Tarifkonflikt - Berliner Finanzsenator warnt vor hohem Tarifabschluss bei der BVG

Sa 25.01.25 | 17:02 Uhr | Von Jan Menzel
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Archivbild - Abgeordnetenhaus: 59. Sitzung: Finanzsenator Stefan Evers, CDU, hält eine Rede. (Quelle: dpa/dts Nachrichtenagentur)
Audio: rbb24 Radio Fritz | 25.01.2024 | Mascheski, Timo | Bild: dpa/dts Nachrichtenagentur

CDU-Politiker Stefan Evers (CDU) sieht für das laufende Haushaltsjahr mehrere finanzielle Risiken auf Berlin zukommen. Eine zu kostenspielige Einigung im BVG-Tarifstreit sei eine davon. Sie könnte ein verknapptes Fahrangebot zur Folge haben.

Vor dem Hintergrund der laufenden Tarifverhandlungen bei der BVG hat Berlins Finanzsenator Stefan Evers (CDU) vor einem zu hohen Abschluss gewarnt. Wenn die Gewerkschaft sich mit ihren Forderungen durchsetzen würde, werde sich das auf den Leistungsumfang auswirken.

Die Gewerkschaft verdi will für die Beschäftigten der Verkehrsbetriebe höhere Zulagen und ein monatliches Gehaltsplus von 750 Euro erreichen. Die Forderungen haben nach Gewerkschaftsangaben ein Volumen von 250 Millionen Euro.

Evers: Haushaltsjahr birgt mehrere Risiken

Evers äußerte sich auf der Klausurtagung der SPD-Fraktion in Dresden und sprach von erheblichen finanziellen Risiken, die im laufenden Haushaltsjahr auf das Land zukommen. Dazu zählten Kostensteigerungen im Sozialbereich, beispielsweise bei Hilfen zur Erziehung und Eingliederungshilfen. Diese lägen "deutlich über Plan", so der CDU-Politiker.

Als weiteres Haushalts-Risiko nannte Evers die Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst, die für die Bundesbediensteten begonnen haben und in der Regel von den Ländern nachvollzogen werden. Selbst ein moderates Ergebnis von drei Prozent mehr werde den Haushalt mit 600 Millionen belasten, rechnete der Finanzsenator vor.

In diesem Zusammenhang warnte Evers vor den Folgen eines hohen Tarifabschlusses bei der landeseigenen BVG. Das Land Berlin als Eigentümer hat angesichts der angespannten Haushaltslage kaum Möglichkeiten seine Zuschüsse zu erhöhen. Kürzungen beim Leistungsumfang, also dem Angebot im Bus-, Tram- und U-Bahnverkehr, wären Evers zufolge die Konsequenz.

Grüne für angemessene Entlohnung

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Abgeordnetenhaus Werner Graf entgegenete Evers, das gutes und motiviertes Personal Grundsäule für eine funktionierende Stadt sei. "Die Menschen, die bei der BVG unsere Stadt am pulsieren halten, brauchen deshalb auch eine angemessene Entlohnung und attraktive Arbeitsbedingungen." Dem Fachkräftemangel begegne der Senat nur, wenn er seine Wertschätzung gegenüber Beschäftigten auch durch faire Bezahlung und Arbeitsbedingungen ausdrückt.

BVG-Angebot für Ende Januar angekündigt

Die Gewerkschaft verdi fordert monatlich 750 Euro mehr pro Monat. Zudem will sie ein 13. Monatsgehalt, eine Fahrdienst- beziehungsweise Wechselschichtzulage in Höhe von 300 Euro sowie eine Schichtzulage von 200 Euro durchsetzen. Die Forderungen belaufen sich nach Verdi-Angaben auf 250 Millionen Euro jährlich. 2023 lagen die Personalkosten bei der BVG laut Geschäftsbericht bei rund 820 Millionen Euro. Berlin sei laut Verdi deutschlandweit mittlerweile Schlusslicht in Sachen Bezahlung.

Am 27. Januar hat die Gewerkschaft einen ganztägigen Warnstreik angekündigt. Die BVG kündigte an, am 31. Januar ein Angebot vorlegen zu wollen.

Sendung: rbb24 Radio Fritz, 25.01.2025, 12:31 Uhr

Beitrag von Jan Menzel

101 Kommentare

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  1. 101.

    PS:

    Wenn sie heute mal Nachrichten geschaut haben, kam rein zufällig genau zu dem Thema ein Bericht und eine gleichzeitige Umfrage. Wie z.B. …

    - Unterschiedliches Netto zwischen Angestellter und Beamter, bei gleichem Job und gleicher Arbeit und gleichen Arbeitgeber. Dies macht da schon ein Unterschied von 700,00 € Netto. Der Bericht hat aber bloß vergessen, das der Unterschied noch größer ist, da Beamte auch noch Vergünstigungen und Zuschläge dazu bekommen.

