Großes Mittelalterfest - "Oster-Kloster-Fest" in Chorin steht vor dem Aus

Di 21.01.25 | 11:37 Uhr | Von Georg-Stefan Russew und Tony Schönberg
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Romand Streisand vom Oster Kloster Fest bei Chorin
Audio: Antenne Brandenburg | 21.01.2025 | Georg-Stefan Russew | Bild: rbb

Die Zukunft des "Oster-Kloster-Fests" steht auf der Kippe: Streitigkeiten zwischen dem Veranstalter und den Behörden um den Schutz von Tieren und Pflanzen machen einen neuen Standort nötig. Die Suche nach Alternativen lief aber bislang ins Leere.

Die 36. Auflage des "Oster-Kloster-Fests" droht in diesem Jahr auszufallen. Hintergrund ist die Absage der Barnimer Umweltbehörde zum Volksfest mit jährlich tausenden Besuchern in Golzow-Schönhof. Es gilt als eines der größten Mittelalterfeste in Ostdeutschland.

Umweltdezernat: Veranstaltungsort liegt um Schutzgebiet

Der Veranstaltungsort liegt mitten im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, sagte der Barnimer Umweltdezernent Holger Lampe dem rbb. Unter anderem sei der Schutz der Vögel gefährdet. "Der Zeitpunkt im April ist natürlich der wirklich Ungünstigste. Mitten in der Brutzeit mit zehntausend Leuten darein: das können wir nicht genehmigen.", begründete Lampe die Entscheidung.

Veranstalter Roman Streisand versteht die Welt nicht mehr. Seit 2022 fand das Fest dreimal in Schönhof statt, ohne dass es Beanstandungen gab. "Und dann jetzt das!"

Fest hat alten Standort verloren

Ursprünglich wurde das Mittelalter-Spektakel jahrelang am Kloster Chorin veranstaltet. Allerdings konnte die Festwiese westlich der Klosterruine nach 2019 nicht mehr genutzt werden, da es an Parkplätzen fehlte. Auf dem angestammten Parkplatzgelände in Sandkrug wurden Einfamilienhäuser errichtet.

2020 und 2021 fiel das Fest dann wegen der Corona-Pandemie aus. Als Notlösung zog Roman Streisand 2022 mit dem Festival auf sein Anwesen nach Golzow-Schönhof um. Er mietete von einem benachbarten Landwirt einen Acker an, errichtete nach eigenen Angaben für viel Geld umweltverträgliche Toiletten und befestigte Wege. Problemlos habe er dann drei Jahre das Festival bei sich ausrichten können.

Für 2024 erhielt Roman Streisand von der Barnimer Umweltbehörde noch die Genehmigung für das Fest, erinnerte sich Jörg Matthes, Amtsdirektor von Chorin, Britz, Oderberg. Gleichzeitig sei ihm aber mitgeteilt worden, dass es das letzte Mal in Schönhof sei, sagte Matthes dem rbb.

Seltene Tiere bedroht?

Auch soll es Rotbauchunken in der Nähe des Schönhofer Festareals geben, hieß es von der Naturschutzbehörde des Landkreises. Diese Froschlurch-Art ist laut Bundesnaturschutzgesetz "streng geschützt". Nach eingenen Angaben ist das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin für die Amphibien ein sogenanntes deutschlandweites Schwerpunktvorkommen [www.schorfheide-chorin-biosphaerenreservat.de].

Roman Streisand kann das für ihn plötzliche Umschwenken der Umweltbehörde nicht nachvollziehen. Er habe vom Vorkommen der Unken in unmittelbarer Nähe des Festareals selbst nichts mitbekommen. "Da gibt es auch keinen Nachweis darüber", sagt er. "Ich bin ein Amphibien-Freund. Wir machen auch keinen Krach, kein Rock-Konzert, sondern mehr oder weniger akustische Musik. Das ganze Fest geht täglich auch nur bis 19 Uhr", so Streisand. "Aber wenn die Behörde nicht will, dann will sie nicht."

"Wir finden das Fest eigentlich alle gut", erklärte Umweltdezernent Holger Lampe. "Über die Jahre hinweg ist diese Veranstaltung der Gemeinde sehr an das Herz gewachsen und die Gemeindevertretung tut alles im Rahmen der kommunalen Zuständigkeit, damit dieses Event Chorin weiter erhalten bleibt", ergänzte Amtsdirektor Matthes. Deshalb könne nicht gesagt werden, dass man das Fest nicht wolle, so Lampe. "Aber es gibt natürlich gesetzliche Grundlagen und Bestimmungen, die wir eben auch einzuhalten haben als Genehmigungsbehörde", betonte der Umweltdezernent Lampe.

