Vor Vereinwechsel - Die Zukunft von Jonjoe Kenny könnte zur Zerreißprobe für Hertha BSC werden

Di 21.01.25 | 22:39 Uhr | Von Marc Schwitzky
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Herthas Jonjoe Kenny steht vor einem Vereinswechsel. (Foto: IMAGO / Eibner)
Bild: IMAGO / Eibner

Hertha BSC könnte Jonjoe Kenny noch im Winter verlieren. Sein Abgang wäre ein herber Schlag für die Berliner, könnte aber auch wichtiges Geld einbringen. So steht der Verein vor einer ähnlichen Entscheidung wie im vergangenen Transfersommer. Von Marc Schwitzky

"Gibt es bessere Zeitpunkte, um solche Spieler abzugeben? Sicherlich", zeigte sich Cristian Fiél im vergangenen Sommer ernüchtert. Der Trainer von Fußball-Zweitligist Hertha BSC musste kurz vor Ende des Transferfensters zwei schwere Verluste hinnehmen. Mit Haris Tabakovic verloren die Berliner den amtierenden Zweitligatorschützenkönig an Hoffenheim, mit Marc Oliver Kempf den designierten Abwehrchef an Como. Auf beide hatte Fiél voll gesetzt. "Es steht außer Frage, dass wir zwei Spieler mit enormer Qualität verlieren", sagte er im August 2024. Trotzdem müsse man Entscheidungen des Vereins akzeptieren. "Das tue ich", versicherte der Übungsleiter.

Herthas Sportdirektor Benjamin Weber erklärte damals: "Bei beiden mussten wir auch mit Blick auf unsere wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dem Wechselwunsch zustimmen." Auch Weber tat sich schwer, die beiden späten Verkäufe hinzunehmen. Er stand vor der Entscheidung zwischen sportlicher Ambition und wirtschaftlicher Vernunft. Nun müssen Herthas Verantwortliche erneut solch eine Wahl treffen, denn ein weiterer folgenschwerer Abgang kündigt sich an. Laut mehreren Medienberichten steht Jonjoe Kenny kurz vor einem Abgang im Winter.

Sheffield United will Kenny – sofort

Demnach will Sheffield United den 27-jährigen Rechtsverteidiger noch im laufenden Transferfenster verpflichten. Der englische Zweitligist steckt mitten im Aufstiegsrennen und soll bislang rund eine Million Euro für Kennys Dienste anbieten, darüber hinaus würde Hertha rund eine halbe Million Euro an Gehalt sparen.

Der hoch dotierte Vertrag von Kenny läuft im kommenden Sommer aus, bislang deutete nichts auf eine Vertragsverlängerung hin. Im Gegenteil, Medienberichten zufolge soll er dem Verein bereits mitgeteilt haben, zu Sheffield wechseln zu wollen. Demnach wäre es die letzte Chance des Hauptstadtvereins, eine Ablösesumme für den Abwehrspieler zu kassieren.

Es bleiben rund zehn Tage für die Entscheidung, ob Hertha seinen Rechtsverteidiger mitten in der laufenden Saison – schließlich hat die Rückrunde gerade begonnen – ziehen lässt.

Das macht Kenny so stark

Fakt ist: Wenn Hertha Kenny ziehen ließe, würde auf einmal hinten rechts eine riesige Lücke klaffen. Der 27-Jährige gehörte bereits letzte Saison zu den Dauerbrennern und Leistungsträgern der Berliner. Auch in der laufenden Spielzeit ist der so konstante Engländer nicht wegzudenken, er absolvierte jedes Spiel über die gesamte Laufzeit.

Mit sieben direkten Torbeteiligungen zeigt Kenny, welch große Offensivqualitäten er für Zweitliga-Verhältnisse besitzt. Zugleich gehört er zu den defensiv besten Außenverteidigern der Liga. Ob erfolgreiche Tacklings, abgefangene Bälle, defensive Klärungsaktionen oder verteidigte Dribblings – Herthas Rechtsverteidiger steht stets unter den besten 30 Abwehrspielern der gesamten 2. Bundesliga.

