Preisvergleich im Supermarkt - Werden Bio-Lebensmittel immer billiger?

Mo 20.01.25 | 06:13 Uhr | Von Sören Hinze
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Blick auf ein Regal in einem Bio-Supermarkt, im Hintergrund fahren ein Mann und ein Kind mit Einkaufswagen (Quelle: dpa/Markus Scholz).
Audio: rbb24 Inforadio | 18.01.2025 | Sören Hinze | Bild: dpa/Markus Scholz

In einigen Supermärkten sind Bio-Produkte derzeit günstiger als Lebensmittel aus konventioneller Produktion. Wie kann das sein? Von Sören Hinze

Preise vergleichen lohnt sich, nicht nur für den Geldbeutel: Denn an den Preisen im Supermarkt lassen sich auch wirtschaftliche Zusammenhänge ablesen. Wer seinen Einkaufswagen aufmerksam füllt, hat vielleicht schon bemerkt, dass manche Bio-Produkte aktuell genauso viel kosten wie konventionell hergestellte Produkte. Experten sprechen von einer Preisschere, die sich in den letzten Jahren aber zunehmend verengt.

Hohe Gaspreise machen Dünger teuer

"Das ist beispielsweise bei Nudeln, Tomaten, Äpfeln, Bananen, Möhren und einigen Milchprodukten der Fall", sagt Peter Röhrig vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) mit Sitz in Berlin. Er nennt zwei Gründe für die ungewöhnliche Preisentwicklung.

Durch Russlands Angriffskrieg in der Ukraine sind die Energiekosten gestiegen. Das führt zu höheren Preisen von synthetischen Düngern. Denn um beispielsweise Stickstoffdünger herzustellen, braucht die Industrie viel fossile Energie. "Für ein Kilogramm synthetischen Stickstoff, braucht es drei bis fünf Kilogramm Erdöläquivalent", sagt Röhrig gegenüber dem rbb. Auch der direkte Import von fertigem Kunstdünger aus Russland konnte die Mehrkosten offensichtlich nicht signifikant senken.

"Bio-Landwirtschaft macht unabhängiger"

Die Bio-Landwirtschaft spart sich diese Kosten. Hier wird mit Kreislaufsystemen angebaut. "Die Bio-Bauern bauen Pflanzen an, die den Stickstoff eigenständig aus der Luft holen, in den Boden bringen und dadurch ihre Ernten sichern. Insofern macht Bio-Landwirtschaft auch unabhängiger", so Röhrig. Grund für die Preisstabilität von Bio-Produkten sei aber nicht nur die Weltwirtschaft.

Die Lebensmittelindustrie und Einzelhandelsketten schließen Verträge mit den Erzeugern. "Bäuerinnen und Bauern haben im Bio-Bereich häufig länger laufende Verträge mit ihren Abnehmern", so Röhrig. Teilweise laufen diese über mehrere Jahre. Dadurch können Supermärkte den Preis ihrer Bio-Eigenmarken stabil halten.

Viel Bio-Acker in Brandenburg

Der Deutsche Bauernverband bestätigt, dass aktuell in der Regel Handelsmarken von Supermarktketten günstiger sind als Produkte der großen Lebensmittelmarken. Die Anbauflächen für biologische Landwirtschaft wachsen Jahr für Jahr. Ganz weit vorne ist Brandenburg: Nur das Saarland hat im Durchschnitt mehr ökologisch bewirtschaftete Flächen.

Die Ampel-Regierung hat einen Anteil von 30 Prozent Bio-Landwirtschaft bis zum Jahr 2030 angestrebt. Ob dieses Ziel nach der kommenden Bundestagswahl im Februar 2025 weiterverfolgt wird, ist offen. Doch es gibt weiterhin Produkte, die mit dem Bio-Siegel wesentlich teurer sind.

Warum ist Bio-Fleisch weiterhin teuer?

