Algen, Insekten oder vegan - Das sind die Food Trends auf der Grünen Woche

Mo 20.01.25 | 11:48 Uhr | Von Sören Hinze
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Schwedisches Hanfeis wird von einem Stand mit Nationalflaggen dekoriert angeboten.(Quelle:Sören Hinze)
Audio: Antenne Brandenburg | 19.01.2025 | Carolin Kuhn | Bild: Sören Hinze

Sie gleicht einem riesigen Wochenmarkt: Mit 800 Essensständen zählt die Grüne Woche in Berlin zur größten Ernährungsmesse der Welt. Lassen sich hier die Trends in der Ernährung ablesen? Von Sören Hinze

"Ich bin eine Person, die Lebensmittel liebt und genießt", sagt Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverband: "aber die Vielfalt macht's." Die Vielfalt ist das Kernangebot der Grüne Woche: 20 Hallen rund ums Essen und Trinken - aus Deutschland und dem Rest der Welt. Dazwischen immer wieder wilde Kreationen und unübliche Spezialitäten: Elch- und Rentiersalami aus Skandinavien, Mehlwürmchen im Schokoladenmantel oder Algenbrötchen aus Mecklenburg-Vorpommern.

Das tschechische Start-Up “Worm Up” will den Besuchern auf der Grünen Woche Insekten schmackhaft machen.(Quelle:Sören Hinze)
| Bild: Sören Hinze

Pluspunkte für vegane Alternativen

Nur wenn er nach Berlin kommt, isst er eine Currywurst. Auf der Grünen Woche probiert er zum ersten Mal die vegane Alternative. "Könnte ein bisschen fester sein. Ne, die schmeckt echt ganz gut. Allein schon, um bei meine vegetarischen Tochter Pluspunkte zu sammeln", urteilt der Messebesucher aus Süddeutschland. Und fügt lobend hinzu: "Die kann man essen."

Neben den "mit Darm" grillen die "ohne Darm" und separat vom Fleisch brutzeln vegane Currywürste: Auch der Berliner Kultimbiss Curry36 hat einen Stand auf der Grünen Messe. "Einige sind Vegetarier oder Veganer. Die essen das Fleisch nicht. Und für die ist es eine Alternative – und kein Konkurrenzprodukt", sagt der Chef des Curry36-Stands. Er und sein Team haben alle Hände voll zu tun. Selbst auf der Grünen Woche ist die Currywurst ein Evergreen.

Skurrilitäten aus Skandinavien

Am anderen Ende der Messe gibt es Eiscreme. Der schwedische Bio-Bauernhof Mossagarden hat an seinem Stand eine kleine Eistruhe aufgebaut. Es gibt die Sorten Preiselbeere, Karotte und Rhabarber. "We make the ice cream, that schmeckts lecker lecker lecker", sagt die schwedische Standbetreiberin. Es sei eine Eiskreation für alle, weil sie vegan ist. "Schmeckt sehr gut", findet ein Messebesucher: "Was ist das?" Es ist Eiscreme aus Hanfsamen. Produziert und angebaut auf der eigenen Farm in Südschweden. "Schmeckt nicht wie herkömmliches Eis. Eher etwas grobkörnig, aber sehr gut", sagt der interessierte Tester.

Außerdem vertreten in den internationalen Hallen der Messe: Würmer und Heuschrecken. An die trauen sich die Wenigsten ran. Das Unternehmen "Worm Up" aus Tschechien macht Werbung für die Proteinquelle der etwas anderen Art: "Wir wissen sehr gut, wie schwierig es ist, den anfänglichen Widerstand zu überwinden, den Insekten in uns hervorrufen. Aber fast niemand bereut es, sie probiert zu haben." Zwei Euro kosten ein Shotbecher gefüllt mit frittierten Würmern: mit Schoko- oder Knoblauchgeschmack.

Nicht ganz so gnadenlos werden die Insekten an einem anderen Stand angeboten. Sie sehen aus wie Mini-Schok-Flips. Es sind aber Mehlwürmer im Schokoladenmantel. Das Auge isst mit. Zwischen vielen skeptischen blicken, greift eine Besucherin doch zu und probiert zum ersten Mal Würmer: "Lecker! Man kann das essen. Ist wie eine kleine Süßigkeit. Also von einem Insekt schmecke ich da nichts.

