Fußball-Bundesliga - Wie sich für Lucas Tousart bei Union Berlin ein Kreis geschlossen hat

Mo 16.10.23 | 21:16 Uhr | Von Anton Fahl
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Audio: rbb24 Inforadio | 16.10.2023 | Jakob Rüger | Bild: IMAGO / Langer

Nach seinem vieldiskutierten Wechsel von Hertha BSC zu Union Berlin hat Lucas Tousart in Köpenick ein neues fußballerisches Zuhause gefunden. Trotz Niederlagenserie lobt er seinen neuen Verein - und nimmt den längeren Arbeitsweg dankend in Kauf. Von Anton Fahl

Ausgerechnet ein Spieler des Rivalen aus Köpenick hatte auf der Mitgliederversammlung des Fußball-Zweitligisten Hertha BSC am vergangenen Sonntag für einen besonders aufsehenerregenden Moment gesorgt. Wenn auch nur indirekt. Jedenfalls hatte Andreas "Zecke" Neuendorf – langjähriger Spieler und Fanliebling der Herthaner, inzwischen Direktor Akademie und Lizenzspielerbereich – es sich nicht nehmen lassen, ein paar Worte über Lucas Tousart loszuwerden, der inzwischen für den 1. FC Union Berlin aufläuft. Und der im Mai mit den Herthanern in die 2. Bundesliga abgestiegen war.

Kein anderer Verein habe, so "Zecke", im Sommer ein Angebot für den französischen Mittelfeldspieler abgegeben. Tousart habe aber zwingend von der Gehaltsliste gestrichen werden müssen und somit habe es für die Verantwortlichen keine andere Option gegeben, als den Spieler an den Stadtrivalen abzugeben.

"Als Spieler muss ich auch an meine Karriere denken"

Aus dem Mund des Betroffenen klang der Sachverhalt am Tag darauf allerdings etwas abweichend: "Ich hatte auch aus Italien Angebote vorliegen", sagte Tousart im Rahmen einer Medienrunde am Montag. "Union war aber schnell und da ich die Bundesliga sehr mag und ich mich in Berlin wohlfühle, war für mich schnell klar, dass ich zu Union wechseln möchte."

Ihm sei klar gewesen, dass er mit dieser Entscheidung den Unmut der Herthaner auf sich ziehen würde, dass einige Fans nicht glücklich darüber seien würden, so Tousart. Mehr noch, er gab sogar zu, dass es für ihn vor einiger Zeit noch undenkbar gewesen wäre, bei Union zu unterschreiben. Aber: "Als Spieler muss ich auch an meine Karriere denken: Die Möglichkeit zu bekommen, für einen Verein zu spielen, der in den letzten Jahren zu den Top-5-Klubs der Bundesliga zählte, hat den Ausschlag für meinen Wechsel gegeben", sagte der 26-jährige Franzose.

Lob trotz des Negativtrends

Nun also Köpenick statt Charlottenburg, Bundesliga und Champions League statt Liga zwei. Trotz des aktuellen Negativtrends und sieben Pflichtspiel-Niederlagen in Serie, die der 1. FC Union jüngst hinnehmen musste, fand Tousart lobende Worte für seinen neuen Arbeitgeber.

"Ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Durch meine Verletzung zu Beginn der Saison hat es etwas gedauert, bis ich das erste Mal für Union spielen konnte. Jetzt bin ich sehr froh, auf dem Platz zu stehen", so Tousart. "Ich wurde hier sehr gut aufgenommen, Union ist ein sehr familiärer Klub und sehr strukturiert. Der Trainer hat eine klare Spielidee - und das ist auch der Grund, warum der Verein in den zurückliegenden Jahren so erfolgreich war. Allen Spielern ist klar, was die Spielidee des Trainers ist und so verhalten sie sich auch."

Ein Kreis schließt sich

Insbesondere seine Rückkehr ins Olympiastadion – im Zuge der Heim-Premiere von Union Berlin in der Champions League gegen Sporting Braga – sei speziell gewesen. "Das war schon ein besonderer Moment für mich. Die Fans von Union haben für eine fantastische Stimmung gesorgt, das war sehr beeindruckend", sagte Tousart.