Verzweifelte Suche nach neuem Festort

So sei Streisand nahegelegt worden, sich um alternative Austragungsorte zu bemühen, erklärte Umweltdezernent Holger Lampe. Dies sei ihm und dem Amt zufolge aber nicht im ausreichenden Maße geschehen.

"Das ist ja falsch", kontert der Veranstalter. Bislang aber ohne Ergebnis. "Ich habe verschiedene Alternativen geprüft: der Flugplatz (in Finowfurt, Anmerk. d. Red), der Familiengarten in Eberswalde oder die Burgruine Greifenberg." Diese seien aber entweder zu klein, weit abgelegen oder keine Parkplätze vorhanden. Wenn überhaupt, komme für Roman Streisand nur der alte Standort am Kloster Chorin infrage. Als zusätzlicher Parkplatz könnte ein Holzlagerplatz der Landesforst in Chorin genutzt werden.

Archivbild: Roman Streisand, Musiker und Künstler, steht am 08.04.2019 mit einer Sackpfeife auf seinem Kulturhof in Golzow, Brandenburg. (Quelle: dpa-Bildfunk/Patrick Pleul)Romand Streisand vom Oster-Kloster-Fest bei Chorin

Doch hierzu sagt der Landesbetrieb Forst Brandenburg (LFB) Nein. "Das Klosterfest hat in den vergangenen Jahren eine Größe erreicht, durch die Schäden an der Natur, im Wald und an der Verjüngung des Waldes entstanden sind, die nicht heilbar und nicht tolerierbar sind. Hinzu kommt eine Vermüllung des gesamten Geländes und der Umgebung, wildes Parken im Wald sowie Beschwerden der örtlichen Bevölkerung aufgrund von Lärm und Müll", teilte der Sprecher des Brandenburger Forstministeriums Sebastian Arnold dem rbb auf Anfrage mit. Der LFB habe dies gegenüber dem Veranstalter auch so kommuniziert.

Somit ist die Aussicht auf eine36. Auflage des Oster-Kloster-Festes in diesem Jahr schlecht.

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.01.2025, 14:40 Uhr

Beitrag von Georg-Stefan Russew und Tony Schönberg

21 Kommentare

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  1. 21.

    Müll und Mittelalter? Hab ich was verpasst? Wie passt das denn zusammen? Authentisch geht anders.

  2. 20.

    Ein praktisches Problem ist halt, dass solche Festival-Veranstaltungen mit der Zeit immer größer werden, mindestens bei der Besucherzahl. Und das bringt dann die Schwierigkeiten mit den Behörden und der Umgebung. Die Loveparade und Wacken hatten in den ersten Jahren auch nur einige hundert Teilnehmer.

  3. 19.

    Da fällt denen nichts anderes als das Verbot des Festes ein. Eine Arroganz in meinen Augen. Bei meiner Meinung bleibe ich.

  4. 18.

    Sie sind aber zu sorglos, was den Umwelrschutz angeht, da ist doch ein Fest wirklich zweitrangig!

  5. 17.

    Sie sind aber zu sorglos, was den Umwelrschutz angeht, da ist doch ein Fest wirklich zweitrangig!

  6. 16.

    Da findet zu der Zeit doch ein anderes MA Event statt. Sonst gut. Müsste Roman nur einen anderen Termin für Oster-Kloster finden.. statt Ostern… das wird wohl nichts, schade

  7. 15.

    Da fällt denen nichts anderes als das Verbot des Festes ein. Eine Arroganz in meinen Augen. Bei meiner Meinung bleibe ich.

  8. 14.

    Bei der Rotbauchunke handelt es sich nicht nur um eine streng geschützte sondern auch eine stark gefährdete Art. Dass die untere Naturschutzbehörde bedenken bei einer derartigen Großveranstaltung mitten in der Laichzeit hat, erscheint doch verständlich.

  9. 13.

    Ich mochte die Veranstaltung von Roman und das Ambiente immer sehr, ein kulturell wirklich toller Beitrag. Jedoch kann ich Bedenken der Behörden bzgl. des Naturschutzes sehr gut nachvollziehen. Ich hoffe und wünsche mir, dass eine Lösung gefunden werden kann. Wie sieht es mit einem Crowfunding aus und dann vielleicht an einem anderen Standort? Zitadelle Berlin?

  10. 12.

