Impfzentren bleiben - Brandenburger Landesregierung setzt sich im Impf-Streit durch
Brandenburg hängt bei der Impfquote hinterher - auch weil Landesregierung und Kassenärzte über die richtige Impfstrategie streiten. Auf einem Impfgipfel am Montag wurde der Kurs klargemacht: Die Impfzentren bleiben.
Mal sind die Kräfte "gebündelt", mal sind sie "vereint": Mit sprachlichen Kniffen versuchen die Akteure des Brandenburger Impfgipfels am Montag darüber hinwegzutäuschen, wie angespannt die Stimmung am Verhandlungstisch offenbar ist. Seit Wochen fordern die Vertreter der niedergelassenen Ärzteschaft mit zunehmender Lautstärke, das Impfen auf die vermeintlich kompetenteren Praxen zu konzentrieren - sehr zum Ärger der Landesregierung, die weiter an den Impfzentren als Absicherung der Impfziele festhalten will. Nach stundenlangen Verhandlungen setzt sich am späten Montagabend schließlich die Politik durch: Die Impfzentren bleiben, und die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) wird in die Pflicht genommen.
Woidke: "Impfzentren werden weiter gebraucht"
Bis Ende Juli muss die KVBB elf der 13 Brandenburger Impfzentren weiter betreiben. Sie darf sie zwar Stück für Stück den jeweiligen Kommunen übergeben, allerdings bleiben die Zentren auch nach dem Sommer weiter in Betrieb - dann eben nicht mehr mit niedergelassenen Ärzten, sondern mit Unterstützung des Deutschen Roten Kreuzes und von Hilfsorganisationen.
"Jetzt sind wir auch einig, dass wir die Impfzentren weiter brauchen", betont Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) nach dem Impfgipfel, und schließt damit ausdrücklich auch die widerspenstige KVBB ein. Ohne die Impfzentren seien die angepeilten 200.000 Impfungen pro Woche nämlich nicht zu schaffen. Die Finanzierung durch den Bund sei ohnehin "bis in den September hinein" gesichert, sagt Woidke.
Ein Impf-Monopol der Arztpraxen wird es also nicht so bald geben. Zumal bald auch Betriebsärzte impfen sollen - und zwar nicht nur Angestellte des jeweiligen Betriebs, sondern jeden, der eine Impfung braucht. Zudem sollen die Kommunen in Märkisch-Oderland, Oder-Spree, Oberspreewald-Lausitz, Spree-Neiße und Potsdam-Mittelmark wöchentlich 18.000 Impfdosen für eigene Impfprojekte bekommen. Damit soll Menschen geimpft werden, die bisher weder von Impfzentren, noch von niedergelassenen versorgt werden konnten.
Praxen sollen Astra-Bestände verimpfen
Die Kassenärztliche Vereinigung wiederum gerät nach dem Impfgipfel unter Zugzwang: Sie hat nun zugesichert, noch im Mai 100.000 Impfungen wöchentlich sicherzustellen. Ab Juni sollen es dann 150.000 Impfungen pro Woche werden.
Dabei müssen sich die Praxen die Impfdosen weiterhin selbst über die Apotheken und den Großhandel Impfstoff besorgen. Darunter auch den unbeliebten Impfstoff von Astrazeneca: "Die KVBB wird die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte auffordern, dafür die Bestellmöglichkeiten für alle angebotenen Impfstoffe vollständig zu nutzen", heißt es in der gemeinsamen Abschlusserklärung des Gipfels. Zudem werden die Praxen sehr direkt aufgefordert, ihre Astra-Lagerbestände zu verimpfen - ihn auch an Personen zu verimpfen, "die nicht Patientin oder Patient in der jeweiligen Praxis sind".
Voraussetzung bleibt allerdings, dass die Impfstoff-Lieferungen so erfolgen, wie der Bund sie angekündigt hat. In diesem Punkt zeigt sich Woidke zuversichtlich: "Die Zusagen des Bundes sind zunehmend verlässlicher geworden."
Sendung: Antenne Brandenburg, 11.05.2021, 9:30 Uhr