Impfzentren bleiben - Brandenburger Landesregierung setzt sich im Impf-Streit durch

Di 11.05.21 | 08:06 Uhr
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Impfzetnrum in den Messehallen von Frankfurt Oder (Quelle: imago images/JeanMW)
Audio: Inforadio | 11.05.2021 | Amelie Ernst | Bild: imago images/JeanMW

Brandenburg hängt bei der Impfquote hinterher - auch weil Landesregierung und Kassenärzte über die richtige Impfstrategie streiten. Auf einem Impfgipfel am Montag wurde der Kurs klargemacht: Die Impfzentren bleiben.

Mal sind die Kräfte "gebündelt", mal sind sie "vereint": Mit sprachlichen Kniffen versuchen die Akteure des Brandenburger Impfgipfels am Montag darüber hinwegzutäuschen, wie angespannt die Stimmung am Verhandlungstisch offenbar ist. Seit Wochen fordern die Vertreter der niedergelassenen Ärzteschaft mit zunehmender Lautstärke, das Impfen auf die vermeintlich kompetenteren Praxen zu konzentrieren - sehr zum Ärger der Landesregierung, die weiter an den Impfzentren als Absicherung der Impfziele festhalten will. Nach stundenlangen Verhandlungen setzt sich am späten Montagabend schließlich die Politik durch: Die Impfzentren bleiben, und die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) wird in die Pflicht genommen.

Woidke: "Impfzentren werden weiter gebraucht"

Bis Ende Juli muss die KVBB elf der 13 Brandenburger Impfzentren weiter betreiben. Sie darf sie zwar Stück für Stück den jeweiligen Kommunen übergeben, allerdings bleiben die Zentren auch nach dem Sommer weiter in Betrieb - dann eben nicht mehr mit niedergelassenen Ärzten, sondern mit Unterstützung des Deutschen Roten Kreuzes und von Hilfsorganisationen.

"Jetzt sind wir auch einig, dass wir die Impfzentren weiter brauchen", betont Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) nach dem Impfgipfel, und schließt damit ausdrücklich auch die widerspenstige KVBB ein. Ohne die Impfzentren seien die angepeilten 200.000 Impfungen pro Woche nämlich nicht zu schaffen. Die Finanzierung durch den Bund sei ohnehin "bis in den September hinein" gesichert, sagt Woidke.

Ein Impf-Monopol der Arztpraxen wird es also nicht so bald geben. Zumal bald auch Betriebsärzte impfen sollen - und zwar nicht nur Angestellte des jeweiligen Betriebs, sondern jeden, der eine Impfung braucht. Zudem sollen die Kommunen in Märkisch-Oderland, Oder-Spree, Oberspreewald-Lausitz, Spree-Neiße und Potsdam-Mittelmark wöchentlich 18.000 Impfdosen für eigene Impfprojekte bekommen. Damit soll Menschen geimpft werden, die bisher weder von Impfzentren, noch von niedergelassenen versorgt werden konnten.

Praxen sollen Astra-Bestände verimpfen

Die Kassenärztliche Vereinigung wiederum gerät nach dem Impfgipfel unter Zugzwang: Sie hat nun zugesichert, noch im Mai 100.000 Impfungen wöchentlich sicherzustellen. Ab Juni sollen es dann 150.000 Impfungen pro Woche werden.

Dabei müssen sich die Praxen die Impfdosen weiterhin selbst über die Apotheken und den Großhandel Impfstoff besorgen. Darunter auch den unbeliebten Impfstoff von Astrazeneca: "Die KVBB wird die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte auffordern, dafür die Bestellmöglichkeiten für alle angebotenen Impfstoffe vollständig zu nutzen", heißt es in der gemeinsamen Abschlusserklärung des Gipfels. Zudem werden die Praxen sehr direkt aufgefordert, ihre Astra-Lagerbestände zu verimpfen - ihn auch an Personen zu verimpfen, "die nicht Patientin oder Patient in der jeweiligen Praxis sind".

Voraussetzung bleibt allerdings, dass die Impfstoff-Lieferungen so erfolgen, wie der Bund sie angekündigt hat. In diesem Punkt zeigt sich Woidke zuversichtlich: "Die Zusagen des Bundes sind zunehmend verlässlicher geworden."

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.05.2021, 9:30 Uhr

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56 Kommentare

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  1. 56.