    - Das zweite was angesprochen wurde ist der Unterschied beim “Kindergeld“ zwischen Normalbürger und Beamter. Beim Beamtem wird es etwas andres genannt, hat habe aber 3 Kindern laut Bericht mehr als das doppelte. Allerdings wurde beim Bericht bei den Punkt auch noch was vergessen. Denn es ist nicht das doppelte, sondern mehr als das dreifache was ein Beamter kriegt. Denn der Beamte kriegt nicht nur diese Zahlungen, sondern das normale Kindergeld auch noch dazu.

  2. 100.

    Ein Unternehmen rein betriebswirtschaftlich zu führen bedeutet, dass der einzige Unternehmenszweck in der Generierung möglichst hoher Gewinne liegt. Die BVG als Einrichtung der Daseinsvorsorge hat aber primär den Auftrag, möglichst flächendeckend Verkehrsverbindungen anzubieten, auch wo sich diese betriebswirtschaftlich nicht rechnen. Am Negativbeispiel der Bahn in ihrem desolaten Zustand sehen wir ja, wo betriebswirtschaftliches Denken hinführt.

  3. 99.

    In Zukunft sollte das Volk mitentscheiden , ob sich Abgeordnete und Politiker höhere Diäten genehmigen können!





  4. 98.

    Und im November stehen die Tarifverhandlungen für alle Landesbeschäftigten an. Auch hier gibt es erheblichen Nachholbedarf.

  5. 97.

    Das Ihnen in ihrer langjährigen Arbeit keine Ebtgelt-Fordering wie hier mit plus 1.600 Euro pro Monat unter gekommen sind, glaube ich Ihnen gerne

  6. 96.

    Immer wieder kommt der Unsinn bezüglich der Diäten.

    Fakt ist, dass die BVG die Mehrkosten intern einsparen werden wird müssen. Aufgrund der desolaten Haushaltslage wird der Senat kaum mehr Geld zur Verfügung stellen können.

    Befürworter dieser maßlosen Forderungen vergessen, dass Geld nicht vom Himmel fällt.

  7. 95.

    Das geht vielen anderen Arbeitnehmern auch so. Der Arbeitsweg fällt in die alleinige Verantwortung des Arbeitnehmers

  8. 94.

    Natürlich ist eine rein betriebswirtschaftliche Unternehmensführung möglich. Fakt ist, dass der Senat die Zuwendung an die BVG nicht erhöhen kann und auch die Erhöhung der Fahrpreise nur extrem begrenzt möglich ist. Daher wird die BVG nur intern sparen können. Keine neuen Stellenbesetzungen mehr, keine Neuanschaffung von Fahrzeugen und Technik.

  9. 93.

    der Herr Senator, wird sich noch gewaltig umgucken

    jetzt ist es nur die BVG
    aber die Tarifverhandlungen beim öffentlichen Dienst haben bereits begonnen
    da sind unter anderen Vivantes und andere Landesbetriebe die den TVÖD Tarifvertrag anbieten dabei

    und die EVG ( Bahngewerkschaft) steht auch schon in den Startlöchern mit ihren Verhandlungen, da wäre dann u.a die S bahn betroffen.

  10. 92.

    Mir ist keine einzige überzogene Forderung der Gewerkschaften bekannt! Ich war viele Jahre ehrenamtliches Mitglied einer Tarifkommission; zu Sitzungen ging ich stets mit Aufträgen meiner Kolleginnen und Kollegen, es wird recht sachlich und an den Bedürfnissen der Beschäftigten entlangüber die Forderung diskutiert. Dann einigt man sich auf eine Zahl, die genung Verhandlungsspielraum lässt, um sich mit den Arbeitgebern zu einigen. Es ist nicht so, dass der Gewerkschaftsvorstand eine Forderung aus dem Hut zieht - Gewerkschaft funktioniert sehr basisdemokratisch. Schließlich sind es die Mitglieder, die notfalls für eine Forderung streiken müssen und das tun sie nur, wenn sie überzeugt sind.
    Wertschätzung drückt sich u. a. auch in der Entlohnung aus.
    Bezüglich Verkehrswende stimme ich ihnen zu.

  11. 91.

    Es wird leider von der Gewerkschaft nicht ausreichend kommuniziert, dass der letzte Tarifvertrag 5 Jahre alt ist. Man konnte damals nicht ahnen, welche Preissteigerungen durch Corona und Ukraine-Krieg hervorgerufen wurden.

    Nun muss der Reallohnverzciht ausgeglichen werden und noch ein Anreiz für neue Mitarbeiter geschaffen werden.

    Da sind die Forderungen noch gerade mal das Mindeste.

  12. 90.

    Der Arbeitgeber hatte fünf Jahre Zeit, sich Gedanken zu machen, wie man eine konkurrenzfähige Bezahlung hinzukriegen.
    Mit der Luftnummer 29-Euroticket, samt ihrer Folgekosten ist das Geld natürlich weniger geworden. Auch für Ausgaben für Aktionen der Außendarstellung, die mit der Beförderung von Fahrgästen nicht das Geringste zu tun haben, war immer Geld da.

