Folgen der Pandemie - Schüler mit Lerndefiziten werden in Neunhagen erfolgreich gefördert

Fr 24.02.23 | 15:32 Uhr
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Symbolbild: Lehramtsstudenten in der Schule (Quelle: imago/Monkey Business)
Audio: Antenne Brandenburg | 24.02.2023 | Marie Stumpf | Bild: imago/Monkey Business

Vor fast zwei Jahren wurden die Schulen geschlossen und Schüler ins Homeschooling geschickt. Um Lerndefiziete zu bügeln wurden Lehramtsstudenten eingesetzt. Erste Erfolge der Förderung beobachtet man in einer Grundschule in Neuenhagen.

Infolge der Pandemie sollen weiterhin viele Schülerinnen und Schüler unter Lerndefiziten leiden. Die Kinder, die mit Beginn der Pandemie eingeschult worden sind, sollen es besonders schwer haben. Denn kurz nach der Einschulung folgte der Winter mit Homeschooling und Wechselunterricht, welches den meisten Kindern ein lückenloses Lernen erschwert haben soll.

Um die in dieser Zeit entstanden Lerndefizite auszubügeln, wurden im Rahm des "Aufholen nach Corona"-Programms Lehramtsstudent:innen an Schulen geschickt, um dort Kinder Unterstützung zu leisten. Derzeit sollen rund 500 von ihnen in Brandenburg eingesetzt sein.

Auch an der Goethe Grundschule in Neuenhagen (Märkisch-Oderland) versuche man derzeit auf diesem Wege Lernlücken zu füllen. Die Lehramtsstudentin Chantal Nentwig wird vor allem in den dritten und vierten Klassen der Grundschule eingesetzt - dort gebe es besonders große Schwierigkeiten, sagt sie. Acht bis zehn Förderstunden macht die Studentin pro Woche.

Intensives lernen in kleinen Gruppen

Die meisten Kinder sollen das Lesen beherrschen, doch beim Schreiben und im Bereich Geometrie würden sie oftmals Lernlücken hätten, sagte Nentwig. Zwei Themen, die im Homeschooling scheinbar nicht gut funktioniert haben, so Nentwig weiter.

Durch das Lernen in kleineren Gruppen könne sich Nentwig mehr Zeit für die einzelnen Kinder nehmen. Das käme bei den Kindern gut an: "Wenn ich hier bin, dann ist es leichter, weil sie uns auch mehr erklärt und uns auch hilft", sagte eine Drittklässlerin. In ihrem normalen Unterricht müsse sie das meiste allein machen.

Bei den Viertklässlern:innen sei vor allem Grammatik ein schwieriges Thema. "Die Unsicherheiten sind da groß“, so Nentwig.

Stetige Verbesserung durch Förderung zu sehen

Obwohl es weiterhin Defizite gebe, sollen die Kinder sich seit Beginn des Förderunterrichts vor zwei Jahren stetig verbessert haben, so Nentwig. Besonders bei den Kindern der zweiten Klasse wäre eine Verbesserung beim Lesen besonders aufgefallen.

"Da, konnte man sehen, von Woche zu Woche dieses laute Lesen hat so viel dazu beigetragen, das war Wahnsinn“, so Nentwig. "Das macht ein selbst natürlich auch total glücklich", so die Lehramtsstudentin weiter.

Auch die Klassenlehrer:innen der Schule in Neuenhagen würden die Folgen der Förderung spüren. Wenn Nentwig einen gewissen Zeitraum nicht Vorort war, habe man es deutlich an der Leistungen und Motivation der Kinder bemerkt, so Sylvia Ehrentreich, Klassenlehrerin der 3B.

Aufmerksamkeit sei ein wichtiger Aspekt für Kinder

Jessica Roland, Lehrerin der vierten Klasse, habe die Erfahrung gemacht, dass die Aufmerksamkeit ein wichtiger Aspekt für die Kinder sei. Die Kinder würden Fragen stellen, "damit, man sie sieht und hört und sie wahrnimmt. Das brauche viele Kinder noch“, so Roland.

Roland und Ihre Kollegen:innen aus Neuenhagen würden sich mehr Studenten zur Unterstützung auch im Unterricht unabhängig von Corona wünschen.

Geplant war, dass das Förderprogramm im Sommer endet. Doch aufgrund des hohen Bedarfs und ersten Erfolgen soll das Programm bis nächstes Jahr verlängert werden. Zwei Milliarden Euro sollen nach Angaben des Bundes bereits in das Aktionsprogramm geflossen sein. Den Angaben zufolge soll ein Zukunftspaket mit dem Schwerpunkt Bewegung, Kultur und Gesundheit an das Aufholprogramm angeknüpft werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.02.23, 15:40

Mit Material von Marie Stumpf

1 Kommentar

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  1. 1.

    Wie schön, dass der RBB über dieses Programm berichtet. Ich arbeite in Berlin seit dem März vergangenen Jahres innerhalb dieses Programmes an einer Berliner Grundschule, auch wenn ich kein Lehramtsstudent bin, sondern meinen Magister-Studienabschluss bereits vor 20 Jahren gemacht habe. Ich unterrichte Deutsch und Mathematik für Kinder im Förderunterricht von der 2.-6. Klasse und mache diese Arbeit unheimlich gern, weil ich es wie im Bericht auch so sehe, dass die Kinder in kleinen Gruppen einfach viel besser Aufmerksamkeit bekommen, die sie dringend nötig haben und deren Eltern sich eben nicht 160 Euro/ Monat für Nachhilfe-Unterricht neben der Schule leisten können. Die Arbeit erfolgt dicht an den Defiziten der Schüler und in Kommunikation mit den Lehrern. Und ich merke in dieser Unterrichtsform: Es sollte auf keinen Fall noch größere Klassen geben, wie diskutiert wird, da würden viele schon benachteiligte Kinder noch weiter abgehängt werden. Ich möchte so noch lange arbeiten.

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