Märkisch-Oderland - Wie ein Gartenbaubetrieb über Biogas die Energiekosten senken will

Mo 20.01.25 | 14:51 Uhr
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Gartenbaubetrieb Fontana in Manschnow heißt Gewächshäuser mit Energie aus Biogas
Audio: Antenne Brandenburg | 22.01.2025 | Eva Kirchner-Rätsch | Bild: rbb

Viele Kunden bevorzugen Obst und Gemüse aus der Region, doch der Preis ist oft entscheidend. Für Gartenbaubetriebe wird es aufgrund hoher Energiekosten zunehmend schwieriger, wirtschaftlich zu arbeiten. Ein Betrieb im Oderbruch versucht es mit neuer Technik.

Akribisch prüfen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Gartenbaubetrieb Fontana rund 10.000 Tomaten-Pflanzen. Diese stehen seit rund einer Woche in Manschnow (Märkisch-Oderland) in hunderte Meter langen Reihen in einem Gewächshaus. In gut zwei Monaten sollen die Tomaten erntereif sein - eine wichtige Einnahmequelle für Markus Gläser. Seit vier Jahren leitet er den Gartenbaubetrieb, der daneben auch noch Blumen und Gurken anbaut.

Geschäftsführer Martin Gläser vom Fontana Gartenbau in Manschnow
Martin Gläser im Anbau für Tomatenpflanzen | Bild: Eva Kirchner-Rätsch/rbb

Energiekosten treiben Anbaupreise hoch

Damit Gewinn zu erzielen, wird zunehmend zur Herausforderung. Der Grund sind die hohen Produktionskosten, die unter anderem durch hohe Preise für Materialien entstehen, Lohn- und Energiekosten. Vor allem letztere seien - ausgelöst durch Corona und den Krieg in der Ukraine - um rund 40 Prozent gestiegen, erklärt Gläser. "Die Wertschätzung seitens der Kunden für die Lebensmittel ist schon da, allerdings ist die Auswahl zu günstigeren Alternativprodukten aus anderen Produktionsgebieten auch da. Und entsprechend fällt eben dann die Wahl relativ einfach, wo man zugreift."

Gartenbau mit neuen Konzepten für energetischen Betrieb

Um trotzdem zu überleben, versucht der Firmenchef die Strom- und Energiekosten zu senken. Dafür wurde gerade erst eine Solar-Anlage installiert. In den Gewächshäusern sorgen Energieschirme - also zusätzliche Abdeckungen unter dem Dach - dafür, dass möglichst viel Wärme in der Halle bleibt.

Statt auf Erdgas setzt Gläser zudem auf Biogas. Das kommt per Pipeline aus einer Biogasanlage im drei Kilometer entfernten Küstrin-Kietz. In einem Blockheizkraftwerk, das auf dem Gärtnereigelände steht, wird aus dem Biogas Strom, so der Geschäftsführer. "Die Motoren müssen gekühlt werden. Und die Abwärme der Motoren gelangt zu Fontana in die Gewächshäuser." Und sorgt dort aktuell für angenehme 18 Grad. Zusätzlich hat Markus Gläser in einen Pufferspeicher investiert. "Da das Kraftwerk nicht 24 Stunden am Tag läuft, sondern nur zu Spitzenzeiten, müssen wir die Zwischenzeiten mit Wärme überbrücken."

Mit diesem energieeffizienten System soll das Unternehmen zukunftsfähig bleiben, erklärt der Geschäftsführer. "Wir müssen einen Weg finden, um mit den höheren Energiepreisen zurechtzukommen."

Gartenbaubetrieb Fontana in Manschnow heißt Gewächshäuser mit Energie aus BiogasEnergie für Gewächshäuser aus Biogasanlage

Unternehmen kämpfen ums Überleben

Beim Nachbarbetrieb Havelia im 16 Kilometer entfernten Wollup ist dieses Vorhaben gescheitert. Ende Dezember wurde die Produktionsstätte geschlossen - offenbar wegen der hohen Energiekosten. "An der Schließung des Betriebsteils hängen 20 Arbeitsplätze dran", sagt der stellvertretender Bürgermeister Letschin Martin Wiese. "Hinzu kommen nochmal über 50 Saisonarbeitskräfte. Für die Mitarbeiter und ihre Familien ist es tragisch und für uns als Gemeinde geht eine 100 Jahre Tradition im Garten- und Feldbau verloren."

Auch der Gartenbaubetrieb Fontana im Oderbruch ist in der strukturschwachen Region ein wichtiger Arbeitgeber. Aktuell arbeiten dort 20 Menschen. Damit das so bleibt, müsse Geschäftsführer Martin Gläser viel investieren, sagte er. "Es werden sich nur noch die Betriebe halten, die zum einen dafür aufgehen und selber hinter dem Betrieb stehen, und zum anderen sind es dann solche Betriebe, die einen guten Energieträger im Hintergrund haben."

