Anbauvereinigung in Fürstenwalde - "Der Cannabis-Club ist die perfekte Lösung für Menschen wie mich"

Fünf sogenannte Anbauvereinigungen bauen in Brandenburg Cannabis legal an. Einer dieser Cannabis-Clubs sitzt in Fürstenwalde. Dort gibt es über hundert Mitglieder. Ihre erste Ernte haben sie bereits erhalten.
Kleine Cannabispflanzen stehen gereiht in einem Raum, der von der Außenwelt mit einer weißen Plane getrennt ist. Sie werden von langen Lampen an der Decke beleuchtet, Maschinen spenden Feuchtigkeit und Wärme. Die neuen Stecklinge sind vor ein paar Wochen eingetroffen. Nun wachsen und gedeihen sie in einem künstlichen subtropischen Klima irgendwo in Fürstenwalde (Oder-Spree). Der genaue Ort soll laut der Anbauvereinigung aus Sicherheitsgründen geheim bleiben.
Olli*, von Beruf Anwalt, kümmert sich um die Mutterpflanzen. 45 Tage dauere es von der Anzucht bis zur Ernte. Von den Mutterpflanzen sollen später eigene Stecklinge gezogen werden, sagt er. "Damit wir die Stecklinge nicht einkaufen müssen, sondern wir unseren Mitgliedern sagen können: 'Wir wissen, wo es herkommt, wie es gemacht worden ist und was es für Pflanzen sind'."
Bisher fünf Cannabis-Clubs in Brandenburg
Seit gut einem halben Jahr können sogenannte Anbauvereinigungen auch in Brandenburg legal Cannabis für den Eigenbedarf anbauen. Kontrolliert wird das in Brandenburg vom Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit.
Bislang gibt es in der Mark fünf zugelassene Cannabis-Clubs, wie das zuständige Landwirtschafts-Ministerium mitteilte. Die Clubs sitzen in Cottbus, Mittenwalde (Dahme-Spreewald), Birkenwerder (Oberhavel), Vetschau (Oberspreewald-Lausitz) und Fürstenwalde.

Jedes Mitglied erhält 50 Gramm pro Monat
Nicht weit von den Cannabispflanzen befindet sich das schlichte Büro der Fürstenwalder Anbauvereinigung. Theodor arbeitet hier, angestellt als Geschäftsführer. Er kümmert sich um alles Bürokratische, von der Mitgliederverwaltung bis zur protokollierten Cannabis-Ausgabe. Monatlich 50 Gramm gebe es jetzt erstmals pro Mitglied. Bis dahin habe es anderthalb Jahre gedauert.
"Die größte Hürde war eigentlich, erstmal eine Räumlichkeit zu finden, die für den Anbau geeignet ist und den gesetzlichen Anforderungen entspricht", sagt der Geschäftsführer. Ein weiteres Problem sei das Bankkonto gewesen. "Da gab es viele Banken, bei denen alles, was mit Cannabis oder Betäubungsmitteln zu tun hat, auf der Ausschlussliste steht." Am Ende habe der Club aber doch ein Bankkonto gefunden.
"Ich habe permanent mit Schmerzen und Schlafstörungen zu tun"
Der Verein hat nach eigenen Angaben etwa 120 Mitglieder. Viele von ihnen helfen beim Anbau mit. Einer von ihnen wird Käpt'n genannt. Mit Cannabis, erzählt er, therapiere er sich selbst - statt der Schmerzmittel, die er seit einem schweren Unfall nehmen musste. "Ich habe permanent mit Schmerzen und Schlafstörungen zu tun, bekomme es aber nicht über den Krankenkassen-Weg finanziert. Somit ist das mit dem Verein die absolut perfekte Lösung für Menschen wie mich.“
Für sieben Jahre haben die Fürstenwalder die Genehmigung, Cannabis anzubauen. Aus Juristensicht ist das eine Art Bestandsschutz – für den Fall, dass eine neue Bundesregierung das Gesetz zur Legalisierung der Droge zurücknimmt. Ob es künftig viele weitere Cannabis-Clubs geben wird, ist ungewiss. Dem Brandenburger Landwirtschaftsministerium liegen insgesamt 22 Anträge zur Zulassung von Cannabis-Clubs vor.
*Die Nachnamen der Protagonisten haben wir auf deren Wunsch weggelassen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 23.01.2025, 16:40 Uhr
Mit Material von Michael Lietz