Vor dem Bundesliga-Start - Die Volleyballerinnen des SC Potsdam zwischen Neuanfang und Altlasten

Der SC Potsdam startet mit rundum erneuertem Team in die neue Spielzeit der Volleyball-Bundesliga. Wegen der finanziellen Schieflage ist über den Sommer einiges an Qualität und Tiefe im Kader verloren gegangen. Optimismus gibt es dennoch.
Als großen Knall bezeichnet Geschäftsführer Eugen Benzel, was seinem Volleyball-Team im Mai widerfahren ist. Gleich elf Spielerinnen mussten den Verein verlassen – eine sportliche Zäsur. Mittlerweile ist mit Danielle Harbin sogar nur noch eine einzige Spielerin übrig, die noch zum 13er-Kader der vergangenen Saison gehörte, der immerhin in der Champions League spielte, im Pokalfinale stand und es bis ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft schaffte.
Nun liegt hinter den Potsdamerinnen ein einschneidender Umbruch. "Es war sehr schwierig. Eigentlich begann die Kaderplanung bereits im Januar. Und im Mai mussten wir dann noch einmal völlig umdenken", erzählt Benzel. Grund dafür war das finanzielle Chaos, in welches der Verein gestürzt war. Vorwürfe der Steuerhinterziehung, undurchsichtige Schlammschlachten der Verantwortlichen und eine mögliche Insolvenz – es ist nur ein Auszug der Schlagzeilen, die den Verein in den vergangenen Monaten aufwühlten und den jetzigen Neuanfang notwendig machten.
Zwischen Sparzwang und Erwartungen
Mittlerweile habe sich die Lage wieder ein bisschen beruhigt, sagt Benzel. "Ich würde es keine Notlage mehr nennen. Das heißt aber nicht, dass wir bereits auf ruhigen Gewässern angekommen sind. Wir arbeiten intensiv und tagtäglich an der Finanzierung und sind in Gesprächen mit weiteren Partnern." Fast 130.000 Euro an neuen Sponsorengeldern hätten für die Volleyballerinnen bereits gewonnen werden können, um die Finanzlücke zu schließen.
Auch die Lizenz für die am Mittwoch beginnende neue Bundesliga-Saison wurde mittlerweile erteilt, wenn auch unter Auflagen. "Das ist für mich aber nichts Schlimmes, sondern eher ein Zeichen der Liga, dass es gewünscht ist, dass wir dabeibleiben“, so Benzel. Dafür musste der Geschäftsführer in diesem Sommer allerdings nicht nur intensiv neue Sponsoren suchen, sondern auch sparen. Und das nicht nur bei den Infrastruktur- und Reisekosten, sondern auch bei der Zusammenstellung des Kaders. "Das Team wurde in meinen Augen stark reduziert. Natürlich könnte man auch noch einen Schritt weitergehen, doch dann kommt die sportpolitische Komponente dazu", sagt der Geschäftsführer.
Was er damit meint, ist, dass der SC Potsdam mit seinem großen Erfolg in den vergangenen Jahren eine gewisse Erwartungshaltung in der Stadt geweckt hat und nun auch weiterhin die Halle voll bekommen will – schließlich ist das Ticketing eine enorm wichtige Einnahmequelle und die Eintrittspreise wurden für die neue Saison um einen Euro angehoben. "Wir haben natürlich den Druck, dem Potsdamer Publikum etwas zu bieten. (…) Deshalb war uns einerseits wichtig, wirtschaftlich gut dazustehen, aber andererseits auch ein Team zu haben, das einigermaßen konkurrenzfähig ist", erklärt Benzel.
Starke Arbeitsmoral, aber wenig Tiefe
Dabei ist ein außerordentlich junger Kader herausgekommen. Die meisten neuen Spielerinnen sind erst Anfang bis Mitte 20, einige sogar noch jünger. "Unser Ziel war es, eine gute Starting-Six zu haben und dann mit Talenten und Eigengewächsen drumherum zu bauen", sagt Benzel. Wie gut das gelungen ist, bleibt abzuwarten. Ein wenig optimistisch zeigt sich der Geschäftsführer aber: "Man weiß nie, was in der Saison passiert. Vielleicht schafft es der Trainer ja, das Team so zu vereinen, dass es sportlich gut läuft."
Zumindest mit der Moral seiner neuen Spielerinnen ist der angesprochene Coach Riccardo Boieri vor dem Saisonstart schon einmal zufrieden. "Es ist ein sehr frischer und junger Kader. (…) Einige Mädels sind aus den Jahrgängen 2004 bis 2006. Aber sie arbeiten wie Veteraninnen, die seit Jahren in der Bundesliga spielen", schwärmt der Italiener. Er arbeite mit dem, was da ist und sei bereit für die neue Aufgabe. Erst im März hatte er seinen Vertrag vorzeitig bis 2026 verlängert.
Dennoch stehen Boieri ein paar Sorgenfalten auf der Stirn. Das liegt vor allem an der noch fehlenden Tiefe im Kader, der offiziell erst aus neun Spielerinnen besteht. "Wir haben noch keine komplette Mannschaft. Das ist mein Problem gerade. Möglicherweise müssen wir in dieser Saison 43 Spiele absolvieren. Das wird schwierig", sagt er. Trotzdem sei sein großes Ziel, die Leistung aus der vergangenen Saison zu bestätigen.
Der Vibe stimmt
Eine wichtige Rolle könnten deshalb junge und talentierte Spielerinnen wie Michelle Bachmann und Alina Nasin spielen. Beide sind noch unter 20 und kamen vom VCO Berlin aus der 2. Liga nach Potsdam. In ihre erste Saison in der Bundesliga starten sie hochmotiviert und mit viel Selbstvertrauen. "Wir wollen jedes Spiel auf Sieg spielen. Und ich glaube, dass wir eine gute Chance haben. Jeder hat bei uns seine Stärken auf dem Spielfeld", erklärt Mittelblockerin Nasin.
Auch die Stimmung im frisch zusammengewürfelten Team scheint zu stimmen. "Wir sind alle noch sehr jung, deshalb ist der Vibe vielleicht auch besser und wir verstehen uns alle sehr gut", berichtet Außenangreiferin Bachmann. "Alle sind sehr herzlich und sehr lustig. Im Training habe ich jeden Tag etwas zu lachen, das ist schön", ergänzt Nasin.
Beim Saisonauftakt in Aachen (Mittwoch, 19 Uhr) könnten die beiden zu ihrem ersten Bundesligaeinsatz kommen. Und dann wird es auch eine erste Standortbestimmung des SC Potsdams nach all dem Chaos und dem Umbruch geben.
Sendung: Der Tag, 30.09.2024, 19:15 Uhr
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