Darüber hinaus hat sich Kenny in den letzten eineinhalb Jahren zum Führungsspieler und Publikumsliebling entwickelt. Eine wundersame Entwicklung, denn zunächst war er noch eines der Gesichter der sportlichen Abwärtsspirale und den vielen Missverständnissen unter Ex-Manager Fredi Bobic. Nach dem Abstieg wollte er weg, doch musste bleiben. Kenny steckte nicht auf, ging voran und wurde zu einer der zentralen Säulen dieser Hertha-Mannschaft.

Der Ersatz fehlt

Ein Abgang würde auch deshalb schmerzen, weil kein direkter Ersatz im bestehenden Kader der Blau-Weißen bereitstünde. Jeremy Dudziak fällt bis zum Saisonende aus, Deyovaisio Zeefuik ist derzeit als Linksverteidiger gesetzt und Trainer Fiél sieht Michal Karbownik viel eher im zentralen Mittelfeld. Spieler wie Kevin Sessa oder Boris Lum, die jene Position in ihrer Karriere zumindest wenige Male bekleidet haben, wären allenfalls Verlegenheitslösungen.

Die Zukunft auf der Rechtsverteidigerposition soll Eigengewächs Julian Eitschberger gehören, doch der 20-Jährige ist derzeit an Rot-Weiss Essen verliehen. Dort ist Eitschberger gesetzt und zeigt gute Leistungen, doch er kann erst im kommenden Sommer nach Berlin zurückkehren. So berichtet "Reviersport", dass Hertha die Leihe nach Essen vertraglich bedingt nicht vorzeitig beenden kann. Damit ist klar: Hertha fehlt es auf den Außenverteidigerpositionen an Qualität – in der Breite wie in der Spitze.

Es bräuchte somit einen Neuzugang als Ersatz, doch ob Hertha im schwierigen Wintertransferfenster jemand geeignetes findet, der das Finanzplus aus einem Kenny-Verkauf nicht auffrisst und sogleich direkt weiterhelfen kann, ist äußerst fraglich.

Das alte Dilemma

Und so steht Hertha in demselben Spannungsfeld wie im vergangenen Sommer. Die eine Wahrheit ist, dass der Verein sich nach wie vor in einer wirtschaftlich überaus heiklen Lage befindet und eigentlich jeden Euro nehmen muss, den er kriegen kann. Die andere Wahrheit ist, dass – auch wenn die Saisonleistung durchwachsen ist – nur sechs Punkte auf die ersten drei Tabellenplätze bei noch 16 ausstehenden Spielen Hertha dazu verpflichten, alles dafür zu tun, bis zum Ende um den Aufstieg mitzuspielen und somit qualitativ konkurrenzfähig zu bleiben. Eben auch, weil nichts wirtschaftlich heilender wäre als die Rückkehr in die erste Liga und ihre TV-Geldtöpfe.

Ein Verkauf Kennys wäre eine herbe Schwächung, die Hertha nicht ohne Weiteres auffangen könnte. Wie sehr späte Verkäufe im laufenden Betrieb ohne gleichwertigen Ersatz eine Mannschaft aus dem Gleichgewicht bringen können, haben die Abgänge von Tabakovic und Kempf auf beinahe dramatische Art und Weise aufgezeigt. Noch bis heute hat Hertha die Lücken im Sturmzentrum und der Innenverteidigung nicht adäquat schließen können.

Eine Zerreißprobe

Tabakovic und Kempf haben aber eben auch gezeigt, wie finanziell angeschlagen die "alte Dame" ist. Denn eigentlich hätte ein Verein mit diesen Aufstiegsambitionen zumindest für ein Jahr den bestmöglichen Kader zusammenhalten müssen, um wirklich konsequent oben angreifen zu können. Doch Hertha konnte die Angebote nicht ausschlagen.