Essbare Insekten seien eine exzellente Quelle von Omega-3-Fettsäuren, B-Vitaminen und wichtigen Mineralstoffen, heißt es von der Bundesregierung und der Verbraucherschutzzentrale. Insekten seien reich an einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Außerdem haben sie ähnlich viel Protein wie das Fleisch von Rind, Schwein oder Pute.

Jaeyoung Kim präsentiert auf der Grünen Woche die Kimichi-Variationen des Berliner Familienunternehmens Zoom Fresh.(Quelle: Sören Hinze)

Wir erleben eine "Proteinwende"

Tierische Produkte werden mehr und mehr durch pflanzliche Produkte ergänzt. Diese Entwicklung nennen Experten "Proteinwende". Unter diesen Begriff fallen auch Angebote wie vegetarisches Fleisch aus fermentierten Pilzprotein oder vegane Schokolade aus Milchalternative wie Kokosnussöl, Soja- oder Hafermilch. Und die gibt es zum Probieren im "Free-From-Bereich" in der Streetfood-Halle 1.2a. Hier gibt es auch veganen Käse mit Trüffeln. Er wird aus Kokosfett hergestellt. "Schmeckt viel besser als sonstiger veganer Käse, den ich schon probiert habe", findet eine Besucherin.

Einfallsloser oder fader Geschmack sind selten auf der Grünen Woche - auch wenn etwas Grundsätzliches fehlt. Das gilt auch für den alkoholfreien Secco von Sauerweins Weingut. Seit über 30 Jahren auf der Grünen Woche. "Ich merke auf vielen Veranstaltungen, dass immer mehr alkoholfreie Sachen getrunken werden", sagt Christian du Toit-Schmidt, Weinexperte des Unternehmens. Schön trocken und nicht zu süß, dass da kein Alkohol drinnen ist, merke man nicht direkt, urteilen Besucher an seinem Stand. Es geht also auch ohne.

Besonders beliebt: Regionalität und Qualität

Kurze Lieferketten kommen bei Konsumenten gut an. Zwei von drei Kunden erwarten, dass sie im Einzelhandel regionale Produkte bekommen. Das geht aus dem Handelsreport 2024 vom Deutschen Handelsverband hervor. Dem folgt auch Fast-Food Gigant McDonalds. "Der Trend bei uns geht dahin, wo der gesellschaftliche Trend hingeht", erklärt McDonalds Unternehmenssprecher Markus Weiß auf der Grünen Woche dem rbb. Regionalität sei “ganz wichtig”. 100 Prozent des Rindfleisches stamme aus Deutschland.

Mitte 2024 ist McDonalds der Initiative Tierwohl beigetreten. Ein Bündnis der deutschen Fleischindustrie. Mittlerweile serviert der Konzern in Deutschland nur noch Schweinefleisch aus Haltungstufe 2 (Stallhaltung Plus). Kühe und Hühner sollen Folge. "Plant-Based" also fleischfreie Alternativen hat McDonalds schon länger im Sortiment. "Auch für diese zugegebenerweise eher kleinere Zielgruppe, versuchen wir was im Angebot zu haben", sagt Weiß.

Bäcker-Azubi Gina Wenck präsentiert auf der Grünen Woche: Die Schwarzbierstange.(Quelle:Sören Hinze)

Grüne Woche: Hauptsache es schmeckt

Die Zukunft schmecke sehr vielfältig, so Manon Struck-Pacyna -Pressesprecherin vom Lebensmittelverband Deutschland. "Wir werden auch in Zukunft weiter Fleisch essen" Zugleich müsse man aber auch – in Anbetracht der wachsenden Weltbevölkerung - in alle Richtungen denken. "Um auch in Zukunft die Lebensmittelversorgung zu sichern."

Pflanzlichen Proteinquellen könnten bald durch Eiweiße aus Bioreaktoren ergänzt werden. Aber Fleisch und Käse aus dem Labor falle unter die Novel-Food-Verordnung und sei noch nicht zugelassen, so die Pressesprecherin.

Insgesamt dominieren traditionell und altbewährte Lebensmittel auf der Grünen Woche. Dazwischen aber immer wieder: Pilzvariationen, alternative Proteine, fermentiertes, zuckerfreies oder veganes Essen. Ob die sich durchsetzen, können am Ende die persönlichen Vorlieben entscheiden. Und über Geschmack lässt sich bekanntlich vortrefflich streiten – oder aber einfach verschiedenes akzeptieren und durchprobieren.