  13. 89.

    Ich habe vom DURCHSCHITTLICHEN Gehalt gesprochen und zwar INKL. Zulagen. Ohne Zulagen liegt es bei etwas über 3000€. Ist alles transparent nachlesbar, wenn man denn möchte und kann. Was - konkret - haben Sie dann daran nicht verstanden? Und seit wann duzen wir uns denn, ich kenne Sie doch gar nicht ?!

  14. 88.

    Überzogene Forderungen der Gewerkschaften sind aber auch ähnlich alt. Allein schon die Forderung nach einem 13. Monatsgehalt würde die BVG auf Augenhöhe mit Entgelt-Spitzenreiter Stuttgart bringen - bei kürzeren Wochenarbeitszeit hier in Berlin. 750 Euro plus Schicht- und Fahrdienszulage kommen noch dazu.

    Wir Berliner können aber auch etwas für das Fahrpersonal tun. Zu oft müssen die Fahrer als Sündenböcke herhalten und werden harsch abgegangen, weil der Bus im Stau stand. Das gäbe es kostenlos.

    Seitens der Politik muss es ein klares Bekenntnis zu BVG geben. Das ist eine angemessene Bezahlung, aber auch eine langfristige Strategie im Sinne der Verkehrswende. Gerade die blieb aber über verschiedene Senate aus.

  15. 87.

    Das Gejammere der Arbeitgeber - egal ob privat oder öffentlich - ist sooo langweilig! Ich bin seit 58 Jahre Gewerkschaftsmitglied und so lange erlebe ich das bei jeder Tarifrunde. Die Forderung der Gewerkschaft wird IMMER als überzogen abgetan. Warum fordern wir mehr? Weil das Leben ständig teurer wird. Beschäftigte leisten gute Arbeit und sollen auch gut bezahlt werden. Punkt!
    Welches Menschenbild steckt wohl dahinter, durch das Gejammere arbeitende Menschen so gering zu schätzen? Wenn die Beschäftigten anständig bezahlt werden, gehen sie auch gerne zur Arbeit,machen ihren Job gerne und haben ein gutes Leben. Das nutzt doch uns allen!
    Vor Jahren hatte ver.di ein schönes Motto zur Tarifrunde: "Wir sind es wert!" Darum geht es! Ich lasse mich gerne von einem freundlichen Busfahrer durch die Stadt kutschieren und wenn am Krankenhaus eine zufriedene Krankenschwester einsteigt und mich anlächelt, stimmt mich das fröhlich.

  16. 86.

    Ich bestreite gar nichts und alle meine Äußerungen sind keine persönliche Meinung, sondern basieren auf Tatsachen und Statistiken. Sie sollten mal öfters auch Berichte in den Sachen sehen.

    Mit den Punkten die sie da aufzählen, haben sie nicht unrecht. Aber denken sie ernsthaft, das dies unsere Politiker machen. Ist das nicht eher der Fall, das dies die Leute machen, die dahinter stecken.

    Und sie können auch nicht ernsthaft denken, das jeder Politiker von allen eine Ahnung hat, da sich die Politiker ca. alle 4 Jahre die Ämter zuschieben und tauschen, weil sie eigentlich nach diesen gewissen Zeitraum gesetzlich abtreten müssten. Was die Politiker natürlich nicht machen, weil ihnen die Kohle lieber ist.

  17. 85.

    Da wird mir soooo schlecht wenn ich das höre, das Geld reicht jetzt schon hinten und vorne nicht. Wenn in dem Tarifverhandlungen nicht rum kommt, gehen viele Fahrer und Fahrerinnen, Fahrernachwuchs wird es dann auch nicht mehr geben...dann werden viele Busse und Bahnen nicht mehr fahren!!! Vielleicht einfach mal auf ein paar Diäten verzichten das eigene Gehalt etwas kürzen liebe Politiker dann klappt das schon mit dem Haushaltsgeld!!!

  18. 84.

    Der Spitzensteuersatz ist wiederholt abgesenkt worden. Hier gilt es, wieder zu einer angemessenen Besteuerung hoher Einkommen von mindestens 50% zu kommen. Auch eine Erhöhung von Körperschafts- und Erbschaftssteuer sowie die Wiedereinführung der Vermögenssteuer würden dringend benötigte Staatseinnahmen generieren.

  19. 83.

    Wenn ein CDU Politiker jammert, weil Angestellte einen entsprechenden Lohn fordern, dann ist das Normal.
    Die BVG hat in ihrem Geschäftsbericht allerdings alle Zahlen veröffentlicht, und ooohh man staune, einen deutlichen Gewinn gegenüber dem Vorjahr erwirtschaftet.
    ... nun noch mal zu der Frage, wer die Lohnerhöhung bezahlt... die BVG natürlich! Also mehr Geld für diejenigen, welche die Kohle für die Manager ranschaffen!
    PS: Wozu werden Manager eigentlich benötigt?

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