Drive-in und lange Impfnacht - Kalayci plant weitere kreative Impfaktionen für Berlin

Mi 14.07.21 | 09:14 Uhr
  56
Dilek Kalayci (SPD), Gesundheitssenatorin von Berlin (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Audio: Inforadio | 14.07.2021 | Dilek Kalyci | Bild: dpa/Christoph Soeder

Wie kann die Impfquote gesteigert und mehr junge Leute überzeugt werden, sich impfen zu lassen? Während der Senat mit kreativen Impfaktionen experimentiert, könnte sich der Neuköllner Amtsarzt so etwas wie Corona-Lotterien nach US-Vorbild vorstellen.

Die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) will kreative Impf-Aktionen in der ganzen Stadt ausrollen. Sie sagte am Mittwoch dem rbb, Aktionen wie die auf dem Ikea-Parkplatz in Lichtenberg am kommenden Samstag oder ein Impfmobil auf dem Hermannplatz sollten vor allem junge Menschen dazu animieren, sich impfen zu lassen.

"Das ist erst einmal der Anfang", unterstrich die SPD-Politikerin. So etwas sollte möglichst überall in Berlin angeboten werden. Geplant sei außerdem eine "lange Nacht des Impfens", gemeinsam mit der Clubszene beispielsweise in der Arena. Kalayci sagte, sie wolle auch die über 18-Jährigen anschreiben, um sie zu motivieren, sich impfen zu lassen.

"Bester Weg um Jüngere zu erreichen"

Die erste Impfparty in Deutschland stieg am vergangenen Mittwoch in der Hansestadt Attendorn in Nordrhein-Westfalen. Zu der vierstündigen Party kamen knapp 160 Menschen ab 16 Jahren, so der Leiter des Impfzentrums, Stefan Spieren auf rbb|24 Anfrage. "Das ist das Dreifache von dem, was wir gerade in unserem Impfzentrum impfen", so Spieren. Ein stadtbekannter DJ legte zu alkoholfreien Cocktails auf, verimpft wurde Biontech. Den Zweittermin können die jungen Erwachsenen dann im Impfzentrum wahrnehmen. Die meisten hätten von der Party über Social Media erfahren, erzählt Spieren. "Dafür sind wir erst angefeindet worden, aber es ist der beste Weg, um die Jüngeren zu erreichen!" Die Aktion sei mittlerweile Modell für ganz Nordrhein-Westfalen, sagte Spieren.

Impfpflicht-Debatte hält Kalayci für verfrüht

Generell laufe die Berliner Impfkampagne gut, sie sei bisher sehr erfolgreich. "Das Ziel, die Älteren zu impfen, ist uns sehr gut gelungen. Die RKI-Zahlen zeigen, dass bei den über 60-Jährigen Berlin unter den 16 Bundesländern Nummer eins ist mit 76 Prozent vollständig Geimpften", so die Gesundheitssenatorin. Das sei eine sehr gute Quote.

Die Diskussion über eine Impf-Plicht in Deutschland hält Kalayci für verfrüht. Insgesamt sei eine hohe Impfbereitschaft da. "Zugegeben, es reicht noch nicht (...) für eine Grundimmunisierung und, ich sage mal, Kontrolle der Pandemie", so die Senatorin. Einer aktuellen Befragung zufolge würden nur 36 Prozent sagen, dass ihre Impfung auch andere schützt. Kalayci sagte: "Ich glaube, das ist tatsächlich noch etwas, wo aufgeklärt werden muss, dass der Impfschutz nicht nur ein individueller Impfschutz ist, für mich persönlich, für mein Umfeld, sondern auch ein Beitrag für die Grundimmunisierung, für die Herdenimmunisierung."