Korrektur: In einer früheren Fassung ist uns beim Vornamen des McDonalds-Unternehmenssprechers Weiß ein Fehler unterlaufen. Er heißt korrekt Markus Weiß. Wir bitten um Entschuldigung für den Fehler.

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.01.2024, 06:40 Uhr

Beitrag von Sören Hinze

27 Kommentare

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  1. 27.

    Der Trend sollte eher wieder zurück zu klaren Grundnahrungsmitteln führen. Nichts Fertiges, Undefinierbares und Zusammengemanschtes. Das ist alles Fake, von Pasten und veganem Kleister, von Separatorenfleisch über Industriezucker.

    Der Organismus ist der Spiegel dessen, womit du den Organismus versorgst.

  2. 26.

    Also ich meide dieses ganze E-Nummern-Zeugs (und auch die diversen sonstigen modernen Zusätze) aus guten Gründen. Unsere Umwelt ist auch so schon giftig genug (Mikroplastik, PFAS etc.).
    Das heißt aber nicht, dass Fleisch oder Wurst täglich auf meinem Speiseplan stehen. Die sind nämlich auch und schon lange nicht mehr mit gesunden und natürlichen Zutaten hergestellt.
    Offen sein für Ungewohntes kann ja auch den Horizont positiv erweitern. So habe ich vor vielen Jahren schon mal Grillen und Mehlwürmer in einem Restaurant der Kulturbrauerei probiert. (In Asien gibt es ja sogar Skorpione am Spieß wie bei uns Schaschlik.) War nicht meins. Kann aber auch an der Art der Zubereitung (durchfrittiert) gelegen haben.

  3. 25.

    Also unser Foodtrend war z.B. Strohschwein. Schmeckt besser wie sich Blasmusik anhört. Auch der Birkensaftsekt aus Schweden ist schön irgendwie klasse. Echtes Feuerwasser gabs auch. Mag aber eher Ahornsirup und Whisky getrennt. Insgesamt - ja, kann die Leute schon verstehen wenn sie dahin schlappen. Wie erwartbar, wenn gemeckert wird, wird auch berlinert.

  4. 24.

    Lt. PETA: "Antibiotikarückstände selbst sind zwar kaum im Fleisch oder in anderen tierischen Produkten wie Milch oder Eiern zu finden."
    Quarks: "Aus toxikologischer Sicht sind Rückstände von Antibiotika in unseren Lebensmitteln kein Problem. Die Menge ist so gering, dass unsere Gesundheit nicht beeinträchtigt wird."
    Biopharm:". Der Fund von großen Mengen an Antibiotika in Fleisch ist durch die strengen Kontrollen selten geworden. Meist finden sich geringe Mengen von Antibiotikarückständen in Geflügel und Schweinefleisch. Rindfleisch oder andere tierische Produkte wie Milch, Eier oder Honig sind seltener belastet."
    Da wir die Nahrung selten roh zu uns nehmen, sei noch angemerkt das Backen, Braten, Kochen eine u.U. möglicherweise vorhandene geringe Menge an Antibiotika deutlich reduziert. Im übrigen ist eine prophylaktische Gabe solcher Stoffe untersagt und kann bei Kontrollen zu erheblichem Ungemach führen.

  5. 23.

    Zitat: "Also ich negiere alle ,,Trends''. Ich will nicht alles nachmachen, was der mainstream alles tut."

    Jetzt nicht erschrecken, aber Sie sind offenbar Teil des Mainstream, Dennis. Denn Trends bezeichnen entweder 'Nischenprodukte', die sich als Marktsegment als solche abzeichnen oder aber über einen längeren Zeitraum zu beobachten sind - wie bspw., dass der Fleischkonsum in Deutschland trotz anwachsender Bevölkerung anhaltend rückläufig ist.

  6. 21.

    Aber Sie?
    Da ich in der Ernährung mich grundsätzlich auf wenig bis gar nicht vrarbeitete Nahrungsmittel stütze - haben Sie zufällig, es ist wirklich reiner Zufall, Recht. Ansonsten räume ich "die Bretter, die für Sie die Welt bedeuten" frei. Achtung: User Verwaltungsfreund erzählt euch jetzt, wie vegane Wurst hergestellt wird.

  7. 20.

    Sie gaben nicht die geringste Ahnung von der Herstellung veganer Wurst.

  8. 19.

