Großes Mittelalterfest - "Oster-Kloster-Fest" in Chorin steht vor dem Aus

Die Zukunft des "Oster-Kloster-Fests" steht auf der Kippe: Streitigkeiten zwischen dem Veranstalter und den Behörden um den Schutz von Tieren und Pflanzen machen einen neuen Standort nötig. Die Suche nach Alternativen lief aber bislang ins Leere.
Die 36. Auflage des "Oster-Kloster-Fests" droht in diesem Jahr auszufallen. Hintergrund ist die Absage der Barnimer Umweltbehörde zum Volksfest mit jährlich tausenden Besuchern in Golzow-Schönhof. Es gilt als eines der größten Mittelalterfeste in Ostdeutschland.
Umweltdezernat: Veranstaltungsort liegt um Schutzgebiet
Der Veranstaltungsort liegt mitten im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, sagte der Barnimer Umweltdezernent Holger Lampe dem rbb. Unter anderem sei der Schutz der Vögel gefährdet. "Der Zeitpunkt im April ist natürlich der wirklich Ungünstigste. Mitten in der Brutzeit mit zehntausend Leuten darein: das können wir nicht genehmigen.", begründete Lampe die Entscheidung.
Veranstalter Roman Streisand versteht die Welt nicht mehr. Seit 2022 fand das Fest dreimal in Schönhof statt, ohne dass es Beanstandungen gab. "Und dann jetzt das!"
Fest hat alten Standort verloren
Ursprünglich wurde das Mittelalter-Spektakel jahrelang am Kloster Chorin veranstaltet. Allerdings konnte die Festwiese westlich der Klosterruine nach 2019 nicht mehr genutzt werden, da es an Parkplätzen fehlte. Auf dem angestammten Parkplatzgelände in Sandkrug wurden Einfamilienhäuser errichtet.
2020 und 2021 fiel das Fest dann wegen der Corona-Pandemie aus. Als Notlösung zog Roman Streisand 2022 mit dem Festival auf sein Anwesen nach Golzow-Schönhof um. Er mietete von einem benachbarten Landwirt einen Acker an, errichtete nach eigenen Angaben für viel Geld umweltverträgliche Toiletten und befestigte Wege. Problemlos habe er dann drei Jahre das Festival bei sich ausrichten können.
Für 2024 erhielt Roman Streisand von der Barnimer Umweltbehörde noch die Genehmigung für das Fest, erinnerte sich Jörg Matthes, Amtsdirektor von Chorin, Britz, Oderberg. Gleichzeitig sei ihm aber mitgeteilt worden, dass es das letzte Mal in Schönhof sei, sagte Matthes dem rbb.
Seltene Tiere bedroht?
Auch soll es Rotbauchunken in der Nähe des Schönhofer Festareals geben, hieß es von der Naturschutzbehörde des Landkreises. Diese Froschlurch-Art ist laut Bundesnaturschutzgesetz "streng geschützt". Nach eingenen Angaben ist das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin für die Amphibien ein sogenanntes deutschlandweites Schwerpunktvorkommen [www.schorfheide-chorin-biosphaerenreservat.de].
Roman Streisand kann das für ihn plötzliche Umschwenken der Umweltbehörde nicht nachvollziehen. Er habe vom Vorkommen der Unken in unmittelbarer Nähe des Festareals selbst nichts mitbekommen. "Da gibt es auch keinen Nachweis darüber", sagt er. "Ich bin ein Amphibien-Freund. Wir machen auch keinen Krach, kein Rock-Konzert, sondern mehr oder weniger akustische Musik. Das ganze Fest geht täglich auch nur bis 19 Uhr", so Streisand. "Aber wenn die Behörde nicht will, dann will sie nicht."
"Wir finden das Fest eigentlich alle gut", erklärte Umweltdezernent Holger Lampe. "Über die Jahre hinweg ist diese Veranstaltung der Gemeinde sehr an das Herz gewachsen und die Gemeindevertretung tut alles im Rahmen der kommunalen Zuständigkeit, damit dieses Event Chorin weiter erhalten bleibt", ergänzte Amtsdirektor Matthes. Deshalb könne nicht gesagt werden, dass man das Fest nicht wolle, so Lampe. "Aber es gibt natürlich gesetzliche Grundlagen und Bestimmungen, die wir eben auch einzuhalten haben als Genehmigungsbehörde", betonte der Umweltdezernent Lampe.
Verzweifelte Suche nach neuem Festort
So sei Streisand nahegelegt worden, sich um alternative Austragungsorte zu bemühen, erklärte Umweltdezernent Holger Lampe. Dies sei ihm und dem Amt zufolge aber nicht im ausreichenden Maße geschehen.
"Das ist ja falsch", kontert der Veranstalter. Bislang aber ohne Ergebnis. "Ich habe verschiedene Alternativen geprüft: der Flugplatz (in Finowfurt, Anmerk. d. Red), der Familiengarten in Eberswalde oder die Burgruine Greifenberg." Diese seien aber entweder zu klein, weit abgelegen oder keine Parkplätze vorhanden. Wenn überhaupt, komme für Roman Streisand nur der alte Standort am Kloster Chorin infrage. Als zusätzlicher Parkplatz könnte ein Holzlagerplatz der Landesforst in Chorin genutzt werden.

Doch hierzu sagt der Landesbetrieb Forst Brandenburg (LFB) Nein. "Das Klosterfest hat in den vergangenen Jahren eine Größe erreicht, durch die Schäden an der Natur, im Wald und an der Verjüngung des Waldes entstanden sind, die nicht heilbar und nicht tolerierbar sind. Hinzu kommt eine Vermüllung des gesamten Geländes und der Umgebung, wildes Parken im Wald sowie Beschwerden der örtlichen Bevölkerung aufgrund von Lärm und Müll", teilte der Sprecher des Brandenburger Forstministeriums Sebastian Arnold dem rbb auf Anfrage mit. Der LFB habe dies gegenüber dem Veranstalter auch so kommuniziert.
Somit ist die Aussicht auf eine36. Auflage des Oster-Kloster-Festes in diesem Jahr schlecht.
Sendung: Antenne Brandenburg, 21.01.2025, 14:40 Uhr