PCK-Raffinerie in Schwedt - Klage von Rosneft laut Wirtschaftsminister Steinbach "nicht überraschend"

Fr 14.10.22 | 12:13 Uhr
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Archivbild:PCK Raffinerie Schwedt im Juni 2022.(Quelle:dpa/BREUEL-BILD)
Bild: Audio: Antenne Brandenburg | 14.10.2022 | Jörg Steinbach

Im September hatte der Bund die von Rosneft kontrollierte Ölraffinerie in Schwedt unter Treuhandverwaltung gestellt. Seit Mittwoch ist bekannt, dass der russische Ölkonzern dagegen klagt. Der Brandenburger Wirtschaftsminister gibt sich gelassen.

Der Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) hat gelassen auf die Klage des russischen Ölkonzerns Rosneft gegen die Treuhandverwaltung für seine deutschen Tochtergesellschaften reagiert. Steinbach sagte am Donnerstag dem rbb, der Schritt von Rosneft sei nicht überraschend, das Energiesicherheitsgesetz sehe die Klagemöglichkeit ausdrücklich vor. Die Klage habe keinen Einfluss auf die Maßnahmen des Bundes, um die PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) auf anderem Weg mit Öl zu versorgen.

Rosneft: Kein Einfluss auf das operative Geschäft

Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig bearbeitet die Klage, die sich gegen das Bundeswirtschaftsministerium richtet, wie eine Sprecherin des Gerichts am Freitag sagte. Die Berliner Kanzlei Malmendier, die von Rosneft beauftragt wurde, hatte am am Mittwoch über die Klage informiert. Die Voraussetzungen für eine Zwangsverwaltung lägen nicht vor, hieß es. Der Fall unterscheide sich grundlegend von dem der Deutschlandtochter des Gaskonzerns Gazprom. "Bis zum heutigen Tage kommt Rosneft seinen Rohöl-Lieferverpflichtungen in vollem Umfang nach, es gibt keine Lieferunterbrechungen und keine Leistungsstörungen", argumentierten die Juristen.

Ein Sprecher von Rosneft Deutschland sagte, auf das operative Geschäft habe die Klage keinen Einfluss. Trotz des Lecks an der Druschba-Pipeline in Polen bezeichnete er die Lage für die Raffinerie PCK als entspannt. Die Beeinträchtigung sei gering, es sei auch noch genug Rohöl in den Tanklagern. Die Zeit der Pipeline-Reparatur, die wohl innerhalb von zehn Tagen geschehen solle, lasse sich ohne Auswirkungen überbrücken, sagte der Sprecher.

PCK-Raffinerie soll ab Januar ohne russisches Öl weiterarbeiten

Die Bundesregierung hatte im September angekündigt, die deutschen Rosneft-Töchter unter staatliche Kontrolle zu bringen. Sie will auf diesem Wege erreichen, dass die PCK-Raffinerie ab Januar ohne russisches Öl weiterarbeiten kann. Hintergrund ist ein geplantes Ölembargo gegen Russland, das ab 1. Januar greifen soll. Rosneft warf der Bundesregierung schon damals eine "Zwangsenteignung" seiner deutschen Tochterfirmen vor.

Die PCK-Raffinerie in Schwedt wird seit Jahrzehnten über die Druschba-Pipeline mit russischem Öl beliefert. Rosneft hatte nach Angaben des Wirtschaftsministeriums wenig Interesse an einer Abkehr von russischem Öl. Über das Werk an der polnischen Grenze wird der Nordosten Deutschlands, darunter Berlin, mit Kraftstoff versorgt.

Sendung: Antenne Brandenburg 14.10.2022, 10 Uhr

20 Kommentare

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  1. 20.

    Dann hätte die eine sehr gute Glaskugel gehabt. Am 08. Juli 2021 hatten Shell und Alcmene bekannt gegeben, dass man sich bzgl. der 37,5%-Beteiligung an der PCK handelseinig sei. Daraufhin hat Rosneft das Vorkaufsrecht gezogen.

    Shell ist sich aber in der Tat schon länger bewusst, dass Rohöl ein auslaufenden Geschäft ist und hat längst mit den schrittweisen Umbau des Konzerns und von Raffinerien nicht nur in Deutschland begonnen.

  2. 19.

    Hr Neumann wissen Sie warum Shell seine Anteile verkauft hat, weil sie ganz genau wussten was durch die Sanktionen kommen wird, nämlich das Shell mit Öl über kurz oder lang kein Geld mehr verdienen wird in Deutschland. Aber Shell ist ja nicht dumm, laut Handelsblatt verhandelt Shell mit den LNG Terminals Betreibern längere Verträge aus, zur Entladung von LNG Gas. Shell hat ganz schnell mitbekommen womit man jetzt und in Zukunft richtig viel Geld verdienen kann. Shell hat PCK nicht aus Nächstenliebe aufgegeben sondern will auch vom Kuchen LNG Gas ein großes Stück abhaben.