Neukölln sich gegen Impfanreize wie Gutscheine oder Geld aus

Unterdessen hat sich der Amtsarzt von Berlin-Neukölln, Nicolai Savaskan, gegen Gutscheine oder Geld als Impfanreiz in der Corona-Pandemie ausgesprochen. Er sagte, das würde wohl eher Skepsis auslösen. Die Leute seien es nicht gewohnt, von Behörden Geld geschenkt zu bekommen. "Sie würden sich fragen: Was will der Staat mir hier verkaufen?". Deutschland habe eine gute Gesundheitsversorgung. "Das passt einfach nicht ins System", sagte Savaskan.

Anders sieht er ein spielerisches Herangehen wie in den USA, wo es Corona-Lotterien gibt. "So etwas könnte ich mir auch bei uns vorstellen. Der X-Millionste Impfwillige knackt dann den Jackpot oder Ähnliches", sagte er.

Neukölln geht mit Fremdsprachen-visierten Mitarbeitern beispielsweise auf Wochenmärkte

Neuköllns Gesundheitsamt setzt bereits seit dem Frühjahr auf individuelle und kultursensible Corona-Beratung im Alltag, zum Beispiel auf Wochenmärkten, in Einkaufszentren oder in Parks. Dazu gehört in sozial schwachen Kiezen mit einem hohen Migrantenanteil auch das Interkulturelle Aufklärungsteam. Dessen fünf Mitarbeiter beherrschen zusammen 13 Fremdsprachen. Schon seit dem Frühjahr fordert Savaskan für Amtsärzte die Möglichkeit, bei solch niedrigschwelliger Beratung direkt auch Impfangebote zu machen, um Lücken zu schließen. Damit solle es bald losgehen, sagte Savaskan.

Sendung: Inforadio, 14.07.2021, 07:40 Uhr

Was Sie jetzt wissen müssen

56 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 56.

    Hallo Adrian: Da bist Du falsch informiert. Von den Totimpfstoffen haben sowohl der US-amerikanische als auch der kubanische eine Wirksamkeit von 90% und mehr. (AstraZeneca dagegen hat nur 80%.)

  2. 55.

    Mir fehlt inzwischen das Vertrauen, dieses hin und her von Regelungen der Impfstoffe: die eine Woche heißt es dieser Abstand wird empfohlen, in der anderen Woche heißt es, so und so hat es sich als wirksamer erwiesen und drei Wochen später: lass uns den Zeitraum verkürzen, dann sind wir schneller fertig...Nicht zu vergessen: "der eine Impfstoff verursacht schwere Nebenwirkungen, lasst ihn mit einem anderen Impfstoff kombinieren, das wird wahrscheinlich auch noch die Wirksamkeit erhöhen". Plötzlich zu vermuten, dass zwei verschiedene Impfstoffe besser wirksam sind und das einfach mal zu verimpfen, da war es für mich vorbei mit dem Vertrauen. Ich informiere mich erstmal weiter über die Studien und will da keine Impfpflicht.

  3. 54.

    Die Impfpflicht durch die Hintertür ist ja auch bei uns schon im Anmarsch (siehe Söder). Die Frage bleibt warum sich der Staat dann nicht ehrlich macht und eine echte Impfpflicht einführt? Womöglich weil er dann für ALLE Impfschäden haften müsste und das kann bei einem Impfstoff zu dem noch überhaupt keine Langzeitstudien vorliegen (geschweige denn zu den Folgen der jetzt hektisch propagierten Kreuzimpfungen) ziemlich teuer werden.

  4. 53.

    Das glauben Sie doch selbst nicht. Im Impfzentrum sind jetzt jederzeit Termine verfügbar.
    Und bei Ihrer Hausärztin muss dann wohl auch etwas schieflaufen, am mangelnden Impfstoff kann es jedenfalls nicht liegen.

  5. 52.