Sollte Hertha dies auch nicht bei Kenny können, wäre die monetäre Notlage des Vereins noch eklatanter offengelegt. Können rund 1,5 Millionen Euro wirklich schwerer wiegen als die Chance auf den Aufstieg? Ein Verkauf ohne gleichwertigen Ersatz würde zusätzlich einer sportlichen Kapitulation gleichkommen und ein niederschmetterndes Signal an Mannschaft und Umfeld senden. Hertha kann derzeit schon kaum oben mithalten, wie dann ohne einen zentralen Leistungsträger und Führungsspieler der Mannschaft?

Die Personalie Jonjoe Kenny könnte somit zu einer Zerreißprobe in der laufenden Saison eskalieren.

Beitrag von Marc Schwitzky

30 Kommentare

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  1. 30.

    Ich glaube, nichts vom 1.FC Union gelesen zu haben.
    Hier geht es um einen Spieler von Hertha BSC, der die Chance hat, aus sich etwas zu machen.
    Kann ich total verstehen, wenn er seine Zukunft in einem anderen Verein sucht, um nicht im Mittelmaß der 2.Liga zu versauern.
    Ich wünsche Jonjoe Kenny viel Glück in seinem neuen Verein.
    Nebenbei: die Überhöhung von Reese als "Hertha-Super-Star", die Bezeichnung von Dardai als "Hertha-Legende" und der Titel "Herthaner des Jahres" wurde bei der Mitgliederversammlung am 26.05.24 vergeben.

  2. 29.

    Auf welchen Zeitpunkt beziehen Sie sich genau? Ich kann mich da an keinen bestimmten erinnern...hat nichts mit vergessen zu tun, warum auch.

  3. 28.

    Bernstein WAR der Herthaner des Jahres, hat sogar bundesweit Aufmerksamkeit und Interesse geweckt. Was ist eigentlich mit den "Fußballgöttern"? - War da was in Köpenick? Wen die Dame als Person des Jahres ausruft, ist doch deren Sache. Baumgart war auch ein "Vollblut-Unioner" oder "Union-Legende". Hat wie lange gespielt? Hach ja, genau: 2 Jahre.
    Der von Ihnen geschmähte Dardai war über 20 Jahre in dem Verein, und nicht bloß als Ehepartner oder Mitglied ehrenhalber, sondern als Spiele , Trainer usw. Vielleicht sollte man in diesem Chat die Verehrung der Klubs (rot wie blau) für verdiente Spielertypen einfach mal akzeptieren. Ich finde jedenfalls beide mit ihrer Suche nach Identität o.k.
    Und: Die eigene wird nicht um so strahlender, je mehr man die der anderen wegdisst. Hab ich übrigens von Hamburg (ja auch 2 Buden) noch nie gehört...

  4. 27.

    Peter Pekarik ist frei. Könnte eine gute Übergangslösung sein. Toller Sportler, hat bei Hertha immer geliefert.

  5. 26.

    Vielleicht sollten Sie versuchen, die Begriffe "Hertha-Super-Star" und "hochgejazzt" als Unworte einzustufen, dann traut sich keiner mehr, sie zu verwenden.
    "Hertha-Super-Star" ist nebenbei von der Hertha-Vorstandsebene erdacht worden, nämlich genau zu dem Zeitpunkt, als dieser Dardài zur "Hertha-Legende" erhoben und Bernstein zum "Herthaner des Jahres" erkoren wurde. Das mit dem "Big-City-Club" erspare ich mir.
    Wenn der Verein so spielen würde,,wie Sie Wortschöpfungen erfinden, würden die guten Spieler auch bleiben.
    @Paterborn - ob die Hertha zum Dauer-2.Ligisten wird, zeigt die Zeit. In dieser Saison wird sich das nicht ändern.

  6. 25.

    Richtiger Verein? Am besten erst nachdenken und dann schreiben. Oder einfach einen unqualifizierten Kommentar lassen, wenn man keine Ahnung hat.

  7. 23.