Bio-Fleisch ist weiterhin oft mehrere Euro teurer als Fleisch ohne das Bio-Siegel. Das ist ganz normal, weil die tierische Erzeugung aufgrund der Bio-Regeln besonders kostenintensiv ist: Schweine, Hühner und anderes Vieh brauchen mehr Stallflächen und Freiluftauslaufflächen, um später als Bio-Fleisch verkauft zu werden. Außerdem, so der Deutsche Bauernverband, kostet der zusätzliche Weidegang in der Vegetationsphase bei Rindern, Schafen und Ziegen - und das nötige Öko-Futter ist teuer.

Preiswertes Eiweißfutter, mit künstlich hergestellten Aminosäuren, sind im Öko-Landbau nicht zulässig. Denn auch das Futter muss biologisch erzeugt sein, also ohne chemisch-synthetische Pestizide angebaut werden.

Pestizid- und Düngerrückstände aus dem Grundwasser zu reinigen, das bezahlen wir alle.

Peter Röhrig vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW)

Warum ist Bio-Fleisch weiterhin teuer?

Trotz hoher Preise wirbt Röhrig vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft für biologisch erzeugtes Fleisch: Ein Bio-Betrieb halte nur so viele Tiere, wie seine Böden vertragen. Die Kapazitäten werden genau berechnet, kontrolliert und der Dung entsprechend auf die Felder verteilt. "Das erspart uns irre Folgekosten", sagt Röhrig, "Pestizid- und Düngerrückstände aus dem Grundwasser zu reinigen, das bezahlen wir alle".

Per se sind Bio-Lebensmittel nicht inflationsstabiler. Sie blieben bloß von einigen Kostensprüngen der vergangenen Jahre verschont. Weil die Produktion für konventionelle Bauern teurer wurde, sind aktuell die Preise von Bio-Lebensmitteln ähnlich.

Deutsche kaufen immer mehr Bio-Lebensmittel

Darin sieht Röhrig, als Vertreter der Biologischen Landwirtschaft, eine positive Entwicklung: "Wir beobachten, dass in den vergangenen Monaten die Konsumentinnen und Konsumenten wieder stärker zu Bio-Lebensmitteln greifen und sich so daran beteiligen, unser Ernährungssystem weiter umzubauen". Diesen Trend bestätigt auch der Deutsche Bauernverband in seinem Situationsbericht 24/25.

Nach einer leichten Ausgabendelle 2022 hat der Bio-Markt wieder Fahrt aufgenommen: 2023 haben die Deutschen rund 16 Milliarden Euro für Bio-Lebensmittel ausgeben. Das ist ein Zuwachs von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. In seinem Situationsbericht rechnet der Deutsche Bauernverband mit einem weiteren Zuwachs. Der Handelsreport Lebensmittel bestätigt, was viele im Alltag beobachten: Für zwei von drei Verbrauchenden ist das Preis-Leistungsverhältnis das wichtigste Kaufkriterium. Preiswerte Bio-Eigenmarken steigern also den Absatz von Bio-Produkten.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 18.01.2025, 19:30 Uhr

Beitrag von Sören Hinze

32 Kommentare

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  1. 32.

    In der BIO-Landwirtschaft dürfen keine chemisch-synthetischen Präparate eingesetzt werden. U.a. Gylphosat, Ammonium, Nitrat, Chilesalpeter, Phosphor, Harnstoff sind tabu. Zugelassen sind dreißig Präparate, etwa ein zehntel der Menge die in konventioneller Landwirtschaft eingesetzt werden. BIO-Landwirtschaft setzt auf Fruchtfolge um die Böden nicht auszulaugen. Als Dünger werden Leguminosen, Mist, Kompost, Hornspäne, Blutmehl, Gesteinsmehle, Kalke, Kaliumsulfat, Schwefel und Spurenelementdünger eingesetzt. Auch hier nicht nach dem Motto "Viel hilft viel". Als Pestizid wird hauptsächlich im Weinbau Kupfer (gegen Mehltau z.B.)verwendet. Dies ist in der Tat kritisch für den Boden (Mikroorganismen) anzusehen.
    Bitte informieren sie sich bevor sie solchen Unfug verbreiten. Die Richtlinien sind keine Geheimwissenschaft sondern öffenttlich zugänglich.

