Gesetzliche Frist von 15 Minuten - Rettungsdienste in Brandenburg sind oft nicht schnell genug am Einsatzort

Di 10.12.24 | 08:03 Uhr
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Symbolbild: Krankenwagen des Rettungsdienst Maerkisch-Oderland im Einsatz am 19.03.2020.(Quelle: IMAGO/Frank Sorge)
Audio: Antenne Brandenburg | 10.12.2024 | Michael Lietz | Bild: IMAGO/Frank Sorge

Wenige Minuten können über Leben und Tod von Menschen entscheiden. In Brandenburg wird die gesetzliche Frist bei den Einsätzen der Rettungsdienste zu oft nicht eingehalten. Das sah früher noch anders aus.

Rettungsdienste in Brandenburg verfehlen oft die gesetzlich vorgeschriebene Frist, um am Einsatzort zu sein. Das geht aus der Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine Anfrage der AfD-Fraktion im Landtag hervor.

Demnach wurden im Jahr 2022 nur in Brandenburg an der Havel und in Frankfurt (Oder) die gesetzlichen Vorgaben eingehalten. In den anderen kreisfreien Städten Potsdam und Cottbus sowie in allen Landkreisen überschritten die Einsatzkräfte die vorgegebene Frist von 15 Minuten zu oft. Angaben für das vergangene Jahr sind laut Ministerium nicht vor dem kommenden Frühjahr zu erwarten.

15 Minuten bis zum Eintreffen am Einsatzort

Nach den Bestimmungen des Brandenburgischen Rettungsdienstgesetzes müssen die Rettungswachen jeden Einsatzort an einer öffentlichen Straße in 95 Prozent aller Fälle in einem Jahr innerhalb von 15 Minuten erreichen. Diese sogenannte Hilfsfrist umfasst den Zeitraum vom Eingang einer Notfallmeldung in der Leitstelle bis zum Eintreffen der ersten Rettungskräfte am Einsatzort.

Im Jahr 2021 konnten die Rettungsdienste auch in Cottbus die gesetzliche Hilfsfrist noch einhalten. Am häufigsten verfehlt wurde die Vorgabe 2022 im Landkreis Spree-Neiße wie schon im Jahr 2021 mit nur 81 Prozent. Im Landkreis Ostprignitz-Ruppin konnten nur 82 Prozent (2021: 84 Prozent) der Einsätze innerhalb der gesetzlichen Frist bewältigt werden.

Frühere Bilanz der Rettungskräfte war positiver

Früheren Regierungsangaben zufolge konnten die Rettungsdienste im Jahr 2012 noch in allen vier kreisfreien Städten und in zwei Landkreisen die gesetzliche Quote einhalten. Zwei Jahre später waren es nur noch zwei Städte und zwei Landkreise.

Laut Gesundheitsministerium wird mit dem Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Reform der Notfallversorgung auch eine bessere Vernetzung des vertragsärztlichen Notdienstes, der Notaufnahmen in den Krankenhäusern und der Rettungsdienste angestrebt. Es sei davon auszugehen, dass eine effizientere Steuerung von Hilfeersuchen in die richtige Versorgungsebene die Rettungsdienste entlasten werde, hieß es.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.12.2024, 8:30 Uhr

28 Kommentare

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  1. 28.

    Diese großflächige Schrumpfen der brandenburger Dörfer und Kleinstädte, hängt aber erwiesener Maßen auch am Erstarken dieser sogenannten ,,AfD'' und ihre Ziehkinder, JA und dritter weg, sowie den vielen Reichsbürgern hier! Dieses Klientel, möchte kein vernünftiger Bürger als Nachbarn haben!

  2. 27.

    Das stimmt, können wir auch genauso bestätigen. Wenn man dann mal jemanden ans Telefon bekommen hat bei der 116117, kommt wirklich immer die Aussage, wir rufen ihnen einen RTW oder fahren sie ins Klinikum, je nach der Schwere. Man kann es sich wirklich sparen dort anzurufen und gleich den Notarzt bestellen!