Gewächshäuser mit BlockheizkraftwerkBlockheizkraftwerk neben den Gewächshäusern

Mit Material von Eva Kirchner-Rätsch und Felicitas Montag

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.01.2025

8 Kommentare

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  1. 8.

    So ist es. Gewächshäuser sind ziemlich aufmerksambedürftig, da regulierend eingegriffen werden muss. Und das Thema des Users Bruchhaus eben auch! Denn ein zu Viel kann Qualitätsverluste/Schäden mit sich bringen.
    Auf jeden Fall ist eine Gewächshauswirtschaft ein eigener Kosmos, u. es braucht die richtigen Kulturen, die zueinander passen u. sich gegenseitig begünstigen. Und dann spielen immer Mengen/Massen eine Rolle. - Also, ein mutiger Schritt, der viel freiwillige Aufmerksamkeit bekommen sollte u. evtll. auch ein regionales crowdfounding??? Auf jeden Fall braucht es ein sehr gutes treues MA-Team/-Spektrum, bei denen einige zum Vorteil der Fa. sich ein Fachgebiet vornehmen und alles dafür gebebote zu nutzen, unschlagbar sind.n. Das haben wir Oldies früher auch nicht anders gemacht; wir wollten unseren Arbeitsplatz behalten. //Es betrifft aber auch z.B.Hotels auf dem Lande, die schon bemerkenswerte Wege gehen, weil prakt.Umweltschutz u.'Gratis'-Angebote unschlagbare "Partner" sind.

  2. 7.

    Noch ein Nachtrag zu dem Kommentar vorher der wahrscheinlich mal wieder blockiert wird. Wenn sie sich mit der Materie ein bisschen auseinandersetzen dann werden sie lernen, dass den Landwirten empfohlen wird sich Stoffmuster zu besorgen und diese nach Lichtdurchlässigkeit gemäß NEN 2675:2018 zu untersuchen.

  3. 6.

    Leider gibt es kaum Absorptionsspektren von Energieschirmen. Damit lässt sich die jeweilige Effizienz schlecht vergleichen.
    Aber aus direkter Erfahrung weiss ich dass das so manche "Nachhaltigkeitsprofessoren" nicht interessiert.

  4. 5.

    Ich schrieb nichts von Bio und nichts von Demeter. Ob das in diesem Betrieb stattfindet, geht aus dem Beitrag nicht hervor, ob da gedüngt wird, übrigens auch nicht. Ich ging nur davon aus, weil Erde verwendet wird. Bio und Demeter sind, wie Sie schon anmerken, ein Trend, aber längst nicht überall und auch da wird gedüngt, nur ohne Chemie. Ich habe nicht behauptet, dass in diesem Gewächshaus Chemie verwendet wird, nur dass eben im Gewächshaus alles regelbar ist und draußen eben nicht. Tomaten, Gurken, Blumen kontra Kartoffeln, Weizen, Mais. Also auch Monokulturen, nur auf kleinerer Fläche unter Glas. Wenn ich die Wahl habe, wähle ich Freiland. Wer informiert ist, kennt auch Krankheiten, die gerne in Gewächshäusern auftreten und sogar ohne Schuld des Betriebes, aber mit wirtschaftlichen Folgen. Finden Sie es selbst heraus, alles hat seine Vor- und Nachteile. Ich finde das Energiemanagement gut und wünsche dem Betrieb Erfolg, immernoch!

  5. 4.

    Bei Ackerbau und Viezucht, ist es das Gleiche. da geht der Trend auch Richtung Düngefrei, Bio, Demeter! Mal informieren und weniger Sprüche kloppen!

  6. 3.

    Ja gibt's, es handelt sich hierbei um Gewächshäuser, um einen Gartenbaubetrieb, nicht um Ackerbau und Viehzucht. Ich wünsche dem Betrieb alles Gute. Immerhin ist die Arbeit im Gewächshaus nicht von der Witterung abhängig, das sieht draußen auf den Feldern ganz anders aus. Da lässt sich die Temperatur nicht regeln, Sonneneinstrahlung nicht schattieren und Petrus nicht abschalten. Auf dem Foto sind Behälter mit Erde zu sehen, Tomaten sind Starkzehrer, düngen muss man also auch da.

  7. 2.

    Genau solche Landwirte unterstütze ich sehr gerne mit meinen Steuergeldern. Die Bauern, die wegen Diesel den Verkehr lahm legen, und dann auch noch die Luft verpesten, muss man nicht noch mehr hinterherschmeißen.

  8. 1.

    Na also - es gibt sie doch och: die vernünftigen Bauern mit Weitblick!

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