  2. 31.

    Falsch da der Acker bei Bio mehr mechanisch bearbeitet werden und die Erträge niedriger sind kann die Co2-Bilanz der konventionellen Landwirtschaft besser sein als bei Bio. Die Bio-Lobby macht den Kunden leider sehr oft was vor.

  3. 30.

    Was die Bio-Lobby gerne verschweigt ist dass die in der Bio-Landwirtschaft eingesetzten Pestizide zum Teil schädlicher sind als die der konventionellen Landwirtschaft. Durch den höheren Flächenverbrauch bei Bio würden die Preise der Lebensmittel für die Armen steigen.

  4. 29.

    Da ist sie wieder, die Überheblichkeit einiger Älterer gegenüber jungen Menschen. Kommt man da nicht mal ohne aus. In der Generation meiner Eltern sind diejenigen, die sich oft in so eine Richtung äußern meist diejenigen (Männer), die das Essen zuhause auch nur hingestellt bekommen und wenn sie auf sich gestellt wären nach spätestens einer Woche die Tapete von den Wänden essen müssten. Da sind viele Jüngere in meinem Umfeld zumindest wesentlich selbstständiger und bewusster beim Thema Ernährung. Daran ändert auch ne Pizzabestellung ab und zu nichts.

  5. 28.

    Natürlich (bio) werden Bio-Lebensmittel immer günstiger, weil auch immer mehr Landwirte diesen Weg gehen! Und das ist gut so (Wowereit)!

  6. 27.

    Rosenkohl kostet etwa fünfmal soviel in Bioqualitaet wie "normal" immer noch. 50% mehr wäre vielleicht okay.

    Gibt es hierfür eine Erklärung?

  7. 26.

    Mittlerweile ist erwiesen, dass der Darmkrebs und der Lungenkrebs immer häufiger durch Plastikpartikel in Luft, Wasser und Erde entstehen.

    Wenn ich das hinterfrage, weiß ich doch um die Zusammenhänge des Wasserkreislaufes und der Ernährungskette. Wöchentlich essen und atmen wir eine Kredit-Karte, die wahrscheinlich in unseren Zellen nachweisbar bleibt.
    Esse ich ein Steak, einen Fisch, esse ich Mikroplastik mit, ohne es zu wissen oder es zu wollen. Atme ich, gelangen Kleinstteile in die Lungenbläschen. Siehe Reifenabrieb, der auch mit dem Regen auf unsere Felder kommt. Der Kohlrabi beinhaltet Plastik, wird ja keiner vermerken wollen, Bio klingt dagegen so, als wäre ökologisch frei von jeglichen Giften, Schadstoffen. Mit Verlaub, nicht ein Lebensmittel auf dieser Erde ist etwas, was man als „Bio“ auspreisen sollte.
    Wir vergiften uns tatsächlich freiwillig.
    Nicht einmal das Bio-Ei ist ein Ei von glücklichen Tieren, der Kostendruck lässt das gar nicht zu.

  8. 25.

    Das ist kein Wunder. Bei Großkonzernen geht das Fleisch oft durch eine "Injektionsstraße", ein Mischung aus Wasser, Proteinen, ab und an auch Aromen wird injiziert. Das Fleisch, so die Werbung der "Hersteller", hat einen verbesseren Geschmack, ist zart und sieht richtig frisch aus. Die Betreiber der Superdupermärkte freuen sich, es wird ja nach Gewicht abgerechnet und Wasser kostet, im industriellen Maßstab gesehen, fast nichts, wiegt aber gut. Der Kunde freut sich, da das Fleisch auch meist deutlich billiger wie Qualtiätsware ist und man viiiiel mehr für sein Geld bekommt. Dann haut man es in die Pfanne und gut ein drittel "läuft zum Fleischer zurück". Daran sind aber Viele schon gewöhnt. Das ist vööölig normal so.

  9. 24.