Tatsächlich schloss sich dadurch auf eigenartige Weise ein Kreis für den Franzosen. Denn zum Zeitpunkt seiner Ankunft in Berlin – im Sommer 2020 – sei es nun mal das klare Ziel gewesen, international zu spielen. Mit Hertha BSC. "Es gab dann viele Probleme im Klub. Natürlich trage ich auch als Spieler teilweise die Verantwortung dafür, dass wir unsere Ziele nicht erreicht haben. Es ist schade, dass es nicht so geklappt hat, wie wir uns das vorgestellt haben", räumte Tousart ein.

Von Ergebnis-Krisen und Richtungswechseln

Ein Déjà-vu hat die derzeitige Ergebnis-Krise der Unioner bei Tousart allerdings noch nicht ausgelöst. "Es ist schon so, dass durch unsere jüngsten Ergebnisse eine negative Dynamik entstanden ist. Wir versuchen, zuversichtlich zu bleiben und den Trend umzudrehen", sagte er. "Wir müssen positiv bleiben und uns vor allem auf die Bundesliga fokussieren. Es reicht ein Sieg aus – und dann kann es auch schnell wieder in eine andere Richtung gehen."

Mit Richtungswechseln kennt sich Tousart jedenfalls längst aus: "Ich wohne immer noch in Charlottenburg, mit meiner Frau fühle ich mich da nach wie vor sehr wohl. Der etwas längere Weg zur Arbeit ist für mich kein Problem."

Sendung: rbb24, 16.10.2023, 21:45 Uhr

Beitrag von Anton Fahl

16 Kommentare

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  1. 16.

    Naja, Stefan, mögen die Fans beider Vereine zu Zeiten des Mauerbestands eine Freundschaft gepflegt haben, ist diese nach '90 doch beiderseitig ziemlich schnell abgekühlt. Es war dann eben keine "romantisierte Fernbeziehung" mehr, sondern der Alltag und auch die Konkurrenz haben in Berlin mehr und mehr Einzug gefunden. Wer da nun wie mit irgendwas angefangen hat, ist müßig zu spekulieren. Ich jedenfalls hatte nie etwas gegen Hertha und habe früher auch Spiele im O-Stadion besucht. Aber spätestens seit dem ersten BL-Derby 2019 in der AF besteht bei mir eine nicht geringe Abneigung gegenüber zumind. Teilen der HBSC Anhängerschaft. Und auch der versuchte Überfall von hunderten HBSC "Fans" auf mit Unionern besetzte S-Bahnen am Ostkreuz Anfang diesen Jahres, der die Anreise dieser zum Derby verhindern sollte, weist doch stark darauf hin, wo der Hass am tiefsten sitzt, Stefan.

  2. 15.

    Ich kann mir kaum vorstellen, dass Tousart od. seine Agentur die Angebote aus Italien Hertha gegenüber unter der Decke gehalten haben, da ein Verkauf mit dem Spieler ja verabredet war. Der FCU hat dann offenbar als erster ein konkretes Angebot vorgelegt, welches für beide Seiten passte. Ich fand's eben nicht gerade sportsmännisch von Neuendorf, wie er Tousart bei der MV als nahezu "Gammelware" hingestellt hat, die man notgedrungen nur beim FCU abladen konnte, Moritz.

  3. 14.

    Bitte dazu auch die gespielten Minuten berücksichtigen...

    Tousart 2947

    Jäckel 1197

    Das ist also ob Du Äpfel mit Birnen vergleichst!

  4. 13.

