Vor 31 Jahren ermordet -

31 Jahre nach dem Tod von Hans-Georg Jakobson durch drei Neonazis hat die Stadt Strausberg (Märkisch-Oderland) dem Mann ein Denkmal gewidmet. Es wurde am Sonntag auf dem Vorplatz des Bahnhofs Strausberg eingeweiht.
Opferperspektive hatte schon länger Gedenkort gefordert
Die Täter hatten den damals wohnungslosen 35-jährigen Jakobson am 28. Juli 1993 aus einer fahrenden S-Bahn geworfen. Er starb später im Krankenhaus. "Er wurde ermordet, weil die Neonazis sein Leben als unwert ansahen", sagte Tom Kurz von der Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt im Landkreis Märkisch-Oderland.
Seine Kollegin Peps Gutsche ergänzte, dass viele in Strausberg damals die Tat verdrängt hätten. "Es ist vielleicht auch ein Nicht-erinnern-wollen oder ein Nicht-wissen-wollen. Allein dieses Jahr gab es zwei Angriffe auf wohnungslose Menschen in Strausberg. Auch das ist wortlos vorübergegangen an vielen Personen", unterstrich Gutsche.
Ausstellung für August über Jakobson geplant
Schon länger war unter anderem vom Verein Opferperspektive ein Gedenkort für Jakobson gefordert worden. In Strausberg sind es heute verschiedene Initiativen wie das alternative Jugendprojekt 1260 e.V., die das Gedenken an Jakobson aufrechterhalten. Vor allem der Beharrlichkeit der jungen Menschen sei es zu verdanken, so Strausbergs Bürgermeisterin Elke Stadeler (parteilos), dass die Stadtverordnetenversammlung letztes Jahr der Errichtung einer Gedenkstelle zustimmte. "Man muss darüber nachdenken und sich damit auseinandersetzen. Und das machen hier junge Menschen in Strausberg und sie sind sehr konsequent. Und sie sagen, wir wollen nicht bloß darüber quatschen, sondern sie machen auch etwas", so Stadeler.
Ab August erinnert in Strausberg auch eine Ausstellung an Hans-Georg Jakobson und weitere Menschen, die seit 1990 in Brandenburg durch rechte Gewalt und Neonazis getötet wurden.
Bundesweit nahm 2023 die Zahl rechtsextremistischer Straf- und Gewalttaten zu
Das Verbrechen an Jakobson in Strausberg reihe sich ein in die massive Straßengewalt der sogenannten Baseballschlägerjahre der 1990er Jahre, schilderte die Amadeu Antonio Stiftung. Staatlich anerkannt ist Jakobson als Todesopfer rechter Gewalt offiziell allerdings nicht.
"Rechte Ideologien und Gewalt sind noch immer aktuell. Sozialdarwinismus, Gewalt gegen Wohnungslose und die Abwertung von sozial benachteiligten Menschen ist auch heute noch traurige Realität", hieß es in einer Mitteilung der Beratungsstelle.
Bundesweit nahm 2023 die Zahl rechtsextremistischer Straf- und Gewalttaten zu. Die Beratungsstelle Opferperspektive verzeichnet für 2023 einen massiven Anstieg auch in Brandenburg: Insgesamt gab es demnach 242 rechtsmotivierte Angriffe. Auch in Märkisch-Oderland ist heute laut Verfassungsschutz eine rechtsextremistische Szene aktiv, es gibt Treffpunkte für rechte Veranstaltungen.
"Die Baseballschlägerjahre kommen nicht zurück", so Hannes Püschel, Berater im Verein Opferperspektive. "Doch wir sehen die Täter von damals, die jetzt wieder aktiv sind." Sie gäben das Gedankengut auch an ihre Kinder weiter. Zudem schwinde als Folge des Erstarkens rechter Kräfte die Bereitschaft in der Lokalpolitik - "wenn es in Kommunen 30 Prozent AfD-Zustimmung gibt" -, Migranten und Opfer rechter Gewalt zu helfen.
Sendung: Brandenburg aktuell, 28.07.2024, 19:30 Uhr