  3. 26.

    Wann waren Sie denn das letzte Mal in einem Dorf? Hier wachsen die Dörfer dermaßen dass neue Schulklassen eingerichtet werden müssen und Kita-Plätze rar geworden sind. Offensichtlich sehen viele junge Familien ihre Zukunft in Dörfern….was wir absolut verstehen können als ehemalige Berliner, dort würde ich mit Kindern heute auch nicht mehr leben wollen.

    Und Ihre Formulierung „konzentrieren“ ist wohl auch mehr als fragwürdig!

  4. 25.

    Die 116117 ist ohnehin eine witznummer,entweder man kommt nicht durch oder es kommt“rufen sie den RD“. Solang wir als RD auch immer öfters den Hausarzt „ersetzen bzw. vertreten“ müssen wird sich nichts ändern. Ich finde es auch erschreckend wie sehr sich die Fehlfahrten ( keine Indikation, Pat. verweigert den Trsprt) erhöht haben, alles Zeiten die Personal binden und für akutfälle nicht zur Verfügung stehen.

  5. 24.

    "Laut Gesundheitsministerium wird mit dem Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Reform der Notfallversorgung auch eine bessere Vernetzung des vertragsärztlichen Notdienstes, der Notaufnahmen in den Krankenhäusern und der Rettungsdienste angestrebt. Es sei davon auszugehen, dass eine effizientere Steuerung von Hilfeersuchen in die richtige Versorgungsebene die Rettungsdienste entlasten werde, hieß es." Ja bestimmt, wenn nochmehr Krankenhäuser dicht gemacht werden. Aktuell sollen in Angermünde und Prenzlau die Notaufnahmen dicht gemacht werden. Rechnet sich halt nicht.

  6. 23.

    Solange auch die Notfallrettung der Profitgier und dem Rentabilitätsdenken der „Gesundheits“-bonzen unterliegt, wird das auch nicht besser, sondern im alternden Flächenland leider noch schlimmer.
    Dabei leistet der Notfalldienst schon überdimensional viel aber für die Geier nicht genug.

  7. 22.

    Bei aller Kritik zum Erreichen der 15 Minuten, Brandenburg und Deutschland haben immer noch eines der besten Rettungsdienste, nicht nur in Europa, sondern weltweit. Man kann zwar immer noch besser werden. Aber gibt es dafür Mehrheiten, auch die dafür höheren Kosten zu tragen?

  8. 21.

    Auch mit einer „effizienteren Steuerung“ werden es die (sowieso zuwenigen) Rettungswagen wohl auch nicht schaffen sich mit Überschallgeschwindigkeit fortzubewegen um in der Fläche diese Zeitvorgabe einzuhalten!

  9. 20.

    Zeiten sind nicht das einzige in der Notfallversorgung. Wichtiger ist die Leitlinie und die Performance der Teams vor Ort. Hier würde mich mal der landesweite QM Standard interessieren? Quasi die Zeit die nach den 15 Minuten kommt und das Outcome wesentlich entscheidet. Warum liest man davon nichts?

  10. 19.

    Na ja, das wollen doch hier die meisten Brandenburger.

    Oder warum wählt man eine Partei, wo die Spitzenkandidaten in der Schweiz sitzt und überhaupt nicht in Deutschland wohnt?

    Was meinen Sie, was passiert, wenn diese Partei regieren würde? Dann würde doch alles eingespart. Sie braucht doch gar keine Infrastruktur hier in diesem Land.

  11. 18.

    Nur gut, dass unsere soooo schlaue Bundesregierung plant, Krankenhäuser zu schließen. Wer die Patienten dann bis Potsdam oder Cottbus fährt, sei mal dahin gestellt. So ein B-Sh.t. Wir haben seit ca. 1 Jahr ein First Responder Fahrzeug auf der Feuerwache, das wird nötiger denn je! Aber ist DAS unser Ziel? Unser Anspruch?

