Fünftes Playoff-Halbfinale gegen Chemnitz - Alba Berlin sucht am Scheideweg nach dem Pfad ins Finale

Sommerurlaub oder Finaleinzug? Für Alba Berlin steht vor dem fünften Playoff-Halbfinale gegen Chemnitz viel auf dem Spiel. Die Anleitung, wie der Finaleinzug gelingen kann, bietet Albas starkes Comeback aus Spiel vier. Von Jakob Lobach
Sendehinweis: Der rbb und rbb24.de zeigen Spiel fünf der Halbfinalserie zwischen Alba Berlin und den Niners Chemnitz am Donnerstag live im Stream (Tippoff: 18:30 Uhr).
In Minute 27 stand Alba Berlin am Dienstagabend endgültig am Scheideweg. Die aktuelle Saison der Berliner Basketballer hatte sich längst zugespitzt: Mit zwei Niederlagen aus drei Halbfinalspielen gegen die Niners Chemnitz hatte Alba sich in die Bredouille gespielt und war beim Serien-Stand von 1:2 gegen den Außenseiter zum Siegen verdammt.
Nun aber lag Alba nach gut zweieinhalb gespielten Vierteln mit zwölf Punkten zurück – in einer frenetisch lauten Messehalle Chemnitz, gegen bis dato einmal mehr bärenstarke Gastgeber. Angesichts dessen wäre ein Berliner Saison-Aus am Dienstag wenig überraschend gewesen. Aber Alba wählte - am Scheideweg stehend - den anderen Abzweig, bewahrte sich selbst vor dem Gang in die Sommerpause.
Die Anleitung selbst geschrieben
Mit einer außergewöhnlichen – für viele wohl auch unerwarteten – Energieleistung kämpfte sich Alba Berlin am Dienstagabend in Chemnitz zu einem 95:86-Sieg. Ein Sieg, der ein weiteres enttäuschend frühes Saisonaus verhinderte und der Mannschaft ein entscheidendes fünftes Halbfinale bescherte. Dort können die Berliner am Donnerstag (18:30 Uhr, live im rbb24-Stream) in die Finalserie um die deutsche Meisterschaft gegen den FC Bayern München einziehen. Eine Anleitung, wie dies gelingen kann, findet Alba in den Minuten 28 bis 40 aus Spiel vier.
Bevor diese allerdings am Dienstagabend anbrachen, hatte Alba sich selbst eine Anleitung geschrieben, wie man in Spiel fünf besser nicht auftreten sollte. Während bei Alba wichtige Leistungsträger wie Martin Hermannsson, Matt Thomas oder Johannes Thiemann lange unscheinbar geblieben waren, hatte Chemnitz die teils zu behäbige Berliner Defensive mitunter regelrecht seziert.
Der große defensive Druck, den Alba zwar erwartet hatte, aber dennoch zu selten aushebeln konnte, tat sein Übriges. Es schien zwar durchaus, als hätte Alba die physische Intensität der Chemnitzer und den Druck eines Do-or-die-Spiels. Damit umzugehen, war ihnen allerdings nur bedingt gelungen.
"Sie sind sehr gut ins Spiel gestartet", attestierte auch Albas Hermannsson den Chemnitzern nach Spielende am "dyn"-Mikrofon. Dann ergänzte er: "Wir waren aber besser vorbereitet. Wir haben die Ruhe bewahrt und die wichtigen Würfe diesmal getroffen." Wobei die besagte Ruhe das vermeintlich Wichtigste war.
In der kritischsten Situation der gesamten Saison bewies Alba große Widerstandsfähigkeit. Instruiert von Trainer Gonzalez, erhöhte Alba selbst den defensiven Druck noch einmal, verteidigte an der Grenze des Erlaubten. Eine Grenze, mit der auch Chemnitz seit Spiel eins immer wieder spielt. Eine Grenze, an die Alba auch am Donnerstag wieder gehen muss.

Ein Quartett muss liefern
Und offensiv? Da übernahm Aufbauspieler Hermannsson das Zepter, brachte Alba in Schlagdistanz sowie sich selbst in Form und Rhythmus für Spiel fünf. Keinen einzigen Punkt hatte der auch in kniffligen Situationen erfahrene Isländer beim Stand von 52:64 nach knapp 27 Minuten auf seinem Konto. Exakt 51 gespielte Sekunden später hatte Hermannsson acht Punkte in Serie erzielt und Albas Rückstand im Alleingang auf vier Punkte verkürzt.
Auch Edelwerfer Matt Thomas traf entscheidende Würfe und der viel gescholtene Sterling Brown überragte mit ungleich engagierterer Defense und seinen 25 Punkten ohnehin. Es ist ein Trio, das am Donnerstag erneut mit der Dringlichkeit eines Do-or-die-Spiels agieren muss, Verantwortung übernehmen muss. "Ich muss dem Team etwas geben, wenn wir gewinnen wollen", sagte auch Hermannsson am Dienstag.
Gleiches gilt für Khalifa Koumadje. Nachdem Albas 2,21 Meter große Center am Dienstag lange wenig Spielzeit bekommen hatte, initiierte auch er Albas Aufholjagd maßgeblich mit. Als Hermannsson vorne heiß lief, nahm Koumadje Chemnitz hinten jegliches offensives Feuer. Einem Monsterblock gegen Aher Uguak ließ Koumadje drei weitere Blocks folgen und so konnte man den Chemnitzer Respekt vor Albas Turm unter dem Korb und dessen – nun auch besser eingesetzter – Länge stetig wachsen sehen.
Hinzukamen wichtige Punkte, viele Offensiv-Rebounds und spürbar mehr Contenance nach strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen. Während Leistungsträger wie Louis Olinde und der angeschlagene Johannes Thiemann Albas Comeback größtenteils von der Bank aus beobachteten, ließ Trainer Gonzalez Koumadje am Dienstag nahezu das gesamte Schlussviertel auf dem Parkett. Ein Fingerzeig und Vorgeschmack auf die defensiven Umstellungen, die Alba am Donnerstag vornehmen dürfte.
Kevin Yebo kehrt für Chemnitz zurück
Dabei wird auch der Chemnitzer Kevin Yebo wieder eine Rolle spielen. Nach einem Nachtreten aus Spiel drei, das dem Big Man eine Sperre für Spiel vier bescherte, kehrt der Chemnitzer Top-Scorer in Spiel fünf zurück. Auch, aber nicht nur ihm, sollte Alba im Kampf um den Finaleinzug von Beginn an die defensive Intensität des letzten Viertels vom Dienstag entgegenstellen. Zusätzlich müssen die Berliner darauf hoffen, dass neben Weltmeister Johannes Thiemann auch Martin Hermannsson sein Humpeln vom Ende des vierten Spiels überwindet. Alba wird das Duo brauchen. "Chemnitz ist ein gutes Team, dass es uns sehr schwer machen wird", prophezeite Hermannsson am Dienstag, "aber wir finden immer mehr Lösungen. Das ist ein gutes Zeichen."
Sendung: rbb24 Inforadio, 05.06.2024, 08:15 Uhr
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