    Man könnte die Eintrittspreise erhöhen und damit eine Reinigungsfirma bezahlen, die dann den ganzen Müll im Wald wieder wegräumt! Oder die Festivalteilnehmenden putzen selbst? Auch könnte man sich zusammenfinden und dann nur ein Auto nutzen statt jeder allein in einem. Was ist mit Zügen? Bussen? Oder wie im Mittelalter mit Pferd und Kutsche. Würde auch gut zum Thema passen. :-)
    Ich denk, wenn die Besuchenden ihren Teil leisten würden, wäre so ein Festival auch im Naturschutzgebiet machbar.

  11. 10.

    Am historischen Finowkanal wurden ohne Not die alten Schleusenbecken entwidmet, 2, 5 m starke Fundamente aufwendig rausgehackt, kilometerlange Baustraßen durch Wälder, Flure erstellt. Es werden Brücken über Fließe von Betonlastern im Minutentakt befahren. Im Winter bleibt das Flutlicht am Baugrund und an den Kränen Tag & Nacht eingeschaltet. Während der Brut-& Setzzeit wurden, mit schwerer Maschinerie, Rohre in den Schilfgürtel gerammt... Das Alles: Teuer und endlos. Der UsedomRadweg ist betroffen. Tourismusanbieter und Gastronomen können einpacken... Noch bei Baubeginn nisteten Kiebitze. Der Kanal wird trüb & müffelt. Das Inselleuchten Festival & das Festival der leisen Gesten haben nachhaltig keinen Spielort mehr... Danke für NICHTS!

  12. 9.

    Ja ja, Weiter so . Abwärts . Das einmalige und wunderbare Kaltblut -Spektakel Titanen der Rennbahn ist auch nicht gerettet worden. In Storkow findet die beliebte Frauentagsparty nicht mehr statt, in Schwedt fällt das diesjährige Stadtfest aus- - keine Gelder. Was haben die Leute noch ? Wo soll man hin in ( Ost) Brandenburg um raus zu kommen ,und Spaß zu. haben ? Ostern 2025 und nix los. Allenfalls im Spreewald wo man sich dann auf die Füße tritt weil zu viele da hin fahren.

  13. 8.

    Es ist unfassbar, wie hier auf irgendeiner Art allem der Riegel vorgeschoben wird. Es muss doch möglich sein, daß der Mensch im Einklang mit der Natur Feste feiern darf. Die Ostertage werden die Rotbauchunke nicht ausrotten. Was soll denn das?
    Ich bin sehr für Naturschutz, aber doch nicht so.
    Da, wo in Größenordnungen die Natur kaputt gemacht wird, da bleibt es still. Ich denke an Grünheide, wo es kaum Wasser gibt und trotzdem das Werk errichtet wurde. Wie viel Wald musste sterben dafür?
    Oder die unmöglichen Schutzzäune gegen die Schweinepest? Wieviele Tiere finden jetzt kaum noch Futter und sterben, weil sie die Zäune nicht überqueren können. Aber 3 Tage Osterfest, das geht gar nicht? Es hat schon was von Schildbürgertum und man könnte darüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Ich rufe die Umweltbehörde auf, nach Lösungen dafür und nicht dagegen zu suchen.

  14. 7.

    Ich bin sehr traurig. Ich freue mich das ganze Jahr auf das Spektakel. Wir haben nicht viel in unserer Umgebung und dann fällt das auch noch weg :(

  15. 6.

    Verhüllung und zu parken. Sehr mittelalterlich.
    Im Mittelalter gabs keinen Plastikmüll und auch keine Autos. Was soll dieser Fake?? Nennt es doch gleich Kostümfest.

  16. 5.

    Warum nicht auf dem alten Platz und etwas gegen die PKW-Flut unternehmen? Shuttle-Busse oder Sonderzüge? Zu anderen Festivals geht’s doch auch ohne tausende Parkplätze vorhalten zu müssen.

  17. 3.

    Solche Veranstaltungen sind unnöthig und verursachen auch viel Ressourcenverbrauch, KfZ-Verkehr usw. Damit der €uro rollt.

    Erst Recht in schönen grauen Golzow: fehl am Platz!

  18. 2.

    Um das Wohlergehen und die Freude von Menschen geht es nie. Einigen ist der gelbäugige Froschlurch (m,w,d) immer wichtiger als Menschen. Vor allem wenn Menschen Spaß an etwas haben, gibt es Neider, Bedenkenträger und Verbieter. Für Naturschutzvorhaben an anderer Stelle ist kein Geld da. Da bieten sich doch Verbote geradezu an: Die kosten die Entscheider kein Geld und machen ihnen trotzdem ein gutes Gefühl. Ich finde das nur traurig.

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