    Das ist eine Milchmädchenrechnung. Sie bezahlen die Folgekosten nur nicht an der Supermarktkasse, sondern mit ihren Steuern.

    "Das erspart uns irre Folgekosten", sagt Röhrig, "Pestizid- und Düngerrückstände aus dem Grundwasser zu reinigen, das bezahlen wir alle".

    Und oft auch mit unserer Gesundheit!

  10. 23.

    > Außer Überraschung in der Weihnachtszeit: Die Markenhersteller von Dresdner Weihnachtsstollen machen wieder Butter und Butterreinfett rein statt wie in 2023 noch Palmöl.

    Inwiefern ist das besser? Für konventionelle Butter wird genauso Regenwald abgeholzt, um Futtermittel für (auch deutsche) Rinder anzubauen.

  11. 22.

    5% mehr ausgegeben? offiziell betrug die Inflation 2023 ggü 2022 +5,9 % somit wurde ja nicht wirklich mehr konsumiert sondern es ist wohl so geblieben, ggf sogar weniger konusmiert worden. Solche Angaben wären in nicht monetären Absatzmengen viel interessanter.

  12. 21.

    Ob das,was da in den Supermârkten so alles als Bio angeboten wird ist doch recht fraglich.Ich traue dem nicht so über den Weg und Ratgeber Sendungen haben ja schon einiges aufgedeckt.In den ausgewiesenen Bio Supermärkten ist es jedenfalls sehr teuer und nicht für jeden Verbraucher bezahlbar.

  13. 20.

    Es ist nicht immer alles Bio nur weil es auf der Verpackung steht. Beginnt ja eigentlich schon bei der Verpackung. Und bei den Massen an Bioprodukten ist das erst Recht fraglich.

  14. 19.

    Was für ein Blödsinn.
    Wenn dann hieße das Subventionieren.
    Gab es in der Bundesrepublik gerade mal nach dem 2. Weltkrieg.
    Es ist die Aufgabe des Gesetzgebers/Politik den Verbraucher vor den Machenschaften der Lebensmittelindustrie zu schützen. - ist für mich ein komplett unsinniger Satz, aber halt ne Meinung, alle Achtung.

  15. 18.

    >"Erstaunlich, dass so eine Petition wie "Supermarkt-Apps schlagen individuelle Rezepte aus den Angeboten der Woche vor!" openpetition.de/!pkfxt nicht stärker Anklang finden."
    Kann daran liegen, dass die App-nutzende Bevölkerungsgruppe das Verb kochen gar nicht mehr in ihrem Sprachschatz hat und der Platz auf dem Smartphone-Display schon mit Apps der Lieferdienste belegt ist ;-)

  16. 17.

    Gesunde Ernährung kann möglich sein, doch ist es oft schwierig alles unter einen Hut zu bekommen: Sonderangebote finden, passende Rezepte und persönliche Vorlieben der Familie zusammenzuwürfeln.

    Erstaunlich, dass so eine Petition wie "Supermarkt-Apps schlagen individuelle Rezepte aus den Angeboten der Woche vor!" openpetition.de/!pkfxt nicht stärker Anklang finden.

  17. 16.

    Es ist die Aufgabe des Gesetzgebers/Politik den Verbraucher vor den Machenschaften der Lebensmittelindustrie zu schützen.

  18. 14.

    Das mit der biologischen Landwirtschaft in Brandenburg geht mir irgendwie nicht in den Kopf.
    Wurde uns nicht immer gesagt unsere (Ostdeutschen) Böden sind allesamt zu DDR-Zeiten verseucht worden?.

  19. 13.

    >"Biolebensmittel werden nicht billiger, sondern bleiben preisstabil bzw. steigen die Preise weniger stark an, als konventionell hergestellte Produkte."
    Genau das wird gleich im ersten Abschnitt des Artikels auch so beschrieben. Die Frage aus der Überschrift wird damit schon beantwortet. Haben Sie das nicht gelesen oder wollten Sie nur die Feststellungen des Autors bestätigen?

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