    Die geforderte Bevorzugung der Hausarztpraxen sollte doch nur dazu dienen, der dort stattfindenden Mauschelei und Bevorzugung bestimmter Patienten Vorschub zu leisten. An Impfpriorisierung wollten sich die Hausärzte ja ohnehin nicht halten, und keiner darf fragen, was dort mit der siebten Dosis passiert.
    Gottseidank wirde zugunsten der Impfzentren entschieden.

  2. 55.

    Es ist schön, wenn euer Hausarzt das so macht. Das ist aber dann eher die Ausnahme und keinesfalls die Regel. Man sollte sich mal langsam von seinem Wunschdenken lösen und die Realität so wahrnehmen wie sie ist.
    Und vielleicht noch was zum Thema. Viele Hausärzte haben geimpft wegen den Biontechzuweisungen. Wenn die jetzt wegbleiben, werden es deutlich weniger. Ich habe bereits konkrete Aussagen dazu.

  3. 54.

    Das Saarland hat auch viel weniger Einwohner und weniger Fläche also kürzere Wege und eine jüngere Demografiestruktur.

  4. 53.

    Das Saarland hatzusatzliche Impfdosen erhalten. Nur deshalb die hohe Impfquote.

  5. 52.

    Ganz falsch, ich bin ein absoluter Impfbefürworter. Wie am 4.1.21 die Terminvergabe in Brandenburg begann, war mir klar das das nicht funktionieren kann. Nicht weil ich alles negativ sehe, sondern weil die Nummer dafür technisch ungeeignet ist, ohne technisch nach zu rüsten und Agenten zuzuschalten, ist genau das passiert was man hätte wissen müssen, alles zusammengebrochen. Andere Bundesländer hatten ganz super Ideen, das Thema Erreichbarkeit zu lösen. Das würde aber hier den Rahmen sprengen, ihnen das zu erläutern. Das soll auch nur ein Beispiel sein. Vielleicht sollten sie auch bedenken, das es Berufe gibt in denen man mit der Umsetzung großer Anforderungen ähnlicher Art Erfahrungen hat. Glauben sie mir ich weiß wo von ich rede, deshalb find ich es auch so unerträglich.

  6. 51.

    Richtig, denn ohne die geht es nicht. Man sollte sich bei der KVBB endlich mit dem Kompetenzgerangel zurück halten und sich mehr der eigentlichen Aufgabe widmen (vgl. auch #27). Unter der Führung von Stübgen hat sich einiges gebessert und es wurde Zeit, dass Woidke, wie hier mehrfach gefordert, jetzt endlich die "Spielregeln" nochmal klar und eindeutig definiert hat, sonst würde man in einem halben Jahr vor lauter Kleinkrieg noch genauso weit sein wie jetzt.
    Ich hatte im o.g. Kommentar auch auf die wachsenden Aufgaben hingewiesen, die sich aus dem Aufwachsen des Kreises der Impfberechtigten (durch Hinzukommen der Jugendlichen) ergeben werden. Zickerei sollte jetzt zurück treten. Es ist eine Aufgabe zu erfüllen.

  7. 50.

    Unser Hausarzt hat nach der Sprechstunde Impftermine vergeben, gut strukturiert, AstraZeneca wurde während der Sprechstunde verimpft und nein, ein Arzt darf innerhalb der Sprechzeit nicht unerreichbar sein. Welcher Arzt in welcher Praxis soll das den so praktizieren, einfach mal die Praxis namentlich benennen, dann kann man Ihre Aussage mit dem Hausarzt abgleichen.

  8. 49.

    Nochmal: Was ist wenn eine Praxis vor Überlastung wegen dem Impfen nicht das Telefon bedienen kann um NORMALE Termine zu machen? "SIE IST TELEFONISCH NICHT ERREICHBAR."

    War zu Anfang bei der 115116 genauso, aber das ist vermutlich in Elbe/Elster unbemerkt vorbeigegangen. Es soll ja noch Gegenden in BB geben, wo der Mond noch mit der Stange weitergeschoben wird.

  9. 48.

    Deshalb bekommen die Pracen nichts mehr, weil ein Kreis unwichtiger Pokitiker es glaubt besser zu wissen.

    Diese Riege Menschenfeinde gehört ein für alle mal abgewählt.

  10. 47.

    Seltsam. vor paar Wochen wurde hier das Saarland in den Kommentaren unter 2 versch Artikel noch als großes Vorbild beim Impfen gelobt, obwohl man weder die Sozialstruktur, noch die Einwohnerzahl, Fläche oder Bevölkerungsdichte des Stadtstaates Saarlandes mit dem Flächenland Brandenburg annähernd vergleichen kann!

