Trotz hohen Bedarfs - Steigende Baukosten lassen den Wohnungsneubau in Ostbrandenburg stocken

Mi 12.10.22 | 18:15 Uhr
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Archivbild: Neubaugebiet am Olympischen Dorf, Elstal, Wustermark, Kreis Havelland, Brandenburg. (Quelle: dpa/Joko)
Audio: Antenne Brandenburg | 12.10.2022 | Felicitas Montag | Bild: dpa/Joko

Durch hohe Kosten, Lieferengpässe und Fachkräftemangel reduzieren Wohnungsbaugesellschaften im Barnim und in Märkisch-Oderland ihre Investitionen. Statt Neubau werden Modernisierungen und Sanierungen vorgenommen.

Steigende Baukosten, Lieferengpässe, Material- und Fachkräftemangel: Das sind die großen Probleme, mit denen Wohnungsbauunternehmen derzeit zu kämpfen haben – auch in Ostbrandenburg. Neubau lohne sich nicht, sagt beispielsweise Jens Häßler, Geschäftsführer der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Wobau in Bernau (Barnim): "Deswegen werden wir auch unsere Investitionstätigkeiten in den Folgejahren deutlich zurückfahren", so Häßler im Gespräch mit dem rbb.

Hohe Nachfrage nach günstigem Wohnraum

Dabei sei der Bedarf in Bernau groß. Die Einwohnerzahl habe sich seit der Wende fast verdoppelt. Leerstand gebe es kaum und der Wohnungsmarkt komme kaum hinterher, berichtet der Geschäftsführer. Aktuell baue die Wobau 97 neue Wohnungen - die Nachfrage liege schon jetzt bei knapp über 70 Prozent.

Der Grund dafür sei offensichtlich, meint Häßler: "Weil wir in einem Mietsegment tätig sind, das eben nicht bei zwölf oder 13 Euro auf den Quadratmeter liegt, sondern bei uns im Durchschnitt um die sechs Euro liegt und im Neubau bei uns irgendwo um die zehn Euro."

Während der sogenannte Berliner Speckgürtel weiter wächst, gibt es im Ostbrandenburg vergleichsweise viel Wohnraum. Doch mit neuen Wohnungen allein sei es nicht getan, findet Hans Peter Thierfeld, Geschäftsführer der Seelower Wohnungsbaugesellschaft SEWOBA (Märkisch-Oderland). Auch die Attraktivität des Standorts sei wichtig. So werden auch Arbeitsplätze, Kitas und eine gute Anbindung als entscheidende Kriterien für die Standortwahl gesehen.

Modernisierung statt Neubau

Gleichzeitig würden bestehende Wohungen der Gesellschaft attraktiver gemacht werden: "Die SEWOBA hat einen umfassenden Modernisierungs-, Instandsetzung- und Sanierungsplan", sagt Thierfeld.

Dafür investierte die SEWOBA insgesamt 36 Millionen Euro, informiert Thierfeld. "Also wir investieren auf jeden Fall auch enorm im eigenen Bestand, um wieder vermietbare und schöne Wohnungen in der Kreisstadt und in Märkisch-Oderland anzubieten."

Gleichzeitig baue die Gesellschaft derzeit 26 neue Wohnungen allein in Seelow. Weitere Bauprojekte seien in Planung, könnten aber an der finanziellen Umsetzung scheitern, so Thierfeld.

Verband fordert Lösungen

Um weiterhin den Wohnungsbau, aber auch Sanierungen und Modernisierungen möglich zu machen, brauche es Lösungen, die für alle – die Baubranche und die Mieter – bezahlbar sind, fordert David Eberhard, Sprecher des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen. "Dass man da eben verpflichtend noch mit reinnimmt die Auswirkungen auf den Wohnungsneubau beziehungsweise auf Wohnkosten, auch wenn es hier nicht nur um Neubau geht, sondern vor allem immer auch Modernisierung, Sanierung", sagt er. Das seien schließlich ebenfalls große Kostenpunkte.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.10.2022, 16:40 Uhr.

Mit Material von Felicitas Montag.

1 Kommentar

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  1. 1.

    Dass sich Neubau angesichts der aktuellen Parameter nicht mehr lohnt, weil man nicht kostendeckend vermieten kann ist keine wirklich neue Erkenntnis. Vielleicht mehr Modulbauweise, weniger gesetzliche Auflagen, dann wird der Wohnungsbau im Berliner Umland schneller und kostengünstiger zu realisieren sein. Auch
    der frühzeitige Erwerb von angemessenem selbstgenutzem Eigentum muss über die KFW stärker gefördert werden, weil das dauerhafte Mieterhamsterrad nur in die Altersarmut führt. In anderen Ländern sind die Eigentumsquoten deutlich höher als in Deutschland.

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