Märkisch-Oderland - Wie ein Gartenbaubetrieb über Biogas die Energiekosten senken will

Viele Kunden bevorzugen Obst und Gemüse aus der Region, doch der Preis ist oft entscheidend. Für Gartenbaubetriebe wird es aufgrund hoher Energiekosten zunehmend schwieriger, wirtschaftlich zu arbeiten. Ein Betrieb im Oderbruch versucht es mit neuer Technik.
Akribisch prüfen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Gartenbaubetrieb Fontana rund 10.000 Tomaten-Pflanzen. Diese stehen seit rund einer Woche in Manschnow (Märkisch-Oderland) in hunderte Meter langen Reihen in einem Gewächshaus. In gut zwei Monaten sollen die Tomaten erntereif sein - eine wichtige Einnahmequelle für Markus Gläser. Seit vier Jahren leitet er den Gartenbaubetrieb, der daneben auch noch Blumen und Gurken anbaut.

Energiekosten treiben Anbaupreise hoch
Damit Gewinn zu erzielen, wird zunehmend zur Herausforderung. Der Grund sind die hohen Produktionskosten, die unter anderem durch hohe Preise für Materialien entstehen, Lohn- und Energiekosten. Vor allem letztere seien - ausgelöst durch Corona und den Krieg in der Ukraine - um rund 40 Prozent gestiegen, erklärt Gläser. "Die Wertschätzung seitens der Kunden für die Lebensmittel ist schon da, allerdings ist die Auswahl zu günstigeren Alternativprodukten aus anderen Produktionsgebieten auch da. Und entsprechend fällt eben dann die Wahl relativ einfach, wo man zugreift."
Gartenbau mit neuen Konzepten für energetischen Betrieb
Um trotzdem zu überleben, versucht der Firmenchef die Strom- und Energiekosten zu senken. Dafür wurde gerade erst eine Solar-Anlage installiert. In den Gewächshäusern sorgen Energieschirme - also zusätzliche Abdeckungen unter dem Dach - dafür, dass möglichst viel Wärme in der Halle bleibt.
Statt auf Erdgas setzt Gläser zudem auf Biogas. Das kommt per Pipeline aus einer Biogasanlage im drei Kilometer entfernten Küstrin-Kietz. In einem Blockheizkraftwerk, das auf dem Gärtnereigelände steht, wird aus dem Biogas Strom, so der Geschäftsführer. "Die Motoren müssen gekühlt werden. Und die Abwärme der Motoren gelangt zu Fontana in die Gewächshäuser." Und sorgt dort aktuell für angenehme 18 Grad. Zusätzlich hat Markus Gläser in einen Pufferspeicher investiert. "Da das Kraftwerk nicht 24 Stunden am Tag läuft, sondern nur zu Spitzenzeiten, müssen wir die Zwischenzeiten mit Wärme überbrücken."
Mit diesem energieeffizienten System soll das Unternehmen zukunftsfähig bleiben, erklärt der Geschäftsführer. "Wir müssen einen Weg finden, um mit den höheren Energiepreisen zurechtzukommen."

Unternehmen kämpfen ums Überleben
Beim Nachbarbetrieb Havelia im 16 Kilometer entfernten Wollup ist dieses Vorhaben gescheitert. Ende Dezember wurde die Produktionsstätte geschlossen - offenbar wegen der hohen Energiekosten. "An der Schließung des Betriebsteils hängen 20 Arbeitsplätze dran", sagt der stellvertretender Bürgermeister Letschin Martin Wiese. "Hinzu kommen nochmal über 50 Saisonarbeitskräfte. Für die Mitarbeiter und ihre Familien ist es tragisch und für uns als Gemeinde geht eine 100 Jahre Tradition im Garten- und Feldbau verloren."
Auch der Gartenbaubetrieb Fontana im Oderbruch ist in der strukturschwachen Region ein wichtiger Arbeitgeber. Aktuell arbeiten dort 20 Menschen. Damit das so bleibt, müsse Geschäftsführer Martin Gläser viel investieren, sagte er. "Es werden sich nur noch die Betriebe halten, die zum einen dafür aufgehen und selber hinter dem Betrieb stehen, und zum anderen sind es dann solche Betriebe, die einen guten Energieträger im Hintergrund haben."

Mit Material von Eva Kirchner-Rätsch und Felicitas Montag
Sendung: Antenne Brandenburg, 22.01.2025