Raffinerie in Schwedt - Shell will seine PCK-Anteile an britische Prax-Gruppe verkaufen
Der britische Erdöl-Konzern Shell hat bestätigt, dass er seine Anteile an der PCK-Raffiniere in Schwedt verkaufen möchte. Übernehmen soll ein britischer Konzern. Allerdings muss das Wirtschaftsministerium noch zustimmen.
- britische Prax-Gruppe wil mit PCK-Anteilen Expansion vorantreiben
- Shell will weiterhin Erdöl liefern und Treibstoffe aus Schwedt beziehen
- PCK-Geschäftsführung und Bundeswirtschaftsministerium äußern sich positiv
- Ministerium könnte Verkauf noch prüfen, Beteiligte gehen aber von Zustimmung aus
- Treuhandverwaltung von deutschen Rosneft-Anteilen bleibt von Verkauf unberührt
Die Shell AG verkauft ihren Anteil an der PCK-Raffinierie in Schwedt (Uckermark) an die britische Prax-Gruppe. Das haben die Unternehmen am Freitag dem rbb mitgeteilt. "Der Abschluss der Transaktion wird in der ersten Hälfte des Jahres 2024 erwartet, vorbehaltlich der Rechte der Partner und der behördlichen Genehmigungen", wird Shell von der Deutschen Presse-Agentur zitiert.
Bislang hält Shell 37,5 Prozent an der Raffinerie. Weitere acht Prozent hält der italienische Konzern ENI. Den größten Anteil hält die russische Rosneft-Tochter, die derzeit unter der Treuhandschaft der Bundesregierung steht.
Prax will mit Kauf expandieren
Prax ist ein Unternehmen, das weltweit im Ölhandel, dem Raffinieriegeschäft und Handel mit Erdölprodukten tätig ist. In Deutschland hat das Unternehmen im Oktober die "Oil!"-Tankstellen übernommen. Der Kauf der PCK-Anteile ist ein weiterer Schritt der Expansion auf den deutschen und europäischen Markt.
Aus Branchenkreisen hat der rbb erfahren, dass Shell weiterhin Erdöl für Prax und PCK liefern will, sowohl über den Hafen Rostock und die dazugehörige Pipeline nach Schwedt als auch über den polnischen Hafen Danzig und die Druschba-Pipeline. Außerdem werde Shell auch weiterhin Benzin und andere Produkte über PCK für die eigenen Tankstellen und Kunden beziehen.
PCK-Geschäftsführung zufrieden
Die PCK-Raffinerie reagierte am Freitag positiv auf die Nachrichten von Shell. "Ich bin froh über diese Ankündigung, denn sie bringt uns Klarheit und Planungssicherheit für die weitere Zukunft unserer PCK", sagte der Sprecher der Geschäftsführung, Ralf Schairer, dem rbb. Aus der Shell-Mitteilung werde ersichtlich, dass es ein strategisches Interesse an dem Standort Schwedt gebe. "Wir freuen uns auf die zukünftige Zusammenarbeit", so Schairer weiter.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima (BMWK) möchte den Verkauf von Shell nicht kommentieren, da es sich um eine Entscheidung des Unternehmens handelt, wie eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage dem rbb mitteilte. Der Parlamentarische Staatsekretär im BMWK, Michael Kellner (Grüne) sagte aber: "Der lang angedachte Verkauf seiner Anteile von Shell bringt Planungssicherheit und zeigt, dass die PCK Schwedt ein attraktiver Investitionsstandort ist. Das sichert Arbeitsplätze und stärkt die Versorgungssicherheit", so Kellner.
Die Treuhänderschaft des Bundes über die Firmen Rosneft Deutschland GmbH und die RN Refining & Marketing GmbH , die seit September 2022 bestehen und mittlerweile auch verlängert wurden, besteht weiter fort, so die BMWK-Sprecherin.
Linke kritisieren Haltung von Bund und Land
Die Ankündigung sorgt aber auch für Kritik an der Landesregierung: Die Brandenburger Links-Fraktion erklärte, dass die Energie-Infrastruktur "in die öffentliche Hand" gehöre. "Der Bund und das Land Brandenburg verpassen es leider wieder einmal, in ein strukturbestimmendes Unternehmen für ganz Ostdeutschland wie das PCK Schwedt einzusteigen", sagte Linken-Fraktionschef Sebastian Walter.
Statt selber den fossilfreien Umbau und damit die nachhaltige Zukunft der PCK-Raffinerie in die Hand zu nehmen, "schaut man zu, wie die Prax-Gruppe sich weitere Marktanteile in Deutschland sichert", so Walter. Das sei insbesondere im Hinblick auf die Anfang Dezember erfolgte Übernahme der "Oil!"-Tankstellen GmbH bemerkenswert. Damit sei die Prax-Gruppe als ein stark expandierendes Unternehmen mit Niederlassungen in London, Houston und Singapur bereits heute vollständig über die gesamte Öl-Wertschöpfungskette integriert, heißt es von der Linke.
Die Landesregierung mache sich "zum wiederholten Male von einem rein profitorientierten Konzern abhängig, bei dessen Entscheidungen die Interessen der Beschäftigten der PCK-Schwedt und die Erhaltung ihrer Arbeitsplätze mit Sicherheit nicht an erster Stelle stehen", kritisierte Walter. Er erwarte vom Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD), dass dieser sich persönlich mit der Prax-Gruppe über deren Pläne zur PCK schnellstmöglich verständigt und "ihr unmissverständlich klarmacht, dass diese sich an der notwendigen Dekarbonisierung nicht nur beteiligt, sondern sie gemeinsam mit den Beschäftigten der PCK weiter vorantreibt".
Wie Shell mitteilte, wird mit dem Verkauf die Strategie verfolgt, sich auf weniger Raffinierien zu konzentrieren. "Dies ist ein weiterer wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einem fokussierten Raffinerie-Portfolio und der Entwicklung hochwertiger, integrierter Standorte wie dem Energy&Chemicals Park Rheinland", wird Machteld de Haan, Executive Vice President, Chemicals and Products bei Shell in der Pressemitteilung des Unternehmens zitiert.
Bundeswirtschaftsministerium könnte Verkauf prüfen
Da Prax ein britisches Unternehmen ist und somit nicht Teil des EU-Binnenmarktes, könnte der Kauf nach Außenwirtschaftsrecht noch vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz genehmigt werden müssen. Die Beteiligten gehen davon aus, dass die Genehmigung erteilt wird, heißt es aus Unternehmenskreisen.
Gleichzeitig läuft derzeit noch ein Schiedsverfahren zwischen Shell und der österreichischen Alcmene GmbH, die die Shell-Anteile ebenfalls erwerben wollte. Seit Dienstag wird dazu hinter verschlossener Türen verhandelt, wie Prozessbeteiligte dem rbb bestätigten.
Die PCK Schwedt wurde als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine unter Treuhandverwaltung des Bundes gestellt, um die Versorgungssicherheit vor allem im Großraum Berlin aber auch in Westpolen zu sichern. Eigentlich hält der russische Ölkonzern Rosneft mit 54 Prozent die Mehrheit an der Raffinerie. Mittlerweile wurden die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, dass die Bundesregierung die Rosneft-Anteile verkaufen kann.
Sendung: Antene Brandenburg, 15.12.2023, 10:30 Uhr