    Von Mitmenschen als "Virenschleuder" zu sprechen finde ich äußerst unangemessen und wird auch der Tatsache nicht gerecht, dass knapp 96 % der Deutschen bisher nicht positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden.
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1110467/umfrage/infektionsrate-beim-coronavirus-nach-laendern/
    Oder meinen Sie den Umstand, dass Menschen grundsätzlich Virenschleudern sind (Herpes, HPV, HIV, Ebola, Influenza, Coronaviren, etc.)? https://flexikon.doccheck.com/de/Klinisch_relevante_Viren
    So ein Impfstoff vorhanden ist, soll der Impfstatus ebenfalls abgefragt werden oder werden da Impflücken und fehlende Auffrischimpfungen akzeptiert? Für welche Lebensbereiche soll das alles gelten? Eine Erhebung gesundheitsbezogener Daten der Kunden ist für die meisten unternehmen nicht zulässig (vgl. Art. 9 Abs. 1 DSGVO). Wie also umsetzen?

  6. 51.

    https://dejure.org/gesetze/GG/19.html
    Art. 19

    (1) 1Soweit nach diesem Grundgesetz ein Grundrecht durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes eingeschränkt werden kann, muß das Gesetz allgemein und nicht nur für den Einzelfall gelten. 2Außerdem muß das Gesetz das Grundrecht unter Angabe des Artikels nennen.

    (2) In keinem Falle darf ein Grundrecht in seinem Wesensgehalt angetastet werden.

    (3) Die Grundrechte gelten auch für inländische juristische Personen, soweit sie ihrem Wesen nach auf diese anwendbar sind.

    (4) 1Wird jemand durch die öffentliche Gewalt in seinen Rechten verletzt, so steht ihm der Rechtsweg offen. 2Soweit eine andere Zuständigkeit nicht begründet ist, ist der ordentliche Rechtsweg gegeben. 3Artikel 10 Abs. 2 Satz 2 bleibt unberührt.

  7. 50.

    Das ist dann so wie früher mit den Nichtraucher Lokalen….. war ein Erfolgsmodell…. darum wurde es dann Pflicht. Oder die Gastwirte denen es wichtig war, was man da in die Kontaktlisten eingetragen hat und die sich einen Ausweis haben zeigen lassen…. ich hab da von keinem gehört.
    Bestimmt wird es das eine oder andere Restaurant geben das auf den impfstatus wert legt…. es werden die Ausnahmen sein.
    Sie können ja jetzt mal schauen…. wie viele Kellner, wenn sie denn überhaupt eine Maske tragen, diese nicht wenigstens mit Nase frei tragen.

  8. 49.

    "Impfpflicht-Debatte verfrüht"....Zunächst streicheln wir die Leute und quatschen sie noch eine Weile blöd und wenn das auch nichts hilft dann holen wir den großen Hammer.

  9. 47.

    Also bei meiner Hausärztin stehe ich schon wochenlang auf der Warteliste, aber sie bekommt immer noch nicht genug Impfstoff und einen Termin im Impfzentrum habe ich auch nur mit Glück bekommen (ist auch noch ein bißchen hin), obwohl ich noch zur dritten Priorisierungsgruppe gehöre. Vielleicht sollten erstmal alle geimpft werden, die schon monatelang darauf warten, bevor man laut über irgendwelche Impfkampagnen für alle nachdenkt. Man bekommt ja glatt den Eindruck, als gäbe es mehr Impfstoff als Impfwillige, was ja wohl noch langte nicht der Fall ist.

  10. 46.

    Ich glaube schon, dass ein realistisch denkender Restaurantbesitzer den Geimpften den Vorrang gibt, denn wer will schon auf die vernünftigen zahlungskräftigen Kunden verzichten, die nicht kommen würden, wenn da „Virusschleudern“ neben einem sitzen könnten.

  11. 45.

    Hallo,
    Ich finde, das ist eine gute Herangehensweise. Ich empfehle Aldi und Lidl Parkplätze als kleine Dauer-Mini-Impfstationen. Dort werden sie gesehen und auch wahrgenommen, und nicht mit Wahlkampfheinis oder "Tierschutzbettlerkolonnen" verwechselt. Damit auch Leute die es nur bis zum Spätkauf oder Imbiss schaffen erreicht werden, könnte man dort Gutscheine über 10-20€ Für diesen Laden ausgeben, der dann beim Impftermin Abgestempelt werden kann Höhere Belohnungen halte ich für kontrapunktiv, da sonst bereits Geimpfte, die bis vor nicht allzu langer Zeit, wochenlang, trotz Impfeinladung keinen Termin bekommen haben und dafür auch noch beschimpft worden sind, ihre Mistgabeln und Fackeln zur Hand nehmen könnten.