  3. 18.

    Die Gasspeicher wurde nicht wieder befüllt. Das war seitdem übrigens immer wieder Thema in den Medien wie man in den überregionalen oft auch Energiemonitore u.ä. findet, bei denen man leicht den Speicherzyklus erkennen kann.

    Sie denken zudem immer noch in sozialistischen Dimensionen. In der Bundesrepublik waren die Gasspeicher schon lange in privater Hand. Unter Merkel gab es aber wie auch bei der PCK die Zustimmung zum Verkauf an russische Firmen. Spätestens 2014 wurden die warnenden Stimmen aber sehr laut. Ihr Ministerpäsident hat trotzdem im Spätherbst 2021 die ngekündigte nahezu vollständige Übernahme der PCK durch Rosneft bejubelt wie ja auch Montags in Brandenburg gerne Russlandflaggen geschwenkt werden.

  4. 17.

    "Durch die Sanktionen darf Russland kein Öl mehr liefern das ist der feine Unterschied. "

    Putin führt einen Wirtschaftskrieg gegen uns, die Sanktionen sind die Antwort auf den völkerechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine, auch wenn reichlich zu spät. Das ist der feine Unterschied.

  5. 16.

    In der DDR erfanden die Bonzen den Spruch; Wenn du für den Frieden bist - dann musst du auch für den Sozialismus sein.

  6. 15.

    Einfach so - aufgedreht und abgelassen ? Wer hat das Gas verbraucht ? Warum hat man die Speicher überhaupt an Gazprom verkauft ? Brauchte der WM das Geld so dringend um Schulden zu begleichen ? Hatte mich damals dafür nicht interessieren können. Eine OP war wichtiger.

  7. 14.

    Ich stimme Ihnen dahingehend zu, dass ich die Lieferung der fossilen Rohstoffe aus den von Ihnen genannten Ländern nur als eine vorübergehende Maßnahme sehe. Das befreit uns aber nicht davon, neue Technologien, möglichst energieliefernde Stoffe zufinden, die wir in der Lage sind zu wandeln. Die 1000 Zeichen reichen leider nicht aus, um eine Orientierung zur Lösung zu geben. Ich persönlich verfüge nicht über biochemisch oder -physikalisches Wissen, um Wege aufzuzeigen. Aber dennoch vertrete ich die Meinung, dass sich dieses Land nicht zum Hampelmann Russlands machen sollte, wenn RU sich großzügig zeigt, wird geliefert, wenn D nicht nach Putins Pfeife tanzt, wird der Hahn zugedreht! Ich weiß, dass die USA Interesse haben, ihr LNG möglichst gut/teuer zu verkaufen. Aber es macht einen Unterschied, ob man das Fracking in einem sehr dichtbesiedelten Land durchführt oder in einem flächenmäßig sehr großen Land. Auch diese Technologie verbraucht tüchtig Eigenenergie ...etc.

  8. 13.

    Es dürfte Sie überraschen, dass das Energiesicherheitsgesetz nicht für Mietshäuser gilt. Hier würde eine Enteignung zum Verkehrswert entschädigt werden müssen. Wie hoch der für ein Mietshaus wäre, hat Baustadtrat Schmidt bei der Ausübung von Verkäufen hat exemplarisch aufgezeigt. Man rechne das, da Sie ja nicht mit zweierlei Maß messen wollen, auf die Forderung der Vergesellschaftungsaktivisten hoch. Dann erkennt man leicht deren surreale Behauptungen rund um die Finanzierung.

  9. 12.

    Nach Ihrer Meinung darf also Rosneft die von PCK abhängige Infrastruktur in Schwedt somit mit als Geisel nehmen. Damit zeigen Sie, dass Sie die Abhängigkeit der Schwedter Bevölkerung im Sektor Fernwärme und Warmwasser überhaupt nicht kennen, obwohl sich um diese Abhängigkeiten in vielen Artikeln die Diskussion in den Foren gedreht hat. Auch scheinen Sie die Politik der brandenburgischen Regierung nichts für für Rückfalllösungen bei der kritischen Infrastruktur in Schwedt gut zu heissen.

  10. 11.