  12. 17.

    Wenn in den ländlichen Gegend die Rettungswache zugemacht werden und sich dadurch die Wege für andere RTW verlängern. Brauche ich mich nicht zu wundern. Hauptsache sparen!!!!!

  13. 16.

    "Es sei davon auszugehen, dass eine effizientere Steuerung von Hilfeersuchen in die richtige Versorgungsebene die Rettungsdienste entlasten werde, hieß es."

    Dann ist ja alles gut. Dass akuter Ärztemangel besteht, Notdienste fehlen und Krankenhäsuer mit Rettungsstelle geschlossen wurden, hat sich bis zu den privat versicherten Damen und Herren der Olivgrünen bzw. Verräterpartei aus der Potsdamer Blase scheinbar noch nicht herum gesprochen.
    Lernfrage für Herrn Woidke: Wenn ein Ressourcenmangel besteht, wie kann dann eine andere Verteilung der knappen Ressourcen helfen?

  14. 15.

    Warum sind Sie eigentlich nicht bei der Polizei oder beim Ordnungsamt? Die brauchen immer wachsame Mitarbeiter.

  15. 14.

    Rettungsdienste kämpfen mit Fachkräftemangel, Personalausfällen und Defiziten in der ambulanten Notfallversorgung. Da ist es nur eine logische Konsequenz dass sich Zeiten verlängern. Besonders in schwach besiedelten Regionen. Ehrlicherweise sind 15 Minuten für die wenigsten Erkrankungen/ Verletzungen relevant oder evident. Es ist eine Planungsgröße. Aber! Wenn es um jede Sekunde geht helfen auch keine 15 Minuten. Da müssen andere Strukturen greifen. First Responder der örtlichen Feuerwehren!

  16. 12.

    Also wir kommen nicht wegen den Straßenverkehrverhältnissen zu spät, sondern weil wir mit Bagatellen beschäftigt sind.
    Und dann muss halt der richtige Herzinfarkt fünf Häuser weiter auf den Rettungswagen von der Nachbarwache warten.
    Und wenn das jedem Rettungswagen einmal am Tag passiert, dann sind das die fehlenden Prozente bis zu den geforderten 95%

  17. 11.

    Warum kommen wir zu spät?
    Weil wir mittlerweile fast ein Drittel unserer Arbeitszeit mit Problemen zu tun haben, die eigentlich Nix mit dem Rettungsdienst zu tun haben.
    Sei es Lebensunfähigkeit (ich hab Schnupfen seit drei Tagen, hier ist ein eingewachsener Zehnagel, etc) oder das krude med. System (man findet oder es gibt keinen Hausarzt usw), die 116117 gibt’s auch nicht im Brandenburger Land (dieses „Callcenter“ verweist prinzipiell bei Anrufen mit obiger Problematik an den RD).

  18. 10.

    Bei wievielen Notfallausfahrten der Rettungswagen, und genau die sind hier analysiert worden, handelt es sich denn nach dokumentierter Ersteinschätzung der Besatzungen um tatsächliche Notfälle, für die tatsächlich die Hilfsfrist gilt ? Hat Brandenburg tatsächlich ein Hilfsfristproblem oder vielleicht ein Dispositionsproblem ?

  19. 9.

    "müssen die Rettungswachen jeden Einsatzort an einer öffentlichen Straße in 95 Prozent aller Fälle in einem Jahr innerhalb von 15 Minuten erreichen. "
    Einfach das Gesetz ändern und an den 95% oder 15 min drehen. Dann ist alles wieder gut.

    In Berliner Rettungsdienstgesetz sind keine Minuten definiert. Da gibt es auch auch keine "Hilfsfrist" sondern individuelle "Eintreffzeiten" je nach beauftragten Rettungsdienst.

    McPomm hat 10 min.
    In DE liegt die Spanne in den Bundesländern zwischen 8 und 17 min.

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