig lehnen dich die Versicherungen ab, ach nee, lass mal. Derzeit hilft nur: Fahrräder in der Wohnung/ Keller lagern und nie über Nacht irgendwo stehen lassen + mit zwei Schlössern sichern, von dem eines hemmend gegen Winkelschleifer ist.

  6. 20.

    Es gibt auch Tracker, speziell für Fahrräder. Die nutzen i.d.R. GPS und einige davon funktionieren ausgezeichnet. Ist sicher eine Frage des Invests. Bei teuren E-Bikes lohnt sich das aber imho.

  7. 19.

    Was meinen Sie damit? (Das mit den Sozialcafés?)
    >Ich widerspreche übrigens der These, dass ich oder mein Rad sicherer wären, wenn nochmal 10 weitere (bedingungslose) Milliarden übers soziale Füllhorn ausgeschüttet würden.<

  8. 18.

    Und ich denke mir: Das war mal anders. Ganz früher haben wir nachts sogar nicht mal das Haus abgeschlossen, und es war friedlich, nichts ist passiert.

    Die Ungleichheit im Volk und unter den Völkern ist wohl ausschlaggebend. Große Ungleichheit, aber ein EU-Dach. Großes Lohngefälle, aber ein BRD-Dach.

    Statt gleichwertiger Lebensverhältnisse für alle finanzieren wir aber lieber eine unglaublich teure und bürokratische Maschine aus Behörden, Staatsapparaten, persönlichen Abwehr- und Schutzgebilden (s. Tracker, teure hochwertige Schlösser) usw usf

    Schade. Lebensqualität und zufriedene Nachbarn, die füreinander da sind, miteinander, wäre schöner.

  9. 17.

    Ich versteh die Aufregeung nicht? ich habe eine sehr günstige E-Bike-Versicherung für 1 Jahr, mit allem Drum+Dran, will sagen, bei Diebstahl inden ersten drei Jahren, gibts die volle Kaufsumme zurück. Später dann mit Abzügen. Und auch Ersatzteile, Verschleiß, Vansdalismus usw. sind dabei. da brauch ich keinen Traktor))))

  10. 16.

    Ein Erlebnis mit der Polizei: Ein Lastenfahrrad mit Tracker wird gestohlen. Es sendet seinen Standort. Der Eigentümer informiert die Polizei. Diese fährt zu dem Ort, von wo der Tracker sendet und steht vor einer verschlossenen Kellerbox hier in Berlin. Polizei geht rein? Nein. Fehlanzeige. Und der Eigentümer steht ohnmächtig vor dieser Kellertür, weiß, dass sein gestohlenes Fahrrad hinter dieser Tür steht und kriegt es nicht zurück.
    Was für ein Schwachsinn.

  11. 15.

    Bluetooth ist schon richtig. Die Apple Tracker arbeiten mit Bluetooth, was tatsächlich nur wenige Meter reicht. Kommt dann jemand mit einem iPhone vorbei, registriert das iPhone den Tracker und stellt die Positionsdaten über eine Datenbank in einem Apple Rechenzentrum bereit. Dort kann der Eigentümer des Trackers dann die Position abrufen.

  12. 14.

    Wie planen Sie das? Fahrrad mit rein zum DM? Windeln dann gleich rein ins Rad statt in den Einkaufswagen? Können Sie ihr Rad mit ins Geschäft, Praxis oder Büro nehmen? Auf dem Bau geht’s vielleicht noch. Aber ansonsten? Es gibt ein paar Fahrradboxen zum Mieten und ganz wenige Fahrradparkhäuser. Aber die kann ich an einer Hand abzählen und sind selten dort, wo ich die Kita oder der Supermarkt ist.

  13. 13.

    Ich glaube, diesen Gedanken haben die meisten sofort. Mein Fahrrad steht niemals draußen in Berlin auf der Straße. Das kann man planen.

  14. 12.

    CD:
    "Wer stellt denn am Gesundbrunnen sein Rad tagelang ab? Das ist wirklich sehr naiv."

    Ob da oder sonst wo in der Öffentlichkeit, selbst schon neben einem Polizeirevier.
    Und was bedeutet "Tagelang" - 3 oder 30 Tage?
    Und wie oft hat er in dieser Zeit seine "App" genutzt?
    Würde mich schon interresieren.

  15. 11.

    Was für ein Unsinn. Der Grund ist völlig banal. Die Polizei hat kein Interesse daran solche Straftaten aufzuklären oder gar zu verhindern. "Ist ja nur ein Fahrrad".

    "Die Aufklärungsquote ist weiter sehr gering und liegt bei 4,5 Prozent und damit 0,6 mehr als im Vorjahr."

    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/03/berlin-fahrrad-diebstahl-statistik-polizei-zahlen.html

    Die Polizei, dein Freund und Helfer.

  16. 8.

    Nein, die Aufklärungsquote ist zu gering, da die Polizei daran kein Interesse hat.

  17. 7.

    Mich irritiert der Teil des Artikels, wo behauptet wird, dass die Tracker mittels Bluetooth kommunizieren. Die Aussage per-se ist nicht falsch, dich im hier brschriebenen Kontext zu ungenau. Bluetooth hat eine Reichweite von ein paar Metern. Insofern ist sehr unwahrscheinlich, dass der Bestohlene sein Rad in Seelow nur mithilfe von Bluetooth geortet bekommen haben will. Hier fehlen mindestens zuzätzliche Informationen, ansonsten ist das aus meiner Sicht eine sehr irreführende Angabe. Die meistens Tracker arbeiten für die Langdistanzen mit GSM (Handynetz) oder bedienen sich eines Netzwerks, das durch sich in der Nähe befindlichen Fremdhandys entsteht (Airtags).

  18. 6.

    Was hat Fahrraddiebstahl mit Sozialarbeit oder Bürgergeld zu tun?
    Bitte erläutern Sie das.
    Oder ist das Thema Fahrraddiebstahl für Sie nur ein Anlass, über sozial Schwächere herzuziehen?

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