    Mir ist schleierhaft, weshalb Sie mich als Hertha-Fan verorten. Liegt es vielleicht daran, dass Sie sich Ihre kleine Welt nur in Pro- und Kontra-Hertha einteilen können? Im Übrigen ist ja wohl unbestritten, dass die sich hier tummelnden Dauertrolle durch ihr immergleiches ungeschicktes Mantra ("Hertha-Super-Star", "hochgejazzt", etc.) auffallen.

  8. 22.

    och weeßte, zum Abarbeiten gehört noch ein bisschen mehr.
    und wenn du dich angep.... fühlst, kann´s ja nicht so verkehrt sein. ;-)

  9. 21.

    Der Titel "Hertha-Super-Star" ist zur gleichen Zeit kreiert wurde, als es zur Verteilung der Titel "Hertha-Legende" und "Herthaner des Jahres" kam.
    Sicherlich haben Sie diese Peinlichkeiten vergessen. Was gut ist, denn Hertha-Fans vergessen gerne das Eigene, zeigen sie doch lieber auf Andere.
    Was aber "Nick-Name-wechselnden Dauertrolle" machen, ist mir egal, scheinen sie aber Euren Nerv zu treffen.

  10. 20.

    Meine Güte sind Sie lustig. Ein Unioner der sich chronisch krankhaft an Hertha abarbeitet. Ist Ihnen Ihr Verein zu langweilig?

  11. 19.

    " Geld ohne Gegenleistung schenken."
    Machst du das nicht jedes zweite Wochenende, indem du dir ein Ticket für null Gegenleistung kaufst ? ;-)
    In ein Stadion kannst du ja nicht investieren ...

  12. 18.

    Ein Experiment also, denn ob es klappt weiß man nicht. Hingegen ist bei Kenny klar, was er kann.
    Ich denke man kann dass so machen, aber dann sind die kommende Jahre in Liga zwei dem Aufbau geschuldet.

  13. 17.

    Du musst da was verwechseln, der von dir gemeinten Fußballclub war niemals reich. Geh lieber deinem "Club" Geld ohne Gegenleistung schenken.

  14. 16.

    In der Regel wird "dieser Reese" in diesem Forum nur von Nick-Name-wechselnden Dauertrollen als "Hertha-Super-Star" tituliert.

  15. 15.

    Wenn es nicht so traurig wäre,könnte man drüber lachen.Der einst so reiche Fußballclub muss nach u.nach seine guten Spieler verkaufen um überhaupt noch existieren zu können.Wo sind die vielen Millionen € geblieben?Selbst die Stadionmiete kann Hertha nicht mehr bezahlen, der Berliner Senat stundet es.Bin gespannt,wie es mit der Lizenz weitergeht. Unter diesen Umständen ist an einen Wiederaufstieg in nächster Zeit nicht zu denken .Die Unioner machens besser.Verkaufen Stadionaktien für 60 Millionen

  16. 14.

    warum ist Mark eigentlich immer so negativ/pessimistisch? in jedem einzelnen Artikel.

  17. 13.

    Die Frage ist doch nicht, wie lange schon, sondern, wie lange noch.
    Wenn die Spieler gehen, die auch das Niveau haben, in weitaus besseren Mannschaften als Hertha BSC zu spielen und sich weiter entwickeln können, dann sollte jeder gehen, der eben dieses Potenzial hat und für den sich die richtigen Vereine interessieren. Daran misst sich auch deren Potenzial.
    Schon einmal nachgedacht, warum dieser Reese als Heilsbringer dargestellt wird, ihm Titel, wie "Hertha-Super-Star" angeheftet wird, sich aber kein ernstzunehmender Verein für den interessiert? Das passiert mit hochgejazzten Luftpumpen.

  18. 12.

    Lum, Aksakal, Ajvazi haben es verdient, sich beweisen zu dürfen.
    Das wäre je wirklich der Berliner Weg !

  19. 11.

    Wie lange ist Hertha schon in der zweiten Liga? Können Sie noch einmal kurz nach rechnen?

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