    Um ihre Frage zu beantworten...ja ich schaue Fußball.
    Ich kann aber auch erkennen ob ein Spieler außergewöhnlich gut ist oder halt nicht.
    Tousart hatte z.B. in der abgelaufenen Saison eine Passquote von gerade einmal 60,2 Prozent und lag damit auf Rang 235 in Liga 1. Somit war gerade auch er für die schlechten Leistungen der Mannschaft mitverantwortlich.
    Zum Vergleich ...Wilfried Kanga hatte 61,6 Prozent.
    Bester Unioner war übrigens Paul Jaeckel mit 81,6 Prozent.
    Und ganz ehrlich... ich habe keine Trauer dass Tousart weg ist. Egal wohin und für welche Ablöse (die war auch ok so).
    Momentan hat er wohl einen Marktwert von ca 9 Mio. In meinen Augen völlig überbewertet.

  5. 11.

    Nun, so sind die Beziehungen der beiden Rivalen eben. Und so lange ich das beobachte, wurden sie besonders anfangs speziell von einer Seite ruiniert. Wie auch immer, es ist vor allem gut, dass der Spieler weg ist. Vielleicht ist er ja bei Union sein Geld wert. Bei Hertha bleibt er in Erinnerung als jemand, der Teil eines überbezahlten Abstiegsteam ohne Mumm war.

  6. 10.

    Die Aussagen widersprechen sich doch überhaupt nicht. Tousart oder seine Berater hatten Anfragen/Angebote. Die müssen aber noch lange nicht bei Hertha angekommen sein. Man muß nicht immer alles schlecht reden.

  7. 9.

    Zum Glück sprichst Du zu Dir selbst. Ich als Herthafan hätte ihn gerne weiter bei Hertha BSC gesehen. Er war einer der wenigen, die sich gegen den Abstieg gestemmt haben. Alles Gute für seine künftige Karriere.

  8. 8.

    Schauen sie auch mitunter Fußball? Oder nur FIfa zocken und dann am Stammtisch große Parolen raushauen.........
    Dieser Spieler war in der abgelaufenen Saison so ziemlich der einzige Lichtblick bei der alten Dame und falls sie Herthaner sind, ruhig mal zugeben, daß die Trauer groß war,daß man ihn für eine vergleichsweise geringe Ablöse nach Köpenick ziehen lassen musste.

  9. 7.

    Wenn Du soviel Ahnung von Spielenden hast, frage ich mich, warum Du bei der Hertha keine Führungsaufgaben bekleidest!?
    Ein Profi ist auch nur ein angestellte Person, was das Recht haben sollte, sich den Verein auszusuchen, was Karriere voranbringen und das Einkommen sichert! Wenn ein Herthaner zu den Eisernen wechselt und umgekehrt, ist es SEIN Recht! Auch ein Zecke und Co hat nicht nur für die Hertha gespielt!
    Wenn Unwahrheiten der neue "Berliner Weg" sind,...
    Eisernes HaHoHe

  10. 6.

    "vieldiskutierten"?
    Eigendlich haben die BCC777-Fans nur Häme und Dreck über Lucas Tousart ausgeschüttet.
    Nenn man das heute "vieldiskutiert"?
    Sind eben kultiviert, die Fans, die sich jetzt an "Zecke" Neuendorf abarbeiten.
    Wer solche Fans hat, braucht keine Feinde.

  11. 5.

    Schade, dass er von Hertha weg ist. Schön aber, dass er weiterhin in Berlin ist.

  12. 4.

    Dass Tousart von seinem Agenten Angebote vorgelegt bekommen hat, schließt nicht aus, dass bei Hertha keines ausser das aus Köpenick eingegangen ist, oder?

  13. 3.

    Ach du meine Güte. Welcher italienische Verein wollte denn diesen Loser verpflichten? Der US Albenga?
    Der kann zufrieden sein dass ihn überhaupt jemand wollte.
    Peinlich der Tousard.

  14. 2.

    Das finde ich auch. Und dass Neuendorf sich auf der MV bei den Mitgliedern für die Abgabe Tousarts an den FCU quasi entschuldigt und dabei andere Angebote verneint hat, die aber laut Tousart vorlagen, wirkt schon ziemlich unangenehm vom "Kult Kicker".

  15. 1.

    Peinlich der Neuendorf.

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