    Gab aber auch schon erste zaghafte Kritik zumindest von Herrn Habeck an unseren „Bruderländern“, das deren Gasförderer fleißig am Gaspreis für die europäische Versorgung mitdrehen und sich eine goldene Nase dabei verdienen.
    Wir haben ja nun den Zustand den alle von uns gefordert haben. Kein russisches Gas mehr auch wenn der letzte Schritt nicht von DEU ausging.

  11. 10.

    Wessen AKW könnten uns überhaupt Strom liefern? Die maroden der Franzosen sicherlich nicht. Deshalb kaufen die wie verrückt zu jedem hierzulande alles, was auf der Strombörse verfügbar ist und trieben schon vor Beginn der "Spezialoperation" des Kriegtyrannen die Preise hoch. Der wiederum eröffnete im Sommer 2021 den Handelskrieg, indem er die Speicher der Gazprom leerlaufen ließ.

  12. 8.

    Andere haben sich frühzeitig um Alternativen zum Öl des Kriegtyrannen gekümmert. Da scheint so manchen zu ärgern.

    Dass bei der PCK sich sich auch nach Terminierung von Sanktionen darum nicht gekümmert wurde, wurde diese unter Treuhandverwaltung gestellt. Bei aktuell 20 % Marktanteil von BEV an den PKW-Zulassungen der Markt für deren Produkte eh gerade rasant kleiner wird und die nur knapp über der Rentabilitätschwelle arbeitet, sollte auch zu denken geben. Shell weiß, warum die die eigenen Anteile loswerden wollen.

  13. 7.

    " Nicht die Tatsache verdrehen "

    ist aber sehr beliebt ; das Narrativ, dass die Energiekrise die Folge des Ukrainekrieges ist, wird auch immer stur verbreitet.

  14. 6.

    " . Daher weg von diesen Abhängiglkeiten, "

    toll !! dafür neue Abhängiglkeiten, von USA , Emiraten, Aserbaidschan.... wer selber keine Rohstoffe hat oder nutzen will, ist immer abhängig, btw zahlt Deutschland und Frankreich fürLNG aus den USA den 4 fachen Preis der dort erhoben wird.
    Hier will man keine AKW , aber Strom aus AKW aus Nachbarländern ist willkommen, was für eine Schmierenkomödie zum Nachteil der Bevölkerung

  15. 5.

    Durch die Sanktionen darf Russland kein Öl mehr liefern das ist der feine Unterschied. Nicht die Tatsache verdrehen. Rosnef würde PCK gern mit russischem Öl weiterbetreiben, darf es aber nicht wegen den Sanktionen.

  16. 4.

    Si sprechen von Zweielei - Maß, obwohl es um zwei grundlegend verchiedene Dinge geht.

  17. 3.

    Es bleibt zu hoffen, dass dieser Schritt in der Bundesregierung als auch im Land Brandenburg gründlich geprüft u. auch rechtlich sorgfältig durchgescheckt wurde.Diese Sache ist mit dem Volksbegehren in Berlin, in der Sache zwar einmalig, aber im Detail halt unklar, m.E. nicht zu vergleichen. Bleibt zu hoffen, dass dann nicht noch Spitzfindigkeiten zur Entwertung führen. Dennoch ist es nicht nachzuvollziehen, dass Eigentum dieses Landes u. ein privarwirtschaftl. Unternehmen in die Hände eines russischen Industriekomplexes gelegt wurden. Schließl. wurden ja noch mehr solche Schoten unter der Regierung Merkel genehmigt. D sollte sich auf keinen Fall zum "Hampelmann" machen lassen. Rossia hat schon die Lieferhähne für das Erdgas auf- u. zugedreht u. die Gefahr besteht, dass der Erdölhahn auch zugedreht wird, wenn die Zentrale das für nötig hält. Daher weg von diesen Abhängiglkeiten, selber neue Wege gehen! Auch wenn es schwerfällt! Ich gebe dem ehrwürdigen Benziner/Dieseler keine Zukunft!

  18. 2.

    "Rosnef hat Recht, bloß weil der Regierung das nicht passt."

    Dann aber soll sich der Staat aber auch ganz raushalten. Soll sich doch Rosnef selber um den Fortbestand von PCK kümmern. Auf eigene Kosten natürlich.
    Wenn ab Januar kein Öl von Putin mehr kommt haben sie eben Pech gehabt, hätten sich ja bei Zeiten um einen Umbau bemühen können.
    Ist ja schon länger bekannt dass die Umwelt zu Grunde geht.

  19. 1.

    Rosnef hat Recht, bloß weil der Regierung das nicht passt. Die Enteignung von Berliner Wohnungsgesellschaften, dazu waren sie nicht bereit. Wer das eine will, muß das Andere auch mögen. Zweierlei Mass - so wie es einem passt.

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