    Bloß weil Sie die Antibiotika und anderen Medikamente nicht auf der Verpackung sehen heißt das nicht, dass die "echte" Wurst weniger Chemie enthält als die vegane Alternative. Und wenn sie weiterhin das Leiden und die Ermordung von Tieren dafür in Kauf nehmen wollen, dass ihr Bauch voll ist kann ich Ihnen auch nicht weiter helfen. Ich hoffe aber, Sie werden als Nutztier wiedergeboren. :-)

  9. 18.

    Leider haben Sie eine herabwürdigende Meinungsäußerung mit der Benutzung meines Nocknames erhalten. Ich distanziere mich von diesem User, der unter UMständen, kann es wissen?, auch im realen Leben zu Diebstählen und nicht berechtigten Handlungen neigt. Das erst einmal dazu.
    Ansonsten stimme ichden von Ihnen geäußerten Ansichten zu. Auch be- und verarbeitete Ersatzstoffe müssen nicht per se - nicht zwingend gesund sein. Und sich zu belesen, was man den Etiketten/Beschreibungen der Verpackung mitunter abtrotzen kann, halte ich in jedem Fall für richtig.

  10. 17.

    Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie meinen Nickname unberechtigter Weise für einen Tweet an Klaus&Bärgel verwendet haben?

    So bitte nicht!
    Was KlausBärbel geäußert haben. ist doch richtig. Die sog. veganen Stoffe werden so lange vermischt und "bearbeitet", dass daraus ein fleischähnliches Produkt entstehr, das den gewissenGeschmack vorgaukelt. Ich denke KlausBärbel wird da in diser Hinsicht klüger sein.
    Und Sie sollten sich besser mit der Nutzungsetikette beschäftigen. Denn mit Ihrer Art & WEise ein Forum zu benutzen, möchten Sie ehrliche Gedankenaustausche, auch die , die schon nötig sinf+d, unterninden. Wer kann dieses INteresse haben?

  11. 16.

    Habe ich auch :) mein Vergleich sollte eher auf die Anzahl der Schüsselchen gehen als Chemie per se. Und da war bei der veganen Wurst eindeutig mehr drin. Das macht Gummibärchen jetzt zwar nicht besser aber vegan hat nun mal so ein Saubermann-Image was Gummibärchen nun eher weniger haben ;)

  12. 15.

    Dann sehen sie sich mal die Folge mit Gummibärchen und Co. an.

  13. 14.

    Probier es doch einfach mal, es schmeckt nach nichts. Schnecken finde ich zb sehr erdig (also so wie feuchte Erde im Wald riecht hat es für mich geschmeckt), Austern empfinde ich eher als großen Schluck Meerwasser trinken usw. Versuch macht klug, ganz einfach. Und wenn Insekten auf Dauer die Lösung sind für eine satte, nachhaltige Welt dann bekommt man das auch hin. Bei Netto gab's mal Pasta aus Insekten und die hat nicht anders geschmeckt als andere. So ist der Einstieg vielleicht etwas leichter (als wenn man noch Beine und Kopf sieht ^^).

  14. 13.

    Der Lege hat mal in einer Sendung vegane Wurst nach"gekocht" und da ist mir ganz anders geworden. Sowas meide ich seitdem partout...Der hatte nur Schüsseln mit Pulver vor sich und schön viel Aroma.
    Dann lieber andere Alternativen oder einen Aufstrich selbst zubereiten oder so, aber so viel künstliches hat man nicht mal in Gummibärchen.

  15. 12.

    Genau! es gibt keine ,,Erziehung'' zu Eßtrends. ich probiere öfter mal was neues aus, wie vegane Wurst z.B. die schmeckt sogar, wie die tierische !

  16. 11.

    Unterliege ich den von einigen kritisierten "Trend", wenn ich morgen auf der GW mal einiges an veganen Produkten probiere und mal bei den Insekten vorbei schaue? Freue mich schon auf die Auswahl an alternativen Ernährungsmöglichkeiten. Muß man ja nicht, kann man aber.

  17. 10.

    Also ich negiere alle ,,Trends''. Ich will nicht alles nachmachen, was der mainstream alles tut. Ich setze meine eigenen Trends. Und das funktioniert gut!

  18. 8.

    Es existiert keine ,,Erziehung'' zu einem bestimmten Essverhalten. Das entspringt nur Ihrer Phantasie. Sie können doch essen und trinken und schwafeln, was Sie wollen, noch sind wir ein freies Land in der Demokratie! Hoffe es bleibt auch so!

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