ÖPNV-Einschränkungen - So kommen Fahrgäste trotz BVG-Streik ans Ziel

So 26.01.25 | 21:59 Uhr
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Symbolbild: morgendlicher Berufsverkehr in Berlin (Bild: imago images/ Jochen Eckel)
Audio: Antenne Brandenburg | 23.01.2025 | Jasmin Becker | Bild: imago images/ Jochen Eckel

Ein ganztägiger Warnstreik bei der BVG bedeutet deutliche Einschränkungen für die Fahrgäste in Berlin. Was fährt noch, welche Alternativen gibt es und welche Rechte haben Fahrgäste?

  • BVG wird am Montag 24 Stunden lang bestreikt
  • Regio-Züge und S-Bahnen fahren - S5 verstärkt Takt
  • volle Straßen und längere Fahrtzeiten erwartet
  • Fahrgäste erhalten bei Streik keine Entschädigungen
  • Aktuelle Informationen gibt's im rbb|24-Liveticker

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sind am Montag von einem ganztägigen Warnstreik betroffen. Die Gewerkschaft Verdi hat am Mittwoch dazu aufgerufen. Laut BVG wird der Streik von Montagmorgen 3 Uhr bis Dienstagmorgen 3 Uhr andauern - aber auch danach könne der Verkehr mit Bussen, U-Bahnen und Straßenbahnen noch unregelmäßig sein.

Die BVG teilte mit, dass während des Warnstreiks alle U-Bahnen und Straßenbahnen sowie die meisten Busse ausfallen.

Die S-Bahnen sind nicht von dem Ausstand betroffen, da sie von der Deutschen Bahn betrieben werden. Auch Regionalzüge von beispielsweise DB oder Odeg fahren nach regulärem Fahrplan.

Die Berliner S-Bahn teilte auf ihrer Webseite mit, dass sie am Streiktag zwischen 9 und 14 Uhr zusätzliche Fahrten der Linie S5 zwischen Mahlsdorf und Lichtenberg anbieten werden. Statt sechs Mal fahren die Züge dann neun Mal pro Stunde.

BVG empfiehlt Ausweichen auf Sharing-Angebote

Linien und Angebote, die im Auftrag der BVG von anderen Unternehmen gefahren werden, sind vom Streik nicht betroffen. Das gilt für den BVG Muva und alle Fähren (F10, F11, F12).

Auch die Buslinien 106, 114, 118, 133, 161, 168, 175, 179, 204, 218, 234, 275, 316, 318, 320, 326, 334, 349, 358, 363, 380, N12, N23, N35, N39, N53, N61, N69, N84, N91, N95, N97 fahren laut BVG.

Die Linien M36, 112, 124, 184, 744, 893 und N68 fahren demnach mit eingeschränktem Angebot.

Laut BVG fahren hier Busse, da die Linien von Subunternehmen im Auftrag der BVG bedient werden. Diese Unternehmen sind nicht von der laufenden Tarifrunde betroffen und werden daher auch nicht bestreikt, wie der rbb auf Nachfrage erfuhr.

Die BVG empfiehlt Fahrgästen zudem, Sharing-Angebote in der BVG-eigenen "Jelbi"-App zu nutzen - also beispielsweise Autos oder E-Roller. Auch Taxis oder Fahrtvermittler wie Uber können eine Alternative für Fahrgäste sein. All diese Angebote sind jedoch kostenpflichtig. Fahrgäste sollten sich vorab auf der BVG-Webseite oder der App über ihre Fahrt informieren.

Selbstverständlich kommt man auch per Fahrrad oder zu Fuß am Streiktag weiter.

Berliner Straßen werden am Streiktag voraussichtlich voller

Erfahrungsgemäß kann es an Streiktagen der BVG voller auf den Straßen werden - Autofahrer sollten vor allem in den Hauptverkehrszeiten mehr Zeit einplanen und sich vorab über ihre Fahrroute informieren.

Insbesondere im Bereich Dreieck Charlottenburg und Dreieck Neukölln sowie an der Baustelle auf der A115 im Bereich Kreuz Zehlendorf ist mit erheblichen Rückstau zu rechnen, so die Verkehrsinformationszentrale auf ihrer Webseite. Auch auf den zuführenden Bundesstraßen wie z. B. B1, B2, B5, B96, B96a und B158 sollten Autofahrer deutlich mehr Zeit einplanen.

Im Berliner Stadtgebiet wird an den ohnehin schon hoch belasteten Streckenabschnitten mit nochmals deutlich längeren Fahrzeiten gerechnet. Betroffen hiervon sind insbesondere folgende Bereiche:

  • Adlershof und Altglienicke:
    im Bereich Köpenicker Straße und Ernst-Ruska-Ufer
  • Friedrichshain:
    an der Baustelle Petersburger Straße und Elsenbrücke sowie rund um das Ostkreuz
  • Gesundbrunnen:
    im Bereich Osloer Straße und Wollankstraße
  • Haselhorst:
    auf der Straße Am Juliusturm und der Baustelle am Ferdinand-Friedensburg-Platz
  • Lichterfelde:
    im Bereich Hindenburgdamm, Ostpreußendamm und Königsberger Straße
  • Marzahn:
    an der Baustelle Landsberger Allee in Höhe B158 sowie im Bereich der Landsberger Chaussee
  • Mitte:
    rund um den Alexanderplatz und die Baustelle Mühlendammbrücke
  • Neukölln:
    im Bereich Karl-Marx-Straße, Hermannstraße und Grenzallee
  • Prenzlauer Berg:
    an der Baustelle Greifswalder Straße und im Bereich Prenzlauer Promenade
  • Wedding:
    an der Baustelle auf der Seestraße und im Bereich Müllerstraße
  • Westend:
    an der Baustelle Heerstraße sowie im Bereich Theodor-Heuss-Platz und Messedamm

Streik bei BVG: Keine Entschädigungen wegen "höherer Gewalt"

Wer am Montag auf Bus, U-Bahn oder Tram angewiesen wäre und dadurch zu spät kommt oder Termine versäumt, kann nicht mit Entschädigungen rechnen.

Denn Streik gilt bei der BVG als "höhere Gewalt". Diese Art von Ereignissen schließen aus, dass Inhaber von Monats- oder Wochenkarten sowie dem Deutschlandticket entschädigt werden oder Nachlässe für Ausfälle, Umwege oder Nicht-weiterkommen erhalten.

Zu "höherer Gewalt" zählen unter anderem Naturkatastrophen und -ereignisse wie Überschwemmungen oder Unwetter, aber auch Brände, Sabotageakte, Terrorismus - und eben Streik. Darauf berufen sich auch Eisenbahnverkehrsunternehmen wie die Deutsche Bahn oder die Odeg. Die BVG ist zwar kein Eisenbahnverkehrsunternehmen, stuft den Streik aber wie eines ein, so die Verkehrsbetriebe auf Anfrage des rbb.

Juristisch sind Warnstreiks wie Vollstreiks verfassungsrechtlich als Grundrecht garantiert, leiten sich ab von der "Koalitions- und Vereinsfreiheit", die im Grundgesetz verankert ist (Artikel 9 Absatz 3).

Streik gilt für Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmer als sogenanntes "Wegerisiko". Denn obwohl Streiks dafür sorgen können, dass man zu spät oder gar nicht zum Arbeitsplatz gelangt, liegt es an den Arbeitnehmenden, "zumutbare Vorkehrungen" [www.igmetall.de] dagegen zu treffen. Wer zu spät kommt und nicht Bescheid sagt, muss mit Konsequenzen rechnen.

Wer am Streiktag ein Taxi nehmen muss, um zur Arbeit zu kommen, hat keinen Anspruch auf Kostenerstattung vom Arbeitgeber. Wer komplett daran gehindert wird, am Streiktag seinen Arbeitsplatz zu erreichen, sollte einen Urlaubstag oder Gleitzeit nehmen. Auch das Home Office kann - sofern es angeboten wird - eine Alternative sein.

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.01.2025, 7:30 Uhr

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105 Kommentare

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  1. 105.

    Die ambul. Pflegedienste verfügen im Allgemeinen meist über ihren firmeneigenen kl. Dienstwagen-Fuhrpark(- der besteht minimal aus einigen wenigen Kleinwagen). Oder ist das bei Ihnen ganz anders, Boris? Erledigen Ihre Mitarbeitenden und Sie alles dienstliche stets komplett ohne PKWs? Falls es den Angestellten Pflegekräften nicht anders möglich ist an ihren zentralen Dienstort zu gelangen, lässt es sich ausnahmsweise auch so regeln, dass sie sich am Vorabend des Streiktages nach Dienstschluss einen dieser Firmen-Kleinwagen ausborgen, den sie dann bis an ihren Wohnort lenken. Damit kann am Morgen des Streiktages dann die Anfahrt zur Leitstelle/zum Pflegedienstbüro erfolgen. Somit könnten einige ihrer Angestellten doch zur Arbeit gelangen, um das Notwendigste vor Ort zu verrichten.

  2. 104.

    Ich möchte mich beim RBB für die lebensnotwendigen Ratschläge bedanken zum Streik. Ich wäre selbst nie darauf gekommen, dass Fahrrad oder zu Fuss gehen trotz Streik funktioniert.

  3. 103.

    Boris, bei uns ist das heute auch so. In unserer Beatmungsgruppe ist von 6 Mitarbeitern nur 1 heute da. Zur Not kommt halt der Notarzt. Leihpersonal kann man aus Kostengründen nicht mehr einsetzen

  4. 102.

    Nein, können nicht alle und müssen es auch nicht. Dann haben die Kunden Pech. Zur Not kommt der Notarzt zur Medikamentengabe und zu den beatmungspatienten, wenn keine Versorgung durch Angehörige möglich ist.

  5. 101.

    Erstens kann ich keine Unmöglichkeiten vom Personal verlangen. Kosten für Taxi ect sind eh vom Kunden zu tragen.

    Nur leider gab's nichts mehr zum bestellen

  6. 100.

    Leider sind viele Angehörige nicht in der Lage, zu pflegen. Unsere Patienten werden heute ohne Insulin und andere Medikamente bleiben. Beatmungspatienten ebenso. Zur Not müssen die Angehörigen zur Insulingabe und zum Absaugen den Notarzt kommen lassen. Meine MitarbeiterInnen kommen heute nicht zur Arbeit.

  7. 99.

    Na ja ..., die BVG ist nicht völlig alternativlos und hat ihre „Mitbewerber“. Jedoch sehe ich, ebenso wie Jan, den Umfang der breiten BVG-Reklame, die drolligen oder übertrieben frechen Slogans und ihre überaus weitgesteckten Marketing-Kanäle und -Strategien total kritisch. Das Kerngeschäft der BVG ist zuverlässiger Fahrgasttransport und -Sicherheit, das sind selbstverständliche Anspruchsmerkmale und Leistungsziele für die es kein Extra-Marketing bedarf. Lediglich hinlängliche Finanzierung im Personalwesen plus in der Fahrzeugtechnik/ -Entwicklung.

  8. 98.

    Sofern die bei der BVG tätigen Angehörigen ihrer zu versorgenden Klienten dort in der Gewerkschaft sind, haben die am Streiktag frei. Somit haben diese dann selbst auch mehr Freiraum, um persönlich in Eigenleistung die Grundpflege ihrer Familienmitglieder sicher zu stellen. Bzw. den teilweisen verhinderungsbedingten Ausfall des ambulanten pflegerischen Fachpersonals für einen Tag zu überbrücken. Einen Tag, ja sogar ein gesamtes Wochenende in pflegerischer Eigenregie, können die meisten Privathaushalte i. d. R. gut bestreiten (kompensieren). Diese Erfahrung machte ich, als ich selbst einst mehrere Jahre auf die Versorgung ambulanter Pflegedienste angewiesen war. Es sei denn sie erhalten palliativ Opiate oder der Streik weitet sich über eine Woche aus, das ist (auch rechtlich) unmöglich in improvisierter privater Not-Betreuung abzudecken.

  9. 97.

    Als ob die meisten Berliner nicht wüssten, wohin mit dem Geld.
    Unabhängig davon ist es natürlich schwach, wenn die BVG ohne Angebot in die Verhandlungen geht. Und wenn man sich das Streckennetz ansieht, muss man feststellen, dass es Bezirke gibt, die heute abgeschnitten sind, weil es auch keine S Bahn gibt...

  10. 96.

    Lol okay. Mein Chef würde mich einfach rausschmeissen wenn ich wegen BVG Streik nicht zu Arbeit käme. Solange kein Katastrophenfall ausgerufen ist hat der Arbeitnehmer dafür zu sorgen, dass er pünktlich erscheint. Im Zweifel muss man halt Hundert Euro für ein Taxi hinlegen. Wie wär's denn wenn Ihre Firma mal ein paar Sammeltaxis für die Mitarbeiter organisieren würde?

  11. 95.

    Das ist Mal wieder das Letzte, es wird Mal wieder auf die Arbeiten abgelegt.

  12. 94.

    Für den Schülerverkehr sehe ich das größte Problem, durch die inzwischen stattgefundene Streuung (Kids und Teens besuchen nicht mehr die wohnortnächste Schule - mittlerweile Regel und keine Ausnahme) wird ein Erreichen der Schule erschwert oder unmöglich. Fahrrad ist keine gangbare Alternative, wenn Wetter und Distanz nicht mitspielen. Elterntaxi steht oftmals nicht zur Verfügung und ein "echtes" Taxi ist zu teuer. Wer am Mo. unter all diesen Umständen eine Klassenarbeit schreiben soll o. Vglbrs., tut mir Leid. Viel Glück fürs Nachschreiben...

  13. 93.

    Eintägige Streiks bei der BVG machen kaum Sinn. Die meisten haben Monatstickets, deshalb gibt es kaum Einbußen. Die einzigen, die darunter leiden müssen, sind die Fahrgäste.

  14. 92.

    Warum hat Verdi für den eintägigen Warnstreik ausgerechnet den 27.1. auserkoren, also den bundesweiten Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus? Warum behindert man den Verkehr ausgerechnet an einem Tag, an dem zahlreiche Teilnehmer die diversen politischen und religiösen Gedenkveranstaltungen im Berliner Stadtgebiet besuchen woll(t)en? Wer dieses Datum für einen Streik festgelegt hat, sollte sich für seine Respektlosigkeit schämen.

  15. 91.

    Wo bleibt die Liebe zum Personal? Der Vorstand der BVG sagt immer es ist Geld da, wo denn?
    Wir ÖPNV/er in Berlin sind auf dem letzten Platz Deutschlandweit. Das nennt sich Hauptstadt?
    Wenn Hauptstadt, dann bitte auch für alle einen angemessenen Lohn. Berlin steht zusammen. BSR, BVG, Pflege, alle streiken heute mit. Solidarisch, und das macht mich stolz. Sollte die Forderung von Verdi scheitern, drohen Massenkündigungen. Da sprechen wir nicht mehr über Ausfälle von U- Bahnen, Tram oder Bussen, sondern von Linieneinstellungen. Die BVG darf nur 8% der Linien fremd vergeben.

  16. 90.

    Na und! Abwenden & wem irgendwas nicht passt, kann auch Abhauen. Den Berlinern ist‘s egal…

  17. 89.

    Der ÖPNV muss stärker automatisiert und digitalisiert werden. Dann sind die Berlinerinnen und Berliner nicht so abhängig von Streiks in der Zukunft. In Hamburg kommt dieses Jahr auch autonomen Fahren auf Strassen, in Nürnberg und im Ausland gehören autonom fahrende Züge schon sehr lange zum Alltag. Es wird Zeit, Berlin!

  18. 88.

    Und wie soll ich bitte Jelbi nutzen wenn mein Paypal abgewiesen wird? Logpay scheint unseriös zu sein. Der Support ist auch unfähig das Problem zu lösen.
    Taxi und Uber ist eher ein Witz bei den Kosten über 5 km. Und wenn alle gleichzeitig zur Arbeit müssen sind diese ausgebucht und die Preise steigen auch.

  19. 87.

    Aber auch Pfleger, Krankenhauspersonal, Polizisten, Feuerwehren, etc. können Auto, Taxi oder auch Fahrrad fahren, oder?

  20. 86.

    Die BVG hat angekündigt, dass bis zum 31.1 ein Angebot vorliegt.

    Es ist unprofessionell, schon vor Abgabe eines Angebotes zu streiken. Typisch für Verdi ist dieses unprofessionelle Verhalten

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