  12. 44.

    Einschränkungen von staatlicher Seite darf es nur geben in Form der testpflicht.
    Ungeimpften den Zutritt zu was auch immer zu verwehren würde gegen Artikel 19 GG verstoßen.
    Aber z.b. ein Restaurantinhaber kann festlegen „nur für geimpfte“
    Ob er das nach dem langen Berufsverbot machen will…. naja ich glaube es nicht.

  13. 43.

    Herdenimmunität bedeutet, dass in einer Region der Anteil der Geimpften in der Bevölkerung so hoch ist, dass das Coronavirus sich nicht mehr von einem zum anderen Menschen überträgt. Ungeimpfte könnten sich durch den Schutz der Herde dann nicht mehr infizieren, die Krankheit würde nach kurzer Zeit verschwinden.

  14. 42.

    Sehr geehrter Herr Kalle,
    leider ist es ein "Angebot" welches von den Kassen nicht bezahlt wird, sondern derjenige es selber zahlen darf. Ich wollte auch ein solches "Angebot" annehmen. Aber als mir gesagt wurde das ich es selber Zahlen müsse, habe ich abgesagt.
    Mit freundl. Grüßen

  15. 41.

    Es ist schon bemerkenswert. Als zu Beginn der Impfungen nur nach Priorität geimpft wurde, war der Aufschrei groß und laut. Es wurde immer wieder gefordert, dass doch bitte auch umgehend die geimpft werden sollen, die noch arbeiten und Steuern zahlen. Schließlich finanzieren sie die Pandemie-Kosten.
    Wenn jetzt aber die Impfmöglichkeiten ungenutzt bleiben, bekomme ich den Eindruck, dass nur gemeckert wurde, um des meckern Willen.

    Im übrigen mag ich den Begriff "Herdenimmunität" nicht. Das suggeriert, dass wir nie an Covid19 erkranken können. Fakt ist doch aber, dass wir gegen einen schweren/tödlichen Verlauf geschützt werden. Daher wäre der Begriff "Herdenschutz" viel besser und sicher für viele Menschen auch verständlicher. Und ja, wer geimpft ist, schützt sich selbst, das nähere Umfeld und auch all diejenigen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können/dürfen.

  16. 40.

    Wenn Sie die Lage beruhigt, können Sie sicher wieder reisen. Vielleicht mit mehr Testpflicht als Geimpfte
    Allerdings müssen wir alle abwarten. Aber ein Reiseverbot wäre unsinnig und es gibt etliche, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden.

  17. 39.

    Was ist jetzt eigentlich mit Grippeschutz-Impfungen ? Damit kann man auch seine Mitmenschen schützen ! Mumps-Masern-Röteln, Diphtherie, Polio, Tetanus, Tuberkulose ? Blutgruppe feststellen und erneuert gleich euren Organspendepaß. Aber Corona tötet ja viel tödlicher als das Leben.

  18. 38.

    Was ist jetzt eigentlich mit Grippeschutz-Impfungen ? Damit kann man auch seine Mitmenschen schützen ! Mumps-Masern-Röteln, Diphtherie, Polio, Tetanus, Tuberkulose ? Blutgruppe feststellen und erneuert gleich euren Organspendepaß. Aber Corona tötet ja viel tödlicher als das Leben.

  19. 37.

    Der Stand von jetzt ist, dass Impfen freiwillig geschieht. Ob und wie man ohne vollständige Impfung Einschränkungen erlebt, egibt sich aus den jeweiligen Verordnungen (die schnell geändert werden können.

Nächster Artikel