  11. 46.

    Nur mit dem kleinen Unterschied, dass das Saarland schon gut 10% mehr Leute als Brandenburg erstgeimpft hat. Und von daher leider Recht hat.

  12. 45.

    Ein Pyrrhussieg, wer ersetzt denn in den Impfzentren die niedergelassen Ärzte, die lieber in ihren Praxen impfen? Ohne das Engagement der niedergelassen Ärzte sind die Impfzentren doch aufgeschmissen. Oder zaubert die Landesregierung jetzt irgendwo Mediziner aus dem Hut? Irgendwie sieht das so aus, als will unsere Landesregierung da weiter einen Fuß in der Tür haben will... Einen Termin im Impfzentren zu bekommen, war zeitweise ziemlich schwer und dann noch Termine im Impfzentrum am anderen Ende des Landes in einem anderen Landkreis, sollten wir unsere Mobilität nicht reduzieren... Aber am besten, man einigt sich im Guten ohne einander den Impfstoff abzufragen...

  13. 44.

    Rotzfrech hin oder her. Mich nervt die ständig Nörgelei und das Gemotze. Bei uns in der „Ostzone“ sind die Arztpraxen erreichbar. Außerdem finde ich ihren anmaßende Ton unangemessen und das hat nichts mit Demokratieverständnis zu tun sondern mit Anstand und einem gewissen Bildungsniveau. Sie werfen den Verantwortlichen Verantwortungslosigkeit vor, wissen Sie überhaupt was das ist?????

  14. 43.

    Die Landesregierung hat gezeigt, dass die Unfähigkeit gesiegt hat. Kompetenzgerangel und Streitereien dominieren und nicht der Wille zum Impfen. Entweder kommt ein radikaler Wechsel um wenigsten alle über 80 zu impfen oder das nächsste Wahlergebnis wird für Überraschungen sorgen. Die politische Führung kümmert sich nur um sich selbst. Denkt aber über den wegfallder Prio-gruppen nach. Ist aber erst möglich wenn Prio-gruppe 3 vollständig
    geimpft ist (also ca. Dez. 2021).

  15. 42.

    Neben den Sprechzeiten in der Praxis macht mein Hausarzt auch Hausbesuche, sowie Patientenbesuche in Pflegeheimen ect....soll er das nachts machen?

  16. 41.

    Die Praxen der Hausärzte impfen nach den normalen Sprechstunden, bei uns z.B. Dienstags,
    telefonisch zu erreichen sind die Ärzte trotzdem, wenn der Arzt noch praktiziert...

  17. 40.

    Wenn die Impfzentren allein Termine und Impfstoff verwalten könnten, wären sie noch effizienter als sie so schon sind.
    Meine Frau und ich wurden im IZ Frankfurt/Oder geimpft. Tolle Logistik und überaus umsichtig und höflich. Wir mussten zwar bisher 3 x nach Frankfurt fahren und für meine Zweitimpfung auch ein viertes Mal und trotzdem, wir haben es nicht bereut. Das Impfzentrum hätte uns auch gerne zusammen geimpft. Die haben aber auf die Termine leider keinen Einfluss und der Impfstoff ist abgezählt. Trotzdem Danke für die tolle Arbeit.

  18. 39.

    Die Impfzentren müssen bleiben. Gerade wenn es irgendwann um die Impfungen der 20, 30 und 40 jährigen geht sind die Impfzentren gefragt. Viele haben nämlich gar keinen Hausarzt und telefonieren sich dann durch die Praxen. Was für ein Unsinn. Dagegen kann online ein Termin im Impfzentrum gebucht werden. Außerdem hängt es doch sehr vom Patientenstamm der Hausärzte ab wie schnell man einen Termin dort zur Impfung bekommt. Es gibt Gegenden da liegt der Altersdurchschnitt weit über 60 und da hat man im mittleren Alter keine Chance geimpft zu werden selbst wenn man einen Angehörigen pflegt. Die Impfzentren können hier ausgleichen. Wir brauchen Beides!

  19. 37.

    Bernd hat hinsichtlich seiner Meinung keinen Befürworter in mir, aber in punkto Erreichbarkeit der Hausarztpraxen kann ich dies bestätigen. Meine HA-Praxis wurde telefonisch so „überfallen“, dass dann fast nur noch der AB lief und mitgeteilt wurde, dass der Anrufer nach kurzer Schilderung seines Anliegens zurückgerufen wird oder eine Email schicken soll.

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