Anbauvereinigung in Fürstenwalde - "Der Cannabis-Club ist die perfekte Lösung für Menschen wie mich"

Fr 24.01.25 | 13:47 Uhr
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Mitglied eines Cannabis-Clubs in Fürstenwalde (Oder-Spree). Bild: rbb
Audio: Antenne Brandenburg | 23.01.2025 | Michael Lietz | Bild: rbb

Fünf sogenannte Anbauvereinigungen bauen in Brandenburg Cannabis legal an. Einer dieser Cannabis-Clubs sitzt in Fürstenwalde. Dort gibt es über hundert Mitglieder. Ihre erste Ernte haben sie bereits erhalten.

Kleine Cannabispflanzen stehen gereiht in einem Raum, der von der Außenwelt mit einer weißen Plane getrennt ist. Sie werden von langen Lampen an der Decke beleuchtet, Maschinen spenden Feuchtigkeit und Wärme. Die neuen Stecklinge sind vor ein paar Wochen eingetroffen. Nun wachsen und gedeihen sie in einem künstlichen subtropischen Klima irgendwo in Fürstenwalde (Oder-Spree). Der genaue Ort soll laut der Anbauvereinigung aus Sicherheitsgründen geheim bleiben.

Olli*, von Beruf Anwalt, kümmert sich um die Mutterpflanzen. 45 Tage dauere es von der Anzucht bis zur Ernte. Von den Mutterpflanzen sollen später eigene Stecklinge gezogen werden, sagt er. "Damit wir die Stecklinge nicht einkaufen müssen, sondern wir unseren Mitgliedern sagen können: 'Wir wissen, wo es herkommt, wie es gemacht worden ist und was es für Pflanzen sind'."

Bisher fünf Cannabis-Clubs in Brandenburg

Seit gut einem halben Jahr können sogenannte Anbauvereinigungen auch in Brandenburg legal Cannabis für den Eigenbedarf anbauen. Kontrolliert wird das in Brandenburg vom Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit.

Bislang gibt es in der Mark fünf zugelassene Cannabis-Clubs, wie das zuständige Landwirtschafts-Ministerium mitteilte. Die Clubs sitzen in Cottbus, Mittenwalde (Dahme-Spreewald), Birkenwerder (Oberhavel), Vetschau (Oberspreewald-Lausitz) und Fürstenwalde.

 

Cannabispflanzen in einem Cannabis-Club in Fürstenwalde (Oder-Spree). Bild: rbbCannabispflanzen in einem Cannabis-Club in Fürstenwalde (Oder-Spree)

Jedes Mitglied erhält 50 Gramm pro Monat

Nicht weit von den Cannabispflanzen befindet sich das schlichte Büro der Fürstenwalder Anbauvereinigung. Theodor arbeitet hier, angestellt als Geschäftsführer. Er kümmert sich um alles Bürokratische, von der Mitgliederverwaltung bis zur protokollierten Cannabis-Ausgabe. Monatlich 50 Gramm gebe es jetzt erstmals pro Mitglied. Bis dahin habe es anderthalb Jahre gedauert.

"Die größte Hürde war eigentlich, erstmal eine Räumlichkeit zu finden, die für den Anbau geeignet ist und den gesetzlichen Anforderungen entspricht", sagt der Geschäftsführer. Ein weiteres Problem sei das Bankkonto gewesen. "Da gab es viele Banken, bei denen alles, was mit Cannabis oder Betäubungsmitteln zu tun hat, auf der Ausschlussliste steht." Am Ende habe der Club aber doch ein Bankkonto gefunden.

"Ich habe permanent mit Schmerzen und Schlafstörungen zu tun"

Der Verein hat nach eigenen Angaben etwa 120 Mitglieder. Viele von ihnen helfen beim Anbau mit. Einer von ihnen wird Käpt'n genannt. Mit Cannabis, erzählt er, therapiere er sich selbst - statt der Schmerzmittel, die er seit einem schweren Unfall nehmen musste. "Ich habe permanent mit Schmerzen und Schlafstörungen zu tun, bekomme es aber nicht über den Krankenkassen-Weg finanziert. Somit ist das mit dem Verein die absolut perfekte Lösung für Menschen wie mich.“

Für sieben Jahre haben die Fürstenwalder die Genehmigung, Cannabis anzubauen. Aus Juristensicht ist das eine Art Bestandsschutz – für den Fall, dass eine neue Bundesregierung das Gesetz zur Legalisierung der Droge zurücknimmt. Ob es künftig viele weitere Cannabis-Clubs geben wird, ist ungewiss. Dem Brandenburger Landwirtschaftsministerium liegen insgesamt 22 Anträge zur Zulassung von Cannabis-Clubs vor.

*Die Nachnamen der Protagonisten haben wir auf deren Wunsch weggelassen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.01.2025, 16:40 Uhr

Mit Material von Michael Lietz

13 Kommentare

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  1. 13.

    Sollte neukölln nicht pilot projekt für irgendwas werden?
    Und nu legen die Behörden so viele Steine in den Weg das kaum jemand seine Clubs öffnen kann.

    Finde das eine Schweinerei. Hoffe die zweite Phase der Legalisierung läuft besser.
    Wir bräuchten schon längst Fachgeschäfte und viel mehr Ärzte die es verschrieben.

    Und wer behauptet Cannabis auf Rezept und der erlaubte selbst Anbau würden nichts gegen den schwarz Markt bringen hat keine ahnung.
    Von 14 Leute die ich kenne kaufen nur noch 2 von bekannten die sie seit jahren kennen.
    Alle anderen bekommen es auf Rezept und 2 aus einem Club.

    Ich kenne niemanden der sich jemals "im park" Drogen kauft.
    Das sind komische zugezogene Leute die halt niemanden in Berlin kennen.
    Aber jeden Fall ist der große Schwarzmarkt der dauerkiffer extrem eingebrochen.

  2. 12.

    Der Schwarzmarkt wird nie verschwinden. Touristen und Gelegenheitsdampfer flitzen schnell in den Park und melden sich in keinem Club an. Lohnt doch nicht für ab und zu mal.

  3. 11.

    Doch, auch Alkoholkonsum muss drastisch verringert werden, wie bereits mit Tabakrauchen geschehen. Gar nicht unrealistisch!

    Es geht um tausende Vorfälle im Jahr, viel Gewalt, auch gegen unbeteiligte

    Bin selber vorbildlich, seit viele Jahren alkoholfrei.

  4. 10.

    "Immerhin, die cDU hat von Rückgängigmachung der Gesetzeslockerung gesprochen, gute Idee!"

    Ja, wie man die Konservative kennt: Bevormundung des Bürgers und Verbote. Noch schlimmer. Der einfache Bürger wird kriminalisiert.

  5. 9.

    "Immerhin, die cDU hat von Rückgängigmachung der Gesetzeslockerung gesprochen, gute Idee!"

    Wohl nur eine gute Idee, wenn die CDU auch ein generelles Alkoholverbot umsetzen würde, ansonsten wäre es völlig unverhältnismäßig. Und ein generelles Alkoholverbot klingt nun wirklich nicht umsetzbar. Wirkung und Risiken von Cannabis sind übrigens ziemlich bekannt. Dass Alkohol deutlich gefährlicher ist, ignorieren Sie ja aber konsequent.

  6. 8.

    Ich habe noch nie irgendwelche Drogen genommen, finde es aber gut dem illegalen Markt die Basis zu entziehen.
    In Sachen Eigenanbau, konnte ich durch meinen Neffen erfahren welche Vorteile dieser bringt. Er hat bewusst Pflanzen ausgesucht.
    Mit dem Fahren unter Einwirkung dieser Substanz habe ich meine Probleme.
    Nicht umsonst wurden Grenzwerte festgelegt .

  7. 7.

    Genau genommen geht es hier um THC und nicht um Cannabis. THC ist das Rauschmittel, was in der Pflanze gesucht wird. Ich sehe es aber als Heuchelei wenn die CDU das Verbot wieder durchsetzen möchte, ohne den Alkohol mit auf die Liste zu setzen. Denn der Schaden durch diesen, ist ein Vermögen.

  8. 6.

    Kannabis hat auch vermutlich*! allerhandlei Wirkungen auf Gesundheit, Psyche (and more?)

    Dank Ampel findet ein Großversuch statt sodass die Wirkungen in ein paar Jahren erkannt werden könnten, und wissenschaftlich erfasst und nachgewiesen! Wie damals bei Tabak, etwa.

    Immerhin, die cDU hat von Rückgängigmachung der Gesetzeslockerung gesprochen, gute Idee!

  9. 5.

    Oh, und ich dachte, für die um ein Vielfaches schlimmeren Folgen des Alkoholkonsums kommt auch die Allgemeinheit auf...

  10. 3.

    Anstatt Stecklinge zu ziehen oder einzukaufen, sollte ein Augenmerk auf die Saatgutproduktion und Sortenverbesserung gelegt werden. Gentechnisch veränderte feminisierte Pflanzen als Stecklinge eingekauft oder weitergezüchtet können doch nicht die Zukunft von deutschem Cannabis sein. Vielleicht gründet ja auch mal jemand eine Samenbank.

  11. 2.

    Ja kommt drauf an. Wenn die nicht am Verkehr teilnehmen und im Rausch anderen Leute über den Haufen fahren ist das OK. Und wenn die nicht unsere Kassen belasten wegen irgend welcher Spätfolgen.

  12. 1.

    Eine feine und sympathische Sache. Die sind mir Eintausendmal lieber, als das ganz